Luzern: Riesiger Schenkkreis fliegt auf

Hunderte suchten in illegalen Schenkkreisen das schnelle Geld. Die vorläufige Deliktsumme beträgt über 10 Millionen Franken.

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So ist ein Schenkkreises aufgebaut. (Bild: Loris Succo/Neue LZ)

So ist ein Schenkkreises aufgebaut. (Bild: Loris Succo/Neue LZ)

Das kriminelle Treiben spielte sich vor allem in Luzerner Landgemeinden ab. Erst als die Luzerner Polizei vor rund drei Jahren in Gunzwil eine Schenkkreis-Versammlung aushob und dabei umfangreiches Beweismaterial sicherstellen konnte, nahm der Spuk ein Ende. Seither haben die Behörden über Monate und Jahre Tausende von Befragungen durchgeführt. Heute zeigen Recherchen unserer Zeitungen: Es wurden nicht weniger als 172 Strafanzeigen erhoben. Die gesamte Deliktsumme beläuft sich auf knapp 10,5 Millionen Franken.

1 Million Franken für Drahtzieherin

Eine der Drahtzieherinnen dieser illegalen Geldschieberei residiert heute in einer Schwyzer Gemeinde am Ufer des Zürichsees. Allein diese Frau nahm auf Kosten hunderter Geprellter rund eine Million Franken ein. Hier zeigt sich das Heimtückische an Schenkkreisen: In den meisten Fällen führen sie zu sozialen Spannungen.

Konflikte in der Familie

Denn damit ein Schneeball-System funktioniert, müssen ständig neue Teilnehmer angeworben werden – und dies geschieht meist im Freundes- und Verwandtenkreis der beteiligten Personen. Konflikte sind somit programmiert, denn das System funktioniert nur in den Anfangsphasen. Die allermeisten Teilnehmer stehen am Schluss mit leeren Händen da – und haben horrende Schuldenberge angehäuft.

Thomas Heer

Den ausführlichen Artikel lesen Sie am Sonntag in der Zentralschweiz am Sonntag.

So funktioniert der Schenkkreis

Im Fall des Kantons Luzern bestanden die Schenkkreise aus je 15 Personen (siehe Bild). Acht Gebende (grün) kaufen sich ein, indem sie der Person in der Mitte (Nummer 15, rot) je 15'000 Franken schenken. Sobald Nummer 15 die 120'000 Franken erhalten hat, scheidet sie aus. Nach der «Schenkung» teilt sich der Kreis in zwei neue Zirkel. Das heisst, die Nummern 13 und 14 werden je zu einer Nummer 15. Die übrigen Teilnehmer rücken einen Kreis weiter gegen die Mitte. Sie werben um neue Mitglieder für den äussersten Kreis. Diese bezahlen der neuen Nummer 15 wiederum je 15'000 Franken. Der Beschenkte schliesst sich, nachdem er beim ersten Zirkel mit 120'000 Franken ausgeschieden ist, einem neuen Kreis in einer höheren Stufe an. Hier fängt er wiederum ganz aussen an und muss der Person in der Mitte 20'000 Franken zahlen. Der Beschenkte dieses Kreises kassiert somit von den acht Gebenden total 160'000 Franken. Nach dem zweiten Ausscheiden kann sich der Beschenkte einem Zirkel auf dritter Stufe anschliessen. Hier beträgt der Einsatz im äussersten Kreis 50'000 Franken. Die Person in der Mitte wird hier also bereits mit 400'000 Franken beschenkt. Das System folgt mathematischen Gesetzmässigkeiten und funktioniert lediglich, wenn ständig neue Mitglieder gefunden werden. Nur: Das ist unmöglich und führt dazu, dass die allermeisten Schenkkreis-Mitglieder am Schluss mit leeren Händen dastehen.