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Bundesrat entdeckt die Komplexität des Eisenbahngeschäfts

Die ÖV-Preise sollen allgemein weiter steigen, so will es der Bundesrat und natürlich auch die davon profitierenden Verkehrsunternehmen. Während vor allem über die durchschnittlichen Preiserhöhungen auf dem gesamten Netz diskutiert wird, taucht auch die Frage auf, wieso einige Strecken eigentlich teurer sind als andere, so zum Beispiel die SBB-Paradestrecke Bern-Zürich.

Um dies abzuklären, hat sich Nationalrat Bastien Girod mit vier klaren Fragen an den Besitzer der SBB, den Bundesrat gewandt:

1. Wie hoch sind die Kosten der Strecke Bern-Zürich pro Fahrgast in der ersten bzw. zweiten Klasse?

2. Wie hoch ist die Kostendeckung auf der Strecke Bern-Zürich pro Fahrgast für verschiedene bestehende Preismodelle (GA, Ticket, Halbtax-Ticket) für die erste bzw. zweite Klasse?

3. Wie hoch ist die Kostendeckung auf der Strecke Bern-Zürich im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt?

4. Falls eine Quersubventionierung zwischen verschiedenen Zugstrecken existiert: Nach welchen Kriterien findet diese Quersubventionierung statt?

Die ausführliche Antwort des Bundesrates war aber alles andere als klar und deutlich. Diese hier auch wiederzugeben würde den Rahmen eindeutig sprengen. Die eigentliche Aussage, die man vor allem zwischen den 51 Zeilen lesen kann, ist jedoch schnell erklärt:

Der Bundesrat stellt fest, dass – welch Überraschung – die Berechnung von Kosten und Kostendeckungen einzelner SBB-Strecken eine sehr komplizierte Angelegenheit ist.

Kein Wunder also, dass Nationalrat Girod sich dies nicht selber ausrechnen konnte und sich anstelle beim Besitzer der SBB, dem Bundesrat erkundigte.

Wahrlich erstaunlich ist aber, dass der Eigner eines Transportunternehmens kommuniziert, er sei sich nicht so recht im Klaren, wie gut seine Paradestrecke rentiere, welche Kosten dabei anfallen und ob innerhalb des Unternehmens Quersubventionen getätigt werden. Da scheinen gewisse Informationsdefizite zu bestehen….

Immerhin stellt der Bundesrat in Aussicht, das zuständige Departement UVEK werde zusammen mit den SBB „die zweckdienlichen Daten in geeigneter Form aufbereiten und kommunizieren.“ Der Besitzer beginnt sich also scheinbar doch ein wenig für sein Geschäft zu interessieren.

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz