Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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futter, n.

futter, n.
I.
das was als nahrung dient oder gegeben wird. ahd. fuotar, fuatar, fôtar, mhd. vuoter, fuoter, mitteld. vûter, fûter, nd. voder, voer, nl., auch bei Kilian (1599) 631ᵃ, voeder, ags. fôdor, fôddor, fôddur, engl. fodder, altn. fôđr, schw. foder, dän. foder und am üblichsten foer. goth., alts., altfries. fehlend; in der ersten sprache liesze sich fôdr vermuthen, es findet sich aber fôdeins f., nahrung, speise, abgeleitet von fôdjan, ernähren, aufziehen, ahd. fuotan, fuatan mit geschwundenem j nach t, aber auch mit assimilation des j, also t-j zu tt, fuattan (Graff 3, 378), mhd. erloschen, man würde vuoten aber mit berechtigtem umlaut, den jenes j wirkt, vüeten sagen, mitteld. vûten (fundgr. 1, 320, 28. 369ᵇ), alts. fôdian, nd. voden, vöden, mnl. nnl. voeden, ags. fêdan, engl. feed, altfries. fêda, fôda, über welches verbum weiter, zumal was die nordischen und die heutigen deutschen mundarten angeht, füden spalte 364 nachzusehen ist. in ihm musz das factitivum eines untergegangenen, aber wol zu vermuthenden goth. wurzelverbums fadan praet. fôd, fôþ, ahd. fatan praet. fuot erkannt werden, dessen bedeutungen zeugen, in sich aufnehmen, nahrung in oder zu sich nehmen, nähren, gewesen sein mögen (vgl. gramm. 2, 43). dieses wurzelverbum aber, von dem auch futter abgeleitet ist, wird bestätigt durch das von dem praes. abgeleitete in dem part. praet. kavatôt, pasta (gl. emmeram. 411, aus Hieronymus commentar. zu Matth. 16, 8—12), gespeist, und kavatôtê, dediti (ebenda, aus Hieronymus comment. zu Matth. 15, 25 u. 26), dem zusichnehmen als nahrung hingegeben, genährt, erhaltene ahd. verbum fatôn, vatôn, welches nähren, speisen, füttern, bedeutet haben wird; noch mehr aber gibt bestätigung das von diesem verbum abgeleitete fem. fatunga, sagina (gl. emmeram. 410, aus Hieronymus comment. zu Matth. 9, 15), speise, nahrung. nhd. liesze sich, dem ahd. fuotar, mhd. vuoter gemäsz, futer erwarten, und wirklich kommt dieses im 16. jh. häufig, aber dann nur vereinzelt vor, selbst noch in dem letzten viertel des 18. jh. bei Schubart ged. (1787) 2, 261 im reim auf bruder:
wo teufels steckt der knecht im haus?
und giebt den ochsen futer.
die allgemein geläufige form jedoch, zumal im 18. und 19. jh., ist, wie bereits Luther in seiner bibelübersetzung schrieb und wie auch auszer dem reime Schubart setzt, futter. es ist dies die eben durch Luther in die schriftsprache aufgenommene und in ihr allmählich herschend gewordene den diphthong uo kürzende thüringische form, die aus der mitteldeutschen fûter mit û = ahd. und mhd. uo hervorgieng, eben so wie sich mhd. muoter mitteld. zu mûter bildete, woraus nhd. mutter wurde, und aus der heutigen volkssprache der stadt Ruhla hat Regel Ruhlaer mundart 187 fudder, aus der der stadt Sonneberg Schleicher volksthümliches aus Sonneberg 16 futter, mutter, wie wir nhd. sprechen. in andern gegenden Mitteldeutschlands dagegen, z. b. der Wetterau, blieb der diphthong als solcher, durch seine mitteld. verengung û hindurchgegangen und wie aus uo in ou umgekehrt, erhalten; man sagt mit übergang des t wie des d zwischen vocalen in r fourer und mourer, doch letzteres nur bei thieren, während zur bezeichnung der mutter bei menschen nach dem hochdeutschen sich motter geltend machte. nach der wetterauischen volkssprache müste somit futer zu schreiben sein, eben so nach der in der Hunsrücker mundart üblichen form furer (Rottmann 134ᵃ), ferner nach oberpfälz. fouter, bad. fueter, bair. fueder, tirol. fueter (Schöpf 160), kärnt. fuoter (Lexer 106), siegerländisch fôrer (Schütz 1, 17), nd. voder, voer (brem. wb. 1, 432). Bedeutungen:
1)
nahrung für menschen oder für thiere, und zwar
a)
zunächst und weitaus überwiegend die für thiere, weshalb diese bedeutung auch hier voranzustellen ist. ahd. steht das wort in ihr allgemein; nur fôtar, alimentum, in den gloss. hrab. 954ᵇ und fuatar, alimenta Diut. 1, 154ᵇ könnten ungewis lassen, ob nicht auch nahrung für menschen gemeint sei. fast eben so allgemein, wie das ahd. wort, steht mhd. vuoter in jenem sinne, und stellen, in welchen es nahrung für menschen bezeichnet, sind, wie sich nachher unter b) ergibt, selten.
sîn pfärt wart enphettet (ausgeschirrt) ...
dër vater gap daʒ fuoter
weiʒgot niht mit zadele (mit mangel).
Helmbrecht 846;
daʒ sëlbe ros (spricht der maulesel) und mîn muoter
âʒen mit einander fuoter
ûʒ einer krippen.
renner 1535.
dër (der achant, ein vogel) speist sich von gras und von fuoter. Megenberg 171, 4. mitteld.
dër (der kalte schnee) uns noch hüer
das fûtir machit thüer.
Rothe s. 610.
s. Benecke 3, 443ᵇ. nhd. es ist auch viel stro und futter bey uns. 1 Mos. 24, 25;
da wurd eim bürger ich (die haut eines rosses spricht) verkauffet,
der mich gar wol schmucket und auffet,
da stack ich gutes futters voll.
H. Sachs I, 500ᵈ (1590 375ᵇ);
auch (spricht der karrenmann) ist futter und zehrung thewr.
II (1591). 4, 3ᵃ;
wasz hastu dann guͦten wein, frücht und fuͦter verderbet, dasz alles fürkommen wer, wann du einen sollichen grossen regen nit in dir behalten hettest. Wickram rollwagenb. (Kurz) 87, 14. pratorum foetura, das wisen fuͦtter. Alberus dict. ii iijᵃ. wer ein viehe, esel oder pferdt hat, der ist jhm schüldig sein futter, und das ers einspanne. Mathesius Sirach 234ᵃ; derhalben tröst dich lieber esel, du must disz jar nicht sterben, dann es wächszt dir frisch futer auff der wisen. Fischart bienenkorb 152ᵇ (1588 167ᵇ);
dein (der morgenröthe) taw erzeugt das futter
für wildt und alles thier.
Opitz 2, 214;
die (schäfer-)hütte soll nicht länger dauern,
als uns die gegend futter giebt.
Rost schäferged. 15;
bekam es (das ross) hafer, ohne hechsel,
so viel es mogte, gieng ins grüne futter mit.
Klamer Schmidt poet. br. 59;
so, rief die Phillis, kam dein (des vogels) schweigen
von allzu vielem futter her.
Lichtwer fab. 1, 3.
nach futter reiten im kriege, futter holen, herbei holen: mitteld.
dën dieʒ fûter holden
und dar nâch rîten solden,
dën wart daʒ mit getân alsô,
sie solden ouch niht mêr nëmen dô,
niur daʒ fûter eine,
anderer habe diheine,
ëʒ wêren strô, peilen, gras
oder waʒ fûters zu wëge was.
Ludwigs kreuzf. 3840 f.
aber auch futter holen wie futter suchen, mit sichel oder sense im freien: pabulor, ich suͤch oder hol futter. Alberus dict. bb 4ᵃ. im frühjahr müssen gar manche leute futter suchen, um ihr vieh durchzubringen. vom kleeacker einen wagen futter holen. futter geben:
ghrad umb den dritten hanen schrey,
so wolt ich melcken und futer geben.
H. Sachs III (1588). 3, 20ᵇ.
mit dat. des wortes, durch welches das thier ausgedrückt wird:
so wart nur fleissig unser kw, ...
gib jr futter zu rechten fristen,
auff das sie uns nur geb vil millich.
20ᶜ;
ein tag ich im (dem ross) kein futer gab
und sprich dan, das ichsz gefutert hab.
fastnachtsp. 562, 24;
zeumet die kamel ab und gab jnen stro und futter. 1 Mos. 24, 32; mus spat und fruͤe den kuͤen futter geben. Sir. 38, 27. futter vorwerfen: der prediger als landwirth wirft bald im stalle, bald auf der kanzel futter vor. Jean Paul literar. nachlasz 4, 21. futter streuen: die nachtigallen und die andern vögel. ich will ihnen schon brav futter streuen, dasz sie zahm werden müssen. Miller Siegwart 2, 310. futter kriegen:
schenkt ihr (die kühe) milch und butter:
o! dann kriegt ihr futter.
Schmidt v. Wern. ged. 277.
ein pferd, einen ochsen, eine kuh im futter halten, sie unterhalten. das futter schwingen, um es von staub und schmuz zu reinigen und den pferden vorzuschütten. obscen bildlich:
got gesegen euch, wirt! wir muszen farn,
schwingen das futer in den parn (die krippe)
und furlegen den unsern gurren.
fastnachtsp. 251, 3.
futter haben:
da brausen die wellen (des Rheins) und thürmen
und rosz und mann versinkt;
nun werden seine (des fluszgottes) wasserraben
bis zu der nächsten schlacht
ein sattes futter haben!
Kretschmann gesang Rhingulphs 76.
einem thiere das futter abbrechen, ihm weniger geben:
brich ihm (dem vogel, einer nachtigall) das futter ab, lasz ihn im finstern leben,
sperr ihn ins engste keficht ein.
Burmann fab. 169.
auch einem thiere am futter abbrechen. das futter hoch legen, dem thiere in der raufe, damit es mit dem maule hoch hinauf reichen musz und nicht so viel erreichen und fressen kann, dann überhaupt es im futter knapp halten:
der herre sprach: du esel geyl,
der teüffel nem dich an sein seyl! ...
man sol dir daʒ fueter hoch legen.
Keller erzähl. 529, 23.
bildlich auf knappes halten in der speise bei menschen angewandt:
mir starb vatter und mutter,
hoch legt man mir das futter,
mein formünd mich erzogen,
umb halb erbtheil betrogen.
