Hilferuf per Satellit iPhones funken jetzt ins Welt­all

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Hilferuf per Satellit - iPhones funken jetzt ins Welt­all

Satelliten­kommunikation. Hilf­reich bei Notfällen im Funk­loch. © Westend61 / 27exp

Apples neueste iPhones können nun mit Satelliten kommunizieren und so Notrufe absetzen und den Stand­ort an Freunde senden. In Deutsch­land ist der Nutzen aber begrenzt.

Neue Funk­tion „Notruf SOS über Satellit“

In eine Notsituation möchte niemand geraten. Wenn ein Unfall dann noch in einem Funk­loch geschieht und man keine Hilfe rufen kann, ist die Lage noch brenz­liger. Für solche Situationen hat Apple die iPhone-14-Modelle mit einer Funk­tion namens „Notruf SOS über Satellit“ ausgestattet. Seit Mitte Dezember gibt es sie auch in Deutsch­land. Dafür muss auf dem Smartphone mindestens iOS 16.2 installiert sein.

Tipp: In unserem Smartphone-Test veröffent­lichen wir regel­mäßig Test­ergeb­nisse von Handys mit Android- und iOS-Betriebs­system. Die jüngsten Apple-Modelle iPhone 14 und iPhone 14 Pro sowie die größeren Varianten iPhone 14 Plus und iPhone 14 Pro Max mit der Satelliten-Funk­tion prüften wir auch.

Notfall­meldung wird als Text gesendet

Lässt sich mangels Netz­abdeckung kein Notruf absetzen, schlägt das iPhone vor, eine Notfall­meldung per Satellit zu senden. Telefonieren ist auf diesem Wege nicht möglich, statt­dessen wird man durch einen kurzen Fragebogen geleitet. Anschließend muss der Nutzer das Handy mit freiem Blick in den Himmel richten, damit es sich mit einem Satelliten verbinden kann. Nun werden Stand­ort und der per Fragebogen erzeugte Text an eine Vermitt­lungs­stelle gesendet, von wo aus die zuständige lokale Leit­stelle angerufen wird.

Die Stiftung Warentest hat es ausprobiert – und es hat gut geklappt: Wir konnten die Satelliten­verbindung mit einem Demo-Modus, der allen Nutzern offen­steht, erfolg­reich testen.

Kaum echte Funk­löcher in Deutsch­land

Wählt man die EU-weite Notrufnummer 112 und hat keinen Empfang mit dem eigenen Netz, nutzt das Handy auto­matisch ein anderes. Orte, an denen keines der drei deutschen Hand­ynetze verfügbar ist, machen nur 0,32 Prozent der Fläche in Deutsch­land aus, wie aus dem Mobilfunk-Monitoring der Bundesnetzagentur hervorgeht.

Interes­sant für Berg­wanderer

Daher ist die Satelliten-Notruf-Funk­tion hier­zulande vor allem für Outdoor-Enthusiasten interes­sant, die zum Beispiel in den Alpen unterwegs sind. An der Grenze zu Österreich und zur Schweiz ist derzeit aber Schluss: Apple hat die Funk­tion bislang nur in Deutsch­land, Frank­reich, dem Vereinigten Königreich, Irland, Kanada und den USA frei­geschaltet.

Auch ohne Notfall: Stand­ort per Satellit teilen

Mit der bidirek­tionalen Satelliten-Kommunikation, die anders als bei der Satellitennavigation mittels GPS oder Galileo auch vom Handy in Richtung Satellit funk­tioniert, bringt Apple eine weitere Funk­tion auf seine Smartphones: Auch ohne WLan- oder Handy­empfang lässt sich damit über die „Wo-ist?“-App der eigene Standort an Bekannte schicken. Das könnte in mehr Situationen von Nutzen sein, denn sogenannte graue Flecken, also Bereiche, die nicht durch alle Netz­betreiber mit schnellem mobilem Internet versorgt sind, gibt es auf knapp 19 Prozent der Fläche in Deutsch­land. Auch diese Funk­tion hat bei unserem Versuch funk­tioniert.

Text­nach­richten künftig über Satellit?

Denk­bar ist, dass Apple den Dienst in Zukunft ausweitet und auch ermöglichen wird, normale Text­nach­richten über Satellit zu verschi­cken. Dafür spricht, dass die Satelliten-Funk­tionen laut Apple nur in den ersten zwei Jahren kostenlos sind. Was der Dienst anschließend kosten soll, ist derzeit nicht bekannt.

Andere Anbieter bieten ebenfalls Satelliten-Kommunikation an

Alternativen sind spezielle Satelliten-Messenger, zum Beispiel von Garmin oder Spot. Garmin nutzt das Iridium-Netz mit nahezu welt­weiter Abdeckung, und Spot gehört zum Satelliten-Betreiber Globalstar, dessen Netz auch Apple nutzt. Global­star deckt einen kleineren Teil der Erde ab, aber dennoch deutlich mehr Regionen als die von Apple ausgewählten.

Darüber hinaus werden in nächster Zeit vermutlich weitere Smartphones mit Satelliten-Technik auf den Markt kommen. Huawei hat bereits Geräte vorgestellt, deren Satelliten-Funk­tion jedoch auf China begrenzt ist. T-Mobile USA hat im vergangenen Jahr eine Koope­ration mit SpaceX und dessen Starlink-Satelliten angekündigt. Samsung arbeitet gerüchte­weise ebenfalls an einem Smartphone mit Satelliten-Kommunikation. Dort hält man sich aber noch bedeckt.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • WB1450 am 07.01.2023 um 17:37 Uhr
    @vactorio

    die Vollkasko Mentalität schreitet immer weiter voran, irgend jemand ist immer schuld. In der Stadt muss der Sanka spätenstens in einer 1/4 Stunde vor der Türe stehen, das hat gefälligst überall zu gelten. Von einer App in den Tod geleitet, "Maiwand"

  • vactorio am 07.01.2023 um 15:34 Uhr
    @WB1450

    Klar hat man immer Menschen die sich damit nicht genügend auseinandersetzen, so eine Funktion zu haben hat ja aber trotzdem seinen Nutzen. Am Ende braucht jemand eben Hilfe, da ist es ja erstmal egal ob er da unverschuldet (gut vorbereitet, aber passieren kann immer was) oder verschuldet (keine Vorbereitung) hinein geraten ist.

  • WB1450 am 07.01.2023 um 10:24 Uhr
    Diese Symbol-Photos....

    Eispickel von 1950 in Busch und Strauchgelände...
    Aber auch typisch für unsere Zeit... Hauptsache Handy in Händen.
    Ich informiere mich nicht groß über Dinge die ich mache, habe dazu nicht die Fitness und die Erfahrung aber ich habe ein Handy mit dem ich eine Verbindung habe und Menschen jederzeit und bei jeder Bedingung bereit sind mich aus diesem Schlamassel zu holen. Davor hat mich meine Handy schon in ein Gelände gelotst wo ich absolut nichts verloren habe.
    Die Erfahrung eines Bergretters der schon sehr viele Jahre diesen ehrenamtlichen Job macht.