![Avocado - Anbauboom hat Umweltfolgen](https://cdn.test.de/file/image/d4/61/ff0351ec-3009-4ddf-8a82-ac6b2f164a0d-web/6125272_avocado-a202406.jpg)
Frisch geerntet. Damit der Ertrag von Avocadobäumen groß ist, brauchen sie reichlich Wasser. © Getty Images / Iakov Filimonov
Der Avocado-Anbau belastet die Umwelt. Und doch ist der Import binnen zehn Jahren stark gestiegen. Was sind die Hintergründe? Lässt sich die Frucht nachhaltig genießen?
Ob halbiert auf dem Grill, klein geschnitten im Salat oder als Guacamole – Avocados sind vielseitig einsetzbar und haben ein gesundes Image. In Deutschland sind die exotischen Früchte gefragt wie nie: Die Importmengen haben sich laut Statistischem Bundesamt in den vergangenen zehn Jahren mehr als verfünffacht: Sie stiegen von gut 31 400 Tonnen im Jahr 2013 auf knapp 157 800 Tonnen im Jahr 2023.
Dabei ist seit Jahren bekannt, dass der großflächige Avocadoanbau in vielen Herkunftsregionen die Umwelt belastet – unter anderem weil er viel Wasser verbraucht. Können wir guten Gewissens Avocados kaufen? Lassen sich die Umweltauswirkungen verringern, wenn man auf bestimmte Herkünfte achtet? Wir haben recherchiert.
Wachsende Anbauflächen verdrängen Wälder
Von 1994 bis 2022 hat sich die weltweite Anbaufläche von rund 297 000 auf 884 000 Hektar fast verdreifacht. Umweltorganisationen wie der BUND weisen darauf hin, dass für das Flächenwachstum teils Wälder abgeholzt werden, etwa in Mexiko oder Kolumbien. Kleinbauern würden die eigenen Anbauflächen für Nahrungsmittel streitig gemacht. Der Anbau der Avocado in Monokulturen führe zudem zum Verlust von Artenvielfalt.
Superfrucht – aber nicht um jeden Preis
Die Avocado gilt als Superfrucht: Sie ist zwar fettreich, enthält aber viele einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die den Cholesterolspiegel günstig beeinflussen können. Außerdem trägt sie zur Versorgung mit Vitaminen sowie Mineralstoffen wie Kalium bei. Für ein Plus an gesunden Fettsäuren müssen aber nicht immer Avocados auf dem Teller landen. Etwa Walnüsse und Leinöl von hier punkten damit, oder Olivenöl. Vitamine liefern regionales Obst und Gemüse der Saison.
Avocados kommen oft aus Peru zu uns
Das für Deutschland mit Abstand wichtigste Herkunftsland ist Peru: Von da haben wir im vergangenen Jahr knapp ein Drittel aller Avocados importiert. Andere bedeutende Herkunftsländer sind Kolumbien, Chile, Südafrika, Kenia und Israel. Aus Spanien stammen gerade mal rund 5 Prozent der nach Deutschland eingeführten Avocados.
Aber: Bestimmte Herkunftsregionen lassen sich pauschal nicht empfehlen, sagt Elisa Kollenda, Referentin für Nachhaltige Ernährung beim WWF Deutschland. Früchte aus dem spanischen Andalusien hätten zwar nicht so weite Transportwege bis zu uns. Doch auch dort gäbe es Trockenheit und einen großen Wassermangel. Weil spanische Landwirte ihre Avocadoplantagen nicht ausreichend bewässern konnten, rissen einige von ihnen 2022 ihre Bäume heraus.
Fast 2 000 Liter Wasser für ein 1 Kilo Früchte
Neben viel Sonne benötigen Avocadobäume für eine reiche Ernte viel Wasser. Nach wissenschaftlichen Berechnungen zum Wasserfußabdruck sind insgesamt fast 2 000 Liter Wasser für die Produktion von einem Kilogramm Avocados nötig. Das entspricht je nach Größe etwa zwei bis sieben Stück. Zum Vergleich: Für ein Kilogramm Tomaten reichen dagegen rund 200 Liter, für ein Kilo Kartoffeln rund 290 Liter.