H. Sachs II. 2, 56ᵇ.
gewöhnlich aber setzt man den comparativ das futter höher legen und trägt gleicher weise diese redensart auf knapperes halten in der speise bei menschen über:
wilt du die jungen (frau) am barn (der krippe) han,
so leg jr einen maulkorb an,
dasz sie nit jmmer beisz dargegen,
und thu jrs futter höher legen.
I (1590) 394ᵈ;
wir wöllen dem dieb wol dargegen
das futtr ein wenig höher legen
und jn nit füllen wie biszher
auff dasz er nit werd feyst und schwer.
IV. 3, 25ᶜ.
in demselben sinne wird das futter höher schütten angewandt: ein knecht achtet wenig seines herren miltigkeit, wann er vol auff hat gegenwertiglich, wann man aber jm das fuͦter höher schütt und jm die spuͤlen läer lauffen, alsdann verstehet er mit seinem schaden, was er verloren hat. Petr. 190ᵇ. das futter essen:
immer soll aus meiner hand
sie (die taube) ihr futter essen.
Kotzebue dram. sp. 2, 301.
des futters entbehren:
er (der esel) mus arbeiten thuts nicht gern,
des futers kan er nicht entbern,
wenn der bauch hett sein futer sonst,
wer müssig gehn sein beste kunst.
A 3ᵃ. Nigrinus von bruder Johan Nasen esel A 3ᵃ.
an das futter bringen, das thier anbeiszen und fressen machen: die vogel, wann sie aus ihrer freyheit gefangen und in die käf oder gebäuer eingekärckert werden, seyn gar schwer ans futter zu bringen. so bald sie aber dasselbe kosten, seyn sie nicht zu erfüllen. colica 214. aus dem futter schaffen, ein thier durch verschenken, verkauf u. s. w., überhaupt dadurch dasz man übergang desselben aus seinem besitz in den eines andern bewirkt: da dachte der herr daran, ihn (den wegen alters zur arbeit untauglicher gewordenen esel) aus dem futter zu schaffen. brüder Grimm kinder- u. hausm. nr. 27. auch diese redensart wird bildlich auf menschen angewandt. das futter gibt gut aus, es ist reichlicher ertrag desselben. das futter gibt milch, es ist so kräftig, dasz man von dem es fressenden vieh beim melken reichlich milch hat:
Damöt ist schlau genug: jetzt zieht er an den Rhein
und nimmt die beste trift am fetten ufer ein.
da gibt das futter milch, da kann man was gewinnen.
Rost schäferged. 60.
das futter schlägt an, nährt gut. das futter sticht, treibt oder reizt, wenn es zu gut oder zu reichlich ist, zu muthwillen, übermuth, verwegenheit: wenn das futter das pferdt sticht unnd stehet müssig auff der strewe, so wird es böse und muthig unnd wirfft seinen eignen herrn abe. Mathesius Sirach 234ᵃ
wenn den esel das futter sticht,
tantzt hin auffs eisz, ein bein zerbricht.
Waldis Es. 3, 93, 253.
auf menschen angewandt sieh oben sp. 943 unter dem adj. fürwitz 4) die stelle aus Luthers tischr., in der aber der Frankfurter druck v. j. 1568 fürwitzig hat. diese redensart blickt auch durch, wenn Nigrinus von bruder Johan Nasen esel A 4ᵃ singt:
von habern und dem futer gut
wechst jm (dem esel) der kitzel und der mut,
sonderlich wenn er müssig geht,
wiewol jms schertzen nicht ansteht.
gutes futter, schlechtes futter:
wiewol er (der esel) nu schwer arbeit thut,
ist sein futer doch nicht zu gut,
wenn man jm kleigen unters stro
gemenget gibt, ist er sehr fro.
Nigrinus von bruder Nasen esel A 2ᵇ.
grünes futter oder grünfutter. dürres futter, heu, grummet, gedörrter klee. rauhes futter oder rauchfutter, rauhfutter, gras, heu und stroh. hartes futter oder hartfutter, alles als futter für das vieh dienende getreide, wie korn, gerste, haber, erbsen, wicken und dergleichen. sattes futter, so viel futter dasz das thier oder die thiere, die es erhalten, davon gesättigt sind. so in der vorhin angeführten stelle von Kretschmann. In Tirol heiszt vorzugsweise der hafer fuetter als das vornehmste für die pferde. Schöpf 160. daher bei Oswald von Wolkenstein nr. 67, 4, 13 (s. 181)
gê, smirb dën wagen,
und trisch dën rossen fueter.
Sprichwörtliche redensarten und sprichwörter sind: mhd.
swëlich pfërt die lenge müeʒic stât
und bî vollen fuoter gât,
daʒ letzet, schirzet, bîʒet.
renner, in Jacob Grimms kl. schrift. 4, 350.
nhd. mit innerem reim ein pferd ist seines futters werth, ein arbeiter ist seines lohnes werth, ein diener seines unterhaltes an speise. Henisch 1325, 7. er heischet die schläge, wie ein pferdt sein futter, von solchen die sich leichtfertiger weise processe u. dgl. zuziehen. 13. darnach der esel ist, also gibt man ihm futter. 48.
der esel gehet ein leisen trab,
es sey dann dasz er futter hab.
50.
es stehet ubel, wenn man dem esel die bürde grosz machet und das futter abbricht. 55. der ochs blecket nicht, wenn er sein futter hat, von dem der mit dem zum leben nöthigen zufrieden ist, auch dem der im glücke nicht klagt. 49. futter, butter, ist die kuh gut gefüttert, so gibt sie reichlich milch und butter. schmal futter, schlechter gesang, von vögeln hergenommen. Frischbier preusz. sprichw. (1865) s. 76, 1045. einem ins futter reiten, ihm schaden zufügen, ihn in noth; bringen:
wie er dort stet
und sorgt, wir reiten im ins futer.
fastnachtsp. 200, 14.
Dem anscheine nach könnte wol auch hierher gehören mnd. voder binden in:
daʒ dâr manich ritter rîch
sîn heil versûchte mit dën spërn ...
Crane jô dat vôder bant
vur allen die dâ mohten sîn.
Crane 250;
wie hër dâr dat vôder bant
Gayol ûf dër vînde leit,
dâr manich fluhtic von im reit!
1610.
aber der ausdruck ist nicht das futter binden, sondern, ausgehend von fuder 1) oder 2) d), das fuder binden, das als redensart in die bedeutung übergieng: die hauptarbeit in einer sache übernehmen, das beste thun. dies ist, worauf mich Müllenhoff aufmerksam macht, der sinn in jenen stellen des Crane, und noch hat ostfries. t foor binden jene erste bedeutung, aber auch diein einer verdrieszlichen angelegenheit das wort führen.Stürenburg 59ᵇ. Der zusammensetzungen, in welchen futter zuletzt steht, sind nicht wenige. auszer den bereits im vorhergehenden angegebenen gehören hierher bauchfutter [= das zum leben nöthige futter:
(der esel) wird beladen mit schwern secken,
die er zur müln und wider rausz
tregt in die wag und das backhaus,
das er sein bauchfuter verdien.
Nigrinus von bruder Nasen esel A 2ᵇ;
so doch herrn gunst und zeitlich gut
man bilch kleien vergleichen thut
und sonst andrem bauchfuter grob.
E 1ᵇ],
blätterfutter, dürrfutter, entenfutter, erbsenfutter, eselfutter, gänsefutter, gemangfutter, grasfutter, heufutter, hühnerfutter, kälberfutter, kleefutter, körnerfutter, kraftfutter, kurzfutter, langfutter, laubfutter, mengefutter, nachtigallenfutter, pferdefutter, rinderfutter, rübenfutter, schaffutter, schweinefutter, spreufutter, strohfutter, taubenfutter, viehfutter, vogelfutter, weichfutter, wickenfutter, oder wickfutter, wurzelfutter, zeisigfutter, ziegenfutter. Ist diesen zusammensetzungen auch mitteld. vanefûter bei Rothe thüring. chron. 254, 332, vanefûtir ebenda 333, womit eine abgabe der einwohner Thüringens an den von dem erzbischof von Mainz mit diesem lande belehnten Ludwig mit dem barte bezeichnet wird, beizufügen? soll dieses fahnenfutter etwa zur unterhaltung der pferde der berittenen bestimmt gewesen sein, die im dienste des mit einer fahne belehnten herrn land und strasze in schutz und sicherheit zu halten hatten?
b)
nahrung für menschen. im ahd. ist diese bedeutung, wie vorhin bemerkt wurde, nicht sicher zu stellen; aber mhd. zeugen stellen dafür, wie
manege gans und manic huon,
rinder kæse unde fuoter
hân ich dir und mîner muoter
gefridet vor mîner sellen vil.
Helmbrecht 1269;
alle die veile habent brôt und kæse und fuoter und smalz und salz und honic u. s. w. Meraner stadtrecht, bei Haupt 6, 413. mitteld.
geit hîr dër tûfil umme dën ring
adir sîn eldirmûter
und gibt mit slegin fûter.
altd. bl. 1, 264, 446.
auch ags. findet sich fôddur von speise für menschen:
bædan hiora feorum fôddurgeafe.
ps. 77, 20,
= (sie) baten für ihre seelen gabe an speise. nhd. gibt er jm (dem sohn) aber ein andere (zur frau), so sol er jr an jrem futter, decke und eheschuld nicht abbrechen. 2 Mos. 21, 10, im hebr. steht ראֵשְ, fleisch, ist aber hier so viel als speise überhaupt. dies in Luthers bibelübersetzung die einzige stelle, in der das wort rein von speise für menschen steht, in einer andern kann es im deutschen durch das an thiere lebhaft erinnernde bild herbeigeführt sein: ich lies sie ein menschlich joch zihen, und in seelen der liebe gehen, und halff jnen das joch an jrem hals tragen, und gab jnen futter. Hos. 11, 4. in einer dritten stelle 1 Tim. 6, 8 wenn wir aber futter und decke haben, so lasset uns benügen, in der futter und decke an jene erste stelle erinnert, änderte Luther 1541 in narung und kleider. aber sonst in Luthers werken findet sich das wort mehrfach wie in jener ersten stelle: das (dasz) man jsset und trincket und sich kleidet, wie die notdurfft des lebens und leibs foddert, das (dasz) er sein futter und decke habe. 5, 421ᵃ; hilff, das wir dasselbige (das fleisch) mit fasten, messigem futter, kleider, lager, wachen, erbeiten, dienstbar und zu guten wercken geschickt machen. 1, 328ᵇ; wir sollen gott die ehre alleine lassen und geben, und uns an dem solde und futter benügen lassen. 3, 328ᵇ; wenn wir haben futter und hül, dar an wöllet gnügig sein. 421; (gott) sorget für futter und kleider. 4, 30ᵃ, = speise; wenn er (der mensch) zuviel futter hat, so gehet er eben wie der esel auffs eis und bricht ein bein für woltagen. 109ᵇ; das heysst recht fasten, das man dem leyb nicht mehr futter gibt, denn yhm nott ist, die gesundheytt zu erhalten. dessen ep. sanct Petri gepredigt (1523) E iiijᵃ. eben so bei andern:
weil nun der bauch solchs als verbrast,
so wolten sie (die glieder) kein futer mehr ...
dem bauch gewinnen ewiglich.
