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SKS deckt auf: Defekte sind geplant! – Massnahmen überfällig

Seit Mai dieses Jahres sind bei der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) über 400 Meldungen zu frühzeitigen Produktdefekten eingegangen. Experten bestätigen, dass hinter den Defekten entweder Absicht des Herstellers steckt oder der vorzeitige Verschleiss zumindest in Kauf genommen wird. Fakt ist: Kurzlebige Güter sind billiger in der Herstellung und werden schneller neu gekauft. Hersteller maximieren damit ihren Profit auf Kosten der Konsumenten und der Umwelt. Die SKS fordert eine Garantieverlängerung und die Verbesserung der Produkttransparenz am Verkaufspunkt, um diesen Praktiken Einhalt zu gebieten.

 Immer wieder werden Hersteller verdächtigt, absichtlich Schwachstellen in ihre Produkte einzubauen, um deren Lebensdauer zu verkürzen und ihren Absatz zu erhöhen. Bislang fehlten allerdings klare Beweise für die sogenannte „geplante Obsoleszenz“. Im Mai dieses Jahres hat die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) deshalb ein Online-Portal lanciert, auf dem Konsumenten verdächtige Produkte melden können. Insgesamt sind seit Mai über 400 Meldungen eingegangen, 125 alleine auf Computer, Drucker/Kopierer und Modem/Router bezogen. Am meisten Beschwerden gingen zu den grossen Herstellern Apple, HP und Samsung ein. Verdächtig: Recherchen der SKS zeigen, dass dieselben Defekte, Produkte und Hersteller auf verschiedenen Plattformen und Foren genannt werden.

 

Kategorien des frühzeitigen Produktdefekts

Die SKS unterscheidet zwei Kategorien der geplanten Obsoleszenz:

  • Bewusst geplanter oder in Kauf genommener Verschleiss (z.B.: Drucker mit eingebauten Zählern, unterdimensionierte oder ungeeignete Bauteile)
  • Geplante Veralterung (z.B.: fehlende/eingeschränkte Reparierbarkeit, fehlende Software-Updates)

 

Für Experten Beweislage klar

Die SKS hat Experten nach einer Einschätzung gefragt. Edbil Grote, Geschäftsführer der deutschen HTV GmbH und Anbieter eines Gütesiegels gegen geplante Obsoleszenz: „Wir sind davon überzeugt, dass Hersteller absichtlich Schwachstellen in ihr Produkt einbauen. Wir haben in den letzten 24 Monaten sehr viele unterschiedliche Geräte untersucht und diese Schwachstellen häufig festgestellt. Wir haben zahlreiche Beweise hierfür.“ Ein beliebtes Gegenargument der Hersteller ist, dass Konsumenten billige Produkte wollen und dass der Wettbewerbsdruck keine langlebigeren Produkte erlaube. Tatsache ist, dass laut einer Studie von Reader‘s Digest fast ¾ aller Schweizer bereit wären, mehr für umweltfreundliche Produkte zu bezahlen, aber am Verkaufspunkt keine Möglichkeit haben, qualitativ hochwertige von minderwertigen Produkten zu unterscheiden.

 

SKS fordert konkrete Massnahmen

Die verschiedenen Strategien zur geplanten Obsoleszenz schaden der Umwelt und dem Portemonnaie der Konsumenten. Die Politik muss aktiv werden und die Hersteller in die Pflicht nehmen. Aus diesem Grund fordert die SKS:

  •  eine Erhöhung der gesetzlichen Mindestgarantiedauer auf fünf Jahre
  • Kennzeichnung für die Reparierbarkeit und geplante Lebensdauer von Produkten
  • Umkehr der Beweislast für Garantiefälle

 

Weitere Informationen

Im umfangreichen SKS-Dossier finden Sie Beispiele, Expertenmeinungen, die detaillierten Forderungen der SKS und eine Übersicht über die eingegangenen Defektmeldungen der Konsumenten.

Eine Bild-Datenbank zeigt weitere Beispiele und Beschreibungen aus den eingegangenen Konsumentenmeldungen.

In drei kurzen Videos klären Experten über die geplante Obsoleszenz auf:

Beim Produktepranger können weiterhin verdächtige Produkte gemeldet werden. Im Online-Ratgeber gibt es Tipps zum nachhaltigen Konsum, z.B. zum Tauschen, Teilen und Mieten.