Diese Daten umfassen übrigens Regenwasser, das die Avocadobäume aus dem Boden aufnehmen und verdunsten, ebenso Grundwasser oder Wasser aus Seen und Flüssen, das für die Bewässerung genutzt wird. Außerdem ist die Wassermenge einberechnet, die nötig wäre, um Verunreinigungen etwa durch Düngemittel und Pestizide auf ein unschädliches Maß zu verdünnen.
Bewässerung führt zu Konflikten
Die Umweltschutzorganisation WWF warnt: Durch den hohen Wasserverbrauch belaste der Avocadoanbau die Umwelt in den Anbauländern. Das ist besonders in trockenen Regionen wie der peruanischen Küste oder Zentralchile relevant: Hier müssten Avocadobauern ihre Plantagen zusätzlich bewässern, was zu regionalen Konflikten über die Wassernutzung führe.
Die schnelle Ausweitung des großflächigen, industriellen Avocado-Anbaus hat in einigen Regionen die Nutzungskonflikte um die lebenswichtige Ressource verschärft.
Elisa Kollenda, Referentin Nachhaltige Ernährung, WWF Deutschland
Die Expertin des WWF nennt ein Beispiel: „In Chile sind im Jahr 2021 Flüsse und Brunnen versiegt und die lokale Bevölkerung musste notdürftig mit Wasser aus Lastwagen versorgt werden.“ Der WWF räumt aber auch ein, dass die Avocado im Vergleich zu vielen tierischen Produkten sowohl einen niedrigeren Wasser- als auch Klimafußabdruck hat.
Produzenten verweisen auf reduzierten Wasserverbrauch
Die Avocado-Erzeuger stellen die Lage anders da. So erklärt die World Avocado Organization (WAO) in einer Pressemitteilung, dass die meisten Avocados in Gebieten mit ausreichenden oder sogar überschüssigen Niederschlägen angebaut würden. In Gebieten mit erforderlicher zusätzlicher Bewässerung sei mithilfe digitaler Landwirtschaftstechnologie der Wasserverbrauch erheblich reduziert worden. Die WAO verweist auf Programme in Chile und Spanien, die den Verbrauch um 25 bis 50 Prozent verringert hätten. Solche Systeme würden weltweit sowohl von großen als auch von kleineren Betrieben übernommen.
Tipps für nachhaltigen Konsum
In Maßen verzehren. Verzehren Sie Avocados in Maßen und bewusst als Genussmittel. Wenn Sie nur die halbe Frucht essen, träufeln Sie Zitronensaft auf die zweite Hälfte und entfernen Sie den Kern nicht. Eingewickelt in Folie und gekühlt bleibt die Schnittfläche dann grün.
Zu Biofrüchten greifen. Wer auf Avocados nicht verzichten möchte, sollte zu Bio-Früchten greifen. Bio-Siegel stehen für nachhaltigen Anbau, der etwa Wasserressourcen schont. Da chemisch-synthetische Pestizide laut EU-Öko-Verordnung verboten sind, können diese nicht ins Grundwasser gelangen.
Per Seeweg klimafreundlicher. Die World Avocado Organisation gibt an, dass schätzungsweise über 95 Prozent der Früchte auf dem Seeweg aus Lateinamerika oder Afrika zu uns nach Europa kommen. Das ist besser fürs Klima als der Transport auf dem Luftweg.
Harte Früchte nachreifen lassen. Ist die gekaufte Avocado noch hart, reift sie schneller, wenn sie neben Äpfeln liegt.
Wissen vertiefen. Wie Sie klimaschädliche Emissionen beim Essen einsparen können, sagen wir in unserem Special Klimafreundlich essen. Unser Buch mit Rezepten Klimafreundlich essen mit der CO2-Challenge zeigt, wie sich die eigenen Emissionen im Bereich Ernährung um bis zu 40 Prozent senken lassen.
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Kommentarliste
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@Svea13: Haben Sie vielen Dank für Ihren Hinweis. Künftig werden wir noch sorgfältiger auf solche Formulierungen achten.
Hier im Internet ist es richtig beschrieben, daß sich die Einfuhr verfünffacht hat. Im Testheft steht sie hätte sich um das Fünffache erhöht. Das ist falsch. Richtig ist, auf das Fünffache oder um das Vierfache.