Kaupthing-Pleite Hier gibt es Zins­nach­schlag

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Kaupthing-Pleite - Hier gibt es Zins­nach­schlag

Noch in Abwick­lung. Eine Firma treibt für ehemalige Spare­rinnen und Sparer der Bank Geld ein. © picture alliance / REUTERS

Frühere Kundinnen und Kunden der islän­dischen Kaupthing Bank können bis 2025 ihre entgangenen Zinsen zurück­fordern.

Kaupthing hatte massenhaft Sparende angelockt

Es liegt schon Jahre zurück, aber noch heute können Spare­rinnen und Sparer Zinsen einfordern, die sie vielleicht längst abge­schrieben hatten. Profitieren können alle, die ihr Geld bei der islän­dischen Kaupthing Bank angelegt hatten, die Anfang Oktober 2008 in eine Liquiditäts­krise geriet. Kaupthing hatte massenhaft Sparende angelockt – zuletzt noch mit 5,65 Prozent für Tages­geld­konten. Dann kam die Insolvenz und weit über 30 000 Sparer fürchteten um ihre Einlagen. Die Stiftung Warentest hatte aus diesem Grund stets von Anlagen bei der Kaupthing Bank abge­raten.

Unser Rat

Ansprüche verkaufen.
Ehemalige Sparer der Kaupthing Bank können der Black Pine Capital ihre Zins­ansprüche verkaufen. Die Firma aus Österreich regelt gegen eine hohe Provision Formalitäten und Abwick­lung. Weitere Informationen gibt es online unter: kaupthingzinsen.de
Selbst eintreiben.
Wer die Verhand­lungen auf Eng­lisch führen kann, hat die Möglich­keit, sich selbst mit der Forderung an Kaupthing zu wenden. Details dazu online unter: kaupthing.com

Firma treibt offene Zins­forderungen ein

Für Anle­gerinnen und Anleger von Kaupthing ging die Insolvenz allerdings glimpf­lich aus, sie wurden entschädigt. Bei aller Freude über das zurück­erhaltene Vermögen dauerte es dennoch Jahre, bis fest­stand, dass auch auf die Zinsen noch Ansprüche bestehen.

Aus dieser Tatsache machte der Österreicher Manuel Müller nun ein Geschäfts­modell: Mit Black Pine Capital aus Wien kauft er Ex-Kunden von Kaupthing offene Zins­forderungen ab und liquidiert diese. Die Firma treibt also die ausstehenden Gelder ein und kassiert dafür im Gegen­zug die Hälfte der Zins­forderung, die er auf durch­schnitt­lich 600 Euro beziffert. Die andere Hälfte bekommen die Sparer zurück. Bei den meisten wohl unver­hofft, weshalb sie wohl bereit sind, den 50-prozentigen Abstrich zu verschmerzen.

Ansprüche bis 2025

„Bislang haben wir 400 Gläubiger ausbezahlt. Insgesamt schätzen wir, dass es 5 000 Gläubiger gibt, die Ansprüche geltend machen können“, sagt Müller. Zins­ansprüche haben Spare­rinnen und Sparer noch bis 2025, sofern sie ihre Forderung im Jahr 2009 angemeldet haben. Die Abtretung der Forderungen an Black Pine muss vertraglich und durch eine Kopie der Ausweis­papiere beglaubigt werden. Wer das nicht möchte, kann Ausweiskopien auch direkt nach Island schi­cken und Black Pine Capital über­nimmt die Koor­dination. Auch eine Identitäts­fest­stellung durch einen Notar wäre laut Manuel Müller möglich.

