![Beratung bei der Geldanlage - Verkaufssprüche unter der Lupe](https://cdn.test.de/file/image/d5/33/cf5a35ad-a027-4870-8b99-4b2f3e175bf5-web/6110685_geldanlage-beratung-a2404.jpg)
Qualität hat Ihren Preis! Ein beliebtes Argument von Banken, die damit die vergleichsweise teuren aktiv gemanagten Fonds bewerben wollen. Doch tatsächlich sind die günstigeren ETF meist besser. © Getty Images
Beim Anlegen geht es um viel Geld – nicht nur ums eigene. Wir haben die Argumente der Berater, Fondsanbieter und Vermittler auf den Prüfstand gestellt. Nicht alles passt.
„Wie lege ich mein Geld am besten an?“ – Auf dem Weg zur Antwort auf diese Frage kann man sich leicht verlaufen, die falschen Leute nach dem Weg fragen oder die falschen Schlüsse aus den eigenen Beobachtungen ziehen.
In einer Rubrik zum Thema Missverständnisse bei der Geldanlage wollen wir in loser Folge auf eben solche eingehen. Hier Teil 5: „Verkaufssprüche unter der Lupe“.
Zum Nachlesen finden Sie hier die vorangegangenen Teile:
Teil 4: Wenn aus Nachkommastellen Tausende Euro werden.
Teil 3: Viel zu wissen hilft nicht unbedingt viel.
Teil 2: Anlegen auf Sicht kostet Rendite.
Beliebte Verkaufsargumente auf dem Prüfstand
Die Finanzindustrie möchte nur das Beste für Anlegerinnen und Anleger, so scheint es zumindest. Inzwischen haben die meisten verstanden, dass es auch ums Geld der Banken geht: Berater, Beraterinnen, Fondsanbieter, Vermittler – sie müssen und wollen alle Geld verdienen und bemühen dazu auch gerne Argumente, die sich bei näherer Betrachtung als falsch herausstellen.
„Wollen Sie wirklich nur Durchschnitt?“
Ein beliebtes Argument für den Verkauf aktiv gemanagter Fonds und gegen marktbreite ETF ist: „Wollen Sie sich wirklich nur mit dem Durchschnitt zufriedengeben?“ Denn ETF auf marktbreite Indizes bieten in der Tat erstmal nur das: die durchschnittliche Marktrendite. Es wird suggeriert: Mit aktiven Fonds kann man mehr rausholen.
Das ist sogar richtig – aber nur, wenn man das „kann“ betont. Ja, es gibt immer aktive Fondsmanager, die in der Vergangenheit mehr herausgeholt haben als den Marktdurchschnitt. Aber das müssen nicht die sein, die auch in Zukunft mehr herausholen werden – dazu ist der Einfluss von Pech und Glück zu groß. Und sie benötigen nicht nur einfaches Glück, um den Markt zu schlagen, sondern gleich doppeltes Glück. Sie müssen nämlich zusätzlich auch noch die höheren Kosten im Vergleich zu ETF wieder hereinholen.
Vor diesem Hintergrund ist ein marktbreiter ETF schlicht die bessere Wahl, weil er auch in Zukunft meist unter den Top-Fonds landen wird. Er wird nicht durch hohe Kosten ausgebremst und sein Erfolg hängt nicht vom geschickten Händchen eines Managers ab. Wer aktive Fonds wählt, hat eine kleine Chance, besser als der Markt abzuschneiden. Doch die Chance, schlechter abzuschneiden, ist größer. Das heißt, im Durchschnitt werden Anlegerinnen und Anleger mit aktiven Fonds unter der Marktrendite liegen.
„Qualität hat ihren Preis“
Falls der Kunde oder die Kundin einen Fonds zu teuer findet, lautet der Klassiker unter den Verkaufssprüchen „Qualität hat ihren Preis“. Und wer möchte nicht Qualität? Wer billig kauft, kauft schließlich zweimal, oder? Das kann stimmen, muss aber nicht, wie so einige unserer Produkttests zeigen, bei denen oft auch günstige Produkte vorn liegen. Auch unsere Finanzanalysen kommen immer wieder zu dem Schluss, dass aktive Fonds langfristig nicht besser abschneiden als die günstigeren ETF. Damit kann man sich die Kosten für den Fondsmanager auch sparen.
Gut zu wissen: Die laufenden Kosten aktiver Fonds enthalten auch Provisionen für den Fondsvertrieb. Damit sollen die Kosten für die Beratung abgedeckt werden. Ärgerlich: Selbst wenn Anleger den Fonds bei einem Online-Broker kaufen, der sie nicht berät, fallen die laufenden Kosten genauso hoch aus.
Ungefähr so teilen sich die Kosten in einem aktiven Fonds auf:
- rund 10 Prozent für die Verwaltung (Prospekt, Jahresberichte, Depotbank),
- rund 10 Prozent Handelskosten für den Kauf und Verkauf der Wertpapiere innerhalb des Fonds,
- rund 40 Prozent für den Manager,
- rund 40 Prozent für Vertrieb und Beratung.
Auf aktives Management können Anleger getrost verzichten. Wer zusätzlich auf Beratung verzichten kann, nutzt am besten ETF. Dann wird die Geldanlage deutlich günstiger – ohne Qualitätseinbußen.
