Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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hake, haken, m.

hake, haken, m.
uncus. ahd. hâco, hâgo, hacco und haggo; mhd. hâke und hacke, hagge, woneben auch eine form hâken läuft (wb. 1, 612ᵇ); ags. hôc, engl. hook; nl. haak; altnord. hâki, dän. hage, schwed. hake. was die eigentliche bedeutung des wortes betrifft, so dürfte dasselbe doch wol von hâhan hängen nicht zu trennen und hâko aus hâh-ko als das instrument zum hängen zu deuten sein; nicht nur die form hache uncus Diefenbach 626ᶜ mit ihrer gutturalaspirata spricht dafür, sondern noch mehr die nasalierte, in Tirol übliche form haͦngken (Fromm. 5, 445). genau wie hâko zu hâhan stellt sich ein in Düringen oft zu hörendes fem. fâke ohrfeige zu fâhen in der bedeutung schlagen (vgl. fangen 21, th. 3, 1315, und tirol. einem eine faͦchen eine ohrfeige geben Fromm. 5, 223). dasz der vocal in hake, haken von alten zeiten her zwischen länge und kürze geschwankt hat, wird durch die oben aufgeführten, sowol ahd. als mhd. schreibungen bewiesen; weniger spricht dafür die nhd., noch bis in dieses jahrhundert reichende und im 17. und 18. jahrh. ziemlich allgemeine schreibung hack, hacke, hacken, da ck im inlaute misbräuchlich auch nach langem vocale gesetzt wurde (th. 5, 5), und überdies zur ausdrücklichen bezeugung der länge auch haack, haacken geschrieben wird; wie Brant und Keisersberg hocken, hogken (mit o = langem a) brauchen. indes gewährt noch Rückert die form hacken uncus im reime auf nacken (mak. 2, 158). das schwanken in der quantität des vocals befremdet nicht, wenn man erwägt, dasz die wurzeln von hâhen und fâhen ursprünglich kurzen vocal hatten, und dasz die ersatzlänge â dafür wahrscheinlich erst eintrat, als die rhinistische aussprache des kurzen vocals (sp. 157) sich verlor, eine ersatzlänge die nie allgemein wurde, wie sowol die nhd. praesensformen von hâhen, fâhen, hecht, fecht, deren kürze durch den umlaut und die schreibung cht bewiesen wird, darthun, als auch die ags. iterativform zu fâhan, ags. fôn, nämlich feccan, welchem das sächs. düring. facken, fackeball (3, 1229) sich genau anschlieszt.
Bedeutung.
1)
hake, haken im allgemeinsten sinne jedes an der spitze krumm gebogene ding, woran sich etwas hängen oder woran etwas gehängt werden kann. ein haken kann gewachsen sein, es ist der krumme oder im winkel geneigte ast eines baumes oder strauches, da wo derselbe mit dem stamme zusammen stöszt; oder er ist künstlich geschmiedet oder gebogen: haack uncus, einer der mit einem haacken zeücht, hamotraho Dasyp.; hack harpago, pfeil beschlagen in hackens weisz, arundo hamata Maaler 204ᶜ; angel, hacken, krumeisen, hamus, uncus, spiculum, harpago Henisch 79; hacken und band cardines et planulae das.; anker, ein instrument im schiff von zweien hacken, welches in das wasser eingeworfen wird, das schiff damit zu befestigen. 71; der hack am anker, ancorae dens, uncus das.; dieser lad mag aufgezogen werden mit einem hogken, der da hat drei zinken. Keisersberg pred. 78ᵃ; ist mit krummen hacken allenthalben umher besetzt, gleichwie ein stern anzusehen. Tabernaem. 1081; wenn man bei etlichen piquen vorn zugleich ein scharffen hacken macht. Böckler kriegsschule 135; einen hacken an ein schiff schlagen, manum ferream navi injicere Steinbach 1, 665; er hatte sich mit einem langen hacken gefast gemacht, mit welchem er .. herzu sprang und das seil ergriffe. Happel acad. rom. 319; bildlich: freiwillig tret ich ihnen ab den mann, den man mit haken der hölle von meinem blutenden herzen risz. Schiller kab. u. liebe 4, 7; — ferner: ein haken zum aufhängen eines kleidungsstückes; ich finde für meinen hut keinen haken, und wahrhaftig kaum eine ecke für meinen stock. Göthe 57, 3; haken in der küche, in der speisekammer, woran fleischwaaren hängen; haken ist am seil, daran der kübel (der bergleute) gehenget wird. Nehring