Genealogie, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Genealogie · Nominativ Plural: Genealogien
Aussprache [genealoˈgiː]
Worttrennung Ge-nea-lo-gie
Wortbildung
mit ›Genealogie‹ als Erstglied:
genealogisch
Herkunft zu gleichbedeutend geneālogíagriech (γενεαλογία) < geneágriech (γενεά) ‘Geschlecht, Generation’ +
‑logíagriech
(‑λογία)
‘-kunde, -lehre, -wissenschaft’
Bedeutungsübersicht
Duden, GWDS, 1999 und DWDS
Bedeutungen
1.
Forschungsgebiet, das sich mit der Herkunft und den Verwandtschaftsverhältnissen bestimmter Personen, Familien, Sippen, mit Ursprung, Folge und Verwandtschaft der Geschlechter befasst
Grammatik: nur im Singular
Synonym zu Geschlechterkunde
Kollokationen:
in Koordination: Genealogie und Genetik
Beispiele:
»Genealogie«, so der Fachbegriff, ist die
Wissenschaft von der Abstammung von Menschen, wobei diese biologisch oder
rechtlich verstanden werden kann. [Neue Zürcher Zeitung, 13.01.2010]
Ahnen und Vorfahren bezeichnen […] nur
die elterliche Abstammungslinie, Onkel und Tanten fallen nicht unter den
Begriff. Richtiger wäre bei der Erstellung eines Stammbaums also der Begriff
Familienforschung, in der Fachsprache Genealogie. [Süddeutsche Zeitung, 14.01.2020]
Ich habe deutsche Vorfahren in Völkersen in Niedersachsen, ein
Professor für Genealogie hat das herausgefunden. [Süddeutsche Zeitung, 25.05.2019]
Denn neben den Fortschritten der DNA‑Analyse war es das Internet,
das der doch eher betulichen Wissenschaft der
Genealogie eine Revolution beschert hat. [Die Welt, 06.01.2015]
Genealogie (grch.), Wissenschaft von Ursprung, Folge
und Verwandtschaft der Geschlechter; zur Veranschaulichung dienen Stammbäume
und genealogische Tafeln. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 26240]
2.
(Darstellung der) Abstammung einer Person, Geschlechterfolge einer Familie, Sippe
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine mythische, weibliche, jüdische Genealogie
mit Genitivattribut: die Genealogie der Familie
Beispiele:
Es ist die Wahrheit meines Lebens, dass ich biologisch gesehen mehr
als zur Hälfte weiß bin, und dennoch habe ich seit Menschengedenken keine
Weißen in meiner Genealogie. [Süddeutsche Zeitung, 02.07.2020]
Nach den Kennedys der sechziger Jahre haben nun
auch die Bushs und die Clintons Erinnerungen an monarchische
Genealogien geweckt[…]. [Neue Zürcher Zeitung, 12.11.2020]
Minutiös verfolgt er [ein Historiker]
die Genealogie des Erzählers und die seiner Mutter,
vergleicht sie mit der Biografie des Autors und begründet so seinen
Verdacht, dass der Erzähler, der die Juden vorgeblich von außen betrachtet,
»den jüdischen Teil seiner Identität stillschweigend ablehnt«. [Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020]
Beinahe scheint es, als könnte man hier eine männliche von einer
weiblichen Genealogie unterscheiden. [Berliner Zeitung, 06.04.2000]
Ethnologen wie Bachofen […] haben aus der Verehrung von Muttergottheiten
und matrilinearen (über die Mütter laufende
Genealogie) Verwandtschaftsbeziehungen
geschlossen, daß es einmal matriarchalische Gesellschaften gegeben habe, in
denen die Frauen herrschten. [Schwanitz, Dietrich: Bildung. Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 380]
[…] die ionische Genealogie macht Medon zum Sohn des Kodros und Nachkommen des Neleus von Pylos […]. [Meyer, Eduard: Geschichte des Altertums. Bd. III. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1901], S. 18389]
●
übertragen zeitliche und ideelle Abhängigkeit zwischen Werken, Praktiken oder IdeenDWDS
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine geistige, literarische Genealogie
mit Genitivattribut: die Genealogie der Moral, Moderne, Macht, des Tötens, Verbrechens, Terrors
Beispiele:
Solche archetypischen Erzählungen von der
Genealogie, der Weitergabe der praktischen
oder intellektuellen Werte, gibt es über ältere und jüngere Frauen kaum. [Süddeutsche Zeitung, 24.07.2018]
Der Gedanke, dass literarische Texte nicht auf genialische
Schöpfungsakte zurückzuführen sind, sondern aus einer unendlichen
Genealogie von Texten hervorgehen, dass in
diesen Texten Dinge geschrieben stehen, die noch nie gelesen worden
waren – solche Ideen ließen sich am eindrucksvollsten an den
berühmtesten Werken der literarischen Überlieferung demonstrieren. [Süddeutsche Zeitung, 18.08.2020]
Vor allem aber gab jener politische Moment die Motivation für
Saids 1978 unter dem Titel »Orientalism« veröffentlichtes Hauptwerk vor,
das die Genealogie des europäischen Blicks auf
den »nahen Osten« zu einem historischen Thema machte und darüber hinaus
belegte, wie er als Projektion die unerlässliche Folie zu einem
normativen Selbstbild geliefert hatte. [Die Welt, 30.05.2020]
In ihrem Essay »Paradox Europa« verbindet sie Überlegungen zu
Begriff und Geschichte des europäischen Nationalstaats mit einer
kritischen Genealogie der »illiberalen
Demokratie« Ungarn unter Viktor Orbán. [Süddeutsche Zeitung, 11.05.2019]
allgemeiner Im Rückblick können wir eine Genealogie
von traumatischen Erfahrungen ausmachen, als deren akkumulierte Wirkung
die zugleich fragile und leidenschaftliche Ambivalenz von deutschen
Denkern gegenüber der eigenen Nation sichtbar wird – als eine
Kulturleistung größten Potenzials unter besonderen Vorzeichen. [Welt am Sonntag, 23.09.2018]
Im Mittelpunkt der Diskussion steht der
Konflikt zwischen der Hypothese eines Bundesstaats und jener eines
Staatenbundes[…]. Betrachtet man
diese Alternative unter dem Gesichtspunkt der philosophischen
Genealogien, so wird ersichtlich, dass es
sich nicht um eine neue Auseinandersetzung handelt. [Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2018]
Darwin warnt davor […], das natürliche System, das ein genealogisches
sein müsse, in der Geschichte der Sprachen gleichwirksam zu erblicken
wie in der Geschichte der Organismen; er irrt darin, daß er die
Genealogie der Sprache für leichter beweisbar
hält; aber er sieht doch den Unterschied. [Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1910], S. 25041]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Genealogie f. ‘Lehre von Herkunft, Verwandtschaft und Abstammung, Ahnenforschung’, spätmhd. (md.) genealogye (14. Jh.), entlehnt aus spätlat. geneālogia, griech. geneālogía (γενεαλογία) ‘Geschlechtsregister, Geschlechterfolge, Stammbaum’, zu griech. geneá (γενεά) ‘Geschlecht, Stamm, Familie, Generation’, verwandt mit den unter Genus (s. d.) genannten Wörtern; zum zweiten Kompositionsglied s. -logie.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
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Unterbegriffe |
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Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Genealogie‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Genealogie‹.
abweichend
Adel
attisch
Dynastie
entwerfen
erforschen
Erforschung
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fiktiv
fürstlich
Genetik
genetisch
Geschlecht
Graf
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