Sie heißen Sedaplus, Mereprine oder Vomex – rezeptfreie Medikamente, die Babys und Kleinkindern bei Schlafstörungen oder Übelkeit und Erbrechen gegeben werden. Doch ihre Wirkstoffe können bei unter 3-Jährigen schwerwiegende Nebenwirkungen hervorrufen, warnt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Eltern sollten Überdosierungen in jedem Fall vermeiden und die Mittel genau nach Vorschrift verabreichen.
Normale Dosis macht müde
In der Diskussion stehen die Wirkstoffe Dimenhydrinat, Diphenhydramin und Doxylamin. Sie sind Antihistaminika und wirken eigentlich Allergien entgegen. Bei Kleinkindern und Babys werden sie aber auch zur Therapie von Schlafstörungen und vor allem bei Übelkeit und Erbrechen eingesetzt. Doxylamin ist hierzulande bei Babys ab dem 6. Monat zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen, Dimenhydriant und Dipenhydramin zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei Kleinkindern ab einem Körpergewicht von 6 beziehungsweise 8 Kilogramm. Bekannt ist, dass übliche Dosen – bei Kleinkindern etwa ein Zäpfchen am Tag – müde machen.
Überdosierung für Babys lebensgefährlich
Doch Ermüdungserscheinungen sind nicht das eigentliche Problem – sondern das, was im Fall einer Überdosierung der Antihistaminika Dimenhydrinat, Diphenhydramin und Doxylamin passiert. Vor allem bei Kleinkindern können dann schwerwiegende unerwünschte Wirkungen auftreten, etwa Krämpfe, Bewusstseinseintrübungen und Halluzinationen. Der Grund: Die genannten Antihistaminika werden gut in das zentrale Nervensystem aufgenommen. Gerade für Säuglinge besteht im ersten Lebensjahr bei einer Überdosierung ein erhöhtes Risiko für Atemstörungen bis hin zum Atemstillstand. Darauf weist das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hin. Auch ein trockener Mund, Verstopfung und Probleme beim Entleeren der Blase können eine Folge sein.
Tipp: Halten Sie die empfohlene Dosierung dieser Mittel unbedingt ein und erhöhen Sie sie nicht. Geben Sie Ihrem Kind das Mittel am besten in Form von Saft oder Tropfen, da es sich so gut dosieren lässt. Wenn die Kinder wiederholt erbrechen oder den Saft ausspucken, bieten sich Zäpfchen an.
Mittel mit Dimenhydrinat nur „mit Einschränkung geeignet“
Am häufigsten liegen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Meldungen zu unerwünschten Wirkungen bei Medikamenten mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat vor, darunter Krämpfe, Benommenheit und Herzrasen. Auch die Medikamenten-Experten der Stiftung Warentest sehen Präparate mit Dimenhydrinat nur als „mit Einschränkung geeignet“ an Medikamente im Test. Ihre Begründung: Der Wirkstoff, der in Medikamenten wie Vomex oder Vomacur zu finden ist, besteht aus Diphenhydramin und 8-Chlortheophyllin. 8-Chlortheophyllin hat gegenüber Diphenhydramin allein jedoch keinen zusätzlichen Nutzen, kann aber das Risiko für unerwünschte Wirkungen wie Herzrhythmusstörungen erhöhen.
Tipp: Um Übelkeit und Erbrechen zu lindern, empfehlt die Stiftung Warentest für Kinder ab einem Jahr ein Monopräparat mit Diphenhydramin, wie etwa Emesan K Kinderzäpfchen. Auch hier gilt: nicht überdosieren. Bei Brechdurchfall von Säuglingen oder starkem Erbrechen von Kleinkindern sollten Sie sich an einen Arzt wenden.
Nicht bei Erkältung anwenden
Auch in manchen Husten- und Erkältungsmitteln wie Wick MediNait sind die Wirkstoffe Dimenhydrinat, Diphenhydramin oder Doxylamin enthalten – für Kinder unter drei Jahren sind diese Mittel aber nicht zugelassen. Solche Erkältungssirupe sollten bei Kleinkindern keinesfalls zum Einsatz kommen, da sie dieselben unerwünschten Wirkungen auslösen können.
Tipp: Manchmal sind erkältete Kinder unruhig, etwa weil sie Ohren- oder Halsschmerzen und Fieber haben. Dann können Sie ein schmerzstillendes Mittel mit Ibuprofen oder Paracetamol als Zäpfchen oder Saft geben. Auch hier sollten Sie die Dosierungsempfehlungen einhalten. Bei Fieber sollten Sie generell darauf achten, dass Ihr Kind ausreichend trinkt.
Alternativen gegen Müdigkeit
Wer die genannten Antihistaminika einsetzt, um bei seinem Kind Allergien zu behandeln, sollte nach neueren Wirkstoffen Ausschau halten. Nicht nur Dimenhydrinat, Diphenhydramin oder Doxylamin rufen Müdigkeit hervor, sondern auch Dimetinden und Clemastin, die in den Arzneimitteln Fenistil und Tavegil enthalten sind und bei allergischen Reaktionen von Haut und Schleimhäuten zum Einsatz kommen können.
Tipp: Bevorzugen Sie für Ihr Kind bei allergischen Erkrankungen und Juckreiz Mittel ohne Alkohol und mit neueren Antihistaminika wie Cetirizin oder Desloratadin. Diese machen nicht oder nur wenig müde.
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