Hohe Zinsen, hohe Staats­verschuldung Wieder wie kurz vor der Finanz­krise?

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Hohe Zinsen, hohe Staats­verschuldung - Wieder wie kurz vor der Finanz­krise?

Kapitalmärkte. Der Aktienboom ist vorbei. Inzwischen bestimmen Zins­erhöhungen das Markt­geschehen. © Getty Images /ghoststone, Stiftung Warentest (M)

Da werden böse Erinnerungen wach: Hohe Zinsen, hoher Schulden­stand – das klingt ähnlich wie vor der Finanz­krise. Wir machen den Vergleich.

Die Zinsen für Staats­anleihen sind zuletzt stark gestiegen – wegen der jüngsten Zins­erhöhungen der Zentral­banken in den USA, Euro­land und Groß­britannien, mit denen die Inflation bekämpft werden soll. Aber auch, wie im Fall Groß­britannien, wegen der Ausweitung der Staats­ausgaben und angekündigter Steuersenkungen. So sprangen die Zinsen für britische zehnjäh­rige Anleihen am 26. September auf über vier Prozent – und waren damit fast so hoch wie die Zinsen für Staats­anleihen aus Italien, das wegen der neuen Regierung miss­trauisch beäugt wird. Die Bank of England sah sich daher am 28. September gezwungen, ein Anleihenkauf­programm anzu­kündigen, um die Märkte zu beruhigen.

Bei Anlegern werden böse Erinnerungen wach: hohe Zinsen für Staats­anleihen in den USA, Italien und Groß­britannien bei gleich­zeitig hoher Staats­verschuldung – ist das jetzt wieder wie kurz vor der Finanz- und Staats­schuldenkrise ab 2007? Wir machen den Vergleich.

Die aktuelle Zins­entwick­lung für Staats­anleihen

Die beiden folgenden Charts zeigen die Zins­entwick­lungen für zehnjäh­rige Staats­anleihen ausgewählter Länder, einmal in der kurz­fristigen Betrachtung über ein Jahr und einmal im lang­fristigen Vergleich über die vergangenen 20 Jahre.

Was Sie aus den Charts ablesen können:

  • Nach der jüngsten Zins­erhöhung der US-Noten­bank Fed am 21. September waren die Zinsen für 10-jährige US-Staats­anleihen diese Woche am 27. September auf fast 4 Prozent gestiegen. Damit sind die US-Zinsen wieder so hoch wie vor und während der Finanz- und Schuldenkrise ab 2007.
  • In Groß­britannien sprangen die Zinsen für 10-jährige Staats­anleihen am 26. September auf 4,5 Prozent und damit fast auf das Niveau von Italien. Einige Tage zuvor hatte die britische Regierung eine Ausweitung der Staats­ausgaben bei gleich­zeitigen Steuersenkungen verkündet. Offensicht­lich erhöhte dies das Miss­trauen in die künftige Zahlungs­fähig­keit Groß­britanniens und bewirkte einen Ausverkauf britischer Staats­anleihen – die Zinsen schnellten nach oben, die Kurse am Anleihenmarkt brachen ein. Dies brachte britische Pensions­fonds, die stark auf britische Anleihen setzen, unter Stress, weswegen die britische Zentral­bank, die Bank of England, am 28. September ein Anleihenkauf­programm ankündigte, um die Zinsen für Staats­anleihen zu senken. Dies hatte Erfolg, aktuell liegen die Zinsen für zehnjäh­rige britische Staats­anleihen bei knapp 4 Prozent.
  • In Italien liegen die Zinsen bei 4,6 Prozent – auch dies ist ein ähnliches Zins­niveau wie Ende 2007. Anleger schauen miss­trauisch nach Italien und dessen neue Regierung. Viele befürchten eine Auswertung schuldenbasierter Staats­ausgaben.
  • In Griechen­land stiegen die Zinsen auf 5,4 Prozent – das ist noch weit entfernt von den horrenden Zinsen während der Finanz­krise, allerdings auch schon höher als Ende 2007.

Tipp: Klicken Sie auf die Legenden­einträge, um nach einzelnen Kurven zu filtern.

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Vorabend der Finanz­krise: Was ist gleich und was ist anders

Die folgenden drei Charts ordnen die aktuelle Situation im Vergleich zum Jahr 2007, dem Beginn der Finanz­krise, ein.

Was die Charts zeigen:

  • Die Anleihenrenditen für zehnjäh­rige Staats­anleihen sind bis auf Deutsch­land ungefähr so hoch wie vor der Finanz­krise.
  • Die Schuldenquoten, also der Schulden­stand in Prozent vom Brutto­inlands­produkt (BIP), sind in allen dargestellten Ländern sogar höher als vor der Finanz­krise.
  • Die Zins­last für die Staaten, also die Zins­zahlungen relativ zum Staats­einkommen, sind jedoch für die dargestellten Euro-Länder deutlich geringer als vor Beginn der Finanz­krise. Groß­britannien und die USA nähern sich dagegen dem Niveau von 2007. Die Zins­last für die Euroländer ist gesunken, weil sich die Staaten in den vergangenen Jahren zu sehr geringen Zinsen verschulden konnten. Deutsch­land hat sogar Geld bekommen für Neuschulden, die Zinsen waren negativ.

Fazit: Auch wenn die Schuldenquoten west­licher Staaten höher als zu Beginn der Finanz­krise sind und die Zinsen für Staats­anleihen stark steigen – noch ist die Zins­last für die Euroländer relativ gering, auch für Italien und Griechen­land. Zudem können Staaten als Schuldner von hohen Inflations­raten profitieren, weil die Schulden real weniger werden. Die Situation ist also derzeit eine andere als 2007.

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Die Entwick­lung der Zins­last im Zeit­verlauf

Der folgende Chart zeigt für Interes­sierte die Historie der Zins­last für ausgewählte Staaten. Die Zins­last kann verschieden berechnet werden. Wir zeigen die Zins­zahlungen für Schulden auf Bundes­ebene in Prozent der Staats­einnahmen.

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