Forderungen verkaufen

Eine der Schwierig­keiten für Black Pine Capital besteht darin, die Geschädigten über­haupt ausfindig und ihnen nach all den Jahren glaubhaft zu machen, dass die Österreicher redliche Absichten verfolgen. Auch bei Finanztest fragten Lese­rinnen und Leser, ob die Firma vertrauens­würdig sei. Daniel Bergner, Geschäfts­führer vom Verband der Insolvenz­verwalter und Sach­walter (VID), bestätigt, dass das Angebot seriös wirkt. Ehemalige Kaupthing-Kunden könnten sich auch selbst um die Abwick­lung kümmern. „Wem das zu umständlich ist, der kann solche Dienst­leistungen in Anspruch nehmen.“

Platz­hirsch wickelt ab

Nachdem Black Pine Capital den Geschädigten die Ansprüche abge­kauft hat, wendet sich die Firma an die Epiq Bank­ruptcy Solutions in New York. Dieses Unternehmen steuert die Kaupthing-Abwick­lung und ist in diesem Geschäfts­feld ein Platz­hirsch. Epiq über­nahm beispiels­weise auch die Restrukturierung von Lehman Brothers, deren Insolvenz im September 2008 den Höhe­punkt der Finanz­krise markierte.

Auf Anleihen spezialisiert

Ursprüng­lich ist Black Pine Capital auf den Aufkauf von Anleihen spezialisiert, bei denen die Emittenten in eine Schieflage geraten sind. Der deutsche Ableger der Firma mit Sitz in Frank­furt am Main – die Pine Investments GmbH – wird dafür auch von der Finanz­aufsicht Bafin reguliert.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 25.08.2023 um 10:30 Uhr
    Entschädigung

    @Anleger: Unseres Wissens sind damals alle Anleger voll entschädigt worden. Lediglich die noch nicht gutgeschriebenen Zinsen wurden nicht erstattet.

  • Anleger am 24.08.2023 um 18:52 Uhr
    Einlagensicherung

    Hallo,
    bekamen die Anleger ihr Geld komplett zurück oder nur bis zu 20.000€ Einlagensicherung?
    MfG.
    Step

  • pepepedro am 14.09.2022 um 09:48 Uhr
    Frist endet am 5. Oktober 2022

    Die Informationen hier sind mittlerweile veraltet.
    Die Bank wird zum 5. Oktober geschlossen. Obwohl man seine Forderungen theoretisch noch bis 2025 geltend machen könnte, ist der 5. Oktober die praktische Frist - danach bliebe nur eine Klage vor Gericht.
    Wegen der bevorstehenden Schließung ist auch EpiqGlobal nicht mehr zuständig. Kontakt per E-Mail, Telefon oder über creditors.kaupthing.com ist also sinnlos. Stattdessen müssen die Forderungen schriftlich direkt bei der Bank eingereicht werden.
    Wer seine Forderungen an Black Pine Capital verkaufen will, hat sogar nur bis 22. September Zeit.
    Alles weitere gibt's hier:
    https://www.wiwo.de/my/finanzen/steuern-recht/34-000-deutsche-betroffen-anleger-koennen-zinsen-von-kaupthing-nachfordern/28643286.html?ticket=ST-3038671-0eLUBCsMKClXx5uPsVal-cas01.example.org
    https://newsingermany.com/islands-kaupthing-bank-will-close-earlier/

  • pepepedro am 19.08.2022 um 22:51 Uhr
    Anfragen bleiben unbeantwortet

    Meine Anfragen per Email, um für die Creditor Website freigeschaltet zu werden, blieben seit Juli leider unbeantwortet ... Kennt jemand eine Alternative?

  • Trucessio am 26.07.2022 um 17:40 Uhr
    Selbst erledigt!

    Ich habe mich per E-Mail an KaupthingInfo(ät)epiqglobal.com gewandt. Das Team dort war sehr hilfreich und alles lief reibungslos. Nach Durchgabe von ein paar persönlichen Daten konnte man mir den Zugang zu einer Webseite freischalten, auf der ich meine Ansprüche nochmal bestätigen musste - leider in nicht ganz so leicht verdaulichem Juristen-und-Bänker-Englisch. Das Ganze hat im Oktober 2021 weniger als eine Woche gedauert, und das Geld war 6 Wochen später auf dem Konto.