Japans Aktienmarkt ist gut gelaufen. Doch der schwache Yen minderte die Rendite für Euro-Anleger. Währungsgesicherte ETF schaffen Abhilfe, aber sie haben auch Nachteile.
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Mit oder ohne Währungssicherung?Nikkei-Preisindex verlor bis zu 80 Prozent
Japan, wie war das noch mal? Die etwas Älteren erinnern sich noch an die Jahre bis 1990, als das Land ein Traum für Investoren aus aller Welt war. Die Immobilienpreise in Tokio gingen durch die Decke, und auch die Aktienkurse hatten die Bodenhaftung komplett verloren. „Wer damals auf die groteske Überwertung hinwies, fand nirgends Gehör. Alle dachten, das geht ewig so weiter“, erinnert sich der wissenschaftliche Leiter unseres Geldanlageteams, Stephan Kühnlenz, der damals als Researcher für ein renommiertes Geldhaus tätig war.
Umso schmerzhafter war der folgende Absturz. Der bekannteste japanische Aktienindex, der Nikkei 225, brach in Euro gerechnet um 77 Prozent ein. Berücksichtigt man keine Ausschüttungen, betrachtet also nur den Preisindex ohne Dividenden, liegt der Nikkei aktuell (Stand 3. Juli 2024) immer noch unter seinem Höchststand aus dem Jahr 1989.
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Nikkei-Returnindex lief lange ähnlich wie MSCI World
Nun bekommen Anleger jedoch Dividenden ausgezahlt, auch wenn sie in einen Fonds oder ETF investieren, der sich am Nikkei-Preisindex orientiert. Damit sieht die Wertentwicklung japanischer Aktien über die vergangenen Jahrzehnte nicht so düster aus. Wie der folgende Chart zeigt, lief die Entwicklung des Nikkei 225 inklusive Dividenden erstaunlich lange fast parallel zum Weltaktienindex MSCI World. Immerhin ist der japanische Aktienmarkt auch der zweitgrößte nach dem US-amerikanischen. Auffällig ist der wachsende Unterschied in der Wertentwicklung seit 2021, also seitdem die Zinsen in der Eurozone im Vergleich zu den Zinsen in Japan stark angestiegen sind.
Hinweise zum Chart:
- Im Chart stellen wir beide Indizes aus Sicht eines Euro-Anlegers da.
- Für die Jahre vor 2002 gibt es leider keine Zeitreihe, die den Verlauf des Nikkei inklusive Dividenden zeigt.
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Japanische Aktien liefen gut - aus japanischer Sicht
Bedeutet das schlechtere Abschneiden des Nikkei gegenüber dem MSCI World seit 2021 aus Euro-Anlegersicht also, dass der japanische Aktienmarkt schlechter lief? Nein, in lokaler Währung gerechnet entwickelte sich der japanische Leitindex seit 2021 sogar besser als der MSCI World. Die japanische Wirtschaft läuft ordentlich, vor allem exportorientierte Unternehmen machen wegen der chronisch schwachen japanischen Währung gute Geschäfte.
Und überhitzt scheint der japanische Aktienmarkt auch noch nicht, wenn man das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) betrachtet. Aktuell, Stand 30. Juni 2024, liegt das KGV börsennotierter japanischer Unternehmen mit 17 leicht über dem langfristigen Mittelwert von 16. Zum Vergleich: Der MSCI World hat aktuell ein KGV von 22 gegenüber einem Median-KGV von 19.
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Euro auf Allzeithoch zum japanischen Yen
Bei Euro-Anlegern will dennoch keine reine Freude aufkommen. Aus ihrer Sicht wurde die Wertentwicklung von japanischen Aktienfonds dadurch gemindert, dass der Euro zum japanischen Yen stark aufgewertet hat, wie unten stehender Chart zeigt. Was für Japanurlauber und für Japaner, die Vermögenswerte im Ausland besitzen, günstig ist, verkehrt sich hier ins Gegenteil. Seit Einführung des Euro im Jahr 1999 war der Euro im Vergleich zum Yen noch nie so teuer (Stand 3. Juli 2024). Die japanische Notenbank versucht zwar immer wieder, die Talfahrt ihrer Heimatwährung durch Stützungskäufe zu bremsen, aber bislang war das nicht von Erfolg gekrönt.
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Hedging hat sich jüngst gelohnt
Wer breit gestreut in den japanischen Aktienmarkt investieren möchte, hat die Wahl zwischen zwei Varianten: ohne oder mit Währungssicherung („hedging“). Von vielen Japan-Fonds gibt es auch Tranchen, die das Wechselkursrisiko zwischen Euro und japanischem Yen zumindest abmildern. Und wer die vergangenen drei Jahre in solch einen währungsgesicherten Fonds investiert hätte, wäre besser abgeschnitten als mit der ungesicherten Variante, wie ein Blick auf den folgenden Chart zeigt.
Im jüngeren Zeitraum, seit 2021, zog die währungsgesicherte Variante klar an der ungesicherten Variante vorbei. Die schlechtere Performance des nicht währungsgesicherten Index liegt, wie oben beschrieben, an der Abwertung des Yen gegenüber dem Euro. Und diese Abwertung wiederum hängt damit zusammen, dass die Zinsen in der Eurozone deutlich gegenüber den Zinsen in Japan angezogen haben.
Der Chart verdeutlicht jedoch auch, dass eine Wechselkursabsicherung keine Garantie für eine dauerhafte Outperformance bietet. Im langfristigen Vergleich hat mal die ungesicherte, mal die währungsgesicherte Variante die Nase vorn.
Hinweis zum Chart:
- Der Chart zeigt nicht den Nikkei-Index, sondern den Topix-Index. Beide stellen den japanischen Aktienmarkt dar, der Topix ist jedoch größengewichtet, so wie auch der MSCI Japan, und damit aus unserer Sicht ein besserer Maßstab als der preisgewichtete Nikkei. Mehr zu den verschiedenen Japan-Indizes weiter unten.
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Unsichere Wette auf die Währungsentwicklung
Grundsätzlich halten wir nicht viel von der Währungssicherung bei Fondsinvestments. Für breit streuende Aktienfonds Welt ist sie unnötig oder sogar kontraproduktiv, denn das Hedging gibt es nicht umsonst. Gehedgte Fonds haben etwas höhere jährliche Kosten als ungehedgte Fonds, die denselben Index abbilden. Bei speziellen Länderfonds, Paradebeispiel Japan, kann die Währungssicherung aber sinnvoll sein – wenn man eine günstige Phase erwischt. Es fragt sich, ob das bei einem Allzeithoch des Euro im Vergleich zum Yen noch der Fall ist. Mit einer Anlage in einen gehedgten ETF wetten Anlegerinnen und Anleger nämlich darauf, dass sich der bestehende Trend fortsetzen wird. Sollte sich die Entwicklung umkehren, also der Yen gegenüber dem Euro zulegen, wäre die Wette danebengegangen. Dann könnten sogar zwei nachteilige Faktoren zusammenkommen: sinkende Aktienkurse aufgrund des rückläufigen Exportvorteiles japanischer Unternehmen sowie entgangene Gewinne durch den steigenden Yen.
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Mit oder ohne Währungssicherung?Der Nikkei ist nicht erste Wahl
Die Entscheidung, ob man sich auf eine Währungssicherung einlässt, muss jeder und jede selbst fällen. Bei der Frage, welchen Japanindex man wählen sollte, hilft unsere Fondsbewertung. Wir vergeben das Urteil Erste Wahl nur an ETF auf Indizes, die den jeweiligen Markt breit abbilden. Dazu gehört, dass sie die Aktien nach Größe, also ihrer Marktkapitalisierung, gewichten müssen. Im Falle von Japan sind das der MSCI Japan, der Solactive Japan und der Topix, zum Teil auch in Form von Nachhaltigkeitsindizes für ethisch-ökologisch Orientierte. Der oben erwähnte Nikkei 225 eignet sich aus unserer Sicht nicht als Basisanlage für den japanischen Aktienmarkt, da es sich um einen preisgewichteten Index handelt.
Wie der folgende Chart zeigt, ist der Nikkei 225 damit aber kein schlechtes Investment gewesen. Über den dargestellten Zeitraum lief er besser als die marktbreiten Varianten Topix und MSCI Japan.
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Alle empfehlenswerten ETF im Premium-Bereich
In unserem kostenpflichtigen monatlichen Fondsvergleich sind neben zahlreichen Japan-Aktienfonds auch einige Tausend Aktienfonds für andere Länder und Regionen zu sehen. Darüber hinaus zeigen wir Ihnen im kostenpflichtigen Premium-Bereich monatlich aktualisiert alle empfehlenswerten Erste Wahl-ETF auf den japanischen Aktienmarkt-
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Also der MSCI Japan hat laut MSCI Factsheet 203 Werte. Der Nikkei 400 hat 400 Titel.
https://www.msci.com/documents/10199/7b2bb40f-4bf3-48db-9003-eefbda93bbce
@kub0815: Indizes müssen mindestens die Hälfte der Aktien des MSCI-Pendants halten, um auch als marktbreit zu gelten, so dass die ETF auf diesen Index 1. Wahl sein können (wenn sie noch andere Voraussetzungen erfüllen). Der MSCI Japan umfasst über 1000 Aktien, damit ist der Nikkei 400 nicht marktbreit genug (aber ja, der Unterschied ist nicht groß, das sieht man ja am Chartverlauf und an der Marktnähe).
Warum ist der Nikkei 400 nicht erste Wahl?