Malaria Nicht nur im Sumpf

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Neuer Trend bei der Malariavorsorge: Für Länder mit geringem Risiko wird nur noch die Mitnahme eines Notfallmedikaments empfohlen. Umso wichtiger ist der Schutz vor Mückenstichen.

Nicht nur in Sümpfen und Urwäldern, auch am Swimmingpool im Hotel kann man sich mit Malaria infizieren. Die Anophelesmücke, Überträgerin des Erregers, treibt im weiten Umkreis ihrer Brutgebiete ihr Unwesen. "Für den Urlauber ist es nicht kalkulierbar, wo Brutstätten liegen und ob die Distanz dazu groß genug ist", erklärt Professor Frank von Sonnenburg vom Tropeninstitut der Universität München. Schon die wassergefüllte Baugrube einer neuen Hotelanlage kann Stützpunkt der Insekten und damit eine Gefahr für Reisende sein.

In der Abenddämmerung schwirren die Mücken aus und gehen auf Nahrungssuche. Wenn sie stechen, können sie mit ihrem Speichel den Malariaparasiten auf ihr Opfer übertragen ­ Beginn eines gefährlichen, oft tödlichen Kreislaufs. Urlaubs- und Geschäftsreisende kommen immer häufiger mit einer Malaria tropica ­ der gefährlichsten Variante ­ von ihren Reisen in tropische Weltregionen zurück. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 1.000 Menschen nach einer Fernreise, etwa 20 sterben.

Grafik:


Westafrika am gefährlichsten

Das höchste Erkrankungsrisiko weltweit haben Reisende in Westafrika (vor allem Gambia), gefolgt von Ostafrika (vor allem Kenia). Risikogebiete sind jedoch fast das gesamte tropisch-subtropische Asien ­ vor allem Indien ­, Südamerika, Schwarzafrika sowie Teile Mittelamerikas und der Karibik. Selbst im Südosten der Türkei ist man nicht völlig gegen die Krankheit gefeit.

Erste Anzeichen einer Malaria sind Unwohlsein und Schwächegefühl, Kopf- und Muskelschmerzen, Schüttelfrostanfälle und hohes Fieber. Nur wer vorbeugt und im Notfall schnell mit Medikamenten behandelt wird, kann die schwere Krankheit glimpflich überstehen. Was die Situation allerdings kompliziert macht: Ausgerechnet dort, wo das Risiko am höchsten ist, verlieren bewährte Malariamittel ihre Wirksamkeit, die Malaria-Parasiten sind inzwischen resistent gegen den Wirkstoff Chloroquin. Dies gilt vor allem für Asien, Afrika südlich der Sahara und das Amazonasbecken.

Je nach Reiseziel müssen für die Vorbeugung und Behandlung deshalb unterschiedliche Medikamente eingenommen werden (siehe Grafik). Nur ein Arzt, am besten ein Tropenmediziner, kann über eine sinnvolle Behandlung entscheiden. Sie hängt auch von der Reisezeit, der Reisedauer und dem Reisestil sowie von Erkrankungen und der Einnahme von anderen Arzneimitteln ab.

Die medikamentöse Malariaprophylaxe beginnt meist eine Woche vor Reisebeginn. Während des Urlaubs werden die Tabletten dann regelmäßig eingenommen. Nach der Rückkehr muss die Behandlung unbedingt noch vier Wochen fortgesetzt werden, denn unter Umständen kommt eine Infektion erst Wochen nach dem Urlaub zum Ausbruch. In der Reiseapotheke sollte aber unbedingt ein Notfallmedikament sein, das bei einer akuten Malariaerkrankung eingesetzt werden kann. Nach den neuesten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin reicht für immer mehr Regionen eine solche Standby-Medikation sogar aus ­ auf die Prophylaxe kann man dort verzichten.

Die Selbstbehandlung einer Malaria ist allerdings nur in Ausnahmefällen ratsam. Die Diagnose ist von Laien nicht einfach zu stellen. Was für Malaria gehalten wird, entpuppt sich möglicherweise als ganz andere Infektionskrankheit. Bei Selbstdiagnose und -therapie bleibt die wahre Krankheit dann unbehandelt. Deshalb gilt: Bei hohem oder mehrere Stunden anhaltendem Fieber unbedingt einen Arzt aufsuchen. Nur wer in entlegenen Gegenden innerhalb von 24 Stunden keinen Arzt erreichen kann, greife zum Stand-by-Medikament ­ und lasse sich dann trotzdem zum nächsten Arzt bringen.

Ohne Nebenwirkungen sind die Malaria-Medikamente nicht. Sie können von Magenbeschwerden über Allergien bis hin zu Sehstörungen und sogar depressiven Verstimmungen und Halluzinationen reichen. Lariam (Wirkstoff Mefloquin) beispielsweise kann in seltenen Fällen Psychosen verursachen. Menschen mit früheren oder aktuellen psychischen Störungen oder mit Krampfanfällen sollten auf Mefloquin verzichten, ebenso Patienten mit Herzkrankheiten wie Störungen der Erregungsleitung oder Herzrhythmusstörungen.

Wer Nebenwirkungen befürchtet, kann die Mittel schon zwei oder sogar drei Wochen vor der Reise einnehmen. Bei Problemen ist dann noch Zeit für "Ausweichmanöver". "Gravierende Nebenwirkungen sind häufig nur bei chronisch Kranken von Bedeutung", gibt Professor von Sonnenburg zu bedenken. "Und da ist zu überlegen, ob der Tropenaufenthalt überhaupt vertretbar ist." Schwangere und Kinder unter fünf Jahren sollten nicht in Malariagebiete reisen.

Auf Tabletten allein sollte man sich bei der Vorbeugung nicht verlassen. Wer die Mücken erst gar nicht an sich heranlässt, hat die besten Chancen beim Malariaschutz:

- Außerhalb von Regenzeiten ist die Gefährdung geringer.

- Nach Sonnenuntergang helle Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosen tragen.

- Unbedeckte Hautstellen mit Insektenschutz (zum Beispiel "Autan Family Milch") einreiben.

- Unter einem Moskitonetz oder in sorgfältig abgeschirmten Räumen (Klimaanlage, Fliegengitter) schlafen.

- Moskitonetz und Kleidung mit einem Insektizid imprägnieren.

- Auf duftende Kosmetika verzichten. Regelmäßige Körperpflege und häufiger Kleiderwechsel helfen gegen Körpergeruch.

- Sumpfgebiete, Seen, Wasserlöcher in der Dämmerung und bei Nacht meiden.

- Das Fehlen von schmerzenden Mückenstichen ist kein Signal der Entwarnung. Vom Stich der Anophelesmücke spürt man wenig. Schmerzhafte Stiche rühren meist von anderen Insekten.

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