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dürftig

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung dürf-tig
Wortbildung  mit ›dürftig‹ als Erstglied: Dürftigkeit
eWDG

Bedeutungen

1.
von materieller Armut zeugend, ärmlich
Beispiele:
dürftige Kleidung
dürftig gekleidet sein, leben
ein dürftiges Zimmer
dürftige Nahrung, Mahlzeiten
2.
mangelhaft, unzulänglich, nicht ausreichend
Beispiele:
dürftiges Kerzenlicht
ein dürftiges Ergebnis
eine dürftige Motivierung, Schilderung
ein dürftiger Ersatz
das Referat war etwas dürftig
dürftige Kenntnisse
die Versammlung war dürftig (= sehr wenig) besucht
ich gebrauche ein recht dürftiges Wort: wunderbar [ H. Mann8,315]
kümmerlich, schwach entwickelt
Beispiele:
dürftig aussehen
ein dürftiger Wald
Herr Hippelt hatte eine dürftige (= schmächtige) Figur [ ViebigErde41]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
dürftig Adj. ‘ärmlich, knapp, unzureichend’, ahd. thurftīg ‘arm, bedürftig, notleidend’ (8. Jh.), mhd. dürftic, durftig, asächs. thurftig, mnd. dörftich stellen sich als Adjektivableitungen zu ahd. thurft ‘Bedürfnis, Not, Notwendigkeit’ (8. Jh.), asächs. thurft, anord. þurft, got. þaúrfts, germ. *þurfti-, ti-Abstraktum zu dem unter dürfen (s. d.) behandelten Verb, nhd. noch in Notdurft (s. d.) erhalten. dürftig bewahrt im Sinne von ‘ärmlich’ Reste der alten Bedeutung ‘brauchen, nötig haben’ von dürfen; für ‘notleidend’ tritt dagegen die Präfixbildung bedürftig (s. d.) ein.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

armselig · dürftig · karg · knapp · kärglich · kümmerlich · mager · spärlich  ●  mau ugs.
Assoziationen

(von) schlechter Qualität · Billig... · billig (geringwertig) · drittklassig · dürftig · geringwertig · halbwertig · medioker · minderwertig · mäßig · schlecht · zweiten Ranges  ●  zweitklassig verhüllend · (von) minderer Güte geh. · Arme-Leute-... ugs., fig. · inferior geh. · inferior (Gut) fachspr.
Assoziationen

(finanziell) nicht gut dastehen · arm · auf öffentliche Unterstützung angewiesen · bedürftig · dürftig · einkommensschwach · finanzschwach · hilfebedürftig · mittellos · notleidend · ohne das Nötigste · prekär · sozial schwach · unvermögend · verarmt · ärmlich
Unterbegriffe
Assoziationen
  • (ein) kümmerliches Leben fristen · (sein) Leben fristen · in ärmlichen Verhältnissen (leben) · kümmerlich leben · unter ärmlichen Bedingungen  ●  unter äußerst bescheidenen Verhältnissen leben positiv, verhüllend · zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig (haben) Spruch · äußerst bescheiden leben positiv, verhüllend · vegetieren ugs.
  • (schon) bessere Tage gesehen haben · abgewirtschaftet · an den Bettelstab gekommen · arm geworden · auf den Hund gekommen · heruntergekommen · ruiniert · verarmt · verelendet  ●  in Armut abgesunken geh. · in Armut gesunken geh. · prekarisiert fachspr., Jargon
  • arbeitslos (sein) · arbeitssuchend · beschäftigungslos · erwerbslos · nicht erwerbstätig · ohne Arbeit · ohne Arbeitsverhältnis · ohne Beschäftigungsverhältnis · unbeschäftigt  ●  brotlos fig. · keine Arbeit haben variabel · ohne Job (dastehen) ugs.
  • (äußerlich) heruntergekommen · abgerissen · abgetakelt · abgewirtschaftet · am Ende · desolat · in einem schlechten Zustand · marode · schäbig · ungepflegt · verkommen · verlottert · verludert · verlumpt · verschlissen · verwahrlost · verwildert · zerfasert · zerfleddert · zerlumpt · zerschlissen  ●  (herumlaufen) wie ein Penner derb, abwertend · abgefuckt derb, jugendsprachlich · abgeranzt ugs. · abgerockt ugs., salopp · abgewrackt ugs. · auf den Hund gekommen ugs. · gammelig ugs. · muchtig ugs., berlinerisch · runtergerockt ugs. · vergammelt ugs.
  • alles ausgegeben haben · kein Geld mehr haben · keinen Cent mehr haben · nicht einen Cent haben  ●  auf dem Trockenen sitzen fig.
  • (einen) finanziellen Engpass haben · Geldsorgen haben · finanziell in der Klemme sitzen · gerade nicht zahlen können · in Geldnot · in finanzieller Verlegenheit (sein) · klamm  ●  (bei jemandem ist) Ebbe in der Kasse fig. · gerade kein Geld haben variabel · (es) gerade nicht klein haben ugs., ironisch · auf dem Trockenen Sitzen ugs., Redensart · bei jemandem sieht es finanziell (momentan) nicht rosig aus ugs., variabel · gerade nicht flüssig sein ugs. · gerade nicht liquide fachspr. · in pekuniärer Verlegenheit geh. · knapp bei Kasse ugs. · knapp dran ugs.
  • (bei jemandem) ist nichts zu holen · kein Geld haben · keine Arbeit haben · mittellos dastehen · mittellos sein · nichts verdienen · nichts zu beißen haben · von Luft und Liebe leben  ●  am Hungertuch nagen ugs.
  • Armer · Bettler · Habenichts · Mittelloser  ●  Hungerleider auch figurativ · Knochenrappler ugs., selten · armer Schlucker ugs.
  • (es) nicht (so) dicke haben · nicht Rockefeller sein  ●  nicht auf Rosen gebettet (sein) fig. · (sein) Geld nicht scheißen können derb, fig. · nicht in Geld schwimmen ugs., fig.
  • (sozial) benachteiligt (sein) · auf der Schattenseite des Lebens (stehen) · nicht auf der Sonnenseite des Lebens (geboren) · sozioökonomisch benachteiligt · wirtschaftlich benachteiligt · zu kurz gekommen (sein)
  • abgehängt · strukturschwach · wirtschaftsschwach
  • (das Geld) reicht hinten und vorne nicht · (von etwas) nicht leben und nicht sterben können · kaum über die Runden kommen (finanziell) · so gerade (eben) über die Runden kommen · ums Überleben kämpfen (müssen) · wenig verdienen  ●  jeden Cent zweimal umdrehen müssen fig. · jeden Pfennig zweimal umdrehen müssen veraltet, fig. · zum Leben zu wenig, und zum Sterben zu viel sein sprichwörtlich · zum Sterben zu viel, und zum Leben zu wenig sein sprichwörtlich
  • (nur) den Mindestlohn bekommen · (sehr) wenig verdienen · (sich) mit (...) Euro begnügen müssen · für einen Hungerlohn arbeiten · mit (...) Euro abgespeist werden · schlecht bezahlt werden
  • (finanziell) am Ende · (seine) Rechnungen nicht mehr (be)zahlen können · bankrott · insolvent · mittellos · ohne Geld (dastehen) · ohne einen Cent in der Tasche · pleite · zahlungsunfähig  ●  abgebrannt ugs. · blank ugs. · illiquid(e) geh.
  • (nur) wenig Geld (zur Verfügung) haben · (sehr) aufs Geld achten müssen · haushalten müssen · sich (etwas) nicht leisten können · sich nichts erlauben können · sich nichts leisten können  ●  sich nach der Decke strecken (müssen) fig. · aufs Geld gucken müssen ugs. · es nicht so dicke haben ugs. · jeden Cent zwei mal umdrehen (müssen) ugs., fig. · keine großen Sprünge machen können ugs., fig. · nicht drinsitzen ugs. · nichts zu verschenken haben ugs. · sein Geld zusammenhalten (müssen) ugs.

Typische Verbindungen zu ›dürftig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›dürftig‹.

Verwendungsbeispiele für ›dürftig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

In der dürftigen Kate sollte ihr Platz nicht mehr sein. [Grass, Günter: Die Rättin, Darmstadt: Luchterhand 1986, S. 346]
Die Einrichtung ist überaus einfach, um nicht zu sagen dürftig. [Ehlers, Otto Ehrenfried: Im Osten Asiens, Berlin: Paetel 1913 [1900], S. 42]
Meine eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiete sind noch sehr dürftig. [Fischer, Emil: Einleitung. In: ders., Untersuchungen über Aminosäuren, Polypeptide und Proteine (1899-1906), Berlin: Springer 1906 [1906], S. 72]
Eine so strenge Ausübung der K. ist natürlich die Folge dürftiger Seelsorge. [Bavinck, J. H.: Kirchenzucht. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1959], S. 15351]
Zwar gibt es gleich mehrere Fälle, die miteinander verknüpft sind, aber die Animationen sind dürftig. [C’t, 2000, Nr. 21]
Zitationshilfe
„dürftig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/d%C3%BCrftig>.

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