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Nach Leitzinserhöhung der Nationalbank: Konsumentenschutz fordert höhere Zinsen auf Sparkonten

Die Schweizerische Nationalbank hat heute den Leitzins um 0.25 Prozentpunkte auf 1.75% erhöht. Bis Mitte Juni 2022 betrug er noch -0.75%. Dieser markante Anstieg um 2.5 Prozentpunkte in gut einem Jahr schlägt sich aber nur teilweise auf die Verzinsung von Sparkonten nieder, wie ein aktueller Vergleich des Konsumentenschutzes zeigt. Der Konsumentenschutz fordert deshalb die Banken auf, die Verzinsung der Sparkonten deutlich zu erhöhen und die Gebühren zu senken.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erhöht den Leitzins von 1.5 auf 1.75%. Bis Mitte Juni 2022 betrug der Leitzins noch -0.75%. Die SNB begründet die Erhöhung um 2.5 Prozentpunkte hauptsächlich mit der Inflationsbekämpfung. Der reale Kaufkraftverlust der Konsumentinnen und Konsumenten könnte durch eine angemessene Verzinsung der Spareinlagen abgemildert werden. Doch die Banken geben die Leitzinserhöhungen nur teilweise und mit Verzögerung an die Sparerinnen und Sparer weiter. Dies zeigt ein aktueller Vergleich der Zinssätze auf den Sparkonten der 20 grössten Schweizer Banken, die in diesem Segment tätig sind.

Zinsvergleich Sparkonten Juni 2023 – Konsumentenschutz

Erläuterungen
Lesebeispiel: Die PostFinance verzinst Sparguthaben bis 50’000 Fr. mit 0.70%, ab 50’000 Fr. mit 0.25%. Bei einem Kontostand von 75’000 Franken ergibt sich ein Durchschnittszinssatz von 0.55%, bzw. ein Jahreszins von 412.50 Fr.
Die Credit Suisse wurde am 12. Juni 2023 durch die UBS übernommen, führt jedoch weiterhin ein eigenständiges Produktsortiment.
Stand 14. Juni 2023, alle Angaben ohne Gewähr

Die meisten Banken kennen je nach Kontostand unterschiedliche Zinssätze. Bei einer Einlage von 75’000 Franken bieten derzeit die Luzerner Kantonalbank und die St. Galler Kantonalbank mit 0.8% die attraktivste Verzinsung der im Vergleich berücksichtigten Banken. Auf den nächsten Plätzen finden sich ebenfalls vier Kantonalbanken. Die Spannbreite des Jahreszinses reicht von 600 bis 175 Franken. Kleinere Banken, die nicht im Vergleich berücksichtigt wurden, bieten teilweise eine höhere Verzinsung an. Bessere Konditionen gibt es oft auch bei speziellen Konten, wie zum Beispiel Jugend-, Senioren-, Mitglieder- oder Anlagesparkonten.

Tipps für Sparerinnen und Sparer
«Die Spannbreite bei der Verzinsung von Sparkonten ist gross. Vergleichen lohnt sich!», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes. Sie gibt jedoch zu bedenken, dass die Zinsen nicht das einzige Kriterium sein sollten: «Gebühren, Servicequalität, Erreichbarkeit von Filialen und Geldautomaten, Qualität des Online-Bankings und die finanzielle Stabilität und Absicherung der Bank sind ebenfalls wichtige Elemente beim Entscheid für eine Bank.» Dabei müsse laut Stalder nicht unbedingt die Kundenbeziehung bei der bestehenden Bank gekündigt werden: «Grundsätzlich ist es sinnvoll, sein Vermögen bei mehreren Banken anzulegen. So kann man das Risiko streuen und flexibler auf eine Änderung von Zinssätzen und Konditionen reagieren.» Auch der Aufwand für einen kompletten Bankwechsel entfalle damit: «Wer zum Beispiel das Online-Banking nicht umstellen möchte, kann bei seiner Bank bleiben, einen Teil seines Vermögens jedoch zu einer anderen Bank mit besseren Konditionen transferieren.»

Relativ tiefe Zinsen, hohe Gebühren
Laut Stalder wäre mehr Wettbewerb zwischen den Banken zwingend nötig: «In der Negativzinsphase haben die Banken die Gebühren erhöht und seither in der Regel nicht wieder gesenkt. Auch die Leitzinserhöhungen geben sie nur teilweise und mit Verzögerung weiter.» Der Konsumentenschutz fordert nun eine rasche und deutliche Erhöhung der Zinsen auf Sparkonten: «Hohe Gebühren, tiefe Zinsen und gleichzeitig eine hohe Inflation bedeuten nichts anderes als Vermögensverluste für die Sparer. Die Banken müssen nun rasch reagieren», fordert Stalder.

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