Seele, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Seele · Nominativ Plural: Seelen
Aussprache [ˈzeːlə]
Worttrennung See-le
formal verwandt mitdurchseelt
Wortbildung
mit ›Seele‹ als Erstglied:
Seelchen
· Seelenachse · Seelenadel · Seelenamt · Seelenangst · Seelenarzt · Seelenblindheit · Seelenbraut · Seelenbriefkasten · Seelenbräutigam · Seelenbunker · Seelendrama · Seelenerguss · Seelenfang · Seelenforscher · Seelenfreund · Seelenfrieden / Seelenfriede · seelenfroh · Seelenführer · Seelengemeinschaft · Seelengröße · seelengut · Seelengüte · Seelenhaushalt · Seelenheil · Seelenhirt · Seelenhirte · Seelenkampf · Seelenkenner · Seelenklempner · Seelenkonflikt · Seelenkraft · Seelenkrankheit · Seelenkunde · seelenkundig · Seelenlage · Seelenlandschaft · Seelenleben · Seelenlehre · seelenlos · Seelenmassage · Seelenmesse · Seelennot · Seelenpein · Seelenqual · Seelenregung · seelenreich · Seelenreinheit · Seelenruhe · Seelenschmalz · Seelenschmerz · Seelenschwingung · Seelenstärke · Seelentaubheit · Seelenteil · Seelentier · Seelentröster · Seelenverfassung · Seelenvergifter · seelenvergnügt · Seelenverkäufer · Seelenvermögen · seelenverwandt · Seelenverwandtschaft · seelenvoll · Seelenwanderung · Seelenwärmer · Seelenzustand · seelisch · Seelsorge
· mit ›Seele‹ als Letztglied: Allerseelen · Beamtenseele · Bedientenseele · beseelen · Christenseele · entseelt · Geistseele · Hundeseele · Kinderseele · Krämerseele · Lakaienseele · Menschenseele · Schreiberseele · Spießerseele · Stahlseele · Streberseele · Untertanenseele · Verräterseele · Volksseele · Weltseele
· mit ›Seele‹ als Binnenglied: leibseelisch · mutterseelenallein
· mit ›Seele‹ als Letztglied: Allerseelen · Beamtenseele · Bedientenseele · beseelen · Christenseele · entseelt · Geistseele · Hundeseele · Kinderseele · Krämerseele · Lakaienseele · Menschenseele · Schreiberseele · Spießerseele · Stahlseele · Streberseele · Untertanenseele · Verräterseele · Volksseele · Weltseele
· mit ›Seele‹ als Binnenglied: leibseelisch · mutterseelenallein
Mehrwortausdrücke
aus der Tiefe meiner Seele / aus der Tiefe der Seele ·
aus ganzer Seele ·
aus tiefster Seele
·
dann hat die arme Seele Ruh / dann findet die arme Seele Ruh ·
die Seele baumeln lassen ·
die Seele einer Sache sein ·
ein Herz und eine Seele ·
eine Seele von Mensch / eine Seele von einem Menschen ·
etwas auf der Seele haben / was auf der Seele haben ·
gute Seele ·
in der Seele ·
in tiefster Seele ·
jmdm. auf der Seele brennen ·
jmdm. auf der Seele liegen / auf jmds. Seele liegen ·
jmdm. aus der Seele sprechen ·
mit ganzer Seele ·
mit Leib und Seele ·
schwarze Seele ·
seine Seele aushauchen ·
sich etw. von der Seele reden ·
sich etw. von der Seele schreiben ·
zwei Seelen und ein Gedanke / zwei Seelen, ein Gedanke
Bedeutungsübersicht
- 1. Gesamtbereich des Empfindens und Erlebens, besonders der Gefühlsregungen
- 2. ...
- [umgangssprachlich] ⟨nun hat die liebe Seele Ruh⟩
- mit Präposition
- 3. in religiöser Vorstellung: der als unsterblich betrachtete Teil des Menschen
- [übertragen] ...
- 4. ⟨jmd. ist die Seele von etw.⟩
- 5. Mensch
- a) ⟨eine edle Seele⟩
- b) [umgangssprachlich] ⟨keine (lebendige, lebende, menschliche) Seele⟩
- c) [veraltet] Einwohner
- 6. ...
- 7. [fachsprachlich] das Innerste von etw.
- a) [Technik] der innere Strang eines Kabels, einer Drahtlitze, von Tauwerk
- b) [Militär] zylindrischer Innenraum des Geschützrohres, des Laufs von Handfeuerwaffen
- c) [Musik] Stimmstock
eWDG
Bedeutungen
1.
Gesamtbereich des Empfindens und Erlebens, besonders der Gefühlsregungen
Beispiele:
der Künstler erweist sich als ein Kenner der menschlichen Seele
in jmds. Seele lesen
eine empfindsame, zarte, kindlich reine Seele haben
er ist gesund, krank an Leib und Seele
sprichwörtlichEssen und Trinken hält Leib und Seele zusammen
Versetzen wir uns also einmal […] in die Seele
(= Psyche) und in die Gedankenwelt eines Kindes […] [ PlanckSinn10]
Weil die Ablagerungen überwundener Epochen in den Seelen der Menschen noch lange liegenbleiben […] [ BrechtSchriften z. Theater6,257]
Gemüt, Gefühl
Beispiele:
sie hat keine Seele
ihrem Gesang, Klavierspiel fehlt die Seele
2.
Beispiele:
umgangssprachlichdie beiden sind ein Herz und eine Seele (= die beiden verstehen sich immer ausgezeichnet)
umgangssprachlichmit jmdm. ein Herz und eine Seele sein
zwei Seelen und ein Gedanke (= wird gesagt, wenn zwei Menschen in demselben Augenblick dasselbe sagen, wollen)
saloppsich [Dativ] die Seele aus dem Leibe schreien (= sehr schreien)
umgangssprachlich ⟨nun hat die liebe Seele Ruh (= wird gesagt, wenn jmd. endlich hat, was er wollte, wenn jmd. endlich befriedigt ist oder wenn jmd. nicht weiter nach etw. zu verlangen braucht, weil es nicht mehr da ist)⟩
Beispiele:
nun gut, schenken wir dem Jungen den Roller, dann hat die liebe Seele Ruh
als die Bonbontüte leer war, sagte die Mutter: »Nun hat die liebe Seele Ruh« (= du brauchst nicht weiter nach Bonbons zu verlangen, sie sind alle)
mit Präposition
Grammatik: in Verbindung mit »auf«
Beispiele:
etw. fällt jmdm. (schwer) auf die Seele (= etw. bedrückt jmdn.)
etw. lastet jmdm. auf der Seele (= etw. bedrückt jmdn.)
eine Neuigkeit, ein Geheimnis brennt jmdm. auf der Seele (= jmd. möchte unbedingt eine Neuigkeit, ein Geheimnis mitteilen)
es brennt jmdm. auf der Seele, etw. zu tun (= jmd. will etw. unbedingt, dringend tun)
umgangssprachlichjmdm. etw. auf die Seele binden (= jmdm. etw. einschärfen, dringend nahelegen)
umgangssprachlichjmdm. auf der Seele knien (= jmdm. sehr zusetzen)
⟨aus tiefster Seele (= zutiefst, sehr)⟩, ⟨aus voller Seele (= zutiefst, sehr)⟩
Grammatik: in Verbindung mit »aus«
Beispiele:
jmdm. aus tiefster Seele danken, aus voller Seele zustimmen (= jmdm. ganz und gar, vollkommen zustimmen)
du sprichst mir aus der Seele (= du sagst genau das, was auch meine Meinung ist, was ich denke)
das ist mir aus der Seele gesprochen (= das entspricht ganz meiner eigenen Meinung)
⟨in tiefster, in der Seele (= zutiefst, sehr)⟩
Grammatik: in Verbindung mit »in«
Beispiele:
etw., jmdn. in tiefster Seele hassen
in tiefster Seele ergriffen sein
das war ihm in der Seele verhasst, zuwider
das hat mich in der Seele gefreut
es tut mir in der Seele weh, leid, dass …
etw. schneidet jmdm. in die Seele (= bereitet jmdm. großen Kummer, Schmerz)
Grammatik: in Verbindung mit »mit«
Grammatik: in Verbindung mit »von«
Beispiele:
umgangssprachlichjmdm. fällt ein Stein von der Seele (= jmd. fühlt sich plötzlich erleichtert, von einer großen Sorge befreit)
jmdm. ist eine Last von der Seele genommen (= jmd. ist von einer Last befreit worden und ist dadurch erleichtert)
umgangssprachlich ⟨sich [Dativ] etw. von der Seele reden (= von etw., das einen bedrückt, sprechen und sich so erleichtern)⟩
Beispiel:
er redete sich [Dativ] alles, seinen Kummer, Ärger von der Seele
Grammatik: in Verbindung mit »vor«
Beispiele:
etw., jmd. tritt jmdm. vor die, seine Seele (= jmd. erinnert sich wieder genau einer Sache, jmds.)
etw., jmd. steht jmdm. vor der, seiner Seele (= jmd. erinnert sich genau einer Sache, jmds.)
3.
in religiöser Vorstellung der als unsterblich betrachtete Teil des Menschen
Beispiele:
seine Seele verlieren, retten, läutern
umgangssprachlicher ist hinter dem Geld her wie der Teufel hinter der (armen) Seele (= sehr begierig nach Geld)
übertragen
Beispiele:
süddeutsch, österreichischmeiner Seel! (= Beteuerung, Schwurformel)
veraltetbei meiner armen Seele! (= Beteuerung, Schwurformel)
4.
⟨jmd. ist die Seele von etw. (= jmd. ist der geistige Mittelpunkt von etw., der alles lenkt, der sich um alles kümmert)⟩
Beispiele:
sie war die Seele des Hauses
er war die Seele des Aufstandes, Widerstandes, der Erhebung, Revolution
5.
Mensch
a)
⟨eine edle Seele (= ein edler Mensch)⟩
Grammatik: mit bestimmten Adjektiven
Beispiele:
umgangssprachlich, vertraulichsie ist eine treue, brave, ehrliche, geduldige, dankbare Seele
umgangssprachlich, vertraulichmeine Nachbarin, die treue Seele
umgangssprachlich, vertrauliches fand sich eine mitleidige Seele, die mir half
umgangssprachlicher ist eine durstige Seele (= hat immer Durst)
sie sah in ihr eine verwandte Seele
b)
umgangssprachlich ⟨keine (lebendige, lebende, menschliche) Seele (= gar niemand)⟩
Beispiele:
keine Seele war weit und breit zu sehen, war in der Nähe, kümmerte sich um ihn
nirgends war eine menschliche Seele
6.
7.
fachsprachlich das Innerste von etw.
a)
Technik der innere Strang eines Kabels, einer Drahtlitze, von Tauwerk
b)
Militär zylindrischer Innenraum des Geschützrohres, des Laufs von Handfeuerwaffen
c)
Musik Stimmstock
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Seele · seelisch · beseelen · entseelt · seelenverwandt · Seelsorge · Seelsorger
Seele f. ‘Gesamtbereich der menschlichen Empfindungen und des Erlebnisvermögens’, in religiösem Sinne ‘der für unsterblich gehaltene spirituelle Teil des Menschen’, ahd. sēla (8. Jh.), mhd. sēle, asächs. sēola, siola, sēla, mnd. sēle, mnl. siele, nl. ziel, afries. sēle, aengl. sāwol, sāw(e)l, engl. soul, got. saiwala (die nordgerm. Ausdrücke beruhen auf Entlehnung aus dem Aengl.). Herkunft unbekannt. Man vermutet in germ. *saiw(a)lō eine l-Ableitung von dem unter See (s. d.) behandelten Substantiv (‘die vom See Herstammende, zum See Gehörende’), da nach altem Glauben der Germanen die Seelen der Menschen vor der Geburt und nach dem Tod im Wasser leben sollen. Fraglich bleibt jedoch, ob dieser Glaube allgemein verbreitet war; daher wird auch die Meinung vertreten, Seele als bisher unerklärtes Tabuwort anzusehen. Häufig sind formelhafte Fügungen und Wendungen; vgl. Leib und Seele für die ‘körperliche und geistige Seite’ des Menschen, mhd. līp unde sēle, ahd. līhhamo joh sēla (9. Jh.); mit, an Leib und Seele ‘völlig, ganz und gar’ (16. Jh.). Auf der christlichen Vorstellung des göttlichen Ursprungs der unsterblichen Seele beruhen Beteuerungsformeln wie bei meiner Seele, vgl. mhd. bī sēl und triuwe swern. Die Seele wird als der innere, der empfindende Teil des Menschen angesehen, vgl. jmdm. auf