Kosten bei der Geld­anlage Wenn aus Nach­kommastellen Tausende Euro werden

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Kosten bei der Geld­anlage - Wenn aus Nach­kommastellen Tausende Euro werden

Kosten in der Geld­anlage. Der Kohl wird nur dann fett, wenn die Kosten möglichst nied­rig sind. © Getty Images / Richard Drury

Wenige Zehntel­prozent können viel ausmachen: Wir zeigen, wie kleine Kosten­unterschiede darüber entscheiden können, ob der Gewinn einer Anlage groß oder klein ausfällt.

„Wie lege ich mein Geld am besten an?“ – Auf dem Weg zur Antwort auf diese Frage kann man sich leicht verlaufen, die falschen Leute nach dem Weg fragen oder die falschen Schlüsse aus den eigenen Beob­achtungen ziehen.

In einer Rubrik zum Thema Miss­verständ­nisse bei der Geld­anlage wollen wir in loser Folge auf eben solche eingehen. Hier Teil 4: „Wenn aus Nach­kommastellen Tausende Euro werden.“

Zum Nach­lesen finden Sie hier die voran­gegangenen Teile:

Teil 3: Viel zu wissen hilft nicht unbedingt viel.

Teil 2: Anlegen auf Sicht kostet Rendite.

Teil 1: MSCI World ETF – nur was für Einsteiger?

Die paar Prozent Kosten machen den Kohl nicht fett – oder?

Schnäpp­chen jagen ist mühsam. Vor allem, wenn es um Finanzen geht – womit sich nur wenige gern auseinander­setzen – greifen viele zum erst­besten Angebot, das vertrauens­würdig erscheint. Auch wenn es ein biss­chen mehr kostet. 5 000 Euro mal schnell angelegt und nicht auf die Kosten geachtet? „Ach, kostet mich höchs­tens einen Kaffee pro Monat morgens beim Bäcker.“ Das ist falsch.

Es ist vielleicht die am meisten unterschätzte Erkennt­nis zum Thema Geld­anlage: Auf die laufenden Kosten zu achten, ist wichtig. Denn genauso wie der Zinseszins über die Zeit den Ertrag exponentiell wachsen lässt, genauso schmälern die laufenden Kosten den Ertrag exponentiell – und es bleibt immer weniger übrig.

Wie aus einer plötzlich fünf Tassen Kaffee pro Monat werden

Beispiel Einmal­anlage: Ein Anleger investiert 5 000 Euro in einen aktiv gemanagten Fonds, der 1,8 Prozent jähr­liche Kosten aufweist. Er zahlt damit 1,5 Prozent­punkte mehr als mit einem deutlich güns­tigeren ETF, der nur 0,3 Prozent kostet. Das sind grob über­schlagen 75 Euro pro Jahr – oder eben ein bis zwei Tassen Kaffee pro Monat beim Bäcker. Nicht die Welt, oder?

Wer lang­fristig rechnet, stellt jedoch fest, dass die Kosten viel stärker ins Kontor schlagen: 5 000 Euro für 20 Jahre in den Welt-Aktienmarkt angelegt, kann vor Kosten gut 7 Prozent pro Jahr abwerfen. Bei einem ETF mit 0,3 Prozent Kosten bleiben immerhin 6,7 Prozent übrig, mit dem teureren Aktienfonds sind es nur noch 5,1 Prozent pro Jahr (und nein, seine Kosten wird der Fonds durch aktives Management wahr­scheinlich nicht wieder herein­holen – siehe Teil 1 und Teil 3 unserer Serie).
Mit dem ETF werden aus 5 000 Euro in 20 Jahren 18 220 Euro, das entspricht einem Gewinn von 13 220 Euro.
Mit dem aktiven Fonds würde der Anleger nur 8 455 Euro Gewinn machen – knapp 4 800 Euro weniger! Das entspricht schon eher fünf Getränken pro Monat, nicht einem (4 800 Euro durch 20 Jahre durch 12 Monate = 20 Euro.) Und am Ende sind diese verpassten 4800 eine Menge Geld, auch wenn wir von ein paar Kaffees pro Monat sprechen.

Beispiel 1: Einmal­anlage, 20 Jahre

5 000 Euro werden über 20 Jahre in Aktien Welt angelegt. Es wird eine Rendite des Welt­aktienmarktes von 7 Prozent pro Jahr vor Kosten angenommen. Dargestellt wird der Gewinn über die zu Beginn angelegten 5 000 Euro hinaus: „billig“ entspricht 0,3 Prozent Kosten pro Jahr und „teuer“ 1,8 Prozent Kosten pro Jahr.

Kosten bei der Geld­anlage - Wenn aus Nach­kommastellen Tausende Euro werden

© Stiftung Warentest

Entgangene Gewinne können ganz schön weh tun

Beispiel Sparplan: Den exponentiellen Kosten­einfluss gibt es natürlich auch bei einem Sparplan. Er ist ein wenig kleiner, weil bei einem Sparplan die durch­schnitt­liche Bindung des Vermögens kürzer ist – man legt sein Geld sukzessive an, die ersten Einzahlungen sind länger, die letzten kürzer angelegt. Aber die entgangenen Gewinne durch unnötige Kosten tun auch hier weh.

Wer mit Mitte 20 anfängt, 400 Euro monatlich in einen Welt-Aktienfonds einzuzahlen und bis 65 durch­hält, kann ein beacht­liches Vermögen aufbauen. Über die 40 Jahre fließen so 192 000 Euro in den Sparplan. Mit einem ETF, der 0,3 Prozent pro Jahr kostet, können Sparende im Schnitt einen Gewinn von 722 000 Euro erzielt haben (zusätzlich zu den eigenen Einzahlungen). Mit einem Fonds, der 1,8 Prozent kostet schrumpft der Gewinn auf 414 000 Euro. Das sind mehr als 300 000 Euro weniger – und das nur, weil man dachte, die Kosten wären nicht so wichtig.

Beispiel 2: Sparplan, 40 Jahre

Jeden Monat werden 400 Euro über 40 Jahre in Welt-Aktienfonds angelegt (Einzahlungen insgesamt: 192 000 Euro). Dargestellt wird der Gewinn über die 192 000 Euro hinaus: „billig“ entspricht 0,3 Prozent Kosten pro Jahr und „teuer“ 1,8 Prozent Kosten pro Jahr.

Annahme für die Rendite des Welt­aktienmarktes: 7 Prozent pro Jahr vor Kosten.

Kosten bei der Geld­anlage - Wenn aus Nach­kommastellen Tausende Euro werden

© Stiftung Warentest

Je länger die Spar­zeit, desto stärker schlagen die Kosten zu Buche

Es leuchtet schnell ein, dass die Kosten mit längerer Lauf­zeit immer mehr ins Kontor schlagen. Das ist wie beim Zinseszins­effekt, der seine Wirkung auch erst lang­fristig ausspielt. Prozentual machen die Kosten aber keinen Unterschied bei großen oder kleinen Anla­gebeträgen. Aber es ist natürlich klar, dass jemand der mehr anlegt, auch größere Summen an Gewinn einbüßt, wenn er nicht auf die Kosten achtet.

Ein anderer Einfluss­faktor ist die durch­schnitt­liche Rendite der Anlage. In unseren Beispielen haben wir mit einer Bruttorendite von 7 Prozent pro Jahr gerechnet, die man bisher lang­fristig mit einer welt­weit gestreuten Aktien­anlage erzielen konnte. Wer aber zum Beispiel in Misch­fonds anlegt, die im Schnitt weniger risikoreich sind und weniger Rendite bieten, der verliert prozentual noch mehr als in den dargestellten Beispielen hier. Je nied­riger die Rendite der Geld­anlage, desto stärker mindern die Kosten – prozentual gesehen – den Gewinn.

Einmal­anlage: Wie aus 0,9 Prozent jähr­lich Kosten von knapp 30 Prozent werden können

Die Tabelle zeigt, wie stark sich die Gewinne verringern, je nachdem, wie hoch die Kosten sind und wie lange man spart. Ein Beispiel: Bei einer Spardauer von 30 Jahren und Kosten von 0,9 Prozent verringert sich der Gewinn um 27,3 Prozent (gegen­über einer kostenfreien Geld­anlage).

Kosten (Prozent)

Spardauer (Jahre)

10

20

30

40

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

0,3

–6,0

–7,9

–9,9

–12,1

0,6

–11,9

–15,3

–19,0

–22,9

0,9

–17,6

–22,3

–27,3

–32,5

1,2

–23,1

–28,9

–35,0

–41,0

1,5

–28,5

–35,2

–42,0

–48,6

1,8

–33,8

–41,1

–48,4

–55,3

Sparplan: Kosten von 1,8 Prozent können fast die Hälfte der Gewinne aufzehren

Die Tabelle zeigt, wie stark sich die Gewinne verringern, je nachdem, wie hoch die Kosten sind und wie lange man spart. Ein Beispiel: Bei einer Spardauer von 40 Jahren und Kosten von 1,8 Prozent schmälert sich der Gewinn um 48,3 Prozent (gegen­über einer kostenfreien Geld­anlage).

Kosten (Prozent)

Spardauer (Jahre)

10

20

30

40

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

0,3

-5,5

–6,8

–8,3

–10,0

0,6

–10,9

–13,3

–16,0

–19,1

0,9

–16,2

–19,5

–23,3

–27,4

1,2

–21,4

–25,5

–30,1

–35,0

1,5

–26,5

–31,3

–36,4

–41,9

1,8

–31,5

–36,8

–42,4

–48,3

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Hundert­tausende Euro können verloren gehen

Zahlreiche Menschen werden über lange Perioden ihres Lebens in irgend­einer Form sparen. Auch wer wenig spart, kann leicht tausende Euro an Mehr­ertrag verspielen, wenn er nicht schaut, was es kostet.

Kosten reduzieren geht übrigens mit wenig Aufwand: Ein typischer Rendite­fresser sind Depot­kosten. In unserem Depotkostenvergleich finden Sie güns­tige Angebote. Was die Fonds angeht, ist es güns­tiger – und meist auch erfolg­reicher – auf breit gestreute, markt­typische Welt-ETF zu setzen statt auf aktive Fonds. Suchen Sie in unserem Fondsfinder einfach nach 1. Wahl-ETF aus der Fondsgruppe Aktien Welt. Auch bei Tagesgeld und Festgeld gibt es große Zins­unterschiede.

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Kommentarliste

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  • Rentenberater10 am 05.03.2024 um 19:49 Uhr
    Alles richtig gemacht

    Eine sehr gute Darstellung der Kostenfalle. Ich werde voll bestätigt - schon zu Beginn bei einer Direktbank und nun bei Scalable nahezu kostenlos. Seit 35 Jahren in Direktaktien mit Dividendenstärke und besonderem Focus auf Aktien die seit Jahrzehnten die Dividende jährlich steigern......