Avocado Anbauboom hat Umwelt­folgen

2
Avocado - Anbauboom hat Umwelt­folgen

Frisch geerntet. Damit der Ertrag von Avocadobäumen groß ist, brauchen sie reichlich Wasser. © Getty Images / Iakov Filimonov

Der Avocado-Anbau belastet die Umwelt. Und doch ist der Import binnen zehn Jahren stark gestiegen. Was sind die Hintergründe? Lässt sich die Frucht nach­haltig genießen?

Ob halbiert auf dem Grill, klein geschnitten im Salat oder als Guacamole – Avocados sind vielseitig einsetz­bar und haben ein gesundes Image. In Deutsch­land sind die exotischen Früchte gefragt wie nie: Die Importmengen haben sich laut Statistischem Bundes­amt in den vergangenen zehn Jahren mehr als verfünf­facht: Sie stiegen von gut 31 400 Tonnen im Jahr 2013 auf knapp 157 800 Tonnen im Jahr 2023.

Dabei ist seit Jahren bekannt, dass der groß­flächige Avocado­anbau in vielen Herkunfts­regionen die Umwelt belastet – unter anderem weil er viel Wasser verbraucht. Können wir guten Gewissens Avocados kaufen? Lassen sich die Umwelt­auswirkungen verringern, wenn man auf bestimmte Herkünfte achtet? Wir haben recherchiert.

Wachsende Anbauflächen verdrängen Wälder

Von 1994 bis 2022 hat sich die welt­weite Anbaufläche von rund 297 000 auf 884 000 Hektar fast verdreifacht. Umwelt­organisationen wie der BUND weisen darauf hin, dass für das Flächen­wachs­tum teils Wälder abge­holzt werden, etwa in Mexiko oder Kolumbien. Kleinbauern würden die eigenen Anbauflächen für Nahrungs­mittel streitig gemacht. Der Anbau der Avocado in Mono­kulturen führe zudem zum Verlust von Arten­vielfalt.

Super­frucht – aber nicht um jeden Preis

Die Avocado gilt als Super­frucht: Sie ist zwar fett­reich, enthält aber viele einfach und mehr­fach ungesättigte Fett­säuren, die den Cholester­olspiegel günstig beein­flussen können. Außerdem trägt sie zur Versorgung mit Vitaminen sowie Mineralstoffen wie Kalium bei. Für ein Plus an gesunden Fett­säuren müssen aber nicht immer Avocados auf dem Teller landen. Etwa Walnüsse und Leinöl von hier punkten damit, oder Olivenöl. Vitamine liefern regionales Obst und Gemüse der Saison.

Avocados kommen oft aus Peru zu uns

Das für Deutsch­land mit Abstand wichtigste Herkunfts­land ist Peru: Von da haben wir im vergangenen Jahr knapp ein Drittel aller Avocados importiert. Andere bedeutende Herkunfts­länder sind Kolumbien, Chile, Südafrika, Kenia und Israel. Aus Spanien stammen gerade mal rund 5 Prozent der nach Deutsch­land einge­führten Avocados.

Aber: Bestimmte Herkunfts­regionen lassen sich pauschal nicht empfehlen, sagt Elisa Kollenda, Referentin für Nach­haltige Ernährung beim WWF Deutsch­land. Früchte aus dem spanischen Andalusien hätten zwar nicht so weite Trans­portwege bis zu uns. Doch auch dort gäbe es Trockenheit und einen großen Wasser­mangel. Weil spanische Land­wirte ihre Avocadoplan­tagen nicht ausreichend bewässern konnten, rissen einige von ihnen 2022 ihre Bäume heraus.

Fast 2 000 Liter Wasser für ein 1 Kilo Früchte

Neben viel Sonne benötigen Avocadobäume für eine reiche Ernte viel Wasser. Nach wissenschaftlichen Berechnungen zum Wasser­fuß­abdruck sind insgesamt fast 2 000 Liter Wasser für die Produktion von einem Kilogramm Avocados nötig. Das entspricht je nach Größe etwa zwei bis sieben Stück. Zum Vergleich: Für ein Kilogramm Tomaten reichen dagegen rund 200 Liter, für ein Kilo Kartoffeln rund 290 Liter.

