Stiftung Warentest warnt Smart Kid Belt kein Ersatz für Kinder­sitz

5

Das Video zeigt die Sicher­heits­mängel des Smart Kid Belt. Es drohen schwere Verletzungen.

Kinder müssen bei Auto­fahrten mit einem Kinder­sitz oder einer ähnlichen zugelassenen Rück­haltee­inrichtung geschützt werden. Das Gurt­system Smart Kid Belt hat eine solche Zulassung erhalten und soll den herkömm­lichen Kinder­sitz ersetzen. Doch im Crashtest zeigt sich: Das System setzt Kinder einem erheblichen Verletzungs­risiko aus. Die Stiftung Warentest warnt deshalb davor, den Smart Kid Belt zu verwenden.

Zusatz­gurt soll den Fahr­zeuggurt kindgerecht machen

Die Regeln für den Trans­port von Kindern im Auto sind eindeutig: Bis zu einer Körper­große von 150 Zenti­meter beziehungs­weise bis zu ihrem zwölften Geburts­tag müssen sie in einem Kinder­sitz oder einem ähnlichen System mit Zulassung Platz nehmen. Das Gurt­system Smart Kid Belt des polnischen Anbieters Smart Kid S.A. hat eine solche Zulassung und soll den Kinder­sitz im Auto ersetzen und die Kleinen bei einem Unfall zuver­lässig sichern.

Stiftung Warentest warnt - Smart Kid Belt kein Ersatz für Kinder­sitz

Der Smart Kid Belt schützt Kinder bei Unfall nicht. © Consumentenbond

So soll der Smart Kid Belt funk­tionieren

Der zusätzliche Gurt wird zwischen den regulären Drei­punkt­gurt des Fahr­zeuggurts gespannt. Die Konstruktion soll den Fahr­zeuggurt so an die Größe des Kindes anpassen, dass dieser bei einem Unfall für Kinder genauso gut funk­tioniert wie für Erwachsene. In Deutsch­land ist das System für rund 35 Euro zu haben. Weil die polnische Zulassungs­behörde zwar eine Genehmigung erteilt hat, sich Behörden in anderen EU-Ländern aber kritisch geäußert hatten, hat die Stiftung Warentest gemein­sam mit dem ADAC Crashtests durch­geführt – mit einem Dummy in der Größe eines sechs­jährigen Kindes.

Durch­gefallen im Crashtest

Stiftung Warentest warnt - Smart Kid Belt kein Ersatz für Kinder­sitz

Im Crashtest drückt der Smart Kid Belt tief in den Bauch. © ADAC

Das erschütternde Ergebnis: Der Smart Kid Belt ist für den sicheren Trans­port von Kindern unge­eignet. Bei unserem Frontalaufprall-Test schnitt der Beckengurt des Smart Kid Belt tief in den Bauch des Dummys. Bei einem Kind kann das schwerste innere Verletzungen verursachen, beispiels­weise im Bauch. Dieses Ergebnis ist vor allem deshalb alarmierend, weil genau solche schweren Bauch­verletzungen besonders häufig vorkommen, wenn Kinder zum Zeit­punkt eines Unfalls nur mit einem normalen Drei­punkt-Fahr­zeuggurt gesichert sind.

Anbieter zeigt sich uneinsichtig

Die Stiftung Warentest hat den Anbieter mit den Test­ergeb­nissen konfrontiert. Dieser verweist darauf, dass der Smart Kit Belt EU-weit zugelassen sei, die Test­ergeb­nisse seien für ihn zudem nicht nach­voll­zieh­bar. Die Frage, ob bereits gekaufte Smart Kid Belts zurück­genommen werden, ließ der Anbieter unbe­antwortet.

Fazit: Verletzungs­risiko statt Unfall­schutz

Verglichen mit dem Fahr­zeuggurt bietet der Smart Kid Belt keinerlei zusätzlichen Schutz. Außerdem hielt er im Test den oberen Fahr­zeuggurt nicht vom sensiblen Nacken des Kinder-Dummys fern. Weil das System zudem keinen Schutz bei einem Seiten­aufprall bietet, warnt die Stiftung Warentest davor, den Gurt als Sitz­ersatz zu verwenden. Kinder­sitze mit gutem Front- und Seiten­aufprall­schutz sind in unserem großen Vergleich Autokindersitze zu finden.

