Von den meisten Erschütterungen der Erde ist kaum etwas zu spüren. Erdbeben können aber katastrophale Folgen haben. Das steckt hinter dieser Naturgefahr.
München – Erdbeben schrecken Menschen aus dem Schlaf, zerstören Städte oder fordern tausende Todesopfer. Die schlimmsten Naturkatastrophen der Geschichte gehen auf Erdbeben zurück. Nach dem Stand der Wissenschaft sind Erdbeben unvorhersehbar und treten immer wieder auf. Doch wie entstehen Beben überhaupt und ab welcher Stärke sind sie gefährlich?
Magnitude | Erdbeben-Auswirkungen |
---|---|
0 bis 3 | sind kaum spürbar |
3 bis 4 | sind spürbar, aber keine Schäden |
4 bis 5 | Gegenstände bewegen sich, kaum Schäden |
5 bis 6 | bereits erhebliche Schäden |
6 bis 7 | Schäden |
7 bis 8 | Zerstörung weiter Gebiete |
8 bis 9 | Zerstörung in einem Radius von Hunderten Kilometern |
9 bis 10 | Zerstörung in einem Radius von 1000 Kilometern |
über 10 | bisher noch nicht gemessen |
Wie entstehen Erdbeben?
Die Erdoberfläche besteht aus kleinen und großen Kontinentalplatten. Diese Platten reiben aneinander und verhaken sich oft an ihren Rändern. Wenn sich die aufgestauten Spannungen plötzlich ruckartig durch einen Bruch oder Bewegung entladen, entstehen Erdbebenwellen. Diese breiten sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit im Erdkörper aus und werden an der Oberfläche als Erdbeben wahrgenommen. Je nachdem natürlich, wie viel Energie dabei freigesetzt wird und wo das sich das Zentrum des Erdbebens befindet.
An den Plattengrenzen kommt es laut der Helmholtz Wissensplattform Erde und Umwelt immer wieder zu teilweise heftigen Erdstößen, beispielsweise an der Westküste Nord- und Südamerikas, in Indonesien, Japan, Zentralasien, China, der Türkei, aber auch in Italien und Griechenland.
- Pazifische Platte
- Nordamerikanische Platte
- Südamerikanische Platte
- Eurasische Platte
- Afrikanische Platte
- Australische Platte
- Antarktische Platte
Neben der Erdbeben durch die Dynamik der Erdplatten (tektonische Erdbeben), können auch vulkanische Aktivitäten (vulkanische Erdbeben), große Bergstürze oder Hangrutsche Beben, aber auch der Mensch Beben (Kollaps-Erdbeben) beispielsweise durch Bergbau verursachen.
Wo befindet sich das Epizentrum eines Erdbebens?
Das Epizentrum liegt auf der Erdoberfläche. Es ist die Stelle, an der die Erdbebenwellen vom Ursprung des Bebens unter der Erde (Hypozentrum) zuerst eintreffen. Hier entstehen in der Regel die größten Schäden.
Es gibt fünf Risikogebiete für Erdbeben in Deutschland
In Deutschland wird die Wahrscheinlichkeit für starke Beben als gering bis mittel eingestuft, teilt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit. Es sollte aber in Risikogebieten nicht unterschätzt werden. Die Risikogebiete in Deutschland liegen dem BBK zufolge:
- in der Kölner Bucht
- südlich von Tübingen
- in der Schwäbischen Alb
- im südlichen Rheingraben
- Umgebung von Gera
„Durchschnittlich einmal im Jahr erschüttert ein Beben mit einer Magnitude größer als 4,5 unser Land“, teilt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mit. Aufgrund der geologischen und tektonischen Verhältnisse seien in der Zukunft kaum Erdbeben mit katastrophalen Ausmaßen zu erwarten. Dennoch habe es schon Erdbeben mit erheblichen Schäden gegeben, deswegen sei aufgrund der hohen Siedlungs- und Industriedichte eine kontinuierliche Überwachung der Erdbebentätigkeit unerlässlich.
- Am 18. Februar 1756 ereignete sich das stärkste historisch nachgewiesene Beben in der Niederrheinischen Bucht im Raum Köln-Aachen-Düren mit einer Magnitude von 6,1.
- Am 13. April 1992 bebte die Erde im deutsch-niederländischen Grenzgebiet (Stärke 5,9). In Nordrhein-Westfalen wurden mehr als 30 Personen, vor allem durch herabfallende Dachziegel und Schornsteine, verletzt. Das Roermond-Erdbeben 1992 gilt als eines der stärksten Erdbeben in Deutschland der jüngeren Vergangenheit.
Ab welcher Stärke (Magnitude) wird es bei Erdbeben gefährlich?
Die Stärke eines Erdbebens wird in der Einheit „Magnitude“ gemessen. Sie gibt an, wie viel Energie bei dem Beben freigesetzt wurde. Die bekannteste Skala zur Messung der Magnitude ist die Richterskala, die von weniger als 1 (kaum spürbar) bis 10 (verheerend) reicht. Erdbeben mit einer Magnitude von 0 bis 3 sind kaum spürbar. Erdbeben ab einer Magnitude von 6 können bereits erhebliche Schäden verursachen.
Die Intensität – Schaden und Auswirkungen – eines Erdbebens muss je nach Ort betrachtet werden und kann variieren. Ein Erdbeben mit einer hohen Magnitude kann in einem dünn besiedelten Region weniger Schaden verursachen, als in einer schlecht vorbereiteten, dicht besiedelten Metropole.
Das stärkste Erdbeben der Welt
Das Erdbeben von Valdivia in Chile am 22. Mai 1960 mit einer Magnitude 9,5 war weltweit das stärkste aufgezeichnete Erdbeben des 20. Jahrhunderts. Das Beben löste einen 25 Meter hohen Tsunami aus. Etwa 6000 Menschen kamen nach Schätzungen ums Leben.
Gibt es eine Erdbeben-Vorhersage?
Erdbeben sind unberechenbar – weder Tag, Ort noch Stärke lassen sich vorhersagen. Seismologen erstellen jedoch seismische Gefährdungskarten. Diese berechnen die Wahrscheinlichkeit für starke Erschütterungen und potenzielle Erdbeben in einem bestimmten Zeitraum.
Manchmal sind Erdbeben in bestimmten Risikogebieten sogar „überfällig“. Hier kommen laut der Helmholtz Wissensplattform Erde und Umwelt die sogenannten Erdbebenfrühwarnsysteme ins Spiel. Sie nutzen die Kenntnis über unterschiedliche Laufzeiten von Erdbebenwellen.
Interessanterweise scheinen Tiere eine drohende Erdbebengefahr zu spüren. Dieses Phänomen wird von der Wissenschaft als Erdbeben-Frühwarnsystem untersucht. Forscher haben bereits vor einem Beben auffällige Verhaltensmuster bei Tieren festgestellt. Wie Tiere jedoch ein bevorstehendes Beben wahrnehmen, bleibt noch unklar. (ml)
Rubriklistenbild: © Aleksandar Vukicevic/imago