Diese Daten umfassen übrigens Regen­wasser, das die Avocadobäume aus dem Boden aufnehmen und verdunsten, ebenso Grund­wasser oder Wasser aus Seen und Flüssen, das für die Bewässerung genutzt wird. Außerdem ist die Wasser­menge einberechnet, die nötig wäre, um Verunreinigungen etwa durch Dünge­mittel und Pestizide auf ein unschädliches Maß zu verdünnen.

Bewässerung führt zu Konflikten

Die Umwelt­schutz­organisation WWF warnt: Durch den hohen Wasser­verbrauch belaste der Avocado­anbau die Umwelt in den Anbauländern. Das ist besonders in trockenen Regionen wie der perua­nischen Küste oder Zentralchile relevant: Hier müssten Avocadobauern ihre Plan­tagen zusätzlich bewässern, was zu regionalen Konflikten über die Wasser­nutzung führe.

Die schnelle Ausweitung des groß­flächigen, industriellen Avocado-Anbaus hat in einigen Regionen die Nutzungs­konflikte um die lebens­wichtige Ressource verschärft.

Elisa Kollenda, Referentin Nach­haltige Ernährung, WWF Deutsch­land

Die Expertin des WWF nennt ein Beispiel: „In Chile sind im Jahr 2021 Flüsse und Brunnen versiegt und die lokale Bevölkerung musste notdürftig mit Wasser aus Lastwagen versorgt werden.“ Der WWF räumt aber auch ein, dass die Avocado im Vergleich zu vielen tierischen Produkten sowohl einen nied­rigeren Wasser- als auch Klimafuß­abdruck hat.

Produzenten verweisen auf reduzierten Wasser­verbrauch

Die Avocado-Erzeuger stellen die Lage anders da. So erklärt die World Avocado Organization (WAO) in einer Pressemitteilung, dass die meisten Avocados in Gebieten mit ausreichenden oder sogar über­schüssigen Nieder­schlägen angebaut würden. In Gebieten mit erforderlicher zusätzlicher Bewässerung sei mithilfe digi­taler Land­wirt­schafts­technologie der Wasser­verbrauch erheblich reduziert worden. Die WAO verweist auf Programme in Chile und Spanien, die den Verbrauch um 25 bis 50 Prozent verringert hätten. Solche Systeme würden welt­weit sowohl von großen als auch von kleineren Betrieben über­nommen.

Tipps für nach­haltigen Konsum

In Maßen verzehren. Verzehren Sie Avocados in Maßen und bewusst als Genuss­mittel. Wenn Sie nur die halbe Frucht essen, träufeln Sie Zitronensaft auf die zweite Hälfte und entfernen Sie den Kern nicht. Einge­wickelt in Folie und gekühlt bleibt die Schnitt­fläche dann grün.

Zu Biofrüchten greifen. Wer auf Avocados nicht verzichten möchte, sollte zu Bio-Früchten greifen. Bio-Siegel stehen für nach­haltigen Anbau, der etwa Wasser­ressourcen schont. Da chemisch-synthetische Pestizide laut EU-Öko-Verordnung verboten sind, können diese nicht ins Grund­wasser gelangen.

Per Seeweg klimafreundlicher. Die World Avocado Organisation gibt an, dass schät­zungs­weise über 95 Prozent der Früchte auf dem Seeweg aus Latein­amerika oder Afrika zu uns nach Europa kommen. Das ist besser fürs Klima als der Trans­port auf dem Luftweg.

Harte Früchte nach­reifen lassen. Ist die gekaufte Avocado noch hart, reift sie schneller, wenn sie neben Äpfeln liegt.

Wissen vertiefen. Wie Sie klima­schädliche Emissionen beim Essen einsparen können, sagen wir in unserem Special Klimafreundlich essen. Unser Buch mit Rezepten Klimafreundlich essen mit der CO2-Challenge zeigt, wie sich die eigenen Emissionen im Bereich Ernährung um bis zu 40 Prozent senken lassen.

2

Mehr zum Thema

2 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 01.07.2024 um 10:24 Uhr
    Avocado Faktor

    @Svea13: Haben Sie vielen Dank für Ihren Hinweis. Künftig werden wir noch sorgfältiger auf solche Formulierungen achten.

  • Svea13 am 29.06.2024 um 19:38 Uhr
    Avocado Faktor

    Hier im Internet ist es richtig beschrieben, daß sich die Einfuhr verfünffacht hat. Im Testheft steht sie hätte sich um das Fünffache erhöht. Das ist falsch. Richtig ist, auf das Fünffache oder um das Vierfache.