Alberus Esop (1550) 28.
brot und futter, brot und andere speise, voller unterhalt: darauf sagt Schaumburg, Conz Schott wer sein veint nit, het seines veints brief nie gesehen, darzue waren si ains fürsten diener, in des brot und fueter baid hoffgesint. Wilw. v. Schaumb. 73. futter und lohn: mus doch eyn ackerknecht futter und lohn von seyner erbeyt haben. Luther von kauffshandlung und wucher (1524) A iiijᵃ. s. Ph. Dietz 1, 766ᵃ. wenn nun schon in eben angeführten stellen futter mehr die bedeutung unterhalt an speise annimmt, so tritt diese noch mehr hervor in der im 15. jh. geläufigen redensart futter und mahl, wo mahl die vorgesetzte speise, das was auf den tisch zum essen gebracht wird, bezeichnet:
so wir (reitersknaben) nimmer pfenning haben
und uns fuͦter und mal entfelt,
so muͤszen wir fürbas werben
dasz wir nit hungers sterben.
Uhland volksl. s. 366;
so hab ich den winter futtr und mahl,
ich acht nicht wer das gloch (gelag) bezal.
H. Sachs IV. 3, 21ᶜ;
also dasz eyn yeder, der arbeyt nach seinem standt und beruͦffe, und auff die gottes gnade, der soll davon haben futter und mal, hülle und fülle, umb und an. Agricola Biiijᵃ; das (dasz) man guten freunden und gesten, wo sie zu freunden einkeren, futter und mal nicht wegert. derselbe (Hagenau 1534) F 5ᵃ; dasz niemand, wer inn yhre heuser kompt, futter und mal gewegert werd. ebenda; mich (erzählt eine vormalige in eine alte geisz verwandelte spülmagd) ... in der Circe hausz gebracht hat, da ich gut futter und mahl habe. Phil. lugd. 3, 219. aber im 18. jh. ist futter von nahrung für menschen auszer einigen wenigen zusammensetzungen, wie magen- oder pfaffenfutter, studentenfutter, ungewöhnlich und nur mehr noch leichthin von der erforderlichen nahrung, dem unterhalt an speise gebraucht, zumal nicht ohne einen an die bedeutung nahrung als unterhalt der thiere erinnernden anstrich, der mitunter so hervortritt, dasz das wort wie nach seiner ersten bedeutung bildlich stehend erscheint: Fiesko. kerl, wie viel teufel besoldest du? mohr. zu dienen — nur eínen, und der steht in gräflichem futter. Schiller 163 (Fiesko 3, 4); im innern dehnt sich ja die trägheit noch immer, und will und musz ihr futter von fremden leuten bekommen! Ernst Wagner d. reis. maler (1806) 1, 259. ich musz arbeiten, sagte er, um futter für frau und kind zu haben. seine wolbeleibtheit zeigt dasz er zu hause gutes futter hat. das futter schlägt gut bei ihm an, er wird immer dicker. deutlich genug aber tritt übertragung von der nahrung für thiere auf die für menschen hervor in stellen wie: mich deucht, ich sehe schon, wie sie (ein ehepaar ist gemeint) ihre freude haben werden, wenn sie beyde in einem jahre so einen feinen jungen lecker und auffschieszling kriegen werden und in seinem vollen futter werden daher wachsen sehen. Schoch studentenleben D 4ᵇ;
entweder musz man sie (die Orlcans belagernden Engländer) wie maulthier halten,
ihr futter ihnen binden an das maul,
sonst sehn sie kläglich.
A. W. Schlegel Shaksp. Heinrich der sechste I, 1, 2.
übrigens hat noch z. b. die Ruhlaer mundart fudder für speise, bewirthung, reichliche kost. Regel 187. Sprichwörtlich:
hastu verdrusz zu guͦter zeit,
das dir das fueter zuͦ nahen leit.
Schmelzl verlorner sohn 7ᵇ.
2)
das was ein thier an nahrung zu einmaliger sättigung erhält, was ihm zu einmaliger sättigung gegeben wird: darauff haben wir uns bald in das nechste dörffle verfüegtt, lüessen die pferdt ein fuetter essen, wir lögtten uns zu rhue uff den staubigten boden, waren miedtt und schauften starckh. Kraft reisen 57; nachdem die pferde ein futter gefressen, spannte er wider an, und fuhr denselben abend noch bisz auf desz ambtmanns gut. Ettner unwürd. doctor 125; die pferde haben schon zwey futter bekommen. Krünitz 15 (1786) 578. in éinem futter, ohne dasz dem thiere ein weiteres futter bis zu einem ziele gereicht würde, namentlich von einem thiere zum reiten oder fahren. der ton liegt hier natürlich auf ein. in éinem futter wohin reiten. aufzeichnung Jacob Grimms aus der sprache des täglichen lebens. in éinem futter wohin fahren. in dem quartier Stillendorff, wohin sie in einen (lies einem) futter gefahren waren. Ettner medicin. maulaffe 416; er sattelte seinen rappen, ... und trabte rasch über die vaterländische gränze, als wenn er die reise in die Cykladen in einem futter hätte machen wollen. Musäus volksm. (1787) 3, 190; den morgen darauf nahmen wir unsern weg auf Wiszmar zu, da wir es aber in einem futter nicht zu erreichen vermochten, blieben wir zu mittag in Greffsmölen. Plesse 1, 73; er (Bachmatt, ein pferd) gieng in einem futter dreyssig meilen hin und her, als wenn ihm nichts drum wäre. Weise erznarren 196. s. auch zwischenfutter.
3)
das was von etwas an- und einzunehmen ist, damit dieses für und in sich, gleichsam zur nahrung, zum verbrauche u. dgl. das erforderliche habe. so wol schon ahd. in fuatar dës fiures, in pabulum ignis (Diut. 1, 496, = Levit. 3, 11), zumal wenn man in fuatida dës fiures, in pastum ignis (ebenda, aber = Levit. 3, 14) vergleicht. mhd. var vone mir, vervluohtiu, ein vuoter dës tôdes, in das êwige viwer, daʒ dëme tievele bereitet ist unde sînen engelen! spec. 175;
dës entecristis mûtir
siu wirt dôdis vuotir
innan unt ûʒan.
Entecrist, in den fundgr. 108, 43;
Marîa, kiuschiu muoter,
teile uns der sêle vuoter,
da von wir ûf dër ërden
also kreftic wërden
daʒ wir dën vîenden an gesigen.
Ulrichs leben 1587;
aller tugenden vûter
was sîn heiligeʒ lëben.
pass. K. 473, 38, = ganz der tugend geweiht;
nd. ik môt den ôgen fôder geven.
upstandinge 225,
ich musz den augen futter geben = „ich musz schlafen“, wie es denn auch gleich nachher heiszt he forslêpet ôk und also de riddere slâpet. nhd. also ouch hat der herr nit allein sanct Peter mitt worten wellen leren, das er jm nochfolgen solt als ein hyrt, in dem dz er seine schäfflin weyden solt mit dem fuͦter seiner lere und stroff. Keisersberg post. 1, 11ᵃ;
der hunger und die liebe sind beyde scharffer sinnen,
sie finden leichtlich mittel, ihr futter zu gewinnen.
Logau 3, 22, 100;
ihr kennt nun meine art, und wiszt, dasz mein herz diese art futter liebt und nöthig hat. Wieland an Merk 1, 123; unserm geist durch seine eigne creatur freude und futter zu bereiten. Göthe 16, 222;
denn, freund, den hang zum sonderbaren
fühlt grad am stärksten ein genie.
dankt das dem glücke, ihr genies!
das diese wolthat nicht vergessen
und für den neid euch futter wiesz.
Göckingk 1, 19;
prinz Heinrich. zeitlebens sah ich keine so erbärmlichen schufte. Falstaff. pah! pah! gut genug zum aufspieszen. futter für pulver, futter für pulver. A. W. Schlegel Shaksp. Heinrich der vierte I, 4, 2; so ein fremder reisender, der nach futter für. ein buch die welt durchschnürfelt. Gotthelf käserei (1850) 82. s. kanonenfutter, lesefutter (aufzeichnung Jacob Grimms), nasenfutter, ofenfutter, zeitungsfutter.
4)
fleischliche vermischung, coitus. diese bedeutung ist eine anwendung von 1) a) und geht mit davon aus dasz esel auch als bezeichnung des männlichen gliedes verwandt wird (s. 3, 1147), wie zugleich futterbarn (s. d.), futterkrebe (s. d.), futterwanne (s. d.), barn, wanne (s. d.), aus denen der esel friszt, für das weibliche:
und hast deim esel fuoter geben
ausz irem rauchen fuoterparen.
fastnachtsp. 357, 6;
darümb ir eim esel genunk habt zu geben,
ausz eurem rauhen futerkreben.
749, 28;
kein andere sol meinem esel futer geben,
bei dir (der ehefrau) fint er ein folle futerkreben.
28;
mein esel ist unausgeschnitten .....
wis sie in auf das recht gespor ...,
und schittet im das fuoter vor,
so wurd er darnach naschen in der wannen.
327, 15;
wenn ich des nachtes bei ir lag
und sprach: mein esel wil futer haben, ...
wann er hinab nascht zu der wannen,
so slug sie in mit feusten dannen.
852, 17.
daneben werden auch die futter darbietende wiese und weide auf das weibliche glied übergetragen:
nempt ainen, der ainn starken esel hat,
wann auf eur wisen vil futers stat.
749, 26;
ich leih dir meinn esel auch auf ir waid.
732, 31.
danach steht dann futter an sich in der angegebenen bedeutung:
wenn ich dich hab an meinem pett,
kanstu dann schon und freuntlich leben,
so wil ich deinem esel futers genug geben.
