Differenzen bei der Index­nach­bildung Warum ETF nicht genauso laufen wie der Index

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Differenzen bei der Index­nach­bildung - Warum ETF nicht genauso laufen wie der Index

Indexfonds. Die Kosten sind nur ein Grund dafür, warum ETF sich nicht genauso entwickeln wie der Index. © Getty Images / Westend61 / Simona Pillola, Stiftung Warentest (M)

ETF entwickeln sich meist ein wenig schlechter als der Index, manchmal aber auch besser. Es gibt viele Gründe, warum sie sich unterscheiden – nicht nur die Kosten.

Die einfache Erzählung zu ETF geht so: Der ETF entwickelt sich so wie der Markt, den er abbildet. Für einen Deutsch­land-ETF heißt das: Wenn der Dax um 2 Prozent steigt, dann steigt auch ein ETF auf den Dax um 2 Prozent – und umge­kehrt. Wer aber genauer hinschaut, wird schnell fest­stellen: Es gibt durch­aus kleine Abweichungen zwischen der Index­wert­entwick­lung auf der einen Seite und der ETF-Wert­entwick­lung auf der anderen. Und auch ETF auf den gleichen Index laufen nicht absolut gleich. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Kosten sind nicht alles

Je güns­tiger ein ETF, desto ähnlicher entwickelt er sich zum Index. Soweit die Theorie. Die Kosten sind aber nicht der einzige Indikator für die Qualität eines ETF. Denn ETF unterscheiden sich auch in weiteren Punkten, die Einfluss auf die Wert­entwick­lung haben. Manchmal entwickelt sich ein güns­tiger ETF sogar schlechter als ein teurerer.

Quellen­steuer optimieren

Jeder Fonds – egal ob ETF oder aktiv gemanagter Fonds – muss auf Erträge aus Zins- und Dividendenzah­lungen oft Quellen­steuer zahlen. Die Fonds­gesell­schaft kann durch die passende Wahl ihres Sitzes die Quellen­steuern ein wenig senken. Irische Fonds – erkenn­bar daran, dass die Isin mit IE beginnt – nutzen zum Beispiel gerne das irisch-amerikanische Doppel­besteuerungs­abkommen, um Quellen­steuern zu senken. Das ist von Vorteil, wenn viele US-Werte im Index stecken, so wie beim MSCI World, in dem US-Titel fast 70 Prozent ausmachen. Anders ist es bei Swap-ETF, wo die Index­nach­bildung über einen Tausch­partner gesichert wird. In diesem Fall ist es der Swap-Partner, der versucht, Quellen­steuern zu optimieren, nicht der Fonds selbst. Der Sitz des Fonds ist dann nicht mehr so wichtig.

Art der Index-Abbildung

Bei einem Swap-Fonds ist der Swap-Partner verantwort­lich für die genaue Index­abbildung. In der Regel ist er verpflichtet, stetig die Index­entwick­lung im Fonds zu spiegeln – abzüglich einer Gebühr. Deshalb gelten Swap-Fonds als die einfachste Art, möglichst genau einen Index abzu­bilden.

ETF, die wirk­lich die Index­aktien im Fonds halten, haben es bei der Spiegelung der Index­entwick­lung schwerer. Dies gilt insbesondere, wenn der Index viele Aktien, Länder oder Zeitzonen umfasst oder gar auf Wert­papiere aus exotischen Märkten setzt. Jede Index­änderung, jede Dividendenzahlung muss dann vom Fonds selber passend umge­setzt werden – bei aktuell 1 540 Aktien wie im MSCI World macht das viel Arbeit.

Die lang­jährige Erfahrung und die inzwischen erreichte Größe vieler ETF helfen, auch komplexere Indexkörbe effizient abzu­bilden. Trotzdem gibt es Indizes, bei denen ein ETF-Anbieter entscheidet, nicht alle Aktien im Index zu halten. Zum Beispiel kann es besser sein, ein paar kleinere, unwichtige Titel wegzulassen und dafür anderen Aktien aus einem vergleich­baren Land und Sektor mehr Gewicht zu geben.

