Fußball­anleihen Warum das Investment riskant ist

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Fußball­anleihen - Warum das Investment riskant ist

Schalke 04. Der Verein erhielt 8,9 Millionen Euro mit seiner Anleihe. © imago images / Moritz Müller

Wenn Fußball­klubs Geld brauchen, geben sie gern eine Anleihe heraus. Oft setzen sie dabei auf ihre Fans. Doch für die ist das Investment riskant. Wir erklären, warum.

Unter­nehmens­anleihen bringen frisches Geld

Keine Ticket­verkäufe, kein Bier­umsatz, keine Catering­einnahmen – wie alle Fußball­ver­eine mussten Schalke 04 und Werder Bremen in der vergangenen Saison auf wichtiges Einkommen verzichten. Der Abstieg in die 2. Liga sorgt zudem für künftig weniger TV- und Sponsorengeld. Um sich frisches Geld zu beschaffen, brachten beide Vereine in diesem Sommer Unter­nehmens­anleihen auf den Markt. Sprich: Sie liehen sich Geld bei professionellen Anlegern und ihren Fans. Diese bekommen dafür Zinsen und nach einer bestimmten Zeit ihr Geld zurück (Was ist eine Anleihe?).

Fußball­anleihen - Warum das Investment riskant ist

Werder Bremen. Mit seiner Anleihe generierte der Verein 17 Millionen Euro. © FOTOFINDER.COM / Caro / Bastian

Viele verschiedene Risiken

Anleihen von Fußball­klubs können mit jähr­lichen Zinsen von oft mehr als 5 Prozent lukrativ sein; eine sichere Geld­anlage sind sie nicht. Wie alle Unter­nehmens­anleihen bergen sie viele Risiken. Denn die künftige finanzielle Entwick­lung eines Fußball­klubs lässt sich kaum prognostizieren. Sie hängt von vielen Faktoren ab. Neben dem sport­lichen Abschneiden spielen etwa die Weiter­entwick­lung von Spielern, das richtige Händ­chen bei Trans­fers oder Zusagen von Investoren eine Rolle. Geht der Verein pleite, droht ein Total­verlust.

Nur „Spielgeld“ investieren

Eine Anleihe des Herzens­ver­eins sollten Fans daher weder als sichere Anlage für künftige Anschaffungen noch als gute Alters­vorsorge betrachten. Wer seinen Klub unterstützen will, sollte nur Geld investieren, dessen Verlust er verkraften kann.

Aus Neu zahl Alt

Dass sich Vereine mit einer Anleihe Geld beschaffen, ist nicht neu (Tabelle Diese Vereine setzen auf eine Anleihe). Schalke hat schon mehr­fach auf diese Art der Finanzierung gesetzt. Neben der neuen Anleihe läuft aktuell noch eine weitere mit Rück­zahlung bis 2023.

Eine andere Anleihe des Revierklubs lief erst in diesem Sommer aus. Mit der neuen Anleihe wollte der Verein die Rück­zahlung der alten finanzieren. Knapp 16 Millionen Euro wären dafür nötig gewesen. Doch es kamen nur 8,9 Millionen Euro zusammen. Für die restlichen etwa 7 Millionen Euro Rück­zahlung musste der Verein nun auf andere Mittel zugreifen.

Auch Bremen erreichte mit seiner neuen Anleihe nicht das gesetzte Ziel: Der Verein generierte nur 17 statt der geplanten 30 Millionen Euro. Fußball­anleihen scheinen für viele Anleger zu riskant zu sein.

Negativbei­spiel Kaisers­lautern

Wie unsicher die Anleihe eines Fußball­klubs ist, zeigt der Dritt­ligist 1. FC Kaisers­lautern. Er hatte 2019 eine Anleihe für seine Fans heraus­gegeben, um sich unter anderem die Lizenz für die folgende Spiel­zeit zu sichern. Doch nach dem wieder­holt verpassten Aufstieg in die 2. Bundes­liga und aufgrund fehlender Zuschauer­einnahmen in der Pandemie geriet der Verein im Herbst 2020 in finanzielle Schieflage. Darauf­hin bat er die Besitze­rinnen und Besitzer seiner Anleihe um Verschiebung der ausstehenden Zins­zahlungen.

