Trade Republic Tages­geld Giro­konto Top-Zinsen, aber schlechtere Bedingungen

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Trade Republic Tages­geld Giro­konto - Top-Zinsen, aber schlechtere Bedingungen

Spieglein, Spieglein. Wer etwas mehr bezahlen will, bekommt bei Trade Republic auch die glänzende „Mirror“-Karte. © Trade Republic

Trade Republic bietet 3,75 Prozent Zins nun auch für Beträge über 50 000 Euro – mit Haken bei der Einlagensicherung. Wir entfernen das Angebot aus dem Tagesgeldvergleich.

Der Neobroker Trade Republic ist bekannt geworden durch seine güns­tigen Handels­kosten für Aktien, Fonds und ETF. Außerdem bietet Trade Republic mit 3,75 Prozent Zinsen auf das nicht investierte Geld auf dem Verrechnungs­konto Top-Konditionen für täglich verfügbares Geld. Aber: Im Juni wird das Angebot umge­stellt.

Kundinnen und Kunden müssen in der App zustimmen, eine eigene Trade-Republic-Iban zu erhalten. Damit bekommen sie auf ihr gesamtes Cash-Vermögen eine Verzinsung von 3,75 Prozent. Allerdings liegt nun unter Umständen nicht mehr wie bisher das gesamte Geld auf Sammel­konten von vier Part­nerbanken, sondern es wird bei nicht näher von Trade Republic definierten „höheren Beträgen“ in Geldmarkt­fonds investiert.

Tipp: In der Trade-Republic-App können Sie (etwas versteckt) einsehen, wo Ihr Geld liegt unter: Cash -> Vorteile: Zinsen -> Durch­schnitts­saldo -> So bewahren wir dein Cash auf.

Einlagensicherung nicht gegeben: Raus aus dem Tages­geld­vergleich

Das ist aus Sicht von Trade Republic nach­voll­zieh­bar, denn mit Geldmarkt­fonds kann aktuell mit großer Sicherheit ein guter Zins erreicht werden. Aber: Geld in Sonder­vermögen wie Geldmarkt­fonds unterliegt nicht der gesetzlichen Einlagensicherung. Sollte Trade Republic insolvent werden, gehört den Kunden zwar das Sonder­vermögen in den Geldmarkt­fonds, aber eine Garantie, dass die Anteile nach einer Insolvenz von Trade Republic dem Gegen­wert der Einzahlungen und Zinsen entsprechen, gibt es dort nicht.

Die Finanz­aufsicht Bafin erklärte auf unsere Anfrage, dass sie keine Einzel­fall­beurteilung vornehmen könne, grund­sätzlich gelte aber: „Legt eine Bank das Geld eines Kunden vereinbarungs­gemäß in Geldmarkt­fonds an, ist davon auszugehen, dass der Kunde Anteile an diesen Fonds erwirbt. Wert- oder Total­verluste sind ein intrinsisches Risiko von Anlagen in Wert­papieren und werden durch keine Sicherungs­einrichtung entschädigt.“

Eine Anfrage, ab welchen Summen Geld der Kunden in Geldmarkt­fonds angelegt wird, beant­wortete Trade Republic damit, dass dies „von Kunde zu Kunde individuell fest­gelegt“ werde. Durch unsere Lese­rinnen und Leser wissen wir, dass auch Vermögen unter 100 000 Euro betroffen sind. Da wir in unserem Tagesgeldvergleich nur Geld­anlagen veröffent­lichen, die voll­ständig von der gemäß EU-Richt­linie vorgeschriebenen gesetzlichen Einlagensicherung von mindestens 100 000 Euro pro Anleger gedeckt sind, entfernen wir Trade Republic vor­erst aus unserem Vergleich.

Bestands­kunden, die der neuen Kunden­ver­einbarung inklusive neuer Iban nicht zustimmen, erhalten nach Ablauf einer Frist von 30 Tagen laut Anbieter keine Verzinsung ihres Guthabens mehr.

Tipp: Alternativen fürs Tages­geld mit voller Einlagensicherung und guten Konditionen zeigen wir in unserem Tagesgeldvergleich.

Theoretisches Risiko mit Geldmarkt­fonds

Das Risiko, als Kundin oder Kunde durch die neue Konstruktion Geld zu verlieren, ist gering. Geldmarkt­fonds sind Investmentfonds, die in Geldmarkt­papiere und Anleihen mit kurzen Rest­lauf­zeiten investieren. Sie sind sehr sicher und ihr Zins ist so gut wie immer auf dem aktuellen Zins­niveau. Privat­anleger können etwa in sogenannte Overnight-ETF investieren. In Krisen­zeiten kann es aber auch bei Geldmarkt­fonds zu Verwerfungen kommen. In welche Fonds Trade Republic das Geld ihrer Kunden konkret investiert, ist aktuell unklar.

Geld liegt bei Part­nerbanken

Wichtig zu wissen: Das Guthaben auf dem Verrechnungs­konto liegt auch mit eigener Iban weiterhin nur virtuell bei Trade Republic. Tatsäch­lich wird das Konto bei Part­nerbanken geführt. Geld bis mindestens 100 000 Euro, das nicht in Geldmarkt­fonds liegt, ist bei allen Part­nerbanken durch die Einlagensicherung abge­sichert. Kundinnen und Kunden haben keinen Einfluss darauf, bei welcher Bank ihr Geld liegt. Part­nerbanken sind derzeit Deutsche Bank, HSBC, J.P. Morgan und Citi­bank Europe. Ein Sprecher von Trade Republic sagte auf Anfrage, das Geld werde auf bis zu zwei Part­nerbanken verteilt. In der App werde dem Kunden ange­zeigt, wie viel seines Guthabens bei welcher Bank liege.

Tipp: Je nachdem, wann Sie Kunde bei Trade Republic geworden sind, bekommen Sie die Verzinsung nicht auto­matisch, sondern müssen diese in der App akti­vieren. Hierzu müssen Sie den Reiter „Cash“ wählen und dort unter „Zinsen“ die Akti­vierung einstellen.

Giro­konto soll kommen

Trade Republic bietet demnächst auch ein Giro­konto an. Hierzu wird – sofern die Kunden das wünschen – das Verrechnungs­konto per Upgrade zu einem Giro­konto erweitert. Um das zu ermöglichen, bekommt der Neobroker zunächst die dafür nötige eigene Bank­leitzahl. Anschließend sollen die Funk­tionen eines Giro­kontos für die Kunden nach und nach frei­geschaltet werden.

Debitkarte ohne Jahres­gebühr

Im Januar hatte Trade Republic eine Visa-Debitkarte ohne Jahres­gebühren auf den Markt gebracht. Anders als bei Kreditkarten wird das Geld bei Debitkarten nach dem Einkauf mit der Karte direkt vom Konto einge­zogen. Die Karte ist mit dem gut verzinsten Trade-Republic-Verrechnungs­konto verknüpft. Mit der Karte können Kundinnen und Kunden online oder im Laden bezahlen und welt­weit kostenlos Geld abheben. Eine Einschränkung: Bei Abhebungen unter 100 Euro fallen Gebühren von 1 Euro pro Verfügung an. Die geltenden Wechsel­kurse von Visa für Bezah­lungen in Fremdwährung sollen in der App einsehbar sein, zusätzliche Gebühren fallen nicht an. Zwei Varianten der physischen Karte sind mit einer einmaligen Ausgabegebühr verbunden. Die glänzende „Mirror“-Karte kostet 50 Euro, die „Classic“-Karte 5 Euro. Die rein virtuelle Karte fürs Smartphone ist kostenlos.

Tipp: Kreditkarten ohne Jahres­gebühr finden Sie in unserem Test Kreditkarten im Vergleich.

Cashback für den ETF-Sparplan

Das Besondere an der Trade-Republic Karte: Es gibt bei jedem Einkauf 1 Prozent Cashback, Trade Republic nennt es „Saveback“. Das bedeutet, dass 1 Prozent der Einkaufs­summe dem Käufer wieder gutgeschrieben wird, maximal jedoch 15 Euro im Monat. Das ist relativ viel: Bei der Konkurrenz mit kostenlosen Karten gibt es maximal 0,25 bis 0,5 Prozent Cashback. Das Cashback-Geld ist allerdings nicht frei verfügbar, sondern wird in einen individuell fest­gelegten ETF- oder Aktien-Sparplan investiert. Dafür muss ein Sparplan über mindestens 50 Euro pro Monat angelegt werden. Zusätzlich soll es möglich sein, bei der Bezahlung Beträge aufzurunden und diesen Betrag ebenfalls auto­matisch in ein Wert­papier fließen zu lassen. Das Geld wird dann monatlich gesammelt und in den Sparplan investiert. Finanztest empfiehlt, das Geld als Basis­anlage in einen welt­weit anlegenden Aktien-ETF zu investieren. Bei Trade Republic lassen sich etwa ETF auf den MSCI World besparen.

Tipp: Alle Welt-ETF finden Sie in unserem Fonds­finder Fonds und ETF im Vergleich.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • GraTi am 03.07.2024 um 17:46 Uhr
    Keine Einsichtnahme möglich

    Die Einsicht unter "Cash - Vorteile: Zinsen - Durch­schnitts­saldo - So bewahren wir dein Cash" ist nicht mehr möglich.

  • bunkus1977 am 26.06.2024 um 12:17 Uhr
    Wo liegt mein Geld?

    "Tipp: In der Trade-Republic-App können Sie (etwas versteckt) einsehen, wo Ihr Geld liegt unter: Cash - Vorteile: Zinsen - Durch­schnitts­saldo - So bewahren wir dein Cash auf"
    Das ist bei mir nicht klickbar.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 24.06.2024 um 11:14 Uhr
    Testkriterien Zinsanlagen

    @kub0815: Für alle Angebote, die wir in unseren Zinsvergleich aufnehmen, gelten die gleichen, strengen Regeln, da dies eine absolut sichere Anlage für Sparerinnen und Sparer sein sollte. Da werden wir keine Ausnahmen machen. Sie können die guten Zinskonditionen von Trade Republic natürlich weiter nutzen, wenn Sie das kleine Risiko in Kauf nehmen wollen.

  • kub0815 am 23.06.2024 um 19:27 Uhr
    Find ich kleinlich...

    Ich finde die Konditionen sehr gut und transparent. Mit dem Geldmarktfond finde ich jetzt eher als positiv das man nicht mehr von Bank zu Bank hoppen muss.
    Finde ich erlicherweise sehr sehr kleinlich von test.de das Angebot rauszunehmen

  • aotsuvq am 21.06.2024 um 20:37 Uhr
    Blackrock

    @StiftungWarentest
    Ab 32k€ wird das Geld in einen Geldmarktfonds bei Blackrock gezahlt.