Zusatz­erträge durch Wert­papierleihe

Positiv auf die ETF-Rendite können sich Erträge aus der Wert­papierleihe auswirken. Bei dieser häufigen Praxis verleihen ETF-Anbieter Papiere aus dem Portfolio für einen bestimmten Zeitraum an andere Investoren und erhalten dafür eine Gebühr, die zum Groß­teil dem Fonds zugute kommt. Mindestens 50 Prozent der Leih­erträge müssen im Fonds landen, bei ETF sind es oft 70 Prozent. Um die Risiken aus solchen Geschäften abzu­sichern, gibt es umfang­reiche Vorgaben. So müssen zum Beispiel von demjenigen, der sich die Titel ausleiht, Sicherheiten hinterlegt werden. Die Leih­erträge sind bei Stan­dard-Aktien, auch Blue Chips genannt, jedoch nicht sehr hoch. Mit der Verleihung exotischerer Titel lässt sich dagegen mehr verdienen.

Erfahrung und Professionalität der ETF-Anbieter

Erfahrung und robuste Arbeits­abläufe helfen dem ETF-Anbieter, auch Indizes mit sehr vielen Titeln abzu­bilden. So kann vermieden werden, dass zum Beispiel eine Index­anpassung verschlafen wird. Solche Fehler münden nicht unbe­dingt in einem Verlust im Vergleich zum Index, es kann auch ein Gewinn sein. In beiden Fällen schadet es der Abbildungs­qualität.

Handels­kosten im Fonds

Bei der Indexbe­rechnung werden in der Regel keine Handels­kosten berück­sichtigt. Sie fallen aber in jedem Fonds an, ohne in den gängigen Fonds­kosten enthalten zu sein. Grund­sätzlich können Fonds ihre Wert­papiere deutlich güns­tiger als Privat­anleger handeln. Aber bei Fonds, die viel handeln, können die Handels­kosten deutlich ins Gewicht fallen. Zur Einordnung: Der iShares-ETF auf den MSCI World wies im letzten Jahres­bericht geschätzte Handels­kosten von 0,0081 Prozent aus. Dagegen standen beim iShares-ETF auf den MSCI World Momentum Index, der regel­mäßig sehr viel mehr Aktien austauscht und stärker neu gewichtet, geschätzte Handels­kosten von 0,1236 Prozent zu Buche. Die Handels­kosten waren also rund 15-mal höher!

Fazit

Es gibt zwei Arten von Abbildungs­differenzen: Fonds­kosten, Quellen­steuer und Handels­kosten ziehen die Wert­entwick­lung systematisch nach unten. Andere Abbildungs­differenzen, zum Beispiel durch Optimierung der Aktien­auswahl, sind nicht systematisch – sie können zu besserer oder schlechterer ETF-Entwick­lung führen. Beide Abbildungs­differenzen sollten aus Sicht der Anleger möglichst klein sein.

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Tipps für Anleger

  • Unterschiede in der Rendite können sich auch daraus ergeben, dass die Stichtage für die Berechnung unterschiedlich sind. So kann es bei der Berechnung von Renditen auf der Basis von Monats­daten passieren, dass bei manchen ETF-Anbietern der Monats­ultimo auf dem 31. des Monats liegt, bei anderen auf dem 30. desselben Monats. Ein Tag kann einen deutlichen Unterschied ausmachen. Das muss Sie nicht irritieren: Die Differenz gleicht sich im Folgemonat wieder aus.
  • Sie sollten ETF nicht nur nach den Kosten auswählen. Hilf­reicher ist der Rendite­vergleich bei ETF auf denselben Index, am besten über unterschiedliche Zeiträume.

Beispiel MSCI World-ETF

In der folgenden Tabelle und im Chart darunter sind die Wert­entwick­lungen und Renditen von ETF auf den Welt­aktien­index MSCI World dargestellt. Anleger können erkennen, dass es kleine Unterschiede zwischen den Anbietern gibt. Auffällig ist die Outperformance des Lyxor-ETF. Diese liegt jedoch an der oben erwähnten Stich­tags­problematik und wird im nächsten Monat wieder verschwinden.

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