Mehr­wegnetze und -beutel für Obst Wie Netze echte Vorteile bringen

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Mehr­wegnetze und -beutel für Obst - Wie Netze echte Vorteile bringen

Wieder­verwend­bar. Wer die Netze und -beutel häufig nutzt, kann Ressourcen schonen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Obst- und Gemüsenetze sind nicht per se umwelt­freundlicher als Plastiktüten. Und sie können Extra­kosten verursachen. Wir sagen, was beim Einkauf wichtig ist.

Jeder verbraucht im Schnitt 33 Plastiktütchen im Jahr

Seit dem 1. Januar 2022 gilt in Deutsch­land ein Verbot für leichte Plastiktüten. Ziel ist es, Plastikmüll zu reduzieren. Von dem Verbot ausgenommen sind sehr dünne Plastiktütchen für Obst und Gemüse. Sie liegen weiterhin kostenlos in den Obst- und Gemüse­abtei­lungen der Supermärkte. Ihr Pro-Kopf-Verbrauch betrug rund 33 Stück im Jahr 2021. Insgesamt wurden so laut Statistischem Bundes­amt 2,7 Milliarden der sehr dünnen Tüten verbraucht– immerhin ein Rück­gang gegen­über 2018. Damals waren es noch 3,75 Milliarden und 45 Tüten pro Kopf.

Die Deutsche Umwelt­hilfe und die Verbraucherzentralen empfehlen, alternativ Mehr­wegnetze zu nutzen. Viele Supermärkte bieten sie inzwischen zum Kauf an. Um einen wirk­lichen Vorteil für die Umwelt zu erzielen und am Ende nicht mehr für Obst und Gemüse zu zahlen, gilt es aber einiges zu beachten.

Netze werden im Supermarkt oft mitgewogen

Die im Handel erhältlichen Mehr­wegnetze unterscheiden sich teils deutlich in Material und Größe – und somit auch im Gewicht. Beim Wiegen von Obst und Gemüse wird das Gewicht der Netze aber oft gar nicht oder falsch berück­sichtigt und so mitberechnet, wie die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bei Testkäufen heraus­fand. Verbraucher und Verbrauche­rinnen innen zahlen so oft mehr Geld – wenn auch nur einige Cent pro Obst­beutel. Aufs Jahr gerechnet kann aber eine relevante Summe zusammen­kommen.

Wichtig zu wissen: Das Mitwiegen der Netze verstößt gegen die Mess- und Eich­ver­ordnung. Händler dürfen nur das Nettogewicht von Äpfeln, Möhren und Co berechnen und müssen sicher­stellen, dass das Gewicht der Netze nicht einberechnet wird.

Tipp: Legen Sie Obst und Gemüse lose aufs Band oder die Selbst­bedienungs­waage und erst nach dem Wiegen ins Netz. Früchte mit dicker, nicht-essbarer Schale wie Orangen oder Bananen können ohne Extrabeutel in den Korb.

Nach­haltig einkaufen: Noch mehr Tipps

  • Plastikmüll einsparen. Anstelle flüssiger können sie feste Kosmetik­produkte nutzen, etwa die Feste Tagescreme von Foamie. Wegwerf­produkte lassen sich auch mit Menstruationstassen sparen – einer nach­haltigen Alternativen zu Binden und Tampons. Lohnen tut auch der Umstieg auf wiederbefüll­bare Kaffee­kapseln, wie wir in der Ökobilanz Kaffeezubereitung heraus­gefunden haben.
  • Auf Lebens­mittel­auswahl achten. Weitere Tipps für einen nach­haltigen Lebens­mittel­einkauf geben wir in unserem Special Klimafreundlich essen. Ob hinter Aussagen wie „100% CO2-neutral“ oder „klima­positiv“ mehr als Greenwashing steckt, haben wir im Test Klimaversprechen auf Lebensmitteln über­prüft.

Waschen und seltene Nutzung schaden der Umwelt­bilanz

Und wie steht es um die Ökobilanz der Mehr­wegnetze? Studierende der Hoch­schule Pforzheim haben sich vor einigen Jahren mit dieser Frage beschäftigt – im Rahmen einer Koope­ration mit der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Fazit: Wenn Mehr­wegnetze sehr häufig einge­setzt und nicht zu oft gereinigt werden, schneiden sie in ihrer Klima­bilanz besser ab als die dünnen Einweg-Plastiktüten. So muss nach den Berechnungen beispiels­weise ein Mehr­wegnetz aus dem Material PET mehr als 18-mal benutzt werden, um ökologisch sinn­voller zu sein als 18 Poly­ethylen-Einwegtüten. Mehr­wegnetze, die nach wenigen Nutzungen verloren, vergessen oder ausgemustert werden, sind hingegen kein Gewinn für die Umwelt.

Tipp: Waschen Sie Mehr­wegnetze nur, wenn es aus hygie­nischen Gründen notwendig ist und Sie Schmutz nicht ausschütteln oder abwischen können. Das verbessert die Ökobilanz der Netze.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • marotoma am 22.05.2024 um 22:29 Uhr
    First world Sommerloch?

    Der Artikel erscheint mir wie die Präsentation eines first world problems durch ein gelangweiltes Wohlstandskind. Oder ist der der Not des Frühsommerlochs geschuldet?

  • dreamerkiwi am 20.05.2024 um 10:03 Uhr
    Ohne Beutel wird man glücklich

    Ich verzichte seit vielen Jahren komplett auf Beutel für Obst und Gemüse. Zu Hause wird es ohnehin vor dem Verzehr gewaschen.

  • Gelöschter Nutzer am 27.04.2019 um 06:56 Uhr
    @meiner_einer

    Sie werben für plastikähnliche Verpackungen aus Reisstärke. Wie sieht hier die Ökobilanz zum Plastik aus?

  • Gelöschter Nutzer am 26.04.2019 um 07:55 Uhr
    @radeberger

    Eine sehr aktuelle Studie kommt aus Dänemark ("Life Cycle Assessmentof grocery carrier bags") vom dortigen Umweltministerium. Nachzulesen hier: https://www2.mst.dk/Udgiv/publications/2018/02/978-87-93614-73-4.pdf
    Sie befasst sich mit der Ökobilanz einer ganzen Reihe unterschiedlicher Beutel und Taschen aus dem Supermarkt. Allerdings liegt der Fokus hier nicht speziell auf den dünnen Obst- und Gemüsebeuteln. Zumindest was die Tragetaschen betrifft, also für den schwereren Einkauf, ist die Faktenlage eindeutig: Plastik ist allen anderen Beuteln weit überlegen. Und da ist der hygienische Aspekt noch nicht berücksichtigt.

  • radeberger am 25.04.2019 um 23:12 Uhr
    @Remember_where_you_put_your_Carkeys

    schöne Diskussion.
    Also die Beutel die im Augenblick für Gemüse angeboten werden sind überwiegend aus Kunststoff. Ich habe gerade auf Anhieb 4 Studien aus USA und Europa gefunden die besagen, dass diese Beutel 8-20 mal wiederverwendet werden müssen, bevor sich die ökobilanz rechnet. Je nachdem ob der Kunststoff recyceled ist aus dem die Tüte besteht. Gelegentliche Wäsche wurde berücksichtigt. Bitte mal prüfen ob Ihre Informationen noch aktuell sind.