Bilder der "outdoor-Academy" im Schweizer Kanton Wallis

Wandern, Klettern, Radfahren
Outdoor-Action im Schweizer Kanton Wallis

Der Schweizer Kanton Wallis vereint alles, was Outdoor-Herzen höher schlagen lässt. Vier Leser durften sich vor Ort den Puls in die Höhe treiben lassen.

Leseraktion Wallis Schweiz
Foto: ulligunde

"Wo ist eigentlich die Astrid?" – Fünf Augenpaare wandern durch die kleine St-Laurent-Hütte hoch über dem Val de Nendaz auf 2500 Metern. Gestern war unsere Fotografin noch da, und jetzt, um fünf Uhr morgens, keine Spur von ihr. Wir rufen laut. Keine Reaktion. Sorge macht sich breit. Doch dann, unter einem Deckenberg im Matratzenlager, werden wir fündig. Die bergerfahrene Allgäuerin hat einen festen Schlaf, und ihre Ohrenstöpsel funktionieren ausgezeichnet. Einmal wach, ist sie schneller abmarschbereit, als die Gewinner der "Wallis-outdoor-Academy" ihre Bergstiefel an die Füße kriegen. Kirstin, Sophie, Rupert und Chris sind dazu aus ganz Deutschland für vier Tage ins Wallis gekommen.

Unsere Highlights

Tag 1: Bergtour zur Rosablanche

Jeden Tag steht eine andere Outdoorsportart in einer neuen Region des Schweizer Kantons auf dem Programm. Den Auftakt machen Nendaz und Veysonnaz, im Herzen der 4 Vallées hoch über dem Rhonetal. Von Nendaz gelangt man auf einem aussichtsreichen Bergpfad entlang des Cleuson-Staudamms auf die hoch über dem Talschluss gelegene St-Laurent-Hütte. Vor der steht nun Bergführer Helmuth Van Pottelbergh. Der gebürtige Belgier lebt schon seit 20 Jahren in Nendaz und will uns heute auf die 3336 Meter hohe Rosablanche führen – die recht einfache Hochtour ist der ideale Einstieg für die Teilnehmer, von denen niemand große alpine Erfahrung besitzt. Und genau das ist auch der Sinn der Academy: etwas an den persönlichen alpinen Skills zu arbeiten.

Leseraktion Wallis Schweiz
ulligunde

Doch das Team sieht sich zunächst mit einer ganz anderen Herausforderung konfrontiert: Es regnet. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern recht ausgiebig. Helmuth wirft einen Bergführerblick in den Himmel, in dem nicht unbedingt Zuversicht zu lesen ist. "Wir gehen einfach mal los", grummelt er in den Kragen seiner Regenjacke. "Vielleicht klart es ja noch auf!", sagt Sophie, die jüngste im Team, zuversichtlich. Doch es wird nicht besser. Das Gegenteil ist der Fall, je höher wir kommen, desto garstiger wird der Regen, und als die ersten Lippen ein bisschen blauer werden, bläst Helmuth zum Rückzug.

Ein bisschen geknickt gehen wir zurück zur Hütte und hängen unsere Ausrüstung über den Kamin. Mit ein paar Tassen Tee kommt auch die Zuversicht wieder, und als am späten Vormittag die Sonne herauskommt, entpuppt sich der Weg zurück nach Nendaz immerhin noch als eine wunderbare Höhenwanderung entlang der Bisse de Chervé, der höchstgelegenen und alpinsten Suone der Region.

Leseraktion Wallis Schweiz
ulligunde

outdoor-Tipp: Wandern bei Regen kann auch eine einzigartige und bereichernde Erfahrung sein. Bei Regenwetter sind Wanderwege oft weniger überlaufen, dazu lässt sich die Natur in einem anderen Licht einfangen – das Ergebnis: spannendere Fotos

Wer länger in der Region Urlaub macht, sollte unbedingt auch eine Tour auf den Mont-Fort einplanen: Von der 3330 Meter hohen Panorama-Plattform blickt man auf die umliegenden Alpengipfel wie Matterhorn, Mont Blanc oder Grand Combin. Im Sommer wie im Winter ein unvergessliches und einzigartiges Erlebnis! – Weiteres Highlight auf dem Mont-Fort: Eine Abfahrt mit der Seilrutsche, die dich mit 100 km/h über den Tortin-Gletscher hinab zum Col de Gentianes schießt!

