Weltpolizist, der
DWDS-Vollartikel
Bedeutung
Politik, Jargon Staat oder Staatenbündnis, der seine (militärische) Macht dazu benutzt, auf internationaler Ebene dem Recht Geltung zu verschaffen; Soldat, der im Auftrag eines Staates oder Staatenbündnisses versucht, dem internationalen Recht Geltung zu verschaffen
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: der selbsternannte, oberste, alleinige Weltpolizist
als Akkusativobjekt: den Weltpolizisten spielen
als Genitivattribut: die Rolle des Weltpolizisten [übernehmen]
Beispiele:
Die Existenz von gegenüber der westlichen Welt nicht wohlgesinnten
Regimen mit eigenen Atom‑ oder Raketenprogrammen und das aufkommende
Phänomen des islamistischen Terrorismus wurden von wesentlichen Teilen der
deutschen Bevölkerung nicht als existenzielle Bedrohung empfunden, weil man
sich darauf verlassen hat, dass die USA weiterhin
Weltpolizist spielen würden. [Die Welt, 12.02.2020]
Zwei Wochen vor dem Nato‑Gipfel in Straßburg und Baden‑Baden hat der
Nato‑Botschafter
Russlands[…] die Allianz davor
gewarnt, sich die Rolle des Weltpolizisten anzumaßen. [Süddeutsche Zeitung, 19.03.2009]
In den Zeiten der Globalisierung und des Terrorismus brauchen wir
eine Weltpolizei. Diese kann nur einer Weltregierung, zu der sich die UNO
entwickeln muss, unterstellt sein. In deren Auftrag greifen Berufssoldaten
als Weltpolizisten ein, wenn – wie jetzt im Kongo –
Menschen abgeschlachtet werden. [Bild, 26.05.2003]
Nach der ursprünglichen Vorstellung des amerikanischen Präsidenten
Roosevelt sollten die Großmächte bei der Gefährdung des Friedens durch
andere Staaten als »Polizisten« fungieren; die Vollversammlung
[der Vereinten Nationen] und ihr Ausschuß
(der spätere Sicherheitsrat) sollten sich nur mit nicht‑militärischen Fragen
befassen. Schließlich wurden in der endgültigen UN‑Satzung die vier
Weltpolizisten (plus Frankreich) in den
Sicherheitsrat eingebettet. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.03.2003]
Über alle diplomatischen Kanäle setzte er [der Papst] sich für einen Waffenstillstand [im ehemaligen Jugoslawien] und die Wiederaufnahme von
Verhandlungen ein. Bestrebungen, der Nato die Rolle eines
»Weltpolizisten« zuzuschreiben, kritisierte der
Papst mit ungewöhnlich harten Worten; die New York Times warf ihm daraufhin
sogar »Antiamerikanismus« vor. [Die Zeit, 15.07.1999]
●
spezieller Staatsmacht, Person, die bestrebt ist, Recht und Gesetz weltweit durchzusetzen oder Straftaten zu verfolgen
Beispiele:
Spezialisten beugten sich über den Fall
[des Oppositionspolitikers Nawalny],
die in den vergangenen Jahren unangenehm viele Erfahrungen mit
schmutzigen Operationen Russlands sammeln mussten. Doch sie winkten ab:
Da dies kein Kriegsverbrechen sei, könne und dürfe Deutschland sich
nicht zum Weltpolizisten aufschwingen und sich
auf die sogenannte universelle Zuständigkeit nach dem
Völkerstrafgesetzbuch berufen. Man brauche stattdessen einen eigenen,
deutschen Anknüpfungspunkt. Schwierig, wenn der Tatort doch in Russland
liegt. [Süddeutsche Zeitung, 22.09.2020]
Als Interpolchef Meng Hongwei am 25. September aus Paris in
Peking landete, verschwand er spurlos. Er war 2016 als erster Chinese in
das Amt eines Weltpolizisten gewählt worden – ein
Meilenstein für die chinesische Regierung, die schon lange ihren
Einfluss in der Weltpolitik vergrößern will. Nach der Festnahme Mengs
informierten die Überwachungsbehörde nicht einmal seine
Frau. [Die Welt, 09.10.2018]
Der Chef des deutschen Sportartikelherstellers Adidas hat die
niedrige Bezahlung von Textilarbeitern in Entwicklungsländern
verteidigt. »Die jeweiligen Regierungen, ob demokratisch gewählt oder
nicht, legen Mindestlöhne fest. Und an diese Spielregeln halten wir
uns«, sagte Herbert H[…]. »Adidas kann doch nicht den
Weltpolizisten spielen.« Das Unternehmen
wolle aber ein »nachhaltiger Arbeitgeber« sein und fühle sich für die
Arbeiter verantwortlich, welche die Produkte herstellten. [Die Welt, 28.12.2012]
[Der Vertreter der Bundesanwaltschaft] wies zudem den Vorwurf zurück,
die Bundesanwaltschaft sei bei der Verfolgung von Taten nach dem
Völkerstrafgesetzbuch besonders zurückhaltend. Dessen Grundgedanke sei
zwar, daß es keine »Rückzugsräume« für internationale Schwerverbrecher
geben dürfe; Deutschland sei aber auch nicht in der Rolle des
»Weltpolizisten«. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.12.2006]
Hatte er [der Astronom und Internetkritiker Clifford Stoll] einst die endlosen Weiten des
Internet[s]
als unerschrockener Weltpolizist im Dienste der
Datensicherheit durchquert, so schwankt seine Tonart nun zwischen
düsterer Prophezeihung und heiterem Sittengemälde, sentimentaler Beichte
und trauriger Anklage. [C’t, 1996, Nr. 12]
letzte Änderung:
Typische Verbindungen zu ›Weltpolizist‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Weltpolizist‹.
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