„ETF? Sie wollen doch keine schlechten Aktien in Ihrem Fonds haben!“
Immer wieder hört man das Argument, dass ETF den großen Nachteil hätten, auch in „schlechte“ Aktien zu investieren. Nun, wenn es für die Profis immer so einfach wäre, nur die Guten ins Töpfchen zu holen, dann gäbe es eine große Auswahl toller, aktiv verwalteter Fonds. Die gibt es aber nicht. Der Grund ist einfach: Der Anlageerfolg wird zum großen Teil durch Glück und Pech bestimmt. Durch Stockpicking – so nennt man die gezielte Aktienauswahl – langfristig eine bessere Rendite zu erzielen, ist eine Illusion. Ja, es stimmt: In einem Index, und somit auch im ETF, sind künftige Gewinner genauso enthalten wie künftige Verlierer. In einem aktiv gemanagten Fonds ist es jedoch nicht anders. Auch sie setzen beileibe nicht nur auf die besten Titel der Zukunft. Das zeigt sich im Anlageerfolg: Trotz der „schlechten“ Aktien in den Portfolien von ETF lassen diese die aktiv gemanagten Fonds meist hinter sich.
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„Langfristig werden Fondsmanager besser sein.“
Gerne wird auch seitens der Fondsmanager argumentiert, dass sie zwar nicht die Glaskugel hätten, um das recht kurzfristige und erratische Auf und Ab der Kurse vorherzusagen. Doch würden langfristig wieder die Kennzahlen zum Tragen kommen, die sie analysieren und berechnen können. Dass es sich hier um ein vereinfachtes Bild der Aktienkursentwicklungen handelt, ist klar. Aber es klingt nicht unplausibel.
Wenn Fondsmanagement jedoch so funktionieren würde, wie hier beschrieben, dann müsste man über längere Zeiträume mehr bessere Manager finden als über kurze Zeiträume. Das Gegenteil ist der Fall. Je länger der Zeitraum, in welchem man Fondsmanager mit dem Marktdurchschnitt vergleicht, desto schlechter schneiden sie ab.
„Partizipieren Sie am Wirtschaftswachstum!“
Insbesondere wenn Berater Anlegern eine Investition in Aktien aus Schwellenländern schmackhaft machen wollen, greifen Sie gerne zum Argument, damit würde man ganz einfach vom tollen Wirtschaftswachstum dort profitieren können. Doch ein hohes Wirtschaftswachstum bedeutet nicht zwingend florierende Aktienkurse. Die Ökonomien der Schwellenländer sind in den vergangenen Jahren oft stärker gewachsen als die der Industrieländer, aber bei den Aktienkursen war es umgekehrt.
Zwei mögliche Gründe, warum der Zusammenhang aus Wirtschaftswachstum und Aktienentwicklung so schwach sein könnte:
- Nur ein Teil der Unternehmen ist börsennotiert. Zum Wachstum tragen aber auch die anderen bei. Aktiengesellschaften und die Wirtschaft eines Landes haben also oft nur eine kleine Schnittmenge. Entsprechend wenig korrelieren sie.
- An der Börse wird die Zukunft gehandelt, heißt es. Wirtschaftswachstum wird aber für die Vergangenheit berechnet. Die eine Größe schaut also nach vorne (mit all den Unwägbarkeiten), die andere zurück.
Wer an seinem Berater hängt
Filialbankkunden, die Beratung wünschen, werden in der Regel nicht die von uns mit 1. Wahl ausgezeichneten ETF empfohlen bekommen. Hier sind die gemanagten Fonds des Bankpartners angesagt. Aber auch da ist die Auswahl groß und Berater empfehlen nicht immer, was wir für sinnvoll erachten.
Um Anleger zu unterstützen, die bei ihrem Filialbankberater bleiben möchten, analysieren wir auch aktiv verwaltete Fonds verschiedener Bankengruppen und prüfen sie auf langfristige Stabilität und Anlageerfolg. Manche können wir dann als Kompromiss empfehlen: Wir zeichnen sie als „stabile Fonds“ aus. Sie sind nicht so empfehlenswert wie marktbreite ETF, aber taugen aus unserer Sicht am ehesten für den langfristigen Vermögensaufbau – wenn man bei seiner Filiale bleiben möchte.
Tipp: Um diese Fonds zu finden, klicken Sie in der Suchmaske unseres Fondsfinders auf „Alle Fonds“. Auf der nächsten Seite wählen Sie „Weitere Filter“ und dort „Finanztest-Anlagestrategien“ aus. Klicken Sie dann „Stabile Fonds aus Filialbanken“ an.
Wer seine Geldanlage selbst in die Hand nehmen möchte, dem empfehlen wir das Pantoffel-Portfolio, unsere bequeme Anlagestrategie.
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Ich frage mich oft, was die Bürger davon abhält mit wachem Blick auf ihre Finanzen zu blicken. Mein FAzit: Unsere Bank- und Versicherungswirtschaft betreibt soviel Lobbyismus in Verbindung mit Parteispenden, dass der Bürger eine Art von "Gehirnwäsche" ausgesetzt ist. Vor allem die so "nahen" Raiffeisenbanken und Sparkassen, welche ja eigentlich ihren Genossen bzw. Einwohnern gutes tun sollten, stechen besonders durch dreiste Gebühren und sonstige "Beratung" heraus.
Ich verfolge die Finanzberichterstattung seit vielen Jahren. Und jeder, der sich nur wenig mit Geldanlage befasst, kann wissen, dass es bei Anbietern von Finanzprodukten keine Beratung sondern nur mehr oder weniger unseriöse und inkompetente Verkaufsanbahnungen gibt. Aber da viele an ihre "gute" Bank oder den seriösen Finanzdienstleister mit den tollen Renditen glauben, schlägt Glaube das Wissen. Und daher darf der "Finanztest" weiter in Sisyphos-Manier an Verstand und Einsicht appellieren, während sich in der realen Realität die Lemminge über die Klippen stürzen.