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Großartiger Totentanz

Fellinis „Das Schiff der Träume“ aktuell wie nie im Deutschen Theater

„Das Schiff der Träume“ basiert auf Fellinis gleichnamigen Film von 1983
„Das Schiff der Träume“ basiert auf Fellinis gleichnamigen Film von 1983 Foto: Elke Walkenhorst

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Das Deutsche Theater feierte Premiere mit Fellinis „Das Schiff der Träume“. Ein großartiger Abend über Anbetung und das Verdrängen von großen Gefahren.

Die Diva ist tot. Eine bunte Trauergemeinde macht sich an Bord des Luxusdampfers Gloria N. auf, die Asche der größten Opernsängerin aller Zeiten im Meer vor ihrer Heimatinsel zu verstreuen.

Darunter die Creme der Opernwelt: Eine neue Diva, die stimmgewaltig aus dem Schatten der Toten heraustritt (grandios: Bariton/Countertenor Hubert Wild, der auch die Musik einstudierte), ein kleiner Großherzog (Julia Gräfner, spielt auch Wilds Tochter), eine Prinzessin, die die Farben der Musik beschreibt (Mathilda Switala), ein zappelnder Tenor (Janek Maudrich), ein gelangweiltes Sängerpaar (Anastasia Gubareva, Florian Köhler), eine Journalistin (Anja Schneider) und ein Graf (Moritz Kienemann), der die Asche der Diva wie eine Monstranz vor sich herträgt.

Sie alle sind große Verehrer der Diva (Sina Kießling), die ihre Wiederauferstehung herbeisehnen. Und die offenen Auges die Katastrophen, auf die das Schiff zusteuert, ignorieren. Denn in der Inszenierung des Deutschen Theaters naht ein Kriegsschiff, das ein Rettungsboot voller Geflüchteter, die auf der Gloria N. Zuflucht suchen wollen, zum Kentern bringt.

Das Mittelmeer als Grab – ob Federico Fellini sich bewusst war, dass sein „Schiff der Träume“ von 1983 im Jahr 2024 eine solch schreckliche Aktualität haben könnte? „Wann begann der Untergang?“, fragt die Journalistin. Im Januar 1933? Im September 1939? Am 11.9.2001? Am 7.10.2023? Und was wird dereinst von uns bleiben? Nichts.

In knappen anderthalb Stunden inszeniert Anna Bergmann einen grandiosen Danse macabre mit großartigen Sänger-Spielern und zieht dabei alle Register der darstellenden Kunst – Theater, Oper, Film. Fellini lächelt und winkt.

Wieder 29.9., 2./19./23./28.10., Schumannstr. 13 a, Mitte, Ticket-Tel.: 28441-225)

Themen: Berliner Kultur Deutsches Theater Theater-Kritik
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