![Kosten bei der Geldanlage - Wenn aus Nachkommastellen Tausende Euro werden](https://cdn.test.de/file/image/d3/33/c695b989-d383-4244-bbd3-d5d9cd8f4e53-web/6095514_entgangener-gewinn-durch-kosten-a2402.jpg)
Kosten in der Geldanlage. Der Kohl wird nur dann fett, wenn die Kosten möglichst niedrig sind. © Getty Images / Richard Drury
Wenige Zehntelprozent können viel ausmachen: Wir zeigen, wie kleine Kostenunterschiede darüber entscheiden können, ob der Gewinn einer Anlage groß oder klein ausfällt.
„Wie lege ich mein Geld am besten an?“ – Auf dem Weg zur Antwort auf diese Frage kann man sich leicht verlaufen, die falschen Leute nach dem Weg fragen oder die falschen Schlüsse aus den eigenen Beobachtungen ziehen.
In einer Rubrik zum Thema Missverständnisse bei der Geldanlage wollen wir in loser Folge auf eben solche eingehen. Hier Teil 4: „Wenn aus Nachkommastellen Tausende Euro werden.“
Zum Nachlesen finden Sie hier die vorangegangenen Teile:
Teil 3: Viel zu wissen hilft nicht unbedingt viel.
Teil 2: Anlegen auf Sicht kostet Rendite.
Teil 1: MSCI World ETF – nur was für Einsteiger?
Die paar Prozent Kosten machen den Kohl nicht fett – oder?
Schnäppchen jagen ist mühsam. Vor allem, wenn es um Finanzen geht – womit sich nur wenige gern auseinandersetzen – greifen viele zum erstbesten Angebot, das vertrauenswürdig erscheint. Auch wenn es ein bisschen mehr kostet. 5 000 Euro mal schnell angelegt und nicht auf die Kosten geachtet? „Ach, kostet mich höchstens einen Kaffee pro Monat morgens beim Bäcker.“ Das ist falsch.
Es ist vielleicht die am meisten unterschätzte Erkenntnis zum Thema Geldanlage: Auf die laufenden Kosten zu achten, ist wichtig. Denn genauso wie der Zinseszins über die Zeit den Ertrag exponentiell wachsen lässt, genauso schmälern die laufenden Kosten den Ertrag exponentiell – und es bleibt immer weniger übrig.
Wie aus einer plötzlich fünf Tassen Kaffee pro Monat werden
Beispiel Einmalanlage: Ein Anleger investiert 5 000 Euro in einen aktiv gemanagten Fonds, der 1,8 Prozent jährliche Kosten aufweist. Er zahlt damit 1,5 Prozentpunkte mehr als mit einem deutlich günstigeren ETF, der nur 0,3 Prozent kostet. Das sind grob überschlagen 75 Euro pro Jahr – oder eben ein bis zwei Tassen Kaffee pro Monat beim Bäcker. Nicht die Welt, oder?
Wer langfristig rechnet, stellt jedoch fest, dass die Kosten viel stärker ins Kontor schlagen: 5 000 Euro für 20 Jahre in den Welt-Aktienmarkt angelegt, kann vor Kosten gut 7 Prozent pro Jahr abwerfen. Bei einem ETF mit 0,3 Prozent Kosten bleiben immerhin 6,7 Prozent übrig, mit dem teureren Aktienfonds sind es nur noch 5,1 Prozent pro Jahr (und nein, seine Kosten wird der Fonds durch aktives Management wahrscheinlich nicht wieder hereinholen – siehe Teil 1 und Teil 3 unserer Serie).
Mit dem ETF werden aus 5 000 Euro in 20 Jahren 18 220 Euro, das entspricht einem Gewinn von 13 220 Euro.
Mit dem aktiven Fonds würde der Anleger nur 8 455 Euro Gewinn machen – knapp 4 800 Euro weniger! Das entspricht schon eher fünf Getränken pro Monat, nicht einem (4 800 Euro durch 20 Jahre durch 12 Monate = 20 Euro.) Und am Ende sind diese verpassten 4800 eine Menge Geld, auch wenn wir von ein paar Kaffees pro Monat sprechen.
Beispiel 1: Einmalanlage, 20 Jahre
5 000 Euro werden über 20 Jahre in Aktien Welt angelegt. Es wird eine Rendite des Weltaktienmarktes von 7 Prozent pro Jahr vor Kosten angenommen. Dargestellt wird der Gewinn über die zu Beginn angelegten 5 000 Euro hinaus: „billig“ entspricht 0,3 Prozent Kosten pro Jahr und „teuer“ 1,8 Prozent Kosten pro Jahr.
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© Stiftung Warentest
Entgangene Gewinne können ganz schön weh tun
Beispiel Sparplan: Den exponentiellen Kosteneinfluss gibt es natürlich auch bei einem Sparplan. Er ist ein wenig kleiner, weil bei einem Sparplan die durchschnittliche Bindung des Vermögens kürzer ist – man legt sein Geld sukzessive an, die ersten Einzahlungen sind länger, die letzten kürzer angelegt. Aber die entgangenen Gewinne durch unnötige Kosten tun auch hier weh.
Wer mit Mitte 20 anfängt, 400 Euro monatlich in einen Welt-Aktienfonds einzuzahlen und bis 65 durchhält, kann ein beachtliches Vermögen aufbauen. Über die 40 Jahre fließen so 192 000 Euro in den Sparplan. Mit einem ETF, der 0,3 Prozent pro Jahr kostet, können Sparende im Schnitt einen Gewinn von 722 000 Euro erzielt haben (zusätzlich zu den eigenen Einzahlungen). Mit einem Fonds, der 1,8 Prozent kostet schrumpft der Gewinn auf 414 000 Euro. Das sind mehr als 300 000 Euro weniger – und das nur, weil man dachte, die Kosten wären nicht so wichtig.
