Impfung gegen Rotaviren Schutz für die Kleinsten

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Impfung gegen Rotaviren - Schutz für die Kleinsten

Schluck­impfung. Das Baby bekommt den Impf­stoff Rotarix aus einem Drück­zylinder in den Mund. © Alamy / Phanie

Diese Viren können bei Babys schlimmen Durch­fall verursachen, teils mit Erbrechen, Fieber, Bauchweh. Die Beschwerden werden teils so schlimm, dass Kinder zu viel Flüssig­keit verlieren und wegen Austrock­nung ins Kranken­haus müssen. Ganz selten stirbt ein Baby in Deutsch­land daran. Die Impf­experten der Stiftung Warentest halten die Impfung gegen Rotaviren daher für sinn­voll. Hier beant­worten wir die wichtigsten Fragen zum Thema.

Wer sollte sich impfen lassen und wie lange hält der Schutz an?

Die Impfung schützt mindestens zwei bis drei Jahre vor einer Infektion. Die Impf­experten der Stiftung Warentest halten sie für sinn­voll, vor allem für Risiko­kinder (Tabelle Die Schluckimpfung gegen schlimmen Durchfall). Auch die Ständige Impf­kommis­sion empfiehlt sie, daher tragen alle Krankenkassen die Kosten.

Warum wird schon nach der 6. Woche geimpft?

Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen können Säuglinge umso schwerer erkranken, je jünger sie sind. Zum anderen scheint eine frühe Impfung das Risiko für die gefähr­liche Neben­wirkung einer Darm­einstülpung zu verringern – auch Stillen beugt vor. Bei der Darm­einstülpung schieben sich zwei Darm­abschnitte ineinander, was den Kot-Trans­port und die Blut­zufuhr unterbricht und zum lebens­bedrohlichen Darm­verschluss führen kann.

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) treten Darm­einstülpungen als Neben­wirkung der Impfung nur sehr selten auf. Von 100 000 nicht geimpften Kindern unter einem Jahr erkranken in Deutsch­land schät­zungs­weise 62 – mit Impfung könnte es bis zu zwei zusätzliche Fälle geben. Eltern sollten an eine Darm­einstülpung denken: Wenn ihr Kind vor allem in der Woche nach der Impfung an Bauchweh leidet, Blut im Stuhl hat, sich wieder­holt erbricht, schrill schreit und dabei gleich­zeitig die Beine anzieht, muss es sofort zum Arzt.

Wie unterscheiden sich die beiden zur Wahl stehenden Impf­stoffe?

Beide Impf­stoffe sind zum Schlu­cken und aus abge­schwächten Lebendviren hergestellt. Sie unterscheiden sich nur leicht in Viren­konzentrationen und -typen. Beide können vorüber­gehend Fieber, Erbrechen oder Durch­fall auslösen. Unterschiede bestehen in der Anwendung: Für Rotarix müssen Babys zweimal zum Arzt, für RotaTeq dreimal. Die Impfung mit Rotarix muss bis zum Alter von 24 Wochen abge­schlossen sein, die mit RotaTeq bis zum Alter von 32 Wochen. Das Baby bekommt zwar beide Impf­stoffe in den Mund, aber RotaTeq aus einer Quetschtube und Rotarix aus einem Drück­zylinder (siehe Foto oben).

Sollte ein Baby, das schon Rotaviren hatte, noch geimpft werden?

Gesundheitlich beein­trächtigte Babys können auch nach einer Infektion von der Impfung profitieren. Bei gesunden Babys ist sie verzicht­bar, sie haben einen gewissen Immun­schutz. Fragen Sie den Kinder­arzt.

Stecken sich auch Erwachsene an?

Seltener. Gesunde Erwachsene und ältere Kinder haben oft nur milde Symptome, teils spüren sie nichts. Der Grund: Fast jeder ist bis zum Alter von fünf Jahren mindestens einmal an Rotaviren erkrankt und hat Antikörper im Blut. Ab Ende 60 erkranken Menschen wieder öfter, einige schwer.

Sind Rotaviren-Infektionen melde­pflichtig?

Ja, seit 2001. Im Erhebungs­jahr 2018 registrierte das Robert-Koch-Institut 23 603 Fälle, die meisten betrafen unter Zweijäh­rige. Als die Impfung 2006 bei uns für Baby zugelassen wurde, lag die Zahl bei 67 016 Infektionen. Die Impfung kann auch Risiko­gruppen vor schwerer Erkrankung schützen – wie Babys mit Immun­defekt, die nicht geimpft werden dürfen, oder Ältere.

Wie stecken sich Menschen damit an?

Meist geben akut Erkrankte die Viren an andere weiter – über Verunreinigungen mit Kot, über Speichel oder belastetes Wasser und Lebens­mittel. Das Virus bleibt lange infektiös. Zehn Virus­partikel reichen, um ein Kind zu infizieren. Zwischen Anste­ckung und Krank­heits­beginn liegen ein bis drei Tage. Von Februar bis April ist die Zahl der Infektionen am höchsten.

Was lindert die Beschwerden?

Oft reicht es, verlorene Flüssig­keit durch Tee oder Elektrolyte zu ersetzen, kranke Babys weiter zu stillen. Bei Kontakt zu Infizierten gilt: Hände waschen; Türklinken, Toiletten, Oberflächen desinfizieren.

Tipp: In unserem Test Impfungen für Kinder finden Sie Bewertungen unserer Impf­experten für Impfungen gegen 14 Krankheiten.

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