Der Bitte stimmten jedoch nicht genügend Gläubi­gerinnen und Gläubiger zu, sodass der Verein die Zinsen trotzdem auszahlen musste. Zwar hat sich die finanzielle Situation mitt­lerweile etwas verbessert. Weiterhin als unklar gilt aber, ob der Verein die Anleihe 2022 zurück­zahlen kann. Entscheidend ist dafür auch, wann wieder volle Stadien möglich sind.

Blick in Wert­papier­prospekt werfen

Bevor ein Fußball­klub eine Anleihe heraus­gibt, muss er einen Wert­papier­prospekt veröffent­lichen. Interes­sierte sollten ihn vor dem Kauf genau lesen. Neben Zinsen und Lauf­zeit sind dort auch die Risiken ausführ­lich fest­gehalten.

Der FC Schalke schreibt in seinem Wert­papier­prospekt beispiels­weise: „Es besteht das Risiko, dass ... der Wieder­aufstieg nicht unmittel­bar und nicht zeit­nah gelingt.“ Dies könne die wirt­schaftliche Situation des Vereins verschlechtern und „gegebenenfalls zu einer Insolvenz führen“.

Muss ein Verein Insolvenz anmelden, ist es wahr­scheinlich, dass Anleger das gezahlte Geld nur teil­weise oder gar nicht zurück­bekommen. Denn Anleihen sind nicht durch Gegen­werte wie das Stadion besichert. Auch eine Einlagensicherung wie für Spar­konten bei der Bank gibt es nicht.

Anleihen an der Börse

Fananleihe. Bei der Anleihe von Kaisers­lautern handelt es sich um eine Fananleihe, also eine Anleihe, die sich explizit an die Fans richtet. Wer eine solche Anleihe erwirbt, erhält eine offizielle Urkunde auf Papier, meist mit Unter­schrift des Vereins­vorsitzenden.

Unter­nehmens­anleihe. Viele Vereine setzen wie Schalke und Bremen auf klassische Unter­nehmens­anleihen, die sich nicht nur an Fans, sondern auch an professionelle Anle­gerinnen und Anleger richten. Um eine solche Anleihe zu erwerben, ist ein Bank­depot nötig. Dort wird der Besitz elektronisch hinterlegt.

Kauf. Die Unter­nehmens­anleihen werden oft an der Börse gehandelt. Daher können Fans sie auch noch erwerben, wenn sie schon laufen. Findet der Kauf zwischen zwei Zins­terminen statt, teilen Käufer und Verkäufer die Zinsen auf. Das geht so: Der Käufer zahlt beim Erwerb zusätzlich zum Preis die Stück­zinsen für die Zeit von der letzten Zahlung bis zum Kauf. Zum nächsten Zahlungs­termin erhält der Käufer dann die Zinsen für die volle Zins­periode.

Preis. Der Preis einer Anleihe an der Börse richtet sich nach Angebot und Nach­frage. Er ist von vielen Faktoren abhängig, wie etwa der Rest­lauf­zeit, der aktuellen Finanzlage des Vereins oder den allgemeinen Markt­zinsen. Mit Kauf und Verkauf der Anleihe Geld zu machen, ist daher sehr spekulativ.

Besser breit gestreut investieren

Das Haupt­problem bei Fußball­anleihen liegt darin, dass sie von der finanziellen Entwick­lung eines einzigen Unter­nehmens abhängen. Fans, die ihr Geld vermehren wollen, sollten besser auf eine Mischung aus breit­gestreuten Indexfonds und sicheren Anlagen wie einem Tages­geld­konto setzen. Wie das geht, erfahren sie auf unserer Themenseite Anlagestrategie: Pantoffel-Portfolio.

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