Kartoffel­klöße im Test Sechs schme­cken sehr gut

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Kartoffel­klöße im Test - Sechs schme­cken sehr gut

Ein Fest­essen ohne Klöße? Für viele undenk­bar. © Wolfgang Usbeck

Sie gehören zu Weih­nachten, aber machen viel Arbeit. Wer Zeit sparen will, kauft sie. Wir prüften 29 Kartoffel­kloß­produkte nicht nur darauf, wie gut sie in Form sind.

Kartoffel­klöße im Test Testergebnisse für 29 Kar­toffel­klöße 12/2019 freischalten

Ein Weihnachts­essen ohne Klöße ist wie Gänse ohne Braten, Rosen ohne Kohl, wie Feuerzangen ohne Bowle oder Lebkuchen ohne Herz. So gut wie unvor­stell­bar. Auch wenn es viele aparte Beilagen-Alternativen gibt: Die Deutschen lieben ihre Kartoffel­klöße, die im süddeutschen Raum Knödel genannt werden – und Weih­nachten ist Hoch­saison.

Gut erzogene Gast­geber wissen: Da rollt was auf sie zu! Für die Gäste haben sie schon den Braten liebevoll zubereitet, geduldig den Kohl gegart. Aber hausgemachte Kartoffel­klöße sind aufwendig. Da fragen sich nicht nur praktisch Veranlagte: Können Kloß­produkte aus dem Laden mithalten? Wir machen den Test zum Fest.

Unser Rat

Klöße aus Frisch­teig kommen dem selbst gemachten Kartoffel­kloß am nächsten. Die besten unter den Guten sind Heng­lein Kloß­teig nach Thüringer Art für 36 Cent pro 180-Gramm-Portion und Friweika Frische Kartoffel­klösse für 57 Cent. Gute Instant­produkte sind zum Beispiel: Maggi Kartoffel Knödel aus dem Kochbeutel für 48 Cent und Aldi Süd Le Gusto Kartoffel-Knödel in Pulverform für 12 Cent.

Auf den Geschmack gekommen

Das Ergebnis lautet: Der selbst gemachte Kartoffel­kloß, der in diesem Test der Maßstab war, schmeckt immer noch am besten, doch gekühlte, frische Kloß­teige und vorgeformte Klöße kommen ihm am nächsten.

Die Stiftung Warentest hat 29 Kloß­produkte in vier Angebots­varianten geprüft: neben gekühlter, frischer Teigmasse und vorgeformten Klößen auch Instant­produkte aus zerkleinerten, getrock­neten Kartoffeln als Kochbeutelklöße und Kloß­pulver.

Die Rundum-sorglos-Pakete

Immerhin sechs der zehn gekühlten Produkte sind in Geruch, Geschmack und Konsistenz sehr gut. Außerdem sind sie leicht zu formen oder bereits kugel­rund und köcheln nebenbei. Sie sind die Rundum-sorglos-Pakete aus dem Kühlfach. Kartoffel­kloß­teig ist aber nur fünf bis sechs Wochen lang halt­bar.

Anders die Instant­klöße: Sie werden im Kochbeutel und als Pulver angeboten und sind monate­lang halt­bar – können jedoch geschmack­lich nicht mit selbst gemachten Klößen mithalten. Am Ende der sensorischen Skala liegen die Pulver von Eden und Werner‘s Klöße; auch im Gesamt­urteil sind sie mit einem knappen Befriedigend Schluss­licht. Über­haupt erhalten nur 2 von 19 Instant­klößen ein gutes sensorisches Urteil, darunter kein Bioprodukt – denn da trübt ein breiiges Mund­gefühl den Genuss.

Die Zusatz­stoffe: Eine milde Gabe

Frischer Kloß­teig ist bei den Bioprodukten selten zu haben. Der Grund: Frische Klöße sind, wie auch die Instant­klöße, auf eine Reihe von Zusatz­stoffen angewiesen – worauf Biohersteller aber über­wiegend verzichten: beispiels­weise auf Konservierungs­mittel, die Keime hemmen, Verdickungs­mittel, damit der Kloß beim Kochen nicht zerfällt, und Antioxidations- sowie Säuerungs­mittel, die eine Graufärbung vermeiden. Doch selbst der hausgemachte Kloß ist nicht leuchtendgelb. Seine Farbe ist von den Kartoffel­sorten und der Verarbeitungs­zeit abhängig.

Der Ballast: Schöne Beschwerung?

