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Repair Cafés brechen Reparatur-Rekord

Repair Café Bern in der Café-Bar Turnahalle im ProgrSchweiz – Am Samstag, 28. Oktober 2017 fand dank zahlreicher Repair Cafés und der Stiftung für Konsumentenschutz der zweite Schweizer Reparaturtag statt. Die 33 Repair Cafés brachen den letztjährigen Rekord und reparierten fast 1500 Gegenstände. Sie verhinderten so Abfall mit einem Gesamtgewicht von annähernd 4,5 Tonnen. Die Reparatur defekter Dinge ist in Repair Cafés kostenlos – dem Portemonnaie und der Umwelt zu liebe.


Rund 500 ehrenamtliche Helfer und Helferinnen in der ganzen Schweiz beteiligten sich am Reparaturtag. Am meisten Gegenstände reparierte das Repair Café Bern mit 108 erfolgreichen Reparaturen. Das Repair Café Biel / Bienne rettete mit 536 Kilogramm am meisten Material vor dem Abfall. Gemessen wird der Schweizer Rekord aller teilnehmenden Repair Cafés einerseits an der Menge der reparierten Gegenstände, andererseits an deren Gewicht. Letztes Jahr wurden von 26 Repair Cafés über 1000 Gegenstände mit einem Gewicht von fast 3 Tonnen repariert.

Konstruktionsdaten für 3D-Drucker und längere Garantiedauer
Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz: «Innerhalb von drei Jahren entstanden in der Schweiz 60 gut besuchte Repair Cafés. Das zeigt, dass es der Bevölkerung ein Anliegen ist, defekte Dinge reparieren zu können und der Wegwerfwirtschaft etwas entgegen zu halten. Die Politik muss diese Anliegen aufnehmen». Auf Anregung der Repair Cafés und der Stiftung für Konsumentenschutz reichten vier nationale Politiker Vorstösse für bessere Produkte ein. Die Motion von Marianne Streiff-Feller (EVP) soll die Garantiedauer für Produkte auf fünf Jahre erhöhen. Stefan Müller-Altermatt (CVP) will Konstruktionsdaten für nicht mehr verfügbare Ersatzteile kostenlos im Internet verfügbar machen, damit sie mit 3D-Druckern nachgebildet werden können. Das Postulat von Isabelle Chevalley (GLP) fordert den Bundesrat auf, die Vorteile einer Kennzeichnung der Mindestnutzungsdauer von Produkten zu benennen. Konsumentenschutzpräsidentin Prisca Birrer-Heimo (SP) will einen Bundesratsbericht über die Vorteile von reparaturfreundlich designten und entsprechend gekennzeichneten Produkten. Die Vorstösse wurden vom Bundesrat vorerst allesamt abgelehnt.

Neue Webseite für Konsumenten & Repair Cafés
Zum Reparaturtag lanciert die Stiftung für Konsumentenschutz eine neue Webplattform www.repair-cafe.ch für Konsumenten und Repair Cafés. Darauf sind die Veranstaltungen Schweizer Repair Cafés intuitiv und übersichtlich zu finden und die Gründung von neuen wird dank einer Anleitung und vielen Vorlagen einfach gemacht.

Zwei Drittel der Gegenstände erhalten zweites Leben
Im Jahr 2016 machten 21 Repair Cafés bei einer Reparatur-Auswertung durch den Konsumentenschutz mit. Die Ergebnisse:

  • Über 2500 defekte Gegenstände wurden von Besuchern gebracht, davon gelang bei über 1500 die Reparatur. Das entspricht einer Erfolgsquote von 67 Prozent.
  • Über 50 Prozent der gebrachten Gegenstände waren elektronischer Art. Mit knapp 15 Prozent belegt die Kategorie „Textilien“ den zweithäufigsten Grund für den Besuch eines Repair Cafés.
  • Die nicht-repräsentative Auswertung ergibt, dass Geräte von Philipps, Sony und Apple besonders häufig in Repair Cafés gebracht werden. Es folgen auf Platz vier und fünf die Marken Jura und Samsung.

Hochgerechnet auf die mehr als 40 Deutschschweizer Reparatur-Initiativen, die 2016 in Partnerschaft mit dem Konsumentenschutz stehen, reparieren Repair Cafés pro Monat insgesamt über 250 Gegenstände.

Was ist ein Repair Café
Bei Repair Cafés handelt es sich um ehrenamtliche Treffen, an die Besucher defekte Produkte von zuhause mitbringen mit Hilfe von ehrenamtlichen Profis reparieren. Werkzeuge können kostenlos benutzt und gängige Ersatzteile gekauft werden. Das Reparatur-Angebot ist lokal unterschiedlich. Repair Cafés bieten die Möglichkeit, konkret etwas gegen den Ressourcenverschleiss und die wachsenden Abfallberge der Wegwerfwirtschaft zu unternehmen. Ganz nebenbei wird das Portemonnaie geschont und man trifft andere Besucher bei Kaffee und Kuchen.
Konsumentenschutz: Förderer und Coach der Reparaturkaffees
Die Stiftung für Konsumentenschutz fördert und koordiniert als Kooperationspartnerin die Deutschschweizer Reparatur-Organisationen. Sie hilft bei der Gründung von neuen Repair Cafés mit kostenloser Anleitung, Beratung, Flyern, Plakaten sowie einer Haftpflichtversicherung. Das Engagement des Konsumentenschutzes zeigt Früchte: Im Vergleich zum Jahr 2016 haben sich die aktiven Repair Cafés in der Deutschschweiz von rund 40 auf 60 gesteigert. Der Konsumentenschutz unterstützt die Repair Cafés als Reaktion auf die Hersteller-Strategie des geplanten Verschleisses von Gegenständen. Bereits im Jahr 2013 weist der Konsumentenschutz auf die sogenannte geplante Obsoleszenz hin und veröffentlicht ein umfangreiches Dossier.

Details zu den Rekord-Daten
Der Stiftung für Konsumentenschutz liegen Daten von 26 Repair Cafés vor. Diese haben 1168 Gegenstände repariert, was einem Gewicht von 3,774 Tonnen entspricht. Hochgerechnet auf die 33 Repair Cafés, die beim Reparaturtag teilnahmen entspricht dies 1482 Gegenständen und 4,453 Tonnen Material.

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