Beispiel 2: Sparplan, 40 Jahre
Jeden Monat werden 400 Euro über 40 Jahre in Welt-Aktienfonds angelegt (Einzahlungen insgesamt: 192 000 Euro). Dargestellt wird der Gewinn über die 192 000 Euro hinaus: „billig“ entspricht 0,3 Prozent Kosten pro Jahr und „teuer“ 1,8 Prozent Kosten pro Jahr.
Annahme für die Rendite des Weltaktienmarktes: 7 Prozent pro Jahr vor Kosten.
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© Stiftung Warentest
Je länger die Sparzeit, desto stärker schlagen die Kosten zu Buche
Es leuchtet schnell ein, dass die Kosten mit längerer Laufzeit immer mehr ins Kontor schlagen. Das ist wie beim Zinseszinseffekt, der seine Wirkung auch erst langfristig ausspielt. Prozentual machen die Kosten aber keinen Unterschied bei großen oder kleinen Anlagebeträgen. Aber es ist natürlich klar, dass jemand der mehr anlegt, auch größere Summen an Gewinn einbüßt, wenn er nicht auf die Kosten achtet.
Ein anderer Einflussfaktor ist die durchschnittliche Rendite der Anlage. In unseren Beispielen haben wir mit einer Bruttorendite von 7 Prozent pro Jahr gerechnet, die man bisher langfristig mit einer weltweit gestreuten Aktienanlage erzielen konnte. Wer aber zum Beispiel in Mischfonds anlegt, die im Schnitt weniger risikoreich sind und weniger Rendite bieten, der verliert prozentual noch mehr als in den dargestellten Beispielen hier. Je niedriger die Rendite der Geldanlage, desto stärker mindern die Kosten – prozentual gesehen – den Gewinn.
Einmalanlage: Wie aus 0,9 Prozent jährlich Kosten von knapp 30 Prozent werden können
Die Tabelle zeigt, wie stark sich die Gewinne verringern, je nachdem, wie hoch die Kosten sind und wie lange man spart. Ein Beispiel: Bei einer Spardauer von 30 Jahren und Kosten von 0,9 Prozent verringert sich der Gewinn um 27,3 Prozent (gegenüber einer kostenfreien Geldanlage).
Kosten (Prozent) |
Spardauer (Jahre) |
|||
10 |
20 |
30 |
40 |
|
0,0 |
0,0 |
0,0 |
0,0 |
0,0 |
0,3 |
–6,0 |
–7,9 |
–9,9 |
–12,1 |
0,6 |
–11,9 |
–15,3 |
–19,0 |
–22,9 |
0,9 |
–17,6 |
–22,3 |
–27,3 |
–32,5 |
1,2 |
–23,1 |
–28,9 |
–35,0 |
–41,0 |
1,5 |
–28,5 |
–35,2 |
–42,0 |
–48,6 |
1,8 |
–33,8 |
–41,1 |
–48,4 |
–55,3 |
Sparplan: Kosten von 1,8 Prozent können fast die Hälfte der Gewinne aufzehren
Die Tabelle zeigt, wie stark sich die Gewinne verringern, je nachdem, wie hoch die Kosten sind und wie lange man spart. Ein Beispiel: Bei einer Spardauer von 40 Jahren und Kosten von 1,8 Prozent schmälert sich der Gewinn um 48,3 Prozent (gegenüber einer kostenfreien Geldanlage).
Kosten (Prozent) |
Spardauer (Jahre) |
|||
10 |
20 |
30 |
40 |
|
0,0 |
0,0 |
0,0 |
0,0 |
0,0 |
0,3 |
-5,5 |
–6,8 |
–8,3 |
–10,0 |
0,6 |
–10,9 |
–13,3 |
–16,0 |
–19,1 |
0,9 |
–16,2 |
–19,5 |
–23,3 |
–27,4 |
1,2 |
–21,4 |
–25,5 |
–30,1 |
–35,0 |
1,5 |
–26,5 |
–31,3 |
–36,4 |
–41,9 |
1,8 |
–31,5 |
–36,8 |
–42,4 |
–48,3 |
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Hunderttausende Euro können verloren gehen
Zahlreiche Menschen werden über lange Perioden ihres Lebens in irgendeiner Form sparen. Auch wer wenig spart, kann leicht tausende Euro an Mehrertrag verspielen, wenn er nicht schaut, was es kostet.
Kosten reduzieren geht übrigens mit wenig Aufwand: Ein typischer Renditefresser sind Depotkosten. In unserem Depotkostenvergleich finden Sie günstige Angebote. Was die Fonds angeht, ist es günstiger – und meist auch erfolgreicher – auf breit gestreute, markttypische Welt-ETF zu setzen statt auf aktive Fonds. Suchen Sie in unserem Fondsfinder einfach nach 1. Wahl-ETF aus der Fondsgruppe Aktien Welt. Auch bei Tagesgeld und Festgeld gibt es große Zinsunterschiede.
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Eine sehr gute Darstellung der Kostenfalle. Ich werde voll bestätigt - schon zu Beginn bei einer Direktbank und nun bei Scalable nahezu kostenlos. Seit 35 Jahren in Direktaktien mit Dividendenstärke und besonderem Focus auf Aktien die seit Jahrzehnten die Dividende jährlich steigern......