Vodafone Kabel Deutsch­land Drücker schieben unfreiwil­ligen Kunden Verträge unter

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Unseriöse Drücker von Vodafone akquirieren Kunden gegen deren Willen: Selbst wer die Leute nicht ins Haus lässt, bekommt später eine Auftrags­bestätigung und soll 29,99 Euro monatlich zahlen. Die Verbraucherzentrale ist dagegen gericht­lich vorgegangen – mit Erfolg.

Drücker geben sich als Service­techniker aus

Unangemeldet stand bei einer Hamburger Wohn­gemeinschaft ein Mann an der Haustür: Er sei Service­techniker von Vodafone Kabel Deutsch­land und müsse die Kabel­buchse vermessen. Doch dass jemand in die Wohnung will, ohne vorher einen Termin zu vereinbaren, kam den Bewohnern komisch vor. Sie wiesen den Besucher ab. Dennoch erhielt einer von ihnen nur Minuten später eine E-Mail: Seine Bestellung sei einge­troffen. Er erhalte nun Vodafone TV Connect und Vodafone GigaTV inklusive HD Premium Cable für 29,99 Euro monatlich zuzüglich 49,99 Euro einmaliges Bereit­stellungs­entgelt, stand als schriftliche Auftrags­bestätigung in einer weiteren E-Mail, die kurz danach kam.

„Ihre Bestellung haben wir bekommen“

Ähnlich geht es anderen Betroffenen, berichtet die Verbraucherzentrale (VZ) Hamburg. Ein Kunde hatte wegen Umzugs kündigen müssen. Nach einem verpassten Anruf von Vodafone rief er dort an – im Glauben, es seien noch Fragen offen. Im Telefonat stellte er klar, dass er keine Produkte von Vodafone Kabel Deutsch­land mehr brauche. Dennoch erhielt er kurz danach eine E-Mail: „Ihre Bestellung haben wir bekommen“. Am Tag darauf folgte die Mitteilung, ein neues Gerät sei unterwegs. Später wurden Rechnungen für „Kabel Digital“ und „Video Select“ zugestellt und Geld vom Konto abge­bucht.

Den Vertrags­abschluss gab es gar nicht

Eine andere unfreiwil­lige Kundin hatte ihren zweijäh­rigen DSL-Vertrag bei Vodafone frist­gerecht gekündigt und nach einem Retouren­schein für die Rück­sendung des Routers gefragt. Zwei Tage nach dem Anruf bei der Kunden-Hotline erhielt sie einen Brief mit einer Auftrags­bestätigung über die „Vodafone Giga TV App“. Sie sollte nun 9,99 Euro pro Monat zahlen. Vertrags­beginn war der Tag des Telefonats. Über den Vertrags­abschluss hatte der Service-Mitarbeiter im Call­center jedoch nie mit der Kundin gesprochen, so die VZ.

Kabel-Router statt Prepaid-Karten

Ein weiterer Verbraucher rief bei der Vodafone-Hotline an, um Prepaid-Karten für seine Kinder zu bestellen. Doch dort bot man ihm einen Telefon- und Internet­vertrag an. Obwohl er dies ausdrück­lich ablehnte, erhielt er am nächsten Tag den Anruf einer Firma, die einen Termin für die Installation eines neuen Kabel-Routers vereinbaren wollte. Kurz darauf lag eine Auftrags­bestätigung über einen „Vodafone Internet- und Telefon­anschluss“ im Brief­kasten.

Verbraucherzentrale klagt erfolg­reich

In zwei Fällen hat die VZ vor dem Land­gericht München I geklagt und Recht bekommen. Um diese Produkte geht es:

  • Vodafone TV Connect
  • Vodafone GigaTV, inklusive HD Premium Cable
  • Vodafone Giga TV App
  • Kabel Digital
  • Video Select
  • Vodafone Giga TV App (neues Urteil)
  • Internet- und Fest­netz­anschluss

Wer nichts bestellt hat ...

Das Land­gericht verurteilte Vodafone Kabel Deutsch­land, es zu unterlassen, Verbrauchern den Abschluss eines Vertrags über „Kabel Digital“ und/oder „Video Select“ zu bestätigen und/oder dem Verbraucher Entgelte für diese Produkte in Rechnung zu stellen, wenn keine entsprechende Bestellung vorliegt. Verstößt das Unternehmen dagegen, kann ein Ordnungs­geld von bis zu 250 000 Euro fällig werden (Az. 17 HK O 301/18). Im zweiten Verfahren untersagte das Gericht Vodafone, Verbrauchern den Abschluss eines Vertrags über „Vodafone Giga TV App“ zu bestätigen, wenn sie die App gar nicht bestellt haben. Verstößt das Unternehmen gegen das Anerkennt­nis­urteil, kann ebenfalls ein Ordnungs­geld von bis zu 250 000 Euro fällig werden (Az. 17 HK O 15392/19).

... muss auch nichts bezahlen

Unterge­schobene Verträge sind bei den Verbraucherzentralen ein Dauer­thema. Die Betroffenen müssen Zeit und Nerven investieren, um sich gegen Rechnungen zu wehren, für die es keine Vertrags­grund­lage gibt. Dabei sind Verbraucher eigentlich gar nicht verpflichtet, irgend­etwas zu unternehmen, wenn sie eine Rechnung oder eine Auftrags­bestätigung über einen nicht bestehenden Vertrag erhalten. Viele Anbieter meinen aber, dass ein Vertrag auto­matisch als abge­schlossen gilt, wenn auf eine als E-Mail verschickte Bestätigung keine Reaktion erfolgt, so die Erfahrung der VZ. Doch es gilt der Grund­satz: Wer nichts bestellt, darf auch nicht zur Kasse gebeten werden.

Ist Ihnen Vergleich­bares passiert? Die VZ hilft!

Wenn Sie ähnlichen Ärger mit Vodafone Kabel Deutsch­land oder anderen Unternehmen der Tele­kommunikations­branche haben – und Ihnen ein Vertrag unterge­schoben wurde, können Sie sich an Ihre Verbraucherzentrale wenden. Die VZ Hamburg hält ein Beschwerdeformular bereit.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • rs2507 am 25.03.2022 um 11:44 Uhr
    Kündigung bei Vodafone ...?

    Kleines Abenteuer im Alltag. Kurzversion: Man erhält "Auftragsbestätigungen" für nicht erteilte Aufträge; ohne jede Vorankündigung werden "Regiozuschläge" für uralte Klingeldraht-Teilnehmeranschlussleitungen berechnet; Kündigungen durch Kunden werden auf Eis gelegt; in den "Callcentern" sitzen Menschen, die scheinbar von Fachkenntnis weitgehend unbelastet sind, usw. Altbekannte Methode: Umsatz, Umsatz, Umsatz. Der Begriff Kundenorientierung scheint inzwischen ein Fremdwort zu sein. Empfehlung: Wichtige Mitteilungen per Einschreiben mit Rückschein versenden.

  • Fosteryosho am 08.02.2022 um 10:34 Uhr
    Unfassbar dreistes Vorgehen, nicht zu empfehlen

    - Klinkenputzer steht vor der Tür: Hier wird bald alles umgestellt und außerdem sind sie mit unserem Red Internet und Phone schneller besser unterwegs; set top box gratis blablabla....
    - Alles angeschlossen, keine Synchronisation, Techniker soll kommen
    - Ein tag später kontakt mit dem Techniker, das wird nicht funktionieren, Leitungen sind zu alt
    - Telefonisch Wiederufen, Geräte und schriftlichen Wiederruf direkt los geschikt.
    - Ein paar Wochen später, Post bekommen, Wiederruf nicht möglich
    - Support angerufen, Wiederruf angeblich nicht erhalten
    Habe ich den Vertrag auf den Namen meiner Partnerin abgeschlossen ohne das sie in irgendeiner Weise überhaupt informiert worden ist. Und mir wurde eine Liste gezeigt mit Kunden in der Umgebung wo der Anschluss kein Problem war.
    Schonmal was von Datenschutz gehört?
    Also liebes Vodaphone Team: Wenn ihr euch schon gebaren an den Tag legt hätte ich noch einen Vorschlag für euch. Wie wäre es denn minderjährigen Online-Casino auszuschwatzen?!

  • joe76 am 19.06.2021 um 11:16 Uhr
    Ähnliches ist mir mit Deutsche Telekom passiert.

    Das ist bereits 20 Jahre her:
    Ich war in einem Shop der Deutschen Telekom, um einen einfachen Telefonanschluss für meine neue Wohnung anzumelden.
    Es wurde nicht von mir verlangt, mich auszuweisen. Es hätte also jede x-beliebige Person in meinem Namen einen Vertrag abschließen können, wenn sie meine Kontaktdaten angegeben hätte.
    Das Personal kam mir sehr verkaufsorientiert vor.
    Auf die Frage, ob ich einen Internetanschluss möchte, habe ich mit „Nein“ geantwortet.
    Später erhielt ich eine Auftragsbestätigung für einen DSL-Internetanschluss, obwohl ich dies ausdrücklich verneint hatte.
    Ich war genervt, weil ich mich anschließend noch einmal dagegen wehren musste.

  • StefanSK1 am 21.06.2020 um 11:27 Uhr
    Vodafone bestätigt Vertrag, der nicht bestellt

    Da habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht. Nun denn, so ganz anders auch wieder nicht: Mir hat Vodafone eine Vertragskündigung bestätigt, obwohl ich gar nicht gekündigt hatte, sondern lediglich reklamiert. Die machen scheinbar, was sie wollen und wissen gar nicht mehr, was ein Vertrag ist ...

  • Fibi2000 am 16.06.2020 um 09:58 Uhr
    Das so etwas möglich ist

    Ich finde es schon echt seltsam, dass Vodafone anscheinend solch ein Vorgehen tolleriert. Meine Oma hat Vodafone, Im Kundencenter, auch schon ordentlich über den Tisch gezogen. Also mich verwundert solch eine Praxis von Vodafone nicht.