Tag 2: Auf den riesigen Eisfluss des Grossen Aletschgletschers

Mit Schweizer Pünktlichkeit bringen uns Bus und Zug ins 80 Kilometer rhoneaufwärts gelegene Fiesch in der Aletsch Arena. Hier wartet am nächsten Tag das wohl größte Naturwunder des gesamten Alpenraums auf die Gruppe: der Große Aletschgletscher, mit 20 Kilometer Länge und fast 80 Quadratkilometern der mit Abstand größte Eisstrom der Alpen.

Leseraktion Wallis Schweiz
ulligunde


Und die Schweiz wäre nicht die Schweiz, wenn nicht Bahnen und Tunnel in die entlegensten Ecken führen würden. So erreicht man vom Bahnhof in Fiesch über eine Rolltreppe die Seilbahn, die einen bis auf 2212 Meter zur Fieschalp bringt. Von dort wandert man zwei Kilometer am Hang entlang zum Täligrattunnel. In den 80er Jahren gebaut, um Wasser vom Gletscher auf die andere Seite des Berges zu leiten, dient er heute als bequemer Zustieg auf die Mitte des Aletschgletschers. Hierhin führt uns heute Ivan Volken, der 52-Jährige bringt seit 30 Jahren Menschen auf den Gletscher, seine Familie stellt Bergführer in 3. Generation. "Vor zwei Jahren sind wir noch da oben eingestiegen, sagt er und deutet auf einen Felsen, der gute 20 Meter oberhalb des Gletscherrandes liegt. An keinem Ort der Alpen ist der Klimawandel so mit den Händen zu greifen wie hier. Nachdem wir Grödel angelegt haben und angeseilt sind, geht es aufs Eis.

Ivan bringt uns zu einem Messpunkt in der Mitte des hier fast 1,5 Kilometer breiten Gletschers."Noch ist das Eis unter uns 300 Meter dick", sagt Ivan. Doch mit einer Schmelzrate von 10 bis 15 Metern pro Jahr wird es am Ende des Jahrhunderts an dieser Stelle keinen Gletscher mehr geben. Der Blick wandert den Eisstrom hinauf in die Höhe, 15 Kilometer entfernt und gut 2500 Meter über uns blitzen die Spitzen von Mönch und Jungfrau. Dazwischen eine weiße Masse. Unvorstellbar, wie diese Masse schmelzen kann. Und doch, links und rechts zeugen die kahlen Felsen am Rand des Gletschers davon, wie viel mächtiger der Aletschgletscher einst gewesen sein muss und wie sehr er schon geschmolzen ist. Immer wieder fällt der Blick zurück auf die Eisriesen, das Hirn kann nicht ganz fassen, was das Auge sieht. Viel zu schnell vergeht die Zeit, und nach einer kurzen Pause geht es wieder zurück über die Randkluft und hinauf zur Gletscherstube in der Märjela und durch den Tunnel, aus einer surrealen Eiswelt in die sehr reale Schweiz mit ihren gusseisernen Balkonen.

Wie eine solche Tour auf den Eisriesen aussehen kann, seht ihr auch in diesem Video:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.

outdoor-Tipp: Gletscher- und Hochtouren sind die Königsdisziplin des Bergwanderns. Grundsätzlich ist es ratsam, die erste Hochtour mit einem Bergführer anzugehen. Erfahrenen Bergwanderern reicht eventuell ein Gletscher- und Spaltenbergungskurs mit einem Tourenpartner oder einer -partnerin (nie allein!).

Tag 3: Ein besonderer Klettersteig in Saas-Fee/Saastal

Bus und Bahn bringen uns nach Saas-Fee/Saastal. Hier wartet am nächsten Tag der nächste Bergführer. Auch Christian Burgener ist ein Urgestein, sein Lächeln wirkt durch den weißen Schnurrbart noch breiter, als es ohnehin schon ist. Er macht ein paar Witze, man fasst gleich Vertrauen zu ihm – und man wird es auch brauchen, bringt er uns doch durch die Gorge Alpine, die gleich unterhalb des Parkhauses des autofreien Bergdorfes Saas-Fee hindurchführt. Die etwa zwei Kilometer lange Schlucht wird durch einen dynamischen Klettersteig erschlossen. Will heißen: Seilrutschen und Pendelgänge und Abseileinlagen auf einer Hängebrücke gehören zum Programm.

