Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Grimasse · Grimassenschneider
Grimasse f. ‘Verzerrung des Gesichts, Fratze’, eine Entlehnung von gleichbed. frz. grimace, wird, zuerst vielleicht als Theaterausdruck, Ende des 17. Jhs. üblich. Es erscheint bis über die Mitte des 18. Jhs. hinaus nur in der Pluralform und häufig noch mit frz. Schreibung (Grimacen), anfangs auch in allgemeinerem Sinne für ‘groteske Körperbewegungen, auffällige Gesten’. Mfrz. grimace (nachweisbar seit Ende 14. Jh.) geht durch Suffixtausch aus afrz. grimuc(h)e ‘Fratze, groteske Figur’ hervor. Dieses ist wohl nicht mit nhd. Grimm (s. d.) zu verbinden, sondern (wegen des vorauszusetzenden langen Stammvokals) an ein germ. Substantiv mit der Bedeutung ‘Maske’ (ursprünglich ‘tarnende Gesichtsbemalung’, zu ie. *ghrēi- ‘darüberstreifen, bestreichen’, Erweiterung der Wurzel ie. *gher- ‘hart worüber streichen, zerreiben’) anzuschließen, vgl. ahd. grīmo m. ‘Maske’ (10. Jh.), aengl. grīma m. ‘Maske, Helm, Gespenst’ (engl. grime ‘Ruß, Schmutz’ aber wohl deverbativ zu engl. to grime ‘beschmutzen’), mnl. grīme f. ‘Maske’ (südnl. grijm n. ‘Ruß’), anord. grīma f. ‘Maske, Nacht, Drachenkopf am Schiffssteven’. Span. grimazo ‘perspektivisch verkürzte Darstellung einer Figur’ (nur vereinzelt im 17. Jh.) ist entgegen früherer Annahme nicht Vorstufe von frz. grimace, sondern ebenso wie engl. grimace, nl. grimas aus dem Frz. entlehnt; vgl. . Auf der im Dt. seit Ende des 18. Jhs. gebräuchlichen Fügung 2, 788Grimassen schneiden (älter Grimassen machen, auch grimassieren) beruht Grimassenschneider m. ‘wer das Gesicht unnatürlich verzerrt’ (um 1800).
Verwendungsbeispiele für ›Grimassenschneider‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Aber auch der »närrische Grimassenschneider Tod« wohnt in der Biwakschachtel.
[Die Zeit, 07.11.1986, Nr. 46]
Dass der legendäre Grimassenschneider bei der Gala überhaupt erscheinen kann, grenzt an ein Wunder.
[Die Zeit, 23.02.2009, Nr. 08]
Der alte Grimassenschneider, der Verführungskünstler, der Geistestheaterkopf, der Maskenvirtuose, dessen Frau schon vor langer Zeit an Meningitis verstarb, ist allein, wartet jetzt auf nichts mehr.
[Die Zeit, 07.03.1986, Nr. 11]
Sieben der herrlichen Grimassenschneider hat man aus Wien, Budapest, Nürnberg und Stuttgart zusammengetragen, im Halbrund zusammengestellt zu einer Galerie menschlicher Empfindungslust.
[Die Zeit, 02.09.1999, Nr. 36]
Oleg ist ein lieber Kerl mit Wuschelhaar und unkontrollierbaren Kreativschüben, der beste Grimassenschneider seiner Klasse und Schlagzeuger in einer Band.
[Die Zeit, 07.04.2009, Nr. 15]
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