Olivenöl im Test

So erkennen Sie ein gutes Olivenöl

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Olivenöl im Test - So schmeckt der Klimawandel

Olivenöl verkosten. Aromatisch und ausdrucks­stark? Auch bitter und scharf? Dem Charakter von Olivenöl auf die Spur zu kommen, macht Spaß! © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Geruch und Geschmack sowie Preis und Etikett liefern Hinweise auf die Qualität. Hier lesen Sie, worauf zu achten ist und wie Sie Olivenöl verkosten.

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Was Etikett und Preis aussagen

Eins vorweg: Ob ein natives Olivenöl extra mit einem minderwertigen Öl oder mit Öl anderer Ölsorten verfälscht wurde, können nur Labore aufdecken. Auch kritische Schad­stoff­belastungen sind für Verbrauche­rinnen und Verbraucher nicht erkenn­bar. Doch wer Nase und Gaumen schult, kann geschmack­lich gute Öle von schlechten unterscheiden und Vorlieben entdecken.

Nützliches Etikett. Einige Angaben, etwa zur Güteklasse, sind verpflichtend. Kein Muss, aber interes­sant ist das Ernte­jahr der verarbeiteten Oliven. So haben frische Öle eine stärkere Bitter­keit und Schärfe. Ebenfalls freiwil­lig sind Details zur Ernte – zum Beispiel welche Olivensorten verwendet wurden, ob hand­gepflückt wurde oder das Öl gefiltert ist. All das kann die Qualität beein­flussen. Ungefilterte Öle etwa sind nur kurz halt­bar.

Teurer Top-Geschmack. Wer besondere Noten von frischem Olivenöl sucht, sollte etwas mehr Geld ausgeben. Das stellen wir in unseren Tests seit 2016 immer wieder fest. Im aktuellen Test von 2024 ist nur ein Öl sensorisch sehr gut: Cosmo di Russo Caieta Olio extra vergine für stolze 46 Euro pro Liter.

So verkosten Sie Olivenöl selbst

Aromatisch und ausdrucks­stark? Auch bitter und scharf? Oder etwa ranzig? Dem Geruch und Geschmack von Olivenöl auf die Spur zu kommen, macht Spaß! Hier lesen Sie, wie Sie am besten vorgehen, wenn Sie Olivenöl selbst verkosten möchten.

Verkosten in drei Schritten

Laden Sie doch Freunde ein und lassen jeden ein Öl mitbringen. Vergleichen Sie am besten verschiedene Öle – zum Beispiel solche aus nur einem Land mit preis­werten Mischungen.

1. Abdecken und erwärmen

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Erwärmen. Vier Esslöffel Öl in einem sich nach oben verengendem Glas mit Deckel in der warmen Hand schwenken. © Stiftung Warentest

Profis verkosten Olivenöl aus farbigen Gläsern, damit die Farbe des Öls sie nicht in ihrem Urteil beein­flusst – die Farbe sagt nichts über die Qualität des Öls aus. Für den Test zu Hause tun es auch Grappa- oder Weingläser. Das Glas vor dem Probieren abdecken und mit den Händen erwärmen. Flüchtige Aroma­komponenten sammeln sich oben im Glas.

2. Erst riechen

Olivenöl im Test - So schmeckt der Klimawandel

Schnupper­probe. Deckel ab, Glas zur Nase führen, den Geruch tief einziehen und versuchen, die Aromen zu charakterisieren. © Stiftung Warentest

Wie intensiv riecht es und wonach? Bei der Geruchs­probe geht es um die Fruchtig­keit. Je nach Olivensorte und Ernte­zeit duftet Olivenöl grün-fruchtig oder süßlich-reif. Ein gutes Olivenöl sollte möglichst intensiv und harmo­nisch riechen.

3. Dann schme­cken

Olivenöl im Test - So schmeckt der Klimawandel

Geschmacks­probe. Öl in den Mund nehmen, Luft einziehen, alles „kauen“ und schlu­cken. Erst dann ist die Schärfe spür­bar. © Stiftung Warentest

Ganz wichtig: Bitter­keit und Schärfe sind bei Olivenöl keine Fehler, sondern Zeichen von Frische. Sie lassen mit der Lager­zeit nach. Die begleitenden Geschmacks­nuancen sind vielfältig in Art und Intensität, sie reichen von Arti­schocke oder grünem Apfel bis zu roten Beeren oder reifer Banane. Ein gutes Öl sollte ausgewogen sein, bittere oder scharfe Eindrücke sollten fruchtige Noten nicht über­lagern. Neutralisieren Sie beim Verkosten zwischen zwei Ölen Ihren Gaumen mit Wasser, Brot oder Apfel­schnitzen.

So verkosten die Profis Olivenöl

Fruchtig, bitter, scharf und frei von Fehlern in Geruch und Geschmack – nur so darf Olivenöl der höchsten Güteklasse nativ extra in den Handel. Das schreibt die EU-Olivenöl-Verordnung vor. Ob ein Öl dem entspricht, lässt sich nur mit einer speziellen sensorischen Prüfung fest­stellen.

Nur mit Ausbildung. Kein Gerät, keine chemische Analyse erledigt die Prüfung so exakt wie eine feine menschliche Nase. Wer Olivenöl nach EU-Vorgaben kontrolliert, braucht eine Extra-Ausbildung, viel Training und muss zu einem staatlich anerkannten Olivenöl-Panel gehören.