Leseraktion Wallis Schweiz
ulligunde

Waren an den bisherigen Tagen nur Kondition und Konzentration gefragt, kommen jetzt Trittsicherheit, ein wenig Oberarm-Power und vor allem Nervenstärke dazu. Nach der ersten Tyrolienne geht es an einer schmalen Leiter gute 30 Meter in die Tiefe! Ich kämpfe gegen ein mulmiges Gefühl an und bin stolz, dass alle im Team es so problemlos über die Stelle schaffen. Dann geht es auf Metallbolzen und Holzbohlen an der Wand entlang, es folgen weitere Seilrutschen, bis wir zu einer Stelle gelangen, an der man an einem Seil über die Schlucht pendeln muss, sich an der anderen Seite an einem Netz festhalten und seine Sicherungsgeräte ins dortige Drahtseil einklinken muss. Alle schaffen die Stelle wie aus dem Effeff. Das Grinsen einiger Teilnehmer wird fast so breit wie das von Christian. Im Anschluss fährt er uns auf die Alphütte seines Cousins Beat. Bei Raclette und Walliser Wein feiern wir den Tag und erfahren nebenher vom Leben in den Bergen, das vor 60 Jahren, als die beiden Kinder waren, noch ganz anders aussah.

outdoor-Tipp: Klettersteige machen Laune – wenn man sich nicht überfordert. Wir raten euch für den Anfang einen sehr einfachen Weg auszusuchen, auch wenn man sich vielleicht stärker einschätzt. Wobei mit einfach nicht nur die technische Schwierigkeit gemeint ist, sondern auch die Länge und Dauer der Tour. Diese Angaben finden sich zu jedem Steig – vor Ort im Bergführerbüro oder in speziellen Klettersteigführern.

Weniger herausfordernd ist dagegen der Almageller Höhenweg, auf dem man unberührte Natur sowie eine traumhafte Aussicht über das Saastal und die Mischabelkette genießt. Am besten startet man die Tour an der Station Kreuzboden oberhalb von Saas-Grund, welche man mit den Hohsaas Bergbahnen erreicht (ab der 1. Übernachtung in der Region sind die Bergbahnen und das Postauto sowieso kostenlos). Von dort aus führt der Weg südwärts über Triftgrätji – Hehbord – Wyssi Flüe – Almagelleralp und Chüelbrunnji in Richtung Saas-Almagell. Länge: 10,4 Kilometer / ca. 3:30h. Weitere Infos hier – und in diesem Video.

Tag 4: Biken am Fuß der Dents du Midi

Der letzte Tag führt uns wieder in den französischsprachigen Teil des Wallis, die Bahn bringt uns an den Fuß der Dents du Midi, nach Champéry. Das Dorf gehört zur Region Dents du Midi und verströmt als einer der ältesten Touristenorte eine gemütliche Gediegenheit. Der französische Einschlag und die alles überragenden Berge tun dem Gesamtambiente dabei keinen Abbruch. Nach drei Tagen Schweiz vom Feinsten ist die Stimmung in der Gruppe auf dem Höhepunkt, und so hat Bike-Guide Arno Cambier leichtes Spiel, als er uns auf eine abschließende Runde auf die Almwiesen hoch über dem Tal führt. "Schön im kleinen Gang mit einer hohen Frequenz treten, das spart Akku", rät der 32 jährige Mountainbike-Spezialist. Doch die Akkus sind auch nach 400 Höhenmetern noch satt geladen, und so wartet als letzte Herausforderung die Abfahrt zurück nach Champéry auf einer breiten Schotterpiste.

Leseraktion Wallis Schweiz
ulligunde


Das wirkt harmlos, ist im Nachhinein aber vielleicht die Unternehmung mit der höchsten Sturzgefahr. Einerseits heißt es genügend Abstand, andererseits eine angepasste Geschwindigkeit einzuhalten. Die Bremsen sollten nicht zu heiß werden. Ganz ohne Sturz geht es dann auch nicht ab, aber ein dreckiger Hosenboden und ein gehöriger Schreck sind zum Schluss alles, was wir davontragen – und ein Herz voller fantastischer Eindrücke.

outdoor-Tipp: Was alle E-Bikes vereint, sind Begriffe wie Akku, Watt und Reichweite. Letztere hängt neben der gewählten Unterstützungsstufe auch von der Außentemperatur, deinem Fahrstil, der Topografie, den Windverhältnissen sowie vom Fahrrad-Gesamtgewicht ab. Fast alle Hersteller bieten mittlerweile Apps an, mit denen sich Smartphone und Antrieb verbinden und steuern lassen.

Natürlich kann man in den Bergen der Dents du Midi auch hervorragend wandern: Bei der legendären Tour des Dents du Midi umrundet man das Bergmassiv entspannt in 2 bis 4 Tagen. Beste Zeit: je nach Schneelage von Juni bis Oktober. Infos: dentsdumidi.ch/de. Impressionen der Tour gibt es im Video (unten):

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.

Weitere Infos zu den Outdoor-Aktivitäten im Wallis

Die Seite wallis.ch informiert über viele der erwähnten Erlebnisse, die dort auch buchbar sind.

Links zu den Regionen: