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Geheimniskrämerei bei Verschleiss-Produkten – Hersteller geben Handlungsbedarf zu

Ende 2013 hat die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) 34 Unternehmen zur Langlebigkeit ihrer Produkte befragt. Die Aussagen von über 400 Konsumentenbeschwerden zu unterschiedlichen Produktefehlern diverser Hersteller wurden in der Umfrage miteinbezogen. Das Fazit der Umfrage: Die Angaben der Hersteller und die Erfahrungen der Konsumenten und Konsumentinnen klaffen zum Teil stark auseinander. Allerdings befürwortet eine deutliche Mehrheit der Unternehmen die Forderungen der SKS nach einer Kennzeichnung der Lebensdauer und der Reparierbarkeit von Produkten. 29 Prozent unterstützt eine Erhöhung der Garantiedauer.

Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hat 34 Unternehmen mit ihrer „Nachhaltigkeits-Umfrage 2013“ konfrontiert. 14 Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben geantwortet, vier haben Unternehmensdokumentationen eingereicht und konnten daher in der Auswertung nicht berücksichtigt werden.
Aufgrund der Ergebnisse der Rückmeldungen von über 400 Konsumentenmeldungen hat die SKS bereits im Herbst 2013 eine Kennzeichnung der geplanten Lebensdauer und der Reparierbarkeit von Produkten gefordert. Dies würde den Konsumentinnen und Konsumenten ermöglichen, ihre Kaufentscheide nicht nur mit den wenig aussagekräftigen Auswahlkriterien Preis und Marke zu treffen. Erfreulicherweise unterstützt eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen solche Kennzeichnungen ebenfalls. 70 Prozent der Unternehmen halten die Kennzeichnung der Langlebigkeit ihrer Produkte als Branchenlösung für „unterstützenswert“ oder „sehr unterstützenswert“. Samsung, Lowa und Elektrolux lehnen eine solche Kennzeichnung ab. Knapp 65 Prozent der Unternehmen würden eine Kennzeichnung der Reparierbarkeit unterstützen. Nur Samsung lehnt dies ab. Ein knappes Drittel unterstützt eine Erhöhung der Garantiefristen.

Meiste Beschwerden über Hewlett-Packard
Obschon im Herbst 2013 die meisten Konsumentenbeschwerden über den Elektronikhersteller Hewlett-Packard HP eingingen schätzt HP sein Nachhaltigkeits-Engagement im Vergleich zu anderen Unternehmen als „sehr gross“ ein und bezeichnet seine Produkte mit Ausnahmen als langlebig. HP entwickelt laut Umfrage keine Produkte, die bewusst auf eine niedrige Lebensdauer ausgelegt sind. HP ist kein Einzelfall, auch Produkte von Brother sind laut Konsumentenmeldungen oft fehlerhaft. Doch die Schweizer Niederlassung von Brother hat im Gegensatz zu HP „aus Ressourcengründen“ nicht an der Nachhaltigkeits-Umfrage der SKS teilgenommen.

Samsung, Turmix: Langlebige Produkte sind „eher abzulehnen“
Es gibt aber auch Unternehmen, die ihre Ablehnung gegenüber nachhaltigen Produktionsweisen oder Produkten offen zugeben. Das Unternehmen DK-Brands, denen beispielsweise die Marke Turmix gehört, lehnt es „eher ab“, dass Unternehmen in langlebige Produkte investieren sollten. Dies passt zu Rückmeldungen von Konsumenten, die aufzeigen, dass Dichtungsringe von Turmix-Milchschäumern anscheinend regelmässig brechen.
Samsung, nach HP von KonsumentInnen am zweitmeisten beanstandet, behauptet, dass ihre Produkte von Vertragsreparateuren repariert werden können. Samsung lehnt Massnahmen zur Förderung von Reparierbarkeit oder der Langlebigkeit von Produkten und eine Kennzeichnung der Lebensdauer in der Umfrage jedoch ab.

Ehrliche Hersteller: Garmin und Siemens
Einige Hersteller geben zu, dass Kundenreklamationen gerechtfertigt sind: Der Navigationsgeräte-Hersteller Garmin räumt ein, dass die meisten Fehler von fehlerhafter Software stammt und nicht die Hardware das Problem sei. Noch klarer drückt sich Siemens aus: In der Hersteller-Umfrage stimmt das Unternehmen der Aussage zu, dass es sich nicht lohne, in langlebige Produkte zu investieren, weil dafür keine Nachfrage bestehe. Tatsächlich zeigen Umfragen aber, dass Konsumenten bereit wären, einen höheren Preis für qualitativ bessere Produkte zu bezahlen. Fakt ist aber, dass sie im Moment nicht erkennen können, ob es sich um langlebige Produkte handelt.

Weitere Informationen
Beispiele von Konsumentenbeschwerden und die vollständigen Umfrage-Daten finden Sie im Mediendossier „Nachhaltigkeits-Umfrage Hersteller“ der SKS. Auch werden die Forderungen der SKS mit der Haltung der Unternehmen in der Umfrage verglichen. Das SKS-Mediendossier zur „geplanten Veralterung von Produkten“ ist ebenfalls verfügbar.

Kontakt:
Sara Stalder, Geschäftsleiterin SKS, Tel. 078 710 27 13
Raffael Wüthrich, Projektleiter, Support Projekte, Tel. 078 817 01 47

Stiftung für Konsumentenschutz, Nordring 4 (Adresse neu seit 01.11.2020), Postfach, 3000 Bern 23
Telefon 031 370 24 24, Fax 031 372 00 27, Bestellungen: Telefon 031 370 24 34
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