![Der historische Test (10/1973) - Autokindersitze – statt Sicherheit ein Haufen Schrott](https://cdn.test.de/file/image/c7/47/464f15b8-a52c-4343-8246-ac5f78746747-web/6105742_kindersitze-t1973100001-2024.jpg)
Sorgenvolle Kinderaugen. Auf dem Titel des Test-Hefts sorgte der kleine Junge 1973 für ordentlich Aufmerksamkeit. Tatsächlich durchs Prüflabor rasen musste er natürlich nicht. © Stiftung Warentest
„Nur wenige Autokindersitze sind sicher“, titelte test im Jahr 1973. „Kein Wunder“, mag denken, wer sich die dürren Rohrgestelle anschaut. Doch sie galten als akzeptabel.
Im Jahr 1973 bestimmen Ölkrise und Watergate-Affäre das Weltgeschehen – und der FC Bayern München wird zum vierten Mal Deutscher Meister. Im Auto fahren kleine Kinder 1973 häufig noch auf dem Schoß der Mutter mit.
Die Unfallstatistik ist verheerend: Jährlich sterben Anfang der siebziger Jahre tausende Kinder im Straßenverkehr. Dabei sind Autokindersitze schon auf dem Markt. Viele Sitze taugen aber nichts, wie ein Test der Stiftung Warentest 1973 enthüllt (hier gibt es das PDF des historischen Testberichts).
Rohrgestellsitze – durch die Bank gefährlich
![Der historische Test (10/1973) - Autokindersitze – statt Sicherheit ein Haufen Schrott](https://cdn.test.de/file/image/06/a1/088370e4-05d4-48df-bc5d-82ea1661c936-web/6105743_kindersitze-t1973100003-2024.jpg)
Nach einem Aufprall mit 30 km/h sehen die meisten Sitze grausig aus. Wie ein Taschenmesser klappen oben nicht fixierte Rohrgestelle zusammen. © Stiftung Warentest
Von 15 geprüften Sitzen fielen seinerzeit 11 durch. Besonders die schlechte Performance von Rohrgestellsitzen schockierte die Tester und die Öffentlichkeit. Schon bei Unfällen mit geringen Geschwindigkeiten klappten die Rohrgestelle im Prüflabor zu Schrott zusammen, zerbrachen oder knallten samt Kind gegen den Vordersitz. Auch einige Schalensitze – die gab es seinerzeit auch schon – konnten im Test nicht überzeugen.
Nur zwei Sitze machten ihre Sache sehr gut und erhielten das entsprechende Testurteil: KL Jeenay Safety Seat (105 Mark) und Römer Peggy (100 Mark).
Auch heute noch Autokindersitze mit der Note „mangelhaft“
Die Stiftung Warentest hat Kindersitze seitdem regelmäßig im Untersuchungsprogramm und untersucht im Crashtest, wie gut die Sitze Kinder bei einem Front- und Seitenaufprall schützen. Die Prüfer schauen auch auf Schadstoffe und untersuchen, wie gut sich die Sitze handhaben lassen.
Der Markt hat sich gewandelt. Anders als 1973 gibt es heute viele Sitze, die gut schützen und sogar günstig sind. Durch die Prüfung fallen Sitze aber immer noch: Derzeit sind in der Testdatenbank Autokindersitze 417 Sitze – 46 davon haben das Qualitätsurteil mangelhaft.
Unsere Tests für die Sicherheit von Kindern
Damit Kinder sicher im Straßenverkehr unterwegs sind, prüft die Stiftung Warentest nicht nur Autokindersitze. Sie finden auf test.de auch Untersuchungen von Kinderfahrrädern, Tests von Fahrradanhängern und von Kinderfahrradsitzen – und natürlich auch von Kinderfahrradhelmen.
O-Ton 1973: Der Einstieg in den historischen Testbericht
„Wie oft sieht man es immer noch: Mutter sitzt vorn auf dem Beifahrersitz, dem „Todessitz“, und hält ihr Kleinkind im Arm. Fahrlässig kann man zu dieser Praktik kaum mehr sagen; sie ist im höchsten Grad lebensgefährlich. Selbst wenn die Mutter angeschnallt ist, hilft das dem Kind gar nichts. Schon bei einem geringen Aufprall ist die Mutter gar nicht mehr fähig, das Kind festzuhalten; es wird unweigerlich gegen die Frontscheibe geschleudert.
In Österreich und der Schweiz ist per Gesetz die Mitnahme von Kindern auf den vorderen Autositzen verboten. Auch bei uns wäre eine solche Vorschrift angebracht. Kinder gehören in jedem Fall auf den Rücksitz. Aber damit nicht genug. Sie müssen ausreichend gesichert sein. Sonst werden sie schon bei geringem Aufprall hilflos durch den Wagen geschleudert.
Babys gehören in einen Tragekorb oder ins abnehmbare Oberteil des Kinderwagens quer auf den Rücksitz. Damit der Korb nicht auf dem Sitz hin- und herrutscht, muß der rechte Vordersitz ganz zurückgeschoben werden. Der noch verbliebene Abstand wird am besten noch ausgestopft. Vorbildlich kinderfreundlich ist der Renault 16: Hier lassen sich Vordersitz und Rückbank nahtlos aneinanderschieben. In allen Autos ist eine zusätzliche Sicherung des Babykorbs mit Gurten sehr zu empfehlen.
Kinder von ein bis etwa vier Jahren brauchen einen gut verankerten Autokindersitz. Wobei die Altersangabe mit Vorsicht zu genießen ist: Erst ein Kind, das ohne jede Schwierigkeit richtig sitzen kann, darf vom Babykorb in den Kindersitz umsteigen.“
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