hist. pol. lex. (1736) anh. 46ᵃ; haken an der angel, woran sich die fische fangen: die weiber sind meine haken, mit denen ich nach den männern angele. Fr. Müller 2, 43; endlich auch ein hake oder haken am kleide, der in die öse greift (vergl. häkchen 2): güldene haken sive spangen spinthera aurea Stieler 730; das mieder von rothem sammt, das darunter (unterm wamse) hervorschaute, war mit silbernen haken und ketten geschnürt. W. Hauff phantas. im Bremer ratskeller. Man sagte auch anatomisch ein glied sitze in seinem haken, wenn es in gehörigem verband mit seinem nächsten leibestheil steht: also dasz männiglich daselbst in dem wahn ist, es gehe zu unterschiedlichen zeiten dem menschen die hirnschale oder, wie sie reden, der kopf von einander, so weit dasz man drei oder vier finger zwischen den risz einlegen könte, wann nicht die haut dafür wäre. darnach setze auch der hals sich aus seinem gliede abe, oder, wie sie reden, komme aus dem haken, also dasz man in der nackengruben einen daum auf den rückgrad setzen könne, da zuvor der hals gestanden ist. Rollenhagen wahrhafte lügen (1717) s. 334; darnach zieht sie auch den hals wieder in seinen haken. 335. Vgl. auszerdem die composita ankerhaken, angelhaken, enterhaken, fleischhaken, feuerhaken, kanthaken, kesselhaken, kleiderhaken, schlüsselhaken, widerhaken.
2)
in verengtem sinne gerät verschiedener handwerker, von unterschiedener gestalt und unterschiedenem gebrauche, das gemeinsame merkmal ist die vorn gekrümmte form des geräts. haken führen als werkzeug böttcher, drechsler, eisengieszer, schriftgieszer, seiler, tuchscherer u. a. Jacobsson 2, 189. schriftsetzer u. a. bedienen sich für ihre arbeit des winkelhakens, s. d. auch der schnitter braucht einen haken:
ich liesz mir auch nachher den haken weisen,
das werkzeug ihrer linken hand,
so denn nicht weniger verstand
uns zeigt, und ebenfalls vernünftig zugerichtet,
da man damit .. die ähren biegt und schlichtet,
wozu es vorn gekrümmt.
Brockes 7, 231.
3)
haken, hakenpflug, eine art pflug ohne räder und vorderpflug, dessen gestalt einem haken in einem spitzen winkel gleicht. die behauptung dasz der haken slavischen völkern, der pflug dagegen deutschen eigen sei (gramm. 3, 414 note) ist in dieser allgemeinen ausdehnung nicht richtig; das goth. hôha pflug Luc. 9, 62 kann mit haken der form nach leicht vermittelt werden und der haken ist der vorläufer des pfluges, sowol in slavischen als deutschen gegenden da zu treffen, wo entweder (wie in gebirgsgegenden) die geringe ausdehnung des ackerlandes auf die verbesserung der pflugwerkzeuge nicht hingewiesen hat, oder wo die bevölkerung an altüberlieferten gerätschaften zäh fest hält. der haken ist nicht nur in Niederdeutschland gebräuchlich (Dähnert 168ᵃ, Danneil 76ᵇ), sondern findet sich auch an der oberpfälzischböhmischen grenze. Schmeller 2, 164. der name des gerätes wird in mittellat. quellen als uncus aratrum übersetzt (origines Livoniae v. Gruber 1740 s. 268); der haken wirkt ebenso wie der pflug, als ein keil ... das spitze und zweischneidige oder mehr schaufelartige schar des hakens dringt in den boden ein und reiszt ihn auf. Schober lehrb. der landwirtschaft (1848) 1, 237. nach diesem pfluge heiszt auch ein gewisses ackermasz, landschaftlich von ungleichem gehalte, haken (Frisch 1, 398ᶜ): et scholen och de vorbenomede lude tuê ore .. van einen idtliken haken krume tho gewen schuldich sin. urk. des bischofs von Kurland von 1341 bei Ruszwurm Eibofolke (Reval 1855) 1, 189; damit .. die gemeine gewisse verordnungen wissen möge, was sie jährlich von jedem haken landes abzutragen verpflichtet sei. urk. v. 1600, das. s. 193. man hat gewiss als maszstab für diesen landtheil die leistungsfähigkeit eines hakenpflugs in einer gewissen zeit, etwa einem tage, zu grunde gelegt.
4)
haken als folterinstrument: einen in die haken werfen, unco suspendere aliquem. Frisch 1, 398ᵇ.
5)
haken heiszen auