Schädlinge im Haus Das große Krabbeln

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Käfer und Motten stehen auf keiner Gästeliste. Trotzdem tummeln sie sich fast über­all. Auch ohne Chemie lassen sich die Eindringlinge vertreiben. test.de gibt Tipps.

Auch diejenigen, die Haustiere nicht mögen, haben welche – ohne es zu wissen. Im Verborgenen leben viele Tierchen, zum Beispiel in Hohlräumen unter dem Fußboden oder in Schrankritzen. Oft sind es Schädlinge. Manche wie der Pelzkäfer und die Kleidermotte fliegen einfach durchs offene Fenster von draußen herein. Andere wie den Speck­käfer oder die Lebens­mittel­motte schleppt der ahnungs­lose Wirt unfreiwil­lig mit dem Einkauf nach hause. Trockenes Tierfutter und getreidehaltige Vorräte lieben die Tierchen als Trans­port­mittel ganz besonders. Unangenehm stoßen sie dem Menschen meist erst dann auf, wenn sich Larven am Müsli laben, der Lieblings­pulli Loch­fraß bekommt oder juckende Stiche am Körper nerven. Spätestens dann lassen sich die Plage­geister nicht mehr ignorieren.

Insektizide verpesten die Luft

Viele greifen in einer solchen Situation schnell zur chemischen Keule. Doch Insekten­sprays, Elektroverdampfer, Motten­papier und ähnliche Vernichtungs­mittel enthalten oft giftige Substanzen wie Organo­phosphate und Pyrethroide. Sie sollen den Schädlingen den Gar­aus machen, können aber auch dem Menschen schaden. Insektizide – für Insekten tödliche Stoffe – atmet der Mensch beim Versprühen leicht ein. Die Stoffe lagern sich auf Möbeln, Tapeten, Lebens­mitteln ab. Auch aus Motten­papier und Köderdosen gasen die Nervengifte peu à peu aus und verpesten oft monate­lang die Luft. Gerade für Kinder und tierische Hausfreunde wie Kanarienvogel oder Meer­schweinchen ist das riskant.

List und Tücke statt Gift­spritze

Gesünder ist es, den Plage­geistern mit List und Tücke beizukommen. Das ist zwar mitunter mühsamer als der Griff zur Gift­spritze, hat aber kaum Neben­wirkungen. Voraus­setzung dafür ist Geduld, vor allem aber das Wissen um die Schwächen der Tierchen. In der Tabelle ist für 20 häufige Schädlinge aufgelistet, woran sie sich am liebsten laben und welche gift­freien Methoden Abhilfe schaffen. Hitze und Kälte sind besonders erfolg­reiche Mittel. Frostige Temperaturen im Gefrierfach oder bullige 60 Grad Celsius im Back­ofen über­leben Insekten und ihre Brut nicht lange. Und ein intensives Sonnenbad oder der 60-Grad-Wasch­gang bewahrt Textilien vor gefräßigen Insektenlarven.

Ein Weibchen, 250 000 Nach­kommen

Wer bereits Schäden fest­gestellt hat, sollte beherzt eingreifen. Warum das wichtig ist, verdeutlicht die Frucht­barkeit des Korn­käfers, der sich schon im alten Ägypten in Getreidespeichern tummelte. Ein einziges Korn­käfer­weibchen kann in einem Jahr drei Populationen hervorbringen. Das sind bis zu 250 000 Tierchen, die stolze 6 Kilogramm Getreide vertilgen. Breit macht sich diese Rüsselkäfer­art dort, wo ganze Getreidekörner lagern, auch in Privathaushalten.
Tipp: Wenn Sie Korn­käfer sichten, sollten Sie sie mit dem Staubsauger aufsaugen, zertreten oder brutal mit kochendem Wasser über­brühen. So können Sie auch andere Fieslinge einfach beseitigen, etwa die wesentlich häufigeren Speck- und Teppichkäfer. Entsorgen Sie Staubsaugerbeutel und befallene Vorräte sofort in die Müll­tonne.

Schlupf­wespen helfen

Ist dem Problem so nicht beizukommen, naht Hilfe aus der Natur in Gestalt nützlicher Tierchen, der Schlupf­wespen. Aus klitze­kleinen, auf Papp­streifen geklebten Eiern schlüpfen zuhause Wespen. Sie spüren die Schädlingseier, so etwa von Motten, treff­sicher auf und legen dort selbst ihre Eier ab. Daraus erwachsen für Menschen harmlose, winzige Wespen, die die Brut einfach abtöten. Keine Bange, nach der Mottenplage droht keine Wespenplage. Ohne Futter stirbt der Nützling nach sechs Tagen. Je nach Schädlings­art helfen verschiedene Schlupf­wespen. Trichogramma evanescens ist scharf auf Lebens­mittel­motten. Lariophagus distinguendus spürt versteckte Käferlarven auf.

Schädling identifizieren

Deshalb ist es wichtig zu wissen, welches Tier sein Unwesen treibt. Auch um nötigenfalls doch einen professionellen Schädlings­bekämpfer anzu­heuern, etwa bei Bettwanzen oder Kakerlaken. „Findet jemand eine Schabe, ist das die, die kein Versteck mehr gefunden hat, also Alarm­stufe 1“, weiß Diplom-Biologin Sabine Prozell von der Biologischen Beratung in Berlin. Schaben können Krankheiten über­tragen. Milde ist da fehl am Platz.

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