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So -bitte- nicht!

Im Schatten des mit Spannung erwarteten Gesundheitsgipfels hat die Swissgrid heute bekanntgegeben, dass sie den Entscheid der Elcom anfechten wird. Zu deutsch heisst das: Die Nationale Hochspannungsnetz-Betreiberin will die verfügten Kostensenkungsmassnahmen der Regulierungsbehörde des Bundes nicht Folge leisten. Die Netzbetreiberin befürchtet einen finanziellen Engpass, wenn die Verfügung der Elcom von Anfang März umgesetzt wird -laut Pressecommuniqué.

Die Swissgrid hatte vor fast genau einem Jahr Zahlen bekanntgegeben, die für jeden Strombezüger eine massive Verteuerung bedeutet hätte. Die Entstehung der Zahl, die pro Kilowattstunde für die Netznutzung verrechnet würde, konnte selbst von der Swissgrid-Leitung nie erklärt werden. Vielmehr schien es, dass mit dem Würfel ein beliebiger Durchschnittswert hervorgezaubert wurde. Schliesslich haben ja die Aktienkapitalhalter Atel, BKW, CKW, EOS und Co. ein wirtschaftliches Interesse am Wohlergehen der neuen Netzbetreiberin.

Nun stellt sich die Swissgrid gegen das, was die angedrohten Kostenerhöhung bei der Stromrechnung hätte eindämmen sollen. Das Ansehen der grossen Stromversorgern hat im letzten halben Jahr einen immensen Imageschaden erlitten. Das scheint die Netzbetreiberin nicht zu stören. Schliesslich können die Kleinbezüger ihren Unmut nicht kundtun, indem sie den Anbieter wechseln: sie sind vorerst gefangen. Da haben es erzürnte Kleinsparer etwas einfacher!

Ich befürchte nicht, dass Swissgrid in einem finanziellen Engpass landet, wenn das Bundesverwaltungsgericht die Beschwerde abweisen wird. Beim Gutheissen der Beschwerde befürchte ich aber, dass hohe, ungerechtfertigte Stromabrechnungen in die Haushaltungen flattern und damit die hochgepriesene Kaufkraft der Konsumenten und Konsumentinnen weiter mindern- und die unendlichen Gewinne der Strombranche im Gegenzug weiter steigen.

Auf ein solches Konjunktur-Förderungspaket der Strombranche haben wir sicher nicht gewartet!

Sara Stalder

Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz