Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Grauen, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Grauens · wird nur im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Grau-en (computergeneriert)
Wortbildung  mit ›Grauen‹ als Erstglied: grauenerregend / Grauen erregend · grauenhaft · grauenvoll · grausam
eWDG

Bedeutung

mit Schrecken und Abscheu verbundene, unbestimmte Furcht vor etw. Unheimlichem, Drohendem, Entsetzen über etw.
Beispiele:
das Grauen vor der herannahenden Gefahr, in der Dunkelheit
das Grauen des Krieges, der Bombennächte
die zerstörten Städte waren ein Bild des Grauens
(ein) Grauen erfüllte ihn, herrschte im Lande
die Schilderung erregte allgemeines Grauen
ein leises, geheimes, heimliches, gelindes, dunkles, starkes, tiefes, eisiges, wildes, großes, erbärmliches Grauen packt ihn, befiel ihn, stieg in ihm auf, ergriff, erfasste, durchfuhr, überlief, überkam, lähmte ihn
umgangssprachlichwenn man das sieht, kriegt man das große Grauen
er musste mit Grauen erkennen, dass …
Ein Maß von Passivität ist erreicht, daß einem das Grauen davor kommt [ KlepperSchatten293]
Der König tritt zurück mit Grauen [ SchillerRing]
Er … ließ alles geschehen, von einem süßen Grauen und einer tiefen, glücklichen Bangigkeit erfüllt [ HesseUnterm Rad1,522]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
2grauen · Grauen · grauenhaft · grauenvoll
2grauen Vb. (unpersönlich oder reflexiv) ‘schaudern, sich fürchten’, ahd. grūēn (11. Jh.), ingrūēn (um 800), mhd. grūwen, grūen, mnd. mnl. grūwen, grouwen, nl. gruwen. Dazu gehören Greuel, graulen, grausen (s. d.). Man versucht, die Wortgruppe an ie. *ghrēu-, *ghrū-, Erweiterung der Wurzel ie. *gher- ‘hart worüber streichen, zerreiben’, anzuknüpfen, und verweist dabei auf ie. *ghrēud-, wozu nicht nur Grieß und 1Grütze (s. d.), sondern auch lit. grū́sti ‘stampfen, zerstoßen, wehmütig, traurig gestimmt werden, sich grämen’, russ. grustít’ (грустить) ‘traurig sein’, grust’ (грусть) ‘Kummer, Trauer’ gehören, so daß sich eine befriedigende semantische Beziehung zu der oben genannten germ. Wortgruppe herstellen läßt. Aber auch Anschluß an die Wurzel ie. *g̑her(s)- ‘starren, beben’ (wozu lat. horrēre ‘starr sein, sich emporsträuben, schaudern, sich entsetzen’ gehört) wird erwogen; die germ. Wörter um grauen wären dann als onomatopoetische Weiterbildungen zu erklären (vgl. Kluge ²⁵372). – Grauen n. ‘Furcht, Entsetzen, Abscheu’ (16. Jh.), substantivierter Infinitiv von grauen, älteres Grau m. ‘Schauder’ (mhd. grūwe) verdrängend. grauenhaft Adj. grauenvoll Adj. (beide 18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Grauen · Horror · Schrecken  ●  Horrortrip ugs.

Typische Verbindungen zu ›Grauen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Grauen‹.

Verwendungsbeispiele für ›Grauen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Als ich das gelesen hatte, packte auch mich das Grauen. [Rhein, Eduard: Du und die Elektrizität, Berlin: Ullstein 1956 [1940], S. 615]
Und nun erst schien das Grauen, mit dem eben der Mond mich überzogen hatte, sich auf ewig, trostlos, bei mir einzunisten. [Benjamin, Walter: Berliner Kindheit um Neunzehnhundert. In: Tiedemann, Rolf u. Schweppenhäuser, Hermann (Hgg.), Gesammelte Schriften Bd. 4,1, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1980 [1932-1938], S. 293]
Das Grauen vor seiner zerfallenden Gestalt wuchs in ihren Augen. [Betzner, Anton: Der Kohlhöfer. In: Kesten, Hermann (Hg.) 24 neue deutsche Erzähler, Leipzig u. a.: Kiepenheuer 1983 [1929], S. 184]
Allein das hätte vielleicht noch nicht genügt, sie der Zerstörung des Grauens zu entziehen. [Stehr, Hermann: Der Heiligenhof, München: List 1952 [1918], S. 923]
Und darauf sammelte sich in großen Tropfen der kalte Schweiß des maßlosen Grauens. [Heym, Georg: Der Dieb. In: Deutsche Literatur, Berlin: Directmedia Publ. 1998 [1911], S. 10747]
Zitationshilfe
„Grauen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Grauen>.

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