Fragen zu Konsum oder Recht? Hier finden Sie über 400 Antworten

Die Türe einen Spalt weit geöffnet

Kunden sollen Ergebnisse der Hygienekontrollen auf Verlangen einsehen können

Ein wenig, aber doch nicht ganz: Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates SGK-N hat sich heute für etwas Transparenz ausgesprochen, die Türe zu den Küchen der hiesigen Gastrobetriebe jedoch nicht ganz geöffnet.

Konsumentinnen und Konsumenten sollen nach Willen der Kommission die Untersuchungsergebnisse der Lebensmittelinspektoren auf Anfrage vorgelegt bekommen, so wie es im Kanton Zug bereits praktiziert wird. Das ist ein wichtiger Schritt, aber von einem System wie in Dänemark ist man damit noch weit entfernt. In Dänemark erfahren Kunden bereits an der Tür der Metzgerei, des Restaurants oder auch der Wurstbude, wie die letzten Hygienekontrollen verlaufen sind. In der Schweiz müssen die Kunden erst nachfragen, wenn der Betrieb die Bewertung nicht freiwillig zugänglich macht.

Die Kommission, welche die Frage im Rahmen der Revision des Lebensmittelgesetzes gestern und heute beraten hat, scheut sich offenbar, eine transparentere und kundenfreundlichere Lösung zu ergreifen. Die Wirksamkeit der Massnahme wird jedoch mit der freiwilligen Veröffentlichung der Bewertung untergraben: Welcher Gast fragt schon gerne nach der Bewertung, bevor er die Bestellung aufgibt? Und die schwarzen Schafe, welche der gesamten Branche regelmässig negative Schlagzeilen bescheren, kommen so weiterhin ungeschoren davon.

Dabei arbeitet der überwiegende Teil der Betriebe einwandfrei und darf dies durchaus der Öffentlichkeit zeigen. In Dänemark haben sich inzwischen fast 50 % der kontrollierten Betriebe ein „Elite-Smiley“ verdient, welches für tadellose Kontrollen in den letzten Jahren steht. Zudem erachten gemäss dem dänischen Ernährungs- und Landwirtschaftsministerium 97% der Konsumenten und immerhin 88% der Betriebe das Smiley-System als hilf- und erfolgreich.

Es bleibt zu hoffen, dass die Parlamentarier den Konsumenten die Tür zu den Betrieben nicht nur einen Spalt öffnen, sondern ganz. Denn Schweizer Konsumenten, welche viel Geld für die auswärtige Verpflegung und Gastronomie ausgeben, haben das Recht, hinter der Fassade die (meist) saubere Küche zu sehen.