Lösch­decken Im Test durch­gebrannt

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Lösch­decken - Im Test durch­gebrannt

© Test Achats

Für Fett­brände sind Lösch­decken kaum geeignet. Sie können den Brand sogar schlimmer machen. Das zeigt eine Unter­suchung belgischer Tester aus dem Jahr 2015. Sogar ein nasses Küchentuch bekämpft die Flammen zuver­lässiger als Lösch­decken. Nun bestätigt auch ein Praxis­test der Stiftung Warentest: Es gibt Alternativen, mit denen sich kleine Brände sicherer und effizienter bekämpfen lassen.

Decken können Brand befeuern

Brände entstehen oft in der Küche, wenn etwa Fett oder Öl in Pfanne, Topf oder Fritteuse Feuer fängt. So ein Fett­brand ist spektakulär und kann tödlich enden. Schnelle Hilfe versprechen Lösch­decken, oft auch Brand­schutz­decken genannt, die für 10 bis 60 Euro zu haben sind. Einfach auf die Flammen geworfen, sollen sie den Brand zuver­lässig ersti­cken. Die Praxis sieht jedoch anders aus. In einer Unter­suchung unserer belgischen Schwesterzeit­schrift Test-Achats im Jahr 2015 fielen 13 der 16 getesteten Produkte durch. Das beunruhigende Fazit: Lösch­decken sind nicht nur unnütz, sie können einen Brand sogar befeuern.

Die Decken scheitern an der Norm

Die Tester prüften, wie schnell sich die Decken auspacken lassen und ob sie, wie vorgeschrieben, keinen Strom leiten. Entscheidend für die Bewertung war aber die Wirk­samkeit der Decke bei einem Fett­brand. Laut europäischer Norm muss sie ihn löschen, ohne selbst Feuer zu fangen. Zudem darf sich der Brand nicht erneut entfachen, wenn die Decke nach 15 Minuten entfernt wird. An den Kriterien scheiterten alle 16 Prüf­linge.

Test-Achats: Nur eine Decke stoppt den Brand

Bei der Unter­suchung von Test-Achats schaffte es nur eine einzige Decke, den Brand endgültig zu stoppen. Sie erfüllte aber nicht die Norm für den elektrischen Widerstand. Zwei weitere Modelle schienen die Flammen zunächst zu ersti­cken. Als die Tester sie jedoch nach 15 Minuten entfernten, loderte das Feuer erneut auf. Alle anderen Feuerlösch­decken versagten gänzlich. Das brennende Fett entzündete den vermeintlich feuer­festen Stoff, die Flammen schlugen durch ihn durch.

Tipp: Löschen Sie einen Fett­brand nicht mit einer Lösch­decke und nie direkt mit Wasser. Es besteht Explosions­gefahr. Setzen Sie statt dessen auf mit Wasser getränkte Küchen­hand­tücher. Sie wurden im Test der Belgier mühelos mit dem Problem fertig: Kurz einweichen, auswringen und über das brennende Gefäß werfen.

Stiftung Warentest: Alternativen zur Lösch­decke

Auch die aktuelle Unter­suchung der Stiftung Warentest zeigt: Der Nutzen von Lösch­decken ist begrenzt und ihr Einsatz birgt Risiken. Nutzer müssen im Ernst­fall nämlich gefähr­lich nah an den Brandherd heran. Sie können sich dabei verbrennen und giftige Brandgase einatmen. Andere Lösch­geräte sind sicherer und effizienter, wie unser Praxistest Feuer löschen beweist. Und generell gilt: Rauchmelder können Schlimmes verhindern. Gute Geräte gibt es schon für wenig Geld, wie unser Test von Rauchmeldern zeigt.

Diese Meldung ist erst­mals am 23. Januar 2015 auf test.de erschienen. Sie wurde am 20. Dezember 2017 aktualisiert.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Gelöschter Nutzer am 21.03.2021 um 16:11 Uhr
    Lesenswerte Broschüre "Einsatz von Löschdecken"

    Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV) hat eine Info zum Thema "Einsatz von Löschdecken" herausgegeben. Sie bezieht sich zwar auf den gewerblichen und öffentlichen Bereich, enthält aber grundlegende Informationen.
    https://publikationen.dguv.de/regelwerk/fachbereich-aktuell/feuerwehren-hilfeleistungen-brandschutz/3703/fbfhb-006-einsatz-von-loeschdecken

  • filson am 27.12.2017 um 12:19 Uhr
    Erfahrungsbericht

    Da ich schonmal in die unschöne Situation gekommen bin, einen brennenden Campingkocher auf dem Balkon mit einer Löschdecke löschen zu wollen, habe ich einen Tipp: Die Löschdecke sollte mindestens 1,5 m x 1,5 m groß sein; die gängige Größe 1 qm ist meiner Meinung nach auch für Topfbrände zu klein. Man hat im Brandfall nicht die Möglichkeit die Decke exakt zu positionieren und müsste bei zu kleiner Decke viel zu nah ran ans Feuer!
    Gerettet hat mich dann übrigens ein Pulverlöscher; dessen Wirkung ist sensationell!

  • produktrueckrufe.de am 21.12.2017 um 17:41 Uhr
    Auf Löschdecken sollte Verlass sein

    Löschdecken / Brandschutzdecken, die ihrem Namen nicht gerecht werden! Sie löschen keine Fettbrände und/oder entzünden sich bzw. die Umgebung http://bit.ly/2p4L9dC (PDF)

  • JuttaMSchwarz am 18.01.2017 um 17:56 Uhr
    Dann doch keine Löschdecke

    Eine Drogeriekette in Deutschland bietet diese Woche Löschdecken günstig an. Das fand ich zunächst sinnvoll und wollte sicherheitshalber eine Löschdecke für die Küche zu kaufen. Vor dem Kauf habe ich zum Glück noch Ihren Bericht gelesen und nehme vom Kauf einer Löschdecke - ob preisgünstig oder teuer - nun doch Abstand.

  • testhandwerker am 25.02.2015 um 19:34 Uhr
    Interpretationsweise

    Es gibt eine EuroNorm für Löschdecken die nicht eingehalten werden kann,worauf soll sich der Verbraucher sonst verlassen? Auf meiner Löschdecke steht: vollständig abdecken,Wärmezufuhr abschalten und Löschdecke "BIS ZUR ABKÜHLUNG LIEGEN LASSEN" und nicht schon nach 15 Minuten entfernbar. Bis zum Erkalten liegen lassen finde ich logisch und bin mir sicher das dann nichts mehr brennt- um wieviel weniger heiß ist denn brennendes Fett/Öl nach 15 Minuten wenn es auch noch abgedeckt ist???? Auf jeden Fall heiß genug um bei Sauerstoffzufuhr durch Entfernen der Decke noch zu brennen. Also entweder die Norm ändern, oder doch bessere Decken (die die Norm auch schaffen) zum Kaufen zulassen,die klugen Köpfe sind also in der Pflicht. Ich werde kein nasses Tuch benutzen,es könnte zu klein sein, in den Topf rutschen (Wasser in Öl!!), Wassertropfen ins Öl kommen... finde deshalb diesen Rat von Stiftung Warentest einfach nur dumm- auch dort scheint es an klugen Leuten zu fehlen.Sorry, hart aber deutlich