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Glutenfrei, dafür massiv überteuert

Die SKS und die IG Zöliakie fordern Preissenkungen für glutenfreie Produkte

Hauptsächlich vier ausländische Produzenten beliefern den Schweizer Markt mit glutenfreien Produkten und dies zu einem massiv überteuerten Preis. Eine nachvollziehbare Begründung für die hohen Preise können sie der Stiftung für Konsumentenschutz und der IG Zöliakie nicht liefern. Auch die Migros mit ihrer neuen Produktelinie bringt kaum Bewegung in das starre Preisgefüge: Ihre Produkte sind kaum günstiger. Die SKS fordert die WEKO auf, den Markt vertieft zu untersuchen. Zudem fordert sie von allen Anbietern, die Preise der glutenfreien Produkte zu senken.

Eine durch die SKS und die IG Zöliakie veranlasste Untersuchung des Sekretariats der WEKO macht deutlich, dass die Preise für identische glutenfreie Produkte in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland zwischen 30 und 50% überteuert sind. Die SKS und die IG Zöliakie haben in einer Umfrage von den Anbietern glutenfreier Produkte in Erfahrung bringen wollen, wie es zu den enormen Preisunterschiede für identische Waren kommt. Als Gründe werden unter anderem die höheren Lohn- und Mietkosten, die Kosten für den Zwischenhandel, aber auch tarifäre Zollaufwendungen genannt. Das Sekretariat der WEKO hat in seiner Untersuchung allerdings deutlich gezeigt, dass die überhöhten Preise für glutenfreie Produkte nicht oder nur zu einem kleinen Teil auf Vorleistungen oder nicht-tarifäre und tarifäre Handelshemmnisse zurückgeführt werden können. „Die hohen Preise der glutenfreien Produkte sind ein weiteres Beispiel für die Hochpreisinsel Schweiz. Die betroffenen Personen werden mit einem ungerechtfertigt hohen ‚Zuschlag Schweiz‘ bestraft“, ärgert sich Sara Stalder, Geschäftsleiterin der SKS.

Zöliakie-Betroffene sind auf eine glutenfreie Ernährung angewiesen, um beschwerdefrei leben zu können. Angemessene Preise für die glutenfreien Produkte sind zwingend notwendig, da die Betroffenen nicht auf andere Produkte ausweichen können. Die Migros brachte vor wenigen Tagen eine eigene glutenfreie Produktelinie auf den Markt, welche in der Schweiz hergestellt wird. Dadurch fallen für die Migros die Kosten für den Zwischenhandel und weitere ins Feld geführte Gründe für Preiserhöhungen weg, was das Angebot der glutenfreien Lebensmittel zu günstigeren Preisen ermöglichen sollte. Erste konkrete Preisinformationen der Migros zeigen allerdings, dass sich die Preise weiterhin auf einem sehr hohen Niveau bewegen und wenn überhaupt nur wenig unter den Preisen der teuren Import-Produkte liegen. Die SKS und die IG Zöliakie sind enttäuscht, dass trotz der neuen Marktsituation keine Bewegung in die Preisgestaltung kommt. Der Markt für glutenfreie Produkte wächst, da auch die Zahl der Betroffenen laufend zunimmt. Es ist an der Zeit, dass sich die Anbieter mit Preissenkungen dieser neuen erweiterten Nachfragesituation anpassen. Die SKS und die IG Zöliakie fordern die WEKO auf, den Markt erneut vertiefter zu untersuchen und fordern gleichzeitig die Anbieter glutenfreier Produkte auf, diese zu günstigeren Preisen zu verkaufen. „Es darf nicht sein, dass die Anbieter Kapital aus der schwierigen Situation der Zöliakie-Betroffenen schlagen“, erläutert Meltem Kutlar Joss, Präsidentin der IG Zöliakie.

Zusatzhinweise zu den Herstellern und Anbietern glutenfreier Produkte:

Ausländische Produzenten, die in die Schweiz importieren

•    Dr. Schär GmbH – Italien

•    Hammermühle GmbH – Deutschland

•    Karl Otto Werz naturkornmühle GmbH & Co. KG – Deutschland

•    Proceli Turull, S.L. – Spanien

Beispiele für inländische Produzenten

E. Zwicky AG, Haco AG, Riesal AG

Beispiele für Anbieter in der Schweiz

Coop, Migros, Manor, Reformhäuser (z.B. Müller Reformhaus Vital Shop AG), Müller Handels AG, Bäckereien, Direktversand (z.B. Morga AG)

Weitere Informationen zu Anbietern und Produzenten finden Sie unter:
http://www.zoeliakie.ch

Eine Einkaufshilfe mit aktuellem Preisvergleich der verschiedenen Anbieter stellt Ihnen die Stiftung für Konsumentenschutz auf ihrer Homepage zur Verfügung.