5

Mehr zum Thema

5 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 16.08.2021 um 11:46 Uhr
    Unfallsicherheit: Smart Kid Belt und Sitzerhöhung

    @A.Schmidt: Der Smart Kid Belt setzt Kinder einem erheblichen Verletzungsrisiko aus. Im Crashtest drückt er tief in den Bauch, was schwerste innere Verletzungen zur Folge haben kann. Verglichen mit dem Fahrzeuggurt bietet der Smart Kid Belt keinerlei zusätzlichen Schutz. Außerdem hielt er im Test den oberen Fahrzeuggurt nicht vom sensiblen Nacken des Kinder-Dummys fern. Weil das System zudem keinen Schutz bei einem Seitenaufprall bietet, warnt die Stiftung Warentest davor, den Gurt als Sitzersatz zu verwenden.
    Eine simple Sitzerhöhung ist bei Seitenaufprallen grundsätzlich die unsichere Variante, da sie keinerlei seitlichen Schutz für Oberkörper und Kopf bietet und die obere Gurtführung für einen größenabhängig optimalen Gurtverlauf fehlt. Die obere Gurtführung ist nämlich üblicherweise in die Rückenlehne des Kindersitzes integriert. Ohne Rückenlehne also keine Führung. Die hinteren Rückhalteeinrichtungen in den Autos sind überwiegend schlechter als die vorderen und Airbags in Türen und Dachhimmel nur teilweise vorhanden. Wenn Airbags bzw. gute Rückhaltesysteme vorhanden sind, reichen sie teilweise nicht für Kinder. Der Kopf von kleineren Kindern kann bei Vorhang- Kopfairbags aus dem Dachhimmel durch seine nach unten begrenzte Entfaltung bis zur Scheibe durchtauchen. Ohne Rückenlehne wird das Kind in diesem Fall nicht geschützt und kann schwere bis tödliche Verletzungen erleiden. Frontal- und Seitenaufpralle sind die häufigsten Unfalltypen mit den schwersten Unfallfolgen. (Se)

  • A.Schmidt am 13.08.2021 um 23:45 Uhr
    Kein Unterschied zur einfachen Sitzerhöhung?

    Ich bin zwar Laie, sehe aber keinen Unterschied zwischen dem Smart Kid Belt und einer einfachen Sitzerhöhung. Eine einfache Sitzerhöhung hat zwar große Schwächen, ist jedoch auch zugelassen.
    Siehe auch: https://www.adac.de/verkehr/verkehrssicherheit/kindersicherheit/kindersitzberater/sitzerhoehung-auto/

  • halsbandschnaepper am 25.09.2020 um 07:27 Uhr
    RE: Spiel mit der Angst

    Oder bei ihnen "Das Spiel mit der PR". Es ist doch ziemlich eindeutig dass sie entweder beim Hersteller arbeiten oder von diesem für diesen Kommentar bezahlt wurden. Sie haben sich ja sogar extra die Mühe gemacht sich für diesen Kommnentar hier anzumelden...

  • Muellerschen am 24.09.2020 um 18:05 Uhr
    Spiel mit der Angst

    So ein Schwachsinn. Der Gurt verursacht im Bauchraum ähnliche Verletzungen wie die weit verbreiteten Sitzerhöhungen, vor denen Sie nicht warnen.
    Zudem ist im Bild eindeutig erkennbar, dass der Gurt zu hoch am Sicherheitsgurt befestigt wurde. Wozu noch der offensichtlich fehlende Seitenaufprallschutz notwendig ist, wenn mein Kinder in der Mitte sitzt, flankiert von seinen großen Geschwistern habe ich bis jetzt auch nicht verstanden. Bei drei Geschwister zählt jeder Zentimeter.
    Ich habe das Gefühl, dass das Urteil schon vor dem Test feststand, oder nur von Personen aus einer Ein-, bzw. Null-Kinder-Familie stammt.
    Unter dem Motto „Only bad news are good news.“

  • schnellie am 23.09.2020 um 18:11 Uhr
    Danke für den Schnelltest!

    Danke für den Schnelltest und ein großes Lob für die Warnung!