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Zuckerreduktion: Tropfen auf den heissen Stein

Der Zuckergehalt in Joghurts und Frühstückscerealien habe um durchschnittlich 3 und 5 Prozent gesenkt werden können: Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen scheint zufrieden mit den Fortschritten, welche die freiwillige Zuckerreduktion des Bundes zeigt. Konkret sind das jedoch durchschnittlich 0,2 Gramm Zucker weniger auf 100 Gramm Joghurt und knapp 0,9 Gramm weniger auf 100 Gramm Frühstückscerealien – eine sehr bescheidene Reduktion. Spannend ist hingegen die Diskussion um die Zuckersteuer, welche in Grossbritannien eingeführt wird und dazu führt, dass viele Süssgetränkehersteller den Zuckergehalt spür- und messbar senken. Dazu passt die Aussage von britischen und amerikanischen Forschern, welche zum Schluss kommen, dass Steuern auf Erfrischungsgetränke, Alkohol und Tabak eine effektive Maßnahme seien, um nicht­übertragbare Krankheiten (Non-communicable diseases, NCDs) weltweit zu stoppen. 

Die Schweizerinnen und Schweizer essen zu viel Zucker – wie die Bevölkerung der Industrienationen allgemein. Hierzulande sind es pro Jahr 40 Kilogramm Zucker pro Kopf. Das entspricht rund 110 g Zucker pro Tag und ist somit mehr als das Doppelte von der Menge, welche die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt. Der Bund hat deshalb zahlreiche Hersteller von Joghurts und Frühstückscerealien dazu verpflichtet, freiwillig den Zuckergehalt zu senken. Es gibt Fortschritte, doch sind diese sehr bescheiden. Bei Joghurts konnte der Zuckergehalt auf 9 Gramm Zucker pro 100 Gramm Joghurt gesenkt werden – das entspricht 3 Prozent oder 0,2 Gramm Zucker weniger.

Zuckersteuer auf Süssgetränke in GB wirkt

Entschiedener geht die Regierung in Grossbritannien vor: Ab morgen gilt eine Zuckersteuer auf Süssgetränke, welche mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter aufweisen. Die britische Steuer sieht eine Abgabe der Unternehmen von umgerechnet 0,24 Franken pro Liter auf diese Getränke vor. Bei mehr als acht Gramm erhöht sich die Abgabe auf 0,3 Franken pro Liter. Nach Bekanntgabe der Steuer in Großbritannien vor zwei Jahren haben die Hersteller die Rezepturen ihrer Getränke “schneller und aggressiver geändert als ursprünglich erwartet”, kommt ein Bericht des britischen Office for Budget Responsibility (ORB) zum Schluss.

“Armensteuer” bringt Armen Vorteile

Interessant ist auch die Feststellung britischer und amerikanischer Forscher, welche die Auswirkungen dieser “Armensteuer” untersucht haben. Denn oft wird bemängelt, dass gerade ärmere und weniger gebildete Bevölkerungsgruppen von einer solchen Steuer hart getroffen werden. Das deutsche Ärtzeblatt fasst die Studien so zusammen: “Eine gesündere Ernährung wäre vor allem für Menschen mit niedrigen Einkommen von Vorteil. Denn sie sind nicht nur unverhältnismäßig häufiger von NCDs wie Diabetes, Herzkrankheiten, Krebs oder chronischen Atemwegserkrankungen betroffen. Für sie bedeuten Krankheiten auch eine deutlich höhere wirtschaftliche Belastung im Vergleich zu Haushalten mit höherem Einkommen – insbesondere wenn keine Kran­ken­ver­siche­rung besteht”. Steuern auf ungesunde Produkte können gerade diesen Bevölkerungsgruppen große gesundheitliche Vorteile bringen.

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Angesichts der massiven Übergewichtsproblematik ist es wichtig, die Strategie von Grossbritannien genau zu verfolgen. Denn auch der Kritikpunkt, dass die Steuer nur dazu da sei, um die Staatskassen zu füllen, verläuft offenbar ins Leere. Dafür scheint es ein wirksames Instrument zu sein, um den Zuckergehalt in übersüssen Produkten effektiv und rasch zu senken.

Artikel Aerztezeitung  Medienmitteilung Zuckerreduktion