Fragen zu Konsum oder Recht? Hier finden Sie über 400 Antworten

Nationaler Grippeimpftag: BAG setzt falsche Prioritäten

gesundheit_impfung_spritze_arzt_2Obwohl der Nutzen der Grippeimpfung umstritten ist, steckt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) jedes Jahr viel Geld und Aufwand in diese Impfkampagne. Im Kampf gegen andere Gesundheitsrisiken, welche Jahr für Jahr ein Mehrfaches an Todesfällen fordern, ist hingegen kein solches öffentliches Engagement erkennbar. Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) fordert, dass das BAG seine Prioritäten anpasst und stattdessen mehr Mittel in die Bekämpfung von gravierenderen Problemen wie vermeidbare medizinische Fehler und Überbehandlung, Spitalinfektionen und Bewegungsmangel investiert.

 

Laut dem BAG fordert die saisonale Grippe im Durchschnitt einige Hundert Todesfälle pro Jahr. Deshalb fährt das BAG jeden Winter eine grossangelegte Informationskampagne, um die Bevölkerung von der Grippeimpfung zu überzeugen. Die Wirkung dieser Impfung ist aber umstritten: So empfiehlt etwa die Stiftung Warentest älteren Personen, wegen ungenügender Schutzwirkung von einer Impfung abzusehen. Das renommierte internationale Forschungsnetzwerk Cochrane hat die Resultate von 116 Studien zum Thema Grippeimpfung ausgewertet und bewertet die vorbeugende Wirkung bei gesunden Erwachsenen als „gering“.

Andere Gesundheitsrisiken fordern jedoch in der Schweiz jedes Jahr deutlich mehr Todesopfer als die saisonale Grippe:

  • 2‘000-3‘000 Personen sterben aufgrund von vermeidbaren medizinischen Fehlern
  • 2‘000 Personen sterben an einem Erreger, mit dem sie während einem Spital- oder Pflegeheimaufenthalt infiziert wurden (nosokomiale Infektion)
  • 1‘100 Personen sterben wegen mangelnder körperlicher Aktivität

Das BAG ist zwar auch in diesen Bereichen aktiv. Aus Sicht der SKS wäre aber ein deutlich verstärktes und auch öffentlich wahrnehmbares Engagement dringend nötig, da damit erwiesenermassen Todesfälle vermieden werden könnten.

Bereits im vergangenen Frühling hat die SKS kritisiert, dass das BAG die Grippeimpfung des Gesundheitspersonals einseitig empfiehlt. Ob sich diese positiv auf die Gesundheit der Patienten auswirkt, ist umstritten.