Und wie steht es um die Kalorien? Weih­nachten ist schließ­lich groß­zügig und schenkt dem einen oder der anderen eine neue Kleidergröße. Da kommt zur schönen Bescherung schnell die schöne Beschwerung. Doch an den Kartoffel­klößen liegt es nicht: Als Beilage liefern sie vor allem Kohlenhydrate, kaum bis gar kein Fett, mal etwas mehr, mal weniger Salz und wenig Ballast­stoffe. Insgesamt bringen die getesteten Klöße im Vergleich zu Salzkar­toffeln rund 20 Prozent mehr Energie mit.

Ausgehend von einer 180-Gramm-Portion, die etwa zwei Klößen entspricht, stehen Klöße mit durch­schnitt­lich 190 Kilokalorien den Kartoffeln mit 155 Kilokalorien gegen­über. Zwei Kartoffel­klöße pro Portion machen also weder schwer noch dick.

Die Runden aus dem Eckigen

Seit unserem letzten Kartoffel­kloß-Test 2010 hat sich die Qualität verbessert. Vor neun Jahren war die Belastung mit Mineral­ölbestand­teilen noch problematisch. Nun lauten die Schad­stoff­urteile durchweg sehr gut und gut. Die Lebens­mittel­hersteller haben Kontaminations­quellen ausgeschaltet. So verhindern zum Beispiel beschichtete Verpackungen und Beutel, dass bedenk­liche Mineral­ölsub­stanzen, etwa aus Druck­farben oder recycelten Umkartons, direkt in die Produkte gelangen. Das läuft rund: Heute kommen alle Klöße unbe­lasteter aus den eckigen Packungen. Auch die Pestizid- und Schwer­metall­gehalte sind unauffäl­lig.

Unauffäl­lig ja, lang­weilig nein: Klöße sind Kult! Diese jahr­hundertealten Klassiker interpretieren junge, wilde Heimatköche immer wieder neu: als Kloß-Auflauf, -Burger, -Strudel, -Tapas – sogar als Kloß Inside-Out oder -Fondue. Nie waren Klöße so vielfältig.

Alles scheint möglich, nur eines nicht: Der gut erzogene Gast sollte die Klöße nicht voreilig als Bestes vom Essen loben. Wer schlau ist, vergewissert sich zuvor beim Gast­geber, ob sie selbst gemacht sind.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 16.12.2019 um 12:29 Uhr
    Was heißt "zubereitet gemäß Packungsanleitung"

    @nils1896: Tipps, die die Rezeptur um den klassischen Kloß erweitern, haben wir von keinem Anbieter umgesetzt. Um kein Ergebnis zu verfälschen, war unser Maßstab deshalb der selbst gemachte Kloß – wie wir ihn zubereitet und beschrieben haben: „ohne Salz im Kochwasser und ohne Brotwürfelfüllung". (js/ah/cr)

  • nils1896 am 14.12.2019 um 21:56 Uhr
    Was heißt "zubereitet gemäß Packungsanleitung"

    Beim Kloßteig "Thüringer Art" von Henglein steht auf der Packung, dass man "nach Belieben goldbraun geröstete Weißbrotwürfel in die Mitte drücken" soll. Wie haben Sie das für den Test umgesetzt? Haben Sie das für den Test gemacht?

  • LUCKyFinger am 22.11.2019 um 12:44 Uhr
    Mein Favorit: Gekülter Frischteig

    Am besten schmecken mir immer noch die Klöße aus dem Frischeteig. Diese sind in vielen Fällen immer etwas bissfest und trotzdem so zart. Dieser Artikel stimmt mich auf die Weihnachtszeit ein, wie ich gerade merke.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 21.11.2019 um 12:35 Uhr
    Thüringer Klöße

    @steerpike,@Blaugartemond: Im Tiefkühl-Bereich ist Heichelheimer ein relevanter Anbieter. In diesem Test, anders als in dem letzten von November 2010, wurden Tiefkühlprodukte aber nicht geprüft.
    Zum Zeitpunkt des Einkaufs haben wir uns auf die verfügbaren frischen Teige aus dem Kühlfach und Instantprodukte aus dem Regal konzentriert.
    Ein Nachtest ist leider nicht mehr möglich. (ah/cr)

  • Blaugartemond am 21.11.2019 um 11:26 Uhr
    Wo bleibt Heichelheim?

    Ich kann nur zustimmen, wenn man Thüringer Klöße testet, sind die von Heichelheim ein muß. Die sind nicht Thüringer Art, sondern echte. Auch wenn das nichts über die Qualität aussagt. Wir essen die am liebsten.
    Geht ein Nachtest noch?