Rapsöl im Test Viele sind gut, zwei mangelhaft

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Rapsöl im Test - Viele sind gut, zwei mangelhaft

Hell­gelb bis berstein­farben. Aufnahmen von fünf Raps­ölen im Test zeigen: Die Farb­unterschiede sind enorm. Raffinierte sind heller, kalt­gepresste dunkler. © Stiftung Warentest

Ob für Salat oder Pfanne: Rapsöl ist vielseitig und sehr gesund. Im Test über­zeugen die raffinierten Öle – und bis auf zwei Ausnahmen auch die kalt­gepressten.

Rapsöl im Test Alle Testergebnisse für Rapsöl 11/2018 freischalten

Nahezu unbe­merkt avancierte Rapsöl vor gut zehn Jahren zum beliebtesten Speiseöl der Deutschen. Und das, obwohl es weder die kulinarische Vielfalt von Olivenöl bietet noch die vielen Vitamine des Sonnenblumen­öls. Rapsöl triumphiert anderswo: beim Fett. Seine einzig­artige Formel lautet: wenig gesättigte Fette, viel Ölsäure, reich an Omega-3-Fett­säuren. Das macht es super gesund.

Sein Markt­anteil liegt heute bei 41 Prozent, ergab eine Analyse des Haus­halts­panels der Gesell­schaft für Konsumforschung. Rund 78 Millionen Liter Rapsöl kauf­ten die Bundes­bürger demnach 2017 – weit mehr als Sonnenblumen- oder Olivenöl.

Unser Rat

Ausgeprägtes Aroma bietet nur kalt­gepresstes Rapsöl. Fünf sind sensorisch gut: die Öle von Aldi Nord, Edeka und Lidl, die je Liter 2,94 oder 2,98 Euro kosten, sowie die teureren Bio-Öle Bio Planète (8 Euro) und dm Bio (3,70 Euro). Raffiniertes Rapsöl schmeckt dagegen neutral – vier gute aus dem Supermarkt oder Discounter kosten nur 99 Cent. Bestes raffiniertes Öl im Test ist Rapso (4,05 Euro).

Erfolg der Züchtung

Der Test bestätigt: Das Öl aus der heimischen Raps­pflanze ist sehr gesund – unabhängig von der Herstellungs­art. Sowohl die 13 raffinierten als auch die 10 kalt­gepressten Öle brillieren durch ihre ideale Fett­säure­verteilung. Möglich machten das erst Züchtungen. Rapsöl galt früher als minderwertig. Anfang der 1970er-Jahre gelang es, die natürlich enthaltene Erukasäure zu minimieren. Sie schädigt das Herz und sorgt für kratzenden Geschmack.

Der Test zeigt auch: Der Preis verrät nicht, wie gut ein Rapsöl ist. Die Spanne der guten Produkte im Test ist enorm. Sie reicht von 99 Cent bis 16 Euro pro Liter.

21 von 23 Ölen gut

Raffinierte Raps­öle bieten verläss­liche Qualität. Im Test erreichen alle die Note gut. Zwölf von ihnen enthalten allerdings sehr geringe bis geringe Mengen an Glycidyl-Estern – Schad­stoffe aus der Raffination, die das Erbgut verändern können. Alle halten den neu einge­führten Grenz­wert für Speiseöl ein – darunter Öle, die Babybrei zugesetzt werden (Rapsöl für Babybrei).

Die Qualität der kalt­gepressten Öle schwankt stärker. Acht der zehn im Test schneiden gut ab – das ist ein besseres Ergebnis als im Vortest vor neun Jahren.

Zwei sind ungenieß­bar

2009 hieß es für jedes zweite Kalt­gepresste: mangelhaft. Grund waren sensorische Fehler. Diesmal riechen und schme­cken zwei stichig-modrig – ein Zeichen, dass in der Herstellung etwas schieflief: das Öl von Aldi Süd für rund 3 Euro und das mehr als doppelt so teure der Bio Zentrale. Beide waren ungenieß­bar – und darum mangelhaft. „Solche Fehler gehen in der Regel auf feuchte Lagerung der Raps­saat zurück“, sagt Bertrand Matthäus, Speiseöl-Experte des Max-Rubner-Instituts (Interview Öl hat ein gutes sensorisches Gedächtnis).

Kalt­gepresste sind Sensibelchen

Rapsöl im Test - Viele sind gut, zwei mangelhaft

Spritztest. Nach dem Braten von Hack­fleisch in Rapsöl haben wir das Filter­papier ausgewogen. © Stiftung Warentest

Kalt­gepresste Öle müssen sehr sorgfältig hergestellt werden. Aroma­fehler lassen sich nicht korrigieren. Die Öle sind meist teurer als raffinierte, die Ausbeute ist geringer. Die Hersteller dürfen beim Pressen des Samens keine Wärme zuführen. Sie können die Saat aber durch Rösten, Schälen oder Waschen vorbehandeln – oder das Öl durch Dämpfen nachbehandeln. Für die „Nativen“ unter den Kalt­gepressten – wie neun im Test – ist das nicht erlaubt. Nach dem Pressen können die Öle gefiltert und Trub­stoffe entfernt werden. Ergebnis: ein klares, honig- bis bern­stein­farbenes Öl, das Aroma­stoffe bewahrt hat. Raps schmeckt nussig und saatig. Saatig erinnert an Spargel oder Kohl.

Die besten Kalt­gepressten im Test kommen von Aldi Nord, dm, Edeka und Lidl. Auch vorn dabei ist das native Öl Bio Planète von der Ölmühle Moog.

Tipp: Kalt­gepresstes Rapsöl eignet sich zum Anmachen von Salaten und Rohkost oder zum Beträufeln warmer Speisen. Auch schonendes Dünsten und Braten ist möglich (siehe Rezept Nordische Antipasti): Alle erwiesen sich als hitze­stabil.

Alle stark erhitz­bar

Robuster als kalt­gepresste sind die raffinierten Öle. Für ihre Herstellung können hohe Temperaturen und chemische Lösungs­mittel einge­setzt werden. Erst nach einer Reihe von Raffinations­schritten – wie Entschleimen, Entsäuern, Desodorieren – entsteht ein genieß­bares, trans­parentes, neutral schme­ckendes Öl.

Im Test schoben sich Markenöle minimal nach vorn: Rapso aus Österreich, Brändle, Mazola, Thomy. Unschlagbar günstig und gut sind die Öle der Handels­ketten. Alle Raffinierten können stark erhitzt werden auf bis zu 200 Grad. Um die Bildung von gesund­heits­schädlichem Acryl­amid zu vermeiden, sollten aber möglichst 170 Grad nicht über­schritten werden.

Tipp: Raffiniertes Rapsöl eignet sich ideal zum Andünsten und Braten. Frittieren ist damit auch möglich, spezielle Frittieröle sind aber belast­barer. Beim Backen kann raffiniertes Öl Margarine oder Butter ersetzen. Wer den Geschmack nativer Öle nicht mag, kann raffinierte für Salat nutzen.

Zwei Esslöffel am Tag halten gesund

Rapsöl im Test - Viele sind gut, zwei mangelhaft

Salatdressing. Das nussige Aroma von kalt­gepresstem Rapsöl passt ideal zu Kartoffeln. ©  StockFood / Claudia Gargioni

Generell gilt: Fett sollte maßvoll zum Einsatz kommen. Mit 9 Kilokalorien pro Gramm ist es der energiereichste Nähr­stoff. Schlau ist, wer gezielt gute Fette auswählt. Dank seiner güns­tigen Zusammenset­zung zählt Rapsöl dazu (Fünf Fakten: Weshalb Rapsöl zu Recht als ideales ÖL gilt). Es hat die Kraft, den Cholesterinspiegel in Schach zu halten, Herz-Kreis­lauf-Problemen vorzubeugen und die Hirn­leistung zu unterstützen. Mit zwei Esslöffeln am Tag kann jeder davon profitieren.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 29.07.2024 um 09:46 Uhr
    Ergebnisse Ökotest

    @Gerd54test: Wie die Unterschiede zustande kommen können wir nicht sagen. Bitte bedenken Sie, dass zwischen beiden Tests nahezu 6 Jahre liegen. In unserem 2018 durchgeführten Test haben wir die Rapsöle selbstverständlich auch auf die Mineralölkohlenwasserstoffe Mosh/Posh und Moah untersucht. Relevante Mineralölfunde waren damals jedoch kein Thema. In der Tat kann die Produktqualität ein- und derselben Marke im Laufe der Zeit schwanken, insbesondere bei Speiseöl. Das belegen unsere eigenen Untersuchungen - zuletzt zeigte sich das etwa beim Olivenöl. Wie Ökotest hier zu seinem Ergebnis kommt, können wir aber nicht einordnen.

  • Gerd54test am 26.07.2024 um 12:08 Uhr
    Ergebnisse Ökotest

    Wie kommen die Differenzen zum Ökotest 08/24, wo zum Beispiel das Brändle Rapsöl „mangehlaft“ durchgefallen ist aufgrund stark erhöhter Mineralölbestandteile?
    Sind die Parameter einfach viel sensibler oder hat sich das Produkt dahingehend so verschlechtert?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 24.01.2022 um 15:30 Uhr
    Bewertung Brändle Vita Rapsöl,

    @nils1896: Wir prüfen und bewerten den Schadstoffgehalt entsprechend der Anforderung, in diesem Fall für die Zubreitung von Baby-Beikost.

  • nils1896 am 22.01.2022 um 08:57 Uhr
    Bewertung Brändle Vita Rapsöl

    Brändle Vita wurde ja strenger bei den Schadstoffen bewertet, da es für Baby-Beikost beworben wird. Wie wäre das Unterergebnis bei den Schadstoffen denn nach dem normalen Maßstab gewesen?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 20.04.2020 um 10:53 Uhr
    Spritzverhalten

    @Uschi8888: Wir haben das Spritzverhalten von Rapsöl untersucht und können Ihre Aussage nicht bestätigen. Soweit die auf den Packungen abge­druckten Verwendungs­empfehlungen das Braten nicht ausschließen, wurde das Spritzverhalten unter stan­dardisierten Bedingungen beim Braten von Hack­fleisch in der Pfanne geprüft. Bis auf ein Rapsöl zeichneten sich alle Öle durch ein" sehr gutes" und "gutes" Spritzverhalten beim Braten aus.(bp)