Regeln beim Verkosten. Mindestens acht Leute müssen für eine EU-Prüfung in einem Panel zusammen­arbeiten – das gilt auch für die sensorische Prüfung unseres Tests. Sie verkosten das auf 28 Grad Celsius – plus/minus zwei Grad – erwärmte Öl. Geprüft wird in einem blauen Glas, damit die Testenden durch die Farbe des Öls weder positiv noch negativ beein­flusst werden. Eine intensive Farbe zum Beispiel ist nicht gleich­zusetzen mit einem intensiven Geschmack.

Fest­gelegte Begriffe. Die Panel-Mitglieder beur­teilen die Öle mit fest­gelegten Begriffen. Fehler sind etwa: ranzig, lakig, wurm­stichig. Positive Attribute sind: fruchtig, bitter, scharf. Zusätzliche Beschreibungen wie „nach roten Beeren“ oder „nach grüner Mandel“ ergänzen das Bild.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 13.06.2024 um 07:41 Uhr
    Test mit mehr Infos

    @cem52: Neben unserer interaktiven Tabelle der Testergebnisse können Sie auch die Printausgaben zu den letzten Tests herunterladen. Hier gehen wir im Text mehr ins Detail. Die Printausgaben finden Sie unter „Inhalt“ Nr. 9 Download: Heftartikel als PDF
    Zur Testauswahl: Leider stehen für jeden Test nur eine begrenzte Anzahl an Testplätzen zur Verfügung. Unsere Aufgabe ist es daher, den Markt mit relativ wenigen Produkten möglichst gut abzubilden. Gleichzeitig sollen möglichst viele Verbraucher ihr Öl im Test wiederfinden. Aus diesem Grund spielt die Verkaufshäufigkeit bei der Produktauswahl eine maßgebliche Rolle. Selbstverständlich nehmen wir auch die ein oder andere Besonderheit in den Test mit auf, aber Produkte mit vergleichsweise geringer Marktgängigkeit wie Öle kleiner Anbieter fallen leider durchs Raster.

  • cem52 am 11.06.2024 um 18:29 Uhr
    Test mit mehr Infos wäre nett

    Hallo,
    Ich bin neu hier und würde mich freuen wenn ihr die Tests etwas übersichtlicher gestaltet mit mehr Informationen.
    Wenn ich zB auf Mangelhaft anklicke, erhalte ich sehr wenig informationen, wieso das Produkt so bewertet wurde. Mehr Infos würden hier nicht schaden.
    Außerdem liegt es echt im Interessen aller, wenn man alle Produkte vom Discounter und Bio Läden testet, weil hier der größte Betrug vorliegt in der Olivenöl-Branche.
    Es wäre sehr interessant, wenn ihr kleine Familienbetriebe testen würdet, denn es ist so, das Industrie Giganten gerne für Profit unsauber arbeiten da wären Familienbetriebe sehr Interessant, wie zB weel-shop.com , das von einer Deutschen Familie betrieben wird und hergestellt wird im Bio Bereich, die auch Star Köche beliefert, bin echt gespannt ob es wirklich eine gute Quali hat. vom Preis her ist es definitiv teuer.

  • Daniel_König am 08.06.2024 um 15:57 Uhr
    Naturtrübes Olivenöl z.B. von DM

    Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie in den nächsten Test auch Naturtrübes Olivenöl integrieren könnten, z.B. das naturtrübe von DM.
    Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit :)

  • hoffinho am 10.04.2024 um 15:27 Uhr
    Olivenölqualität

    Ich zitiere: "Die durch­schnitt­liche Qualität ist im Vergleich zu früheren Unter­suchungen deutlich gesunken." Das haben Sie an deutscher Discounter- und Supermarktware festgemacht? Und als Begründung liefern Sie den Hinweis auf die 2 schlechten Erntejahre in Spanien. Dazu kann ich nur sagen, Spanien ist nicht Italien und Italien ist nicht Griechenland. Selbst in Griechenland oder Italien kann die Ernte je nach Region und klimatischen Bedingungen sehr unterschiedlich ausfallen. In Spanien wird es der ausgebliebene Niederschlag sein, der in Herbst, Winter und Frühjahr in Norditalien reichlich gefallen ist- bis zum Allzeithoch des Gardasee- Pegelstandes. Ich unterhalte mich regelmäßig mit "meinem" Produzenten über Quantität und Qualität des Öls. Schwankungen gab und gibt es immer, kein Grund Panik zu schüren. Womöglich wird es in Südspanien in Zukunft mehr Einbußen geben. Gemäßigtere Gebiete wie Norditalien, Südfrankreich, Kroatien usw. werden vielleicht profitieren.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 10.04.2024 um 06:12 Uhr
    Olivenölqualität

    @hoffinho: Hier liegt anscheinend ein Missverständnis vor. Einen "Rückschluss auf die Olivenölqualität im Ganzen" haben wir nicht vorgenommen. Wie hätten wir sonst auch zwei native Olivenöle extra mit "gut" bewerten können? Aber dennoch kann man sich die aktuelle Situation nicht schönreden: Nach zwei aufeinanderfolgenden schlechten Ernten im Hauptanbauland Spanien gibt es einfach Defizite in quantitativer und qualitativer Hinsicht.