der Seele liegen ‘ihn belasten, bedrücken’, auf der Seele haben (18. Jh.), auf die Seele fallen, auf der Seele brennen (19. Jh.); etw. (eine Last) von der Seele wälzen (18. Jh.); jmdm. aus der Seele sprechen ‘die Überzeugung, die Empfindungen eines anderen ausdrücken’ (19. Jh.). Die Fügung schöne Seele, seit den Mystikern des 14. Jhs. (mhd. diu sēle schœne) bis ins 17. Jh. dem religiösen Bereich angehörend, wird unter dem Einfluß Wielands (1750), der „Nouvelle Héloïse“ Rousseaus (frz. belle âme) und der engl. Romanliteratur im Sinne von ‘empfindsames, tugendhaftes Gemüt’ Ausdruck einer Harmonie von innerer Haltung und äußerer Erscheinung. Häufig mit charakterisierendem Attribut für ‘Mensch’ schlechthin, vgl. eine gute Seele ‘ein guter Mensch’, fromme, ehrliche, arme, schwarze Seele (sämtlich 18. Jh.); auch keine Seele ‘niemand’ (17. Jh.), 200 Seelen (18. Jh.); eine Seele von Mann, von Mensch u. ä. (18. Jh.). Die alte Vorstellung, daß sich die Seele im Hauch, im Atem manifestiere, liegt Ausdrücken für ‘sterben’ zugrunde: seine Seele ausblasen (17. Jh.), mhd. die sēle gēt ūʒ dem munde. – seelisch Adj. ‘auf die Seele bezüglich, psychisch’ (16. Jh.). beseelen Vb. ‘mit einer Seele versehen’ (17. Jh.), übertragen ‘mit Inhalt, mit Leben, mit Gefühl erfüllen’. entseelt Part.adj. ‘der Seele beraubt, tot’ (17. Jh.), zu entseelen (16. Jh.). seelenverwandt Adj. ‘in seinem innersten Empfinden und Fühlen übereinstimmend oder ähnlich’ (18. Jh.). Seelsorge f. ‘Hilfe, Beratung und Leitung der Gemeindemitglieder’ (durch den Geistlichen im Auftrag der Kirche, 16. Jh.), nach älterem Seelsorger m. ‘Pfarrer’ (15. Jh.), frühnhd. vereinzelt auch ‘Testamentsvollstrecker’ (15. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Psychologie
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Seele‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Seele‹.
Abgrund
arm
empfindsam
Fremd
Geist
gequält
geschunden
Herz
kindlich
Körper
Leib
menschlich
Silikon
Spiegel
Tiefe
tot
tote
treu
unsterblich
Unsterblichkeit
verletzt
verloren
Verstorbene
verwandt
verwundet
wund
zart
zerrissen
Verwendungsbeispiele für ›Seele‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Nur dieses Buch mußte ich mir noch von der
Seele schreiben.
[Hannover, Heinrich: Die Republik vor Gericht 1975 – 1995, Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2001 [1999], S. 468]
Bei ihnen brauchte ich aber nur anzutippen, da sprang schon die
Seele auf.
[Pilgrim, Volker Elis: Manifest für den freien Mann – Teil 1, Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1983 [1977], S. 95]
Die Reinigung der Haut sei wie die Reinigung der
Seele.
[Schlögel, Karl: Petersburg, München Wien: Carl Hanser Verlag 2002, S. 173]
Sie wollen eine Religion des gesunden Leibes, nicht der
erlösungsbedürftigen Seele.
[Weizsäcker, Carl Friedrich von: Bewußtseinswandel, München: Hanser 1988, S. 220]
Die meisten der 120 Bewohner fühlen sich als tote
Seelen.
[Die Zeit, 16.03.2000, Nr. 12]
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