166, 20;
mein esel gailiert auf der pan
und wil nit lang on futter stan.
702, 8.
aber in der redensart das futter in den barn schwingen, in welcher barn in der vorhin angegebenen verwendung steht, geht futter auch zur bezeichnung der befriedigung des geschlechtlichen reizes auf seiten der weiblichen person über:
wir muszen farn,
schwingen das futer in den parn
und furlegen den unsern gurren.
251, 3.
sofort ist bestimmt das, was der weiblichen person von der männlichen wird, mit futter benannt, indem sich barn selbst auf das männliche glied übergetragen findet:
ainer, der ein frauen hat
und si des nachts ser hungern lat
und fuoters genuog hat in seim parn
und wil das andren pübin sparn.
310, 6.
dann auch, ohne ausdrücklich barn beizusetzen, überhaupt:
wan eine käm, die ein alten man het,
die schon und freuntlich zuo mir tet ...,
so gedacht: die wil ain fuoter haben.
311, 7;
wenn ich des nachtes pei ir geschlof
und ich sie ain gute fart gestrof,
als denn mein vater thet meiner muter,
so aischt sie erst auf ain neues futer.
732, 7;
einer, der seim weib ir fuoter ausztreit.
308, 9;
so will ich ir das fuoter nimmer mer ausztragen.
311, 24;
einer, der seim weib ir fuoter enpfürt,
damit er an ir treulos würt.
309, 1;
und fürpasz sein fuoter daheim wöll laszen.
312, 11;
der ein schön foln daheimen hat,
und der (es ist, wie vorher bei fohlen, die frau gemeint) nicht gern on fuoter stat,
und im das nimpt und es ausztregt
und es für ackergurren legt.
306, 10.
eben dieses futter erhält aber auch die bezeichnung bettfutter (s. d.) und nachtfutter (s. d.), die in ihrer zusammensetzung bestimmtere ausdrücke sind.
II.
ein äuszerer oder innerer überzug über oder eine umschränkung oder umkleidung um etwas. goth. fôdr (Joh. 18, 11), schwertscheide, vagina. ahd. bloszes fuoter, theca, in den dem 11.—12. jahrh. angehörigen Straszburger glossen (s. Graff 3, 379), sonst nur in dem zusammengesetzten fëdarfôtar, canna, in den gl. paris. Diut. 1, 141ᵃ, wogegen die gl. hrab. 952 „rôrre vel fëdar, fôtar“ scheiden und die mit den gl. paris. stimmenden gl. ker. 18 (Hattemer s. 144) „fëdhar, foatar“ abtheilen, also dieses foatar, mit dialectischem oa statt uo, wie jene Straszb. glossen und die gl. hrab. fôtar, für sich haben; dann bietet sich fuotar in dem nicht ganz sichern spërfuoter, claxendix, in denselben Straszburger glossen (Graff a. a. o.) und in bogefuoter, coritus, der gl. trevir. 16, 26, pogivoitir der glossen in Mones anz. 7, 593, 423, und noch bogenfutter (s. d.) bei Stieler 526. auch fuoter in tër daʒ here lôsendo hina gab tien hostibus arma unde impedimenta, daʒ chît kewâfene unde fuoter bei N. Boeth. 59 gehört hierher, denn es ist darunter das heergepäck, die feld- oder kriegsbagage zu verstehn. mhd. vuoter; mitteld. würde vûter stehn, wie denn wol dem 11. jahrh. angehörende nd.-hochd. glossenfotrum, vûder. stiloteca, greffelvûder“ (gl. jun. 308) verzeichnen; nd. voder, voer, vôr, in den bedeutungen unseres nhd. futter, aber nnl. voeder m., futter unter einem kleid. isländ. fôdr n., futter unterm kleid, schwed. foder, sowol dies als auch futteral; eben so dän. foder, foer. aus dem deutschen wurde entlehnt mittellat. fotrum, futteral, ital. fodero, scheide, futter unter ein kleid, span. und portug. forro in dieser letzten bedeutung, provenz. und altfranz. fuerre, scheide; neufranz. wird in diesem sinne so wie überhaupt in dem von futteral nur das aus dem weiter abgeleiteten mittellat. forellus, scheide, statt fodrellus, hervorgegangene fourreau gesetzt. das wort kann mit I dasselbe sein und seine bedeutungen dürften sich dann auf grund des begriffes der aufnahme oder des empfanges in sich abgezweigt haben. sicheres läszt sich aber weder über dieses noch über jenes geben; beides bleibt nur nahe liegende vermuthung. Die bedeutungen ordnen sich in folgender weise:
1)
die hole, gewöhnlich feste oder steife, aber anpassende auszenbekleidung eines gegenstandes, der hineingelegt oder eingeschoben wird. das zunächst wenn das wort so viel als scheide, vagina, bedeutet. so goth. lagei þana haíru in fôdr (Joh. 18, 11), lege, d. h. stecke, das schwert in die scheide. diese bedeutung erhielt sich, wie schwert- oder degenfutter, vagina, theca gladii, bei Stieler 527 zeigt, auch im hochd. bis zu ende des 17. jh. ähnlich bezeichnet futter in fahnenfutter (s. d.) die scheide oder den überzug, worein die unentfaltete, zusammengerollte fahne an der stange gesteckt wird. dann steht das wort in der bedeutung des heutigen von ihm nach seiner entlehnung ins mittellat. und romanische abgeleiteten und von daher wieder ins deutsche aufgenommenen futteral (s. d.). so in den vorhin angegebenen ahd. spërfuoter, bogefuoter, nd.-hochd. greffelvûder. dieses letzte begegnet auch mhd.:
ër zôch ein guldîn griffelîn
ûʒ sînem griffelfuoter
verholen vor sîner muoter.
Flore 2359.
dahin gehört dann weiter noch fuoter in löffelfuͦtter, löffelfutteral, löffelbehälter (Hätzlerin 1, 35, 11). auch nhd., wo sich im 16. jahrhundert, wie nachher die stellen von Fischart zeigen werden, und selbst zu anfange des 18. jahrh. (s. futteral) mitunter noch futer geschrieben findet, zunächst die gleiche bedeutung mit futteral: denn sacrament on testament, ist das futter on das kleinot behalten, gar mit ungleicher helfft und teilung. Luther 1, 333ᵇ; und ist eben, als wenn man anfienge zu leren, es were sünde, des kelchs futter anzurüren, aber den kelch selb möcht man wol angreiffen. 2 (1572) 85ᵃ, = futteral, in das der kelch nach dem gebrauche hineingelegt und aufbewahrt wird. ein solches futteral nennt man auch mit bestimmterem ausdrucke kelchfutter (s. d.). ein futer mit löffel. Fischart Garg. 88ᵇ (1608 K 7ᵇ), ein löffelfutter. hat ein harmglasz in eim futter. Ayrer 353ᵇ. in gleicher weise steht futter in becherfutter, brillenfutter, flötenfutter, geigenfutter, gläserfutter, hutfutter, kammfutter, lautenfutter, schildfutter, ringfutter (nd. ringfoder, dactylotheca. Chytraeus cap. 42) und andern mehr. dagegen drückt einerseits flaschenfutter (s. d.), wofür auch schlechthin futter stehn kann, ein gröszeres, mit leder oder tuch gefütterte fächer für die einzelnen gefüllten weinflaschen enthaltendes kastenartiges behältnis zum wegtragen dieser oder zum mitführen derselben auf reisen aus: sintemal die hoffleut und andere jhre keller mit wein in beschlossen futtern auff den wagen mit sich führen. Kirchhof milit. discipl. 129. diese stelle erklärt auch treffend für flaschenfutter die benennung flaschenkeller, bei welchem worte (3, 1727) diese bedeutung nachzutragen ist. andererseits bezeichnet futter in nd. natelfôder, nadelbüchse, für nâldefôder in einer lesart zum Sachsenspiegel 1, 24, 3 ein kleines futteral. von einer übergestreiften kapuze: besuchen die krancken, jnen s. Francisci kappen anzustreifen und mit dem heyligen futer ein heillosen todten zubekleyden. Fischart bienenk. 200ᵃ.
2)
bei den jägern ein bei gezogenen rohren auf den lauf gelegtes viereckig geschnittenes und mit talg bestrichenes oder in zerlassenen talg oder auch überhaupt zerlassenes fett eingetauchtes stückchen von dünnem zartem leder oder guter gleicher leinwand oder barchent, auf das die kugel gesetzt und dann in den lauf eingestoszen wird. auch pflaster (s. d.). Heppe wohlred. jäger 168ᵇ u. 286ᵇ. Hartig 112 u. 151. weidmänn. taschenwb. 163 u. 273. bestimmter kugelfutter (s. d.), kugelpflaster.
3)
bei den schuhmachern ein über dem hinten am absatze des stiefels zu unterstützung und halt des spornes hervorstehenden leder, dem spornträger, zum schutze des quartiers angebrachtes leder. gewöhnlich aber wird hier das dim. fütterchen gebraucht. eine andere bedeutung hat futter bei den schuhmachern, wenn es schlechthin für seitenfutter (s. d.) gesagt wird.
4)
bei den zimmerleuten und tischlern, überhaupt im bauwesen die in einer angebrachten öfnung oder vertiefung, wie thüre, fenster, oben, unten und an den seiten innen eingefügte hölzerne bekleidung. im martio arbeitete Lindner an denen fensterrahmen und futtern, dieselben in das mauerwerk einzusetzen. Pierot 2, 248; werden ... eine partie fenster mit futter und läden ... öffentlich an den meistbietenden versteigert. Gieszener anzeiger 1870 nr. 14. s. fensterfutter, thürfutter.
5)
das auf der achse, um sie vor abnutzung zu wahren, oben und unten angebrachte blech oder eisen. bestimmter achsfutter.
6)
bei den uhrmachern ein mit messing ausgelegtes oder ausgefüttertes zapfenloch, das in eisen, gewöhnlich aber, zumal in neuerer zeit, in messing gebohrt ist.
7)
zeug, tuch, leder oder rauchwerk, mit dem ein kleid, ein kleidungsstück oder überhaupt ein bekleidungsstück inwendig bezogen oder überzogen ist oder wird. diese bedeutung geht von der vorhin unter 1) angegebenen aus, die, wie die dem 12. jahrh. angehörige glossefutrum, fuoter“ in den sumerlaten 35, 27 zeigt, zur zeit des überganges des ahd. ins mhd. auch in die sich abzweigende: äuszerlich deckender filzartiger zeltzeug, filzartige zeltdecke, und damit auch wol äuszerlich deckender filz entfaltete, woraus dann im 15. jahrh. die allgemeinere von überzug, sei dieser nun auswendig oder inwendig, hervorgieng. dafür spricht, wenn, nach Diefenbach s. 254ᵈ, vocabularien des 15. jh. bei mittellat. futrum eyn futer als ob eyner tafel und nd. en voder also over ene tafelen, worunter wol ein überzug über eine tafel zu verstehn ist, haben und wenn der voc. theut. von 1482 kk 8ᵃ „undertzog, unterfuter, futer, futratura, futrum, futrale, subfutrum, subfutoriumso wie kk 8ᵇ „underfurung, underfuter oder furrier, subductura, subfutrumverzeichnet, auch in dem voc. inc. teut. B 4ᵇ „underzug, futrum, vulgartier futer, subfutrum idemzu lesen ist, dem ebenda „underziehen mit einem futer, futrareund „underzogen mit einem futer, futratus vel foderatuswie erklärend zur seite steht. weiter kann hier nochsubfutrum, ein underfutter“ in Diefenbachs wb. v. j. 1470 sp. 262 angezogen werden. s. auch Diefenbachs glossarium latino-germ. 559ᵇ unter subductura und 559ᶜ unter subfutrum u. s. w. dasz das einfache fuͦter, futer, futter, fuder, foder in dem sinne im 15. jh. geläufig wurde, zeigen die anführungen aus vocabularien bei Diefenbach 254ᶜ, aber auch sonst in schriften erscheint das wort so: bracht er och ain kostlichen hab von Österrych heruff, von hengsten, klainaten und kostlichen gefillen (pelzfuttern) und fuotern (anderen futterzeugen). Ehingen 3. doch erst recht in umlauf kommt es in der folgenden zeit: item im winter ein nörnbergisch beltzen mäntelin von zobeln, genatkatzen, talabrischen mardern und anderm futer und gefüll. Fischart Garg. 281ᵇ (1608 Ll 1ᵇ);
nun dasz es (das hütlein) nich on futer sei
habt jhr eyn feur rot thuch hiebei.
dessen Jesuiterhütlein B 8ᵃ;
köstlich futter von zöbel, veh.
H. Sachs II (1591). 3, 78ᶜ;
schlägt aus dem goldnen flausz
und aus dem silbernen futter
der heiligen thaler und heinrichsdor.
Klamer Schmidt kom. dicht. 186;
aber stelle Dir die weltlichen herren vor! z. e. mit braunen röcken und rothem fälbelfutter. Sternberg in Stahrs Merck 131. 670 ellen 9⁄8 blau schoszfutter (s. d.) für bekleidung von soldaten. zeug zu futter. futter zu einem pelzmantel. der schlafrock hat rothes futter. das futter ist zerrissen und wird abgetrennt, damit neues an seine stelle komme. neues futter untersetzen. das futter unter einem helme, die lederbedeckung des kopfes unter dem helme: folgends nam er das schwerd in die faust, keret widerumb, und schlug jhn so starck oben auff den helm, dasz er jhm alles bisz auff die futerin innwendig zerspielt, darab Barsiman gantz taub ward. Amadis 1, 231 (Keller 380, 813), = franz. au cuir de la teste. ob dasselbe auch im 12. jh. hëlmfuoter (sumerl. 3, 28)? oder ist dieses, da sichvel tasche“ beigesetzt findet, vielmehr eine tasche in der form eines helmes? das futter in einem hut, in einer mütze, in einem muff, in den stiefeln, schuhen, pantoffeln u. s. w. s. futterbarchent oder futterbarchet, futterflanell, futterleinwand, futtertaffet, futtertuch, futterzeug und, was futter hier als letztes wort der zusammensetzung betrift, fälbelfutter, fehwammenfutter, fuchsfutter, grauwerkfutter, hosenfutter, hutfutter, oberfutter, pelzfutter, rockfutter, seitenfutter, unterfutter, westenfutter, zobelfutter u. s. w.
8)
inwendige bekleidung durch holz, als durch angeschlagene breter, dielen. s. futterbret, futterdiele.
9)
bei den buchdruckern die elastische unterlage die unter das fundament gelegt wird, franz. le lit. Täubel 2, anhang s. 23ᵇ.
10)
bei den riemern ist futter der schleife der im innern leere lederne ring, den eine kummetschleife bildet. Jacobsson 7, 230.
11)
bei den mechanikern und metallarbeitern eine hölzerne walze, das metall, das man an der drehbank abdrehen will, an dieser festzuhalten. 1, 814ᵇ.
12)
in dem hüttenwesen die mauer am schmelzofen, die zwischen dessen pfeilern aufgeführt wird und zu seiner befestigung dient, damit ihn das heftige feuer nicht zertreibe. ebenda.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1065, Z. 48.

futtern

futtern,
fluchen, fluchen und schelten, fluchend lärmen. eben so wol futern, auch fudern, fuddern geschrieben. s. fudern. die angabe unter diesem worte, dasz es aus franz. foudre, blitz, donnerkeil, überkommen sei, wird unhaltbar durch den bei Mozin verzeichneten und da unsermsackerment!gleichgestellten niedrigen, aber volksüblichen franz. ausruf foutre, der ein von dem eben so niedrigen, im volke geläufigen verbum foutre, futuere (s. futern), gebildetes masc. ist und als solches fututio bedeutet (s. GA. 2 s. vi f.), weshalb das wort in anständiger sprache durchaus gemieden wird. auch das aus ihm gebildete luxemb. futtren, schimpfen, fluchen, wettern, bezeichnet Gangler 162 als niedrig, während in den andern deutschen mundarten das wort mehr gemeinüblich ist. in dem fernen östlichen siebenbürgisch-sächsischen hört man futern geradezu für schimpfen, räsonnieren (Haltrich plan 11ᵇ). Das oben berührte franz. foudre, wie unter fudern spalte 369 angegeben wurde, beruht auf einer verwechselung mit foutre.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1086, Z. 33.

futtern, füttern

futtern, füttern,
wie futter (s. d.) sich nach zwei hauptbegriffen scheidend. das wort ist nämlich abgeleitet entweder
I.
von futter, in so fern dieses nahrung für thiere oder menschen ausdrückt. s. futter I. ahd. fuotarjan, dann mit angleichung des a an das ableitende j auch fuotiren, wie der inf. bei T., dessen fluobiren 10, 3 gemäsz, lauten würde, wenn er vorkäme. mhd. vuotern und zugleich mit dem durch einwirkung jenes j zum durchbruch gekommenen umlaute vüetern. beide mhd. formen haben jenes ahd. fuotarjan zur gemeinsamen grundlage, und es kann das in der unter A 3) c) angeführten stelle aus der laszbergischen handschrift des Schwabenspiegels vorkommende fuoterôn, auf welchem allerdings ein organisches vuotern beruhen müste, kaum in betrachtung kommen, nicht nur weil es ganz vereinzelt dasteht und die von Wilhelm Wackernagel bei seiner ausgabe (s. 170, 173, 2) zu grunde gelegten und verglichenen handschriften füetern bieten, sondern auch weil ein ahd. fuotarôn, das vorausgehn müste, nirgends nachzuweisen ist. jenem vuotern scheint übrigens ein fuotern in der Martina 198ᶜ, 83 (s. 500), wo von der hitze des weltbrandes in beziehung auf die armen sünder gesagt ist
und fuotert siu mit scharpfem pîne
hin in die helschen sentîne
ganz ferne zu liegen und in dieser stelle fürdert gelesen werden zu müssen. mitteld. vûtirn, mnd. vodern, nnd. vodern, durch zusammenziehung voren, nnl. voederen, voeren, altengl. fôdrien (Stratmann 208), engl. fodder, altn. fôdra, schwed. fodra, dän. fodre. goth., alts., ags., altfries. fehlt das wort. nhd. im 16. jh. häufig noch mit nicht verdoppeltem t fuͦtern, fuͤtern, futern, fütern, die drei letzten auch nicht gerade selten im 17. jh., und selbst in dem zweiten jahrzehent des 18. jh. hält Dentzler 2, 120ᵇ noch futeren fest, während er freilich 1, 537ᵃ futteren schreibt. was den vocal anlangt, so wird futtern eben so wol wie füttern gesagt, und wenn Schottelius s. 1321 nur futteren hat, so setzt Stieler 527 blosz füttern. mit dem 18. jahrh. überwiegt dieses letzte, und wenn auch, wie oben bemerkt wurde, der Züricher Dentzler ganz dem noch heute schweiz. fuetern gemäsz, futeren, futteren schreibt, der Baier fuetern und füetern spricht (Schmeller 1, 577), der Kärntner fuotern und füetern (Lexer 106), d. i. hochd. futtern und füttern, so findet sich doch jene umlautlose form futtern in der zweiten hälfte des 18. jh. und später namentlich bei norddeutschen schriftstellern, wie bei Justus Möser, Voss, auch mitunter im reime bei Schmidt von Werneuchen, was sich z. b. in einer nachher unter A 1) a) γ) aus seinen gedichten angeführten stelle zeigen wird; alle lieszen sich wol durch nd. vodern bestimmen. darauf aber, dasz solche schriftsteller futtern schrieben, mag es auch beruhen, dasz Adelung die in der ersten ausgabe seines wörterbuches beigefügte bemerkungim oberdeutschen lautet dieses wort futtern und viele hochdeutsche wollen es eben so gesprochen wissen, so sehr es auch wider den hochdeutschen sprachgebrauch istin der zweiten wegläszt und dafür setztbey vielen lautet dieses wort futtern“. Heynatz orthograph. wb. 273ᵇ bemerkt ausdrücklich, dasz viele füttern für hochdeutscher halten, und so viel steht auch unstreitig fest, dasz eben dieses, das schon vorhin als überwiegend bezeichnet wurde, im 19. jh. die geläufige hochdeutsche form ist. vgl. auch nachher C 1) b) α). Das wort geht, futter I gemäsz,
A.
zunächst auf nahrung für thiere und steht
1)
transitiv, mit beigesetztem acc. dieser aber drückt
a)
entweder das thier aus, welches das futter erhält, und futtern, füttern hat dann die bedeutungen:
α)
zum suchen und zusichnehmen von futter im freien in hut und pflege halten. ahd. thie sie fuotiritun, fluhun. T. 53, 11 (Marc. 5, 14), = die sie (die schweine) hüteten (weideten), flohen; inti santa inan (ihn, den verlornen sohn) in sîn thorf, thaʒ hër fuotriti swîn. 97, 2 (Luc. 15, 15); fuotri mîniu lembir. 180, 1 ff. (Schilter 238), wo Luther (Joh. 21, 15) weide meine lemmer übersetzt, dann aber weide meine schafe, und damit stimmt bei O. 5, 15, 35
nû fuatiri scâf mînu!
doch, wie es scheint, schon mhd. in diesem sinne nicht mehr vorkommend.
β)
das futter sich suchen lassen, sich futter suchend nähren lassen: weil du ein paar schweine geschossen hast, die der fürst auf unsern äckern und feldern füttert. Schiller verbrecher aus infamie, in der Thalia 2, 42.
γ)
mit futter versehen zum fressen, mit futter zur nahrung versehen: ahd. scowôt himiles fugelâ, bithiû wanta sie ni sâwent, noh ni arnônt, noh ni samanônt in skiurâ, inti iwar fater thër himilisco fuotirit sie. T. 38, 2 (Matth. 6, 26), = pascit illa, füttert sie, versieht sie mit futter, gibt ihnen futter. mhd. vuotern, vüetern hier s. Benecke 3, 443ᵇ. nhd.
ein tag ich im (dem ross) kein futer gab
und sprich dan das ichsz gefutert hab.
fastnachtsp. 562, 25;
man solt jn heissen auszspannen, die pferd in stall fuͤren und fuͤteren.
Wickram rollw. (Kurz) 67, 5;
führe den schecken zum stall, und futter ihn, Jürgen, mit haber.
Voss id. nr. 13, 1;
der pavian sein liebling,
den er mit eigner hand zu füttern pflegte.
Schiller Karlos rhein. Thalia 1, 125;
helfen wird euch backen dann und buttern
meine theure, wird so emsig schön
mit dem korbe dort am arme stehn
und die enten aus dem fenster futtern.
Schmidt v. Werneuchen ged. 108;
hast mühsam du in morscher bucht
gefüttert deine puterzucht.
dessen alm. 1802 s. 89;
wie sahn wir doch den müttern
so gern im hofe zu
die jungen puther füttern
und melken schaf und kuh.
111;
singend füttert sie den canarienvogel. Gellert lustsp. (1748) 148; er wüszte ... ausgesuchte maykäfer in junge krebse zu verwandeln, die er denn auch nachher durch besondere spagirische nahrung zu merkwürdiger grösze heraufzufüttern verstehe. Göthe 31, 227; er hatte gras genug gehabt, konnte seine kühe füttern, dasz sie bei der milch blieben. Gotthelf käserei (1850) 183. die hunde füttern. wem es auf den hochzeitstag regnet, der hat die katze nicht gefüttert (vgl. deutsche mythol. 282), ein aus dem deutschen heidenthum bewahrter volksglaube, denn zwei katzen zogen den wagen der nordischen Freya, der liebesgöttin, und die katze war sonach ihr lieblingsthier. im winter beim schnee die vögel füttern. im frühjahre die bienen füttern. bildlich:
ha, lachte der kaiser, vortreflicher haber!
ihr füttert die pferde mit wenn und mit aber.
Bürger kaiser und abt im götting. musenalm. 1785.
= mit bedingung und mit einem es geht nicht ausdrückenden gegensatz. zu tode füttern, so lange noch das leben dauert: ich bin alt (spricht der alte wolf zum schäfer) und werde es so lange nicht mehr treiben. füttere mich zu tode, und ich vermache dir meinen belz. Lessing 1, 162, = „ernähre mich so lange ich lebe“ (Wilhelm Grimm bei aufzeichnung der stelle). Weidmännisch futtern, füttern. vgl. nachher 3) d), wo auch im allgemeinen angegeben ist, womit gefuttert oder gefüttert wird.
δ)
mit futter versehen zum fettwerden, durch mehr als blosz nährendes futter fettmachen, mästen: ahd. gifuotrit calb. T. 97, 5. 6. 7, d. i. Luc. 15, 23. 27. 30, wo überall bei Luther ein gemestet kalb. nhd. sodann mästeten sie (die Hellenen) vieh, das kostbarste, welches sie auftreiben konnten, und futterten land- und seevögel, in ställen und teichen, zur bewirthung des (persischen) heeres. Langes Herodot (1812) 7, 119.
b)
oder das futter, und dann hat futtern, füttern die bedeutung: als futter gebend verbrauchen, als nahrung gebend verwenden. klee, wicken, gras, haber füttern. die wiesen sehen im september wie verbrannt aus und bei dem mangel an grünfutter muste bereits heu gefüttert werden. stroh füttern (s.strohfütterung). wir haben den ganzen winter korn füttern müssen ( Adelung). das das thier ausdrückende wort wird, wie sich nachher aus 3) a) ergibt, im dat. beigesetzt: den pferden heu füttern. Voigtel hochd. handwb. 1, 660, wo aber ausdrücklichim gemeinen lebenbeigefügt wird und als schriftdeutsch (doch ohne dasz dies ausgesprochen wäre) die pferde mit heu füttern vorausgeht. diesem ausdrucke gleich steht der durch die praep. mit bei jenem dat. erweiterte mit den pferden heu füttern, der an die stelle des mit dem bloszen dat. getreten ist. mit den pferden haber, mit den schweinen erbsen, mit den ziegen laub, mit den hühnern gerste, mit den jungen hühnchen hirse füttern.
2)
zu intransitiver stellung übergehend: als futter nähren:
wie einen schelm, der auf galgen und rad
schon fütterte krähen und raben satt.
E. M. Arndt ged. 194.
3)
intransitiv, in den bedeutungen
a)
futter zur nahrung geben.
α)
mit dat. des wortes, durch welches das thier ausgedrückt wird, das das futter empfängt: früh-mhd.
duo si unter wëgen chomen   und dën rossen wolten fuoteren.
gen. 64, 2 (Diut. 3, 103).
nhd. ich half ir das smalz ausz puttern
und half ir den kuen in der scheuern futtern.
fastnachtsp. 859, 29.
s. vorhin b).
β)
ohne einen beigesetzten casus: sie kannte jedes huhn das legte, und futterte nach der jahrszeit so, dasz kein korn zu viel oder zu wenig gegeben wurde. Möser patr. phant. 1, 122.
b)
ein einmaliges futter geben. auch hier ohne beigesetzten casus. wenn er gleich in ein schlosz kam, so asz, tranck, füttert er, wie ein ander gast, bezalet alles rein ab. Luther tischr. (1568) 344ᵇ; er war ein reuters man, füttert eh er trenckt. Fischart Gargantua 52ᵇ, angewandt auf einen der zum essen auch einen trunk nahm; um mittag, als wir in einem dörflein fütterten, holen uns des Wayda ausgeschickte diener ein. ungar. Simpl. 186; etliche tage hernach fütterten sie (die auf der reise waren) mittags in einem kleinen städtgen. Chr. Weise erznarren 177; der wirth eilte ihm (dem reiter) entgegen, reichte ihm als einem bekannten freunde die hand und rief: ei, herr stallmeister, sieht man Sie auch einmal wieder! ich will nur hier füttern, versetzte der fremde, ich musz gleich hinüber auf das gut. Göthe 18, 215; laszt die pferde absatteln! ... füttert und bleibt in den ställen. H. v. Kleist Käthchen v. Heilbr. (1810) 102. ist schon gefüttert? es wird eben gefüttert.
c)
futter in dem freien einsammeln und nach hause bringen, um es dem vieh zu geben. mhd. ëʒ sol nieman nahtes fuoterôn: swër ëʒ dar uber tuot, swie wenig ër snîdet und ist ëʒ eins phenninges wërt oder tiure, ëʒ gât im an daʒ lëben. Schwabensp. (Laszberg) s. 97ᵃ, 202. in der hier übereinstimmenden stelle des alten Kulmer rechts 5, 28 (s. 168) is sal nîmant dës nachtis fûtirn. noch im bernischen oberland fuetern, mit haben im perfectum, so viel alsfutter (z. b. heu) für das vieh einsammeln “. Stalder 1, 409. aber das wort hat auch die bedeutung: futter mit gewalt nehmen und zum bedarf herbeischaffen, futter eintreiben und herbeischaffen, fouragieren (vgl. futteraschieren). mhd. eʒ sol auch kein soldener (söldner) nicht fuͤtern noch rawben auf dem lande, eʒ werde in dann von den burgern erlaubt. söldnerordnung v. j. 1356 in den chron. d. d. städte 1, 172, 2; mitteld.
sie fûrten eine schône schar
alsô gewaldeclîche,
riten fûteren tagelîche.
Ludwigs kreuzf. 3859.
d)
zu strenger winterszeit dem wild futter geben, damit es vor hunger nicht umkomme. nur weidmännisch. Heppe wohlred. jäger 168ᵃ. forst-, fisch- u. jagdlex. 4, 380. Hartig 112. weidmänn. taschenwörterb. 163. edelwild erhält heu, kartoffeln, wilde birnen, rosskastanien, eicheln, auch hafer, hasen legt man erbsenstroh aus, sauen kartoffeln, eicheln, erbsen, wildes obst, roggenschrot u. s. w., rebhühnern gersten- und weizengarben die an einem stock aufgebunden werden.
e)
futter einnehmen sich zu nähren, futter haben und verzehren, sich ernähren. das natürlich vom thiere selbst.
ein sperling schläfft in hohlen linden
und findet wo er füttern kan.
f)
nähren, wenn dies vom futter ausgesagt wird: das wol fuettert, alibilis. Schönsleder; minus alimenti praestat, fuͤettert nit wol. ders. stroh füttert nicht wol. Weismann 2, 138ᵇ.
4)
reflexiv, sich füttern:
a)
die nahrung suchen und zu sich nehmen, sich ernähren, sich nähren. dem nach macht man eyn kanel ..., darin würfft man jnen jre speisz ins wasser, dann die vögel fuͦtern sich also. Herr ackerwerck Columelle 94ᵃ.
b)
wolgenährt werden, sich mästen. die gänse füttern sich gut, die werden bald fett sein.
B.
auf nahrung für menschen, doch mit einem anstrich oder auch nur einem anflug thierisches nährens, und steht hier
1)
transitiv, mit beigesetztem acc., der das menschliche wesen ausdrückt, welches die speise oder nahrung erhält. es hat dann die bedeutungen:
a)
leiblich nähren, speisen. seinen (es ist ein diebischer packenträger gemeint) packen behielte man erst und ihn futterte man gewisz so lange in ketten, bis man es müde würde. Möser patriot. phant. 1, 230; es ist immer ein ehrenvolles recht im angesichte seines vaterlandes zuerst bedient und gefüttert zu werden. Sturz 1, 201; wir haben falsche freunde gefüttert, die uns nun verächtlich den rücken kehren. Weisze; er (Boie) bat für ihn (Voss) um einen freytisch. hr. hofr. H. (Heyne) verschaffte ihm diesen, und hr. V. (Voss) wurde zwey jahre hier (in Göttingen) auf dieses mannes vorwort gefüttert und genosz dabey dessen unterricht. Lichtenberg im götting. magazin III (1782), 160; er vertheidigte sich nicht etwa bescheiden, .... nicht wie der ehemals dürftige gegen den mann, auf dessen vorwort er war gefüttert worden. 16, 1; so betrachtet die rührende scene des abendmahls. hier läszt der weise, wie immer, die seinigen ganz eigentlich verwaist zurück, und indem er für die guten besorgt ist, füttert er zugleich mit ihnen einen verräther, der ihn und die bessern zu grunde richten wird. Göthe 22, 25; armes geschlecht, das höchste ziel deiner gesetzgebung geht dahin, dich entwürdigt zu füttern, und der alternde welttheil lobt seine weisheit, wenn du von diesem futter nur fett wirst. Pestalozzi 7, 39; aber füttern sollst du mich nicht, ich kann noch arbeiten. Kotzebue dramat. sp. 3, 246; man sei (ein vater spricht) nur angeführt mit mädchen, habe man sie grosz gefüttert und ihnen alles angehängt, was man auf- und anbringen könne, so flögen sie aus, dem ersten lump zu, der sie wolle, und lieszen die alten im stiche. Gotthelf schulmeister thl. 3 cap. 2. mehr in dem sinne: fürsorgend die speisen dargeben zum essen. meine alte magd, die mich füttert und wartet, hält mich für behext, schreibt der völlig niedergedrückte Merck an Göthe 3, 280. dann steht das wort auch blosz vom geben der speise in den mund und nähren dadurch, wie die vögel ihren jungen thun:
statt mir so das leben zu verbittern,
will ich gern ein dutzend kinder füttern.
Schmidt v. Werneuchen alm. 1802 s. 290;
wenn sie (die mütter) kinder füttern.
auch nähren mit muttermilch kann in dem worte liegen; wenigstens blickt es in dem von ahd. fuotarjan abgeleiteten fuotirra, säugerin (Diut. 2, 316ᵃ), d. i. ursprünglich fuotarja, durch. endlich drückt es das blosze nähren durch speise, wie bei dem vieh durch futter, in harter vergleichung aus:
ihm (dem bedrückenden edelmann) wird durch frohn und zwang geerntet und gebuttert,
und fast dem zugvieh gleich, sein menschenvieh gefuttert.
Voss lyr. ged. 4, 180.
einen zu tode füttern, ihm zu essen geben, bis er stirbt, ihn ernähren so lange er lebt. vgl. vorhin A 1) a) γ). zwei füttern, von einer weiblichen person gesagt, in verhüllender anspielung so viel als schwanger sein:
es stinkt!
sie füttert zwey, wenn sie nun iszt und trinkt.
Göthe 12, 186.
Jacob Grimm verweist bei aufzeichnung der stelle auf des teufels netz 5116, aber diese stelle geht auf die sich unkeuschem wandel heimlich hingebende weibliche person, allerdings mit ähnlicher anspielung, wie bei Göthe:
villicht wirt ir ains in buosen,
dem man fürwert wirt muosen,
so wirt si denn selb milch geben,
wobei die fügung von muosen, speisen, nähren, das sonst den acc. bei sich hat, mit dem dat. nicht stören kann, da ja auch, wie dëme spîsen in Köpkes passional 431, 434 u. 435 zeigt, spîsen, speisen, mit diesem casus gefügt wird, eben so vorhin unter A 3) a) früh-mhd. fuoteren und früh im nhd. futtern.
b)
gut nähren, zur wolbeleibtheit nähren, zur wolbeleibtheit mit speise versehend nähren. nun, herr philosoph, die hand aufs gewissen, redlich gesprochen, es war eine zeit, wo Ihr nicht so gefüttert wart, wie jetzt. „noch bin ichs nicht sonderlich. “ Göthe 36, 38 (Rameaus neffe 93).
2)
intransitiv, und zwar
a)
von einer person oder personen ausgesagt, in der bedeutung: essen, doch hauptsächlich in vergleichung mit thieren. doch pflegt er auch der gesundheit, tranck nit ungefuͦtert. Fischart Garg. 43ᵇ (1608 E iiijᵃ); ich (erzählt Simplicissimus) fütterte (von den auf den tisch gebrachten speisen) mit meinen mitkälbern (es sind zwei kleine knaben gemeint, von denen jedem ein frisches kalbfell über den kopf gestreift war), wie solches mein appetit erforderte. Simplic. 129 (Keller 214, 15). sprichwörtlich: es ist besser gefüttert als unterrichtet. Ludwig 681.
b)
von der speise ausgesagt, in der bedeutung: nähren, satt machen. an statt dessen (des weines oder starken getränkes) trancken sie perlen wie rohe oder weichgesottene eyer ausz, als welche noch nicht erhartet waren und treffliche stärcke gaben oder fütterten, wie die bauren sagen. Simplic. (Keller) 767, 31 = bch. 5 cap. 15; das sauerkraut bränntete lästerlich wie nie. ... es stinkt ein wenig (sagte die magd), aber es ist daneben doch gut, man iszt es ja nicht mit der nase, und füttert gleich gut. Gotthelf käserei (1850) s. 431. oberpfälz. des essn feitte't niet (füttert nicht), es sättigt nicht. Schmeller 1, 577.
3)
reflexiv, sich füttern, in den bedeutungen:
a)
nahrung zu sich nehmen, sich satt essen. ach, bruder, sagte er zu mir, ists nicht eine schand, dasz ich nicht so viel künste erstudirt haben soll, vermittelst deren ich mich jetzund füttern könte? bruder, ich weisz revera, wann ich nur zum pfaffen in jenes dorff gehen dörffte, dasz es ein trefflich convivium bey ihm setzen solte. Simplic. (Keller) 357, 8 = bch. 2 cap. 31. er hat sich wol gefüttert, recht satt gegessen. Ludwig 681. er weisz sich selbsten oder seinen madensack wol zu füttern. ebenda.
b)
durch vieles oder gutes essen am körper zunehmen, wolbeleibt werden. so sagt man im gemeinen leben von einem, der durch speise an umfang des körpers zunimmt und in dieser hinsicht gut aussieht: er füttert sich.
C.
oder es wird in anwendung der unter A und B angegebenen eigentlichen bedeutungen gesetzt. hier nun steht es
1)
transitiv, mit beigesetztem acc., der
a)
eine person ausdrückt. in diesem falle hat futtern, füttern die bedeutung: durch mittheilungen für etwas in den stand setzen. einen für eine vertheidigung füttern. der redner war gefüttert und setzte dadurch seinen plan durch.
b)
eine sache. hier findet sich futtern, füttern in zwei bedeutungen verwendet:
α)
nähren: die gewissen wüllen und mügen auch allein durch gottes wort geführt, gefuttert und erhalten werden, so fürt und futtert er (es ist der papst gemeint) sie allein mit seinem eigen rotz und geyffer. Luther ausl. der ep. und evang. vom advent (1528) Oo 6ᵃ, s. Ph. Dietz 1, 766ᵇ. hier futtern, während man bei Luther, der das verbum sehr selten, in der bibelübersetzung gar nicht hat, nach dem in dieser neben futterung vorkommenden fütterung auch die umlautende form füttern erwarten dürfte. futtern, füttern aber sind eben so aus mitteld. vûtirn, vûtern hervorgegangen, wie futter aus mitteld. vûter (s. oben sp. 1066). andere hierhergehörige stellen sind: und nachdem ich diese meine lügen wol füttern konte, zumal auch mit schwüren bekräfftigte, wurde mir geglaubt. Simplic. 391 (bch. 4 cap. 10); o du holdseligste deines geschlechts, wähne nicht, dasz ein solcher wunsch in meiner seele erwacht sey, der als ein nagender wurm an meinem herzen zehren würde, ohne dasz ich ihn mit hoffnung füttern kann. Musäus volksmärchen (1787) 5, 105;
und alles also was
Pervont damit gewann, die erste ihrer grillen
zu füttern, war, dasz nun das vorbesagte fasz
der Danaiden voll zu füllen,
noch eher möglich schien, als seiner dame willen.
Wieland 18, 184;
(ich) schaue hinab in das thal, denke an meine freunde und füttre meine grillen. Chamisso (1864) 5, 115; Adolf, wir wollen in die fremde, hier fütterst du den gram mit deiner jugendkraft, er nimmt dir alles und würgt dich nachher, wie ein undankbarer heuchelfreund. Veit Weber sagen der vorzeit 3², 23.
β)
nährend füllen, erfüllen. stellten jedermann vor, es sey sein gehirn mit keiner narrheit gefüttert, noch einige übelthat verwirreten seine gedancken und gewissen. Ettner unwürd. doctor, anhang 139; ich füttre mein herz mit liebe, gall und gift. es streitet gegeneinander in mir, sieh, es pocht und will los: und brichts heraus — ich weisz nicht was überwindet. Klingers theater 2, 237.
2)
reflexiv, sich füttern, in der bedeutung: sich erfüllen, sich füllen. als schrieben sie für menschen, die nur ... in der einbildungskraft zu schwelgen, sich mit idealen zu füttern, ... gemacht wären. Klinger 12, 112.
D.
Gehört auch hierher, wenn der tuchmacher das beim kanten des tuches vorzunehmende herausschütteln des kleinen genistes, der spelzen, des strohes, der kletten u. s. w., so dasz alles dies herunterfällt, futtern oder füttern nennt? s. Jacobsson 1, 816ᵃ. Zusammensetzungen mit futtern, füttern, in welchen es zuletzt steht, sind: abfüttern, auffüttern, ausfüttern, durchfüttern, erfüttern, herausfüttern, verfüttern.
II.
oder von futter, in so fern dieses auszen oder innen eine anpassende überdeckung oder einen anpassenden überzug ausdrückt. s. futter II. der grundbegrif hier ist sonach: auszen oder innen mit einer anpassenden überdeckung oder einem anpassenden überzug oder wie mit einem solchen versehen. das wort fehlt ahd., musz aber, wenn es schon vorhanden war, wie bei füttern I, fuotarjan gelautet haben, denn mhd. findet sich vuotern und vüetern. nd. durch zusammenziehung voren, nnl. voederen, später erst voeren, altn. fôdra, schwed. fodra, dän. fore. goth., alts., ags. und altfries. nicht nachzuweisen und wol noch nicht gebildet. mittellat., aus dem deutschen entlehnt, foderare und so auch it.; span. forrar, franz. fourrer, woraus engl. fur. nhd. verhält es sich mit futtern, füttern, wie bei futtern, füttern I, und wenn Adelung futtern „den breitern oberdeutschen mundartenzutheilt, so bemerkt dazu Heynatz antibarb. 1, 438, daszman in Niedersachsen und Nordobersachsen ebenfalls fast durchgängig so spricht.übrigens sagt man tirol. hier, wie bei füttern I, nur füetern, d. i. hochd. füttern. Schöpf 160. ein scheidung aber von füttern und futtern nach den begriffen, wie bei Dentzler 2, 120ᵇ, der füteren ein kleid, und futeren, futer suchen, futeren das vieh schreibt, ist ohne grund und verwerflich. die geläufige form ist im 19. jh. auch hier bei II die umlautende, füttern, und futtern beschränkt sich mehr auf norddeutsche schriftsteller. die bedeutungen scheiden sich, je nachdem das versehen mit einer überdeckung oder einem überzug geschieht
A.
auszen. hier die bedeutung: mit etwas überdecken, über- und umhüllen oder über- und umziehen. mhd. zu füeterne die kerzestal, die leuchter mit einem futteral für die lichter zu versehen. Straszburger stadtr. 103. dann einen graben vüetern, ihn an den seiten zu festerem und sichererem halt der ufer an diesen anliegend mit mauerwerk umgeben: mit abprechen etlich maur und gefutert greben. chron. d. d. st. 1, 376, 8; das schloss leit in einer eben und hat einen gefuoterten graben umb sich aussen herumb geen und hat ein mauern inwendig. Rosmital 102. fossa silicata, gefuttert grabe. Trochus Oijᵃ. einen graben mit einer mauer futtern. Campe 3, 230ᵃ. vgl. futtermauer, wofür, nach Mothes baulex. (1863) 2, 108ᵃ, auch blosz futter gesagt wird. weidmännisch eine kugel füttern, sie mit leder, barchent oder guter gleicher leinwand, auch, wenn diese nicht zur hand sind, in papier halb um- und einwickeln und sie so ins gewehr laden. Heppe wohlred. jäger 168ᵇ. weidmänn. taschenwb. 163. s. futter II 2). im münzwesen eine münze füttern oder futtern, eine kupferne (zinnerne, bleierne) münze mit gutem golde oder silber überziehen. im handlungswesen waaren füttern oder futtern, sie so in bunde oder haufen legen, dasz mitten hinein schlechte, auswendig aber gute waare zu liegen kommt. Jacobsson 1, 816ᵃ. bei holzarbeitern heiszt füttern oder futtern die arbeit äuszerlich oder im innern der haltbarkeit wegen mit holz bekleiden. ebenda. der drechsler aber füttert oder futtert eine arbeit, die abgedreht werden soll, wenn er sie in einfuttervon holz einsetzt. ebenda. bestimmter einfuttern (s. d.). oder B. innen. hier bedeutet futtern, füttern:
1)
inwendig mit einem anpassenden überzug versehen, inwendig anliegend überziehen, inwendig mit etwas bedecken: und nam des manns rock mit fuchs (fuchspelz) gefütert. Pauli schimpf u. ernst 85. eben so sein kleid mit füchsen füttern bei Logau 3, 216. einen mit wollentuch gefüderten mantel. Kirchhof milit. discipl. 263; durch einen gefüderten lidernen mantel. ebenda; darauf liese er mir einen schlaffbeltz geben, bisz mein rock gefüttert wurde, welches mit wüllenem tuch geschahe, weil ich kein ander futter annehmen wolte. Simplic. (Keller) 931, 29 = bch. 6 cap. 16. mein schlafrock ist roth gefüttert oder gefuttert, mit rothem tuche. die mütze ist blau gefüttert. er hat warm gefütterte schuhe an. sprichwörtliche redensarten; er ist mit einem hasenbalg gefüttert, ein närrischer, alberner mensch, stolidus. Stieler 527. mit einem narren gefüttert sein, ein narr sein, der gleichsam unter der haut steckt, wie das futter unter dem kleide: er bekompt, wie es heiszt, ein gülden und silbern weib, aber inwendig ist sie mit einem narrn gefüttert. Creidius 2, 437. ähnlich findet sich mit einem schalke gefüttert sein, ein mensch voll versteckt boshafter, schlimmer streiche sein: du Kornblume? ich babe dich allezeit vor den frömbsten angesehen, bist du nun mit einem solchen schalke gefüttert? A. Gryphius Dornrose (Palm) s. 104, 32, Kornblume hatte nemlich Aschewedeln ein halbes schock beulen und drei löcher geschlagen. aber die redensart kann auch, zumal später, bedeuten: ein mensch voll loser streiche sein. am geläufigsten ist mit einem schelme gefüttert sein, ein ehrloser mensch, ein versteckt listiger betrieger sein: dieser verwalter aber namens Furarius war mit einem schelme gefüttert und mit einem diebe verbrehmet. polit. stockf. 23, wo sich deutlich ersehen läszt, dasz die redensart vom füttern des kleides ausgeht, wie denn auch Wilhelm Grimm bei aufzeichnung der stelle bei dem übergeschriebenen futtern in klammern setztdas kleid“. gleicher weise bei Ettner medicin. maulaffe 1013: der herr doctor (es ist ein dem kranken vorlügender betrieger gemeint), so mit einem schelme gefüttert, und mit einem dieb verbramet, profession halber aber ein entloffener schlosserbube war. in der folgenden stelle aber geht füttern mehr von der bedeutung nachher unter 3) aus: es ist nicht alles gold was schimmert, es ist mancher wie das trojanische pferd mit schelmen gefüttert. Abraham a santa Clara närrin 50. später auch wol in dem sinne: ein versteckt listiger mensch zu scherzhaften, vergnüglichen streichen sein. Technische ausdrücke sind: ein schif füttern oder futtern, es inwendig bekleiden. s. schiffsbekleidung. ein zapfenloch füttern oder futtern, es durch einlegen inwendig an seinen seiten verengern. s. oben futter II 6). die walkstöcke füttern, sie inwendig mit bretern oder auch mit kupfer versehen (vgl. Adrian Beier lex. 135ᵇ). einen kasten füttern oder futtern, ihn inwendig mit etwas, z. b. sammt, wolle u. s. w., ausschlagen, die inneren seiten desselben damit überziehen. bildlich:
er aber schliest sein hertz in eine weiche kiste
und füttert sie vor frost mit wolle sanffter lüste.
über füttern oder futtern bei den holzarbeitern sieh vorhin A. füttern oder futtern ist beim zimmermann oder tischler gewöhnlich so viel als einen fuszboden legen, zumal wenn doppelte breter gelegt werden, also die dielen des bodens noch eine unterlage erhalten. Jacobsson 1, 816ᵃ. Aber auch wenn in der natur inwendig unter einer decke oder schale demfuttervergleichbares sich findet, wird gesagt, sie sei gefüttert: dieselbig (die zwiebel der tulpe) ist auszwendig mit einer erdtschwartzen schelen uberzogen, so innwendig mit weycher wollen, wie an den castanienschelen, gefütert ist. Lonicerus kräuterb. 304ᵇ.
2)
inwendig anlegend an den seiten oder überhaupt verstärken und passender, dienlicher machen:
und rauffen woll den schaffen aus,
darmit sie fuͤtern denn jr haus.
Fischart v. sanct Dominici O 2ᵃ (Kurz 1, 214, 3228),
in anspielung auf vögel, die ihre nester bauen und sie inwendig mit weichen gegenständen füttern. die schwarzhaarigte bärenraupe hat aber dieses besondere an sich, dasz sie nicht allein in einem winkel ein grosz geraumig gespinst um sich her machet, worinnen sie alle ihre rothschwarzen haare mit hinein webet ..., sondern sie machet auch innerhalb desselben, wenn sie schon ganz kahl ist, ein engeres gespinst, welches nicht mit haaren gefüttert ist, zu ihrem eigentlichen krankenbette. Reimarus triebe der thiere (1762) 176. Dazu kommt:
3)
inwendig ausfüllen. dies von einem raume gesagt,
a)
der ein umfassenderer ist und nicht überall durch hineingebrachte gegenstände eingenommen zu sein braucht:
palläst von marberstein
mit gold und andrer reichthumb schein
gefüttert und mit bley bedöcket.
Weckherlin 463 (od. 2, 13, 7).
b)
der zwischen zwei gegenständen sich befindet und geschlossen sein musz, also so auszufüllen ist dasz dadurch beide keinen leeren raum mehr zwischen sich haben: darneben (an der pumpe) sein kampreder unnd getriebe und zwey rhorberg mit zehen pörern durchporet 61⁄2 zol weyt, darinne gehen die gestenge, dran holtzen kolben sein mit leder fünfffach gefüttert oben drauff. Mathesius Sarepta (1562) 207ᵇ, der kolben musz nemlich in dem rohr genau schlieszen zum emporziehen des wassers; mach ein rundes schifflein darin, das auf beiden seiten heraus gehe und futter die fueg mit dunnem lahn messing oder knittergold. Erker, beschreibung 36ᵃ. ein fenster füttern, s. futter II 4). Zusammensetzungen hier mit füttern, in denen dieses zuletzt steht, sind: ausfüttern, durchfüttern.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1086, Z. 50.

futtern, füttern, n.

futtern, füttern, n.
der als subst. gesetzte inf. des vorigen verbums in seinen bedeutungen. vom dargeben des futters zum fressen: zum füttern dienlich. pabulatorius. Kirsch (1723) 2, 127. diese vögel werden also fast zahm durch das füttern. Döbel jägerpractica (1746) 2, 190ᵃ; am morgen brüllt das vieh durcheinander wie in der arche, wenn Noah sich verschlief und das füttern vergasz. Gotthelf käserei (1850) 190.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1093, Z. 41.

futtertenn, n.

futtertenn, n.
in Luzern die seitentenne um das futter (heu) aufzuschütten und dem vieh vorzulegen. Stalder 2, 516.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1872), Bd. IV,I,I (1878), Sp. 1097, Z. 9.

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Zitationshilfe
„futtern“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/f%C3%BCttern>.

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