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Kinder: Viel Werbung für Fettiges und Süsses

Untersuchung der Lebensmittelwerbung am Schweizer Fernsehen

671 Stunden Fernsehprogramm hat die Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen im letzten Spätherbst untersucht und dabei 12‘393 Werbespots aufgezeichnet. Das Ergebnis ist ernüchternd: Rund ein Viertel der Spots bewerben Lebensmittel, zu sehen bekommen Kinder Werbung für Fast Food, Fertigprodukte und Süsses. Die SKS fordert nun mehr Schutz der Kinder.

Eins von fünf Kindern in der Schweiz leidet an Übergewicht oder ist sogar fettleibig. Dies hängt mit einseitiger Ernährung und Bewegungsmangel zusammen und bei beidem spielt auch das Fernsehen eine Rolle: Statt sich zu bewegen, bekommen die Kinder am Bildschirm ungesunde und einseitige Ernährung präsentiert.

Um festzustellen, wie sich die Situation auf dem Schweizer Markt präsentiert, hat die SKS zusammen mit der Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen (SKS, FRC und acsi) im letzten Herbst eine aufwändige Werbeuntersuchung durchgeführt. Auf je zwei Fernsehkanälen der drei Sprachregionen wurde die Lebensmittelwerbung während sechs Wochen analysiert: Im Fokus standen das Kinderprogramm sowie ein Teil der Hauptsendezeiten, während denen erwiesenermassen ebenfalls viele Kinder vor dem Fernseher sitzen. Insgesamt wurden 671 Stunden Fernsehprogramm und damit 12‘393 Werbespots aufgezeichnet und ausgewertet. Während  einer Stunde Fernsehen prasseln durchschnittlich 18,5 Werbespots auf die Kinder nieder. Im Kinderprogramm werden den Kleinen zwischen 7,5 und 27 (!) Werbesendungen serviert.

Untersucht man den Inhalt dieser Werbespots, zeigt sich, dass rund ein Viertel der Spots Lebensmittel bewerben. Über 50% davon bewerben Fast Food und Fertigprodukte. Bei der anderen Hälfte sind es Snacks und kalorienreiche Süssigkeiten, welche gezeigt werden, Milchprodukte – vorwiegend Käse – machen noch 12 % aus. Fast Food Angebote sahen die Kinder von McDonald’s zu Hauf: 50% der Lebensmittelwerbungen hatten als Absender diese globale Fast Food-Kette!

Früchte und Gemüse wird den kleinen Zuschauern quasi nicht gezeigt: Der Werbeanteil für diese Produkte beträgt während den Kindersendungen vernachlässigbare 0,2%. Erstaunlich, denn während der untersuchten Zeit wurde im Hauptprogramm eine Werbekampagne für Schweizer Früchte und Gemüse geschaltet.

Damit werden die Empfehlungen der Schweizerischen Ernährungsgesellschaft auf den Kopf gestellt: Statt Früchte, Gemüse und Vollkornprodukte sehen die Kinder, dass Fettiges und Süsses täglich verzehrt werden kann und – glaubt man den Spots – erst noch Spass macht.

Gezeigt hat die Untersuchung auch, dass der Swiss Pledge – eine freiwillige Vereinbarung verschiedener Firmen, welche die Kinder-Werbung für ungesunde Produkte  einschränkt – Wirkung zeigt. Diese Anbieter – darunter Konzerne wie Coca Cola, Kellog’s oder Mars – haben während dem Untersuchungszeitraum kaum Werbung für ungesunde Produkte geschaltet. Der Haken daran: Kellog’s beispielsweise hat seine Kriterien für gesunde Lebensmittel so weit gefasst, dass die Frühstücksflocken ebenfalls in diese Kategorie fallen und beworben werden – selbst wenn sie zu einem Drittel aus Zucker bestehen. Ähnlich sieht es bei den Frühstücksflocken von Nestlé aus. In England wären solche Produkte für die Kinderwerbung nicht zugelassen: Die britische Food Standards Agency (FSA) würde mit ihren einheitlichen Kriterien solche Werbung untersagen.

Als Konsequenz dieser Resultate fordert die Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen:

1.    Grosse Firmen wie McDonald’s, Burger King und Ferrero sind zwar Mitglied des EU-Pledges, nicht aber des Schweizer Pledges. Die Allianz verlangt, dass sie dieser schweizerischen Werbebranchen-Vereinbarung beitreten und sich an deren Regeln halten.

2.    Migros und Coop sollen ihr soziales Engagement für Kinder und Familien auch bei der Bewerbung von Kindern unter Beweis stellen und dem Swiss Pledge beitreten.

3.    Der Swiss Pledge muss glaubwürdiger werden, indem von einer unabhängigen Stelle verbindliche und einheitliche Kriterien für „gesunde“ Lebensmittel geschaffen und für die Mitglieder des Swiss Pledge als verbindlich erklärt werden.

4.    Actionsanté, ein Ernährungsprogramm des Bundesamtes für Gesundheit, hat als einziges offizielles Amt den Swiss Pledge offiziell genehmigt. Die SKS fordert deshalb, dass sich auch actionsanté für strengere Kriterien und mehr Mitglieder einsetzt.

5.    Werbebotschaften für Früchte und Gemüse sollen in allen Programmen und insbesondere auch im Kinderprogramm geschaltet werden.

Die wichtigsten Ergebnisse finden Sie im Hintergrundbericht. Der detaillierte Bericht findet sich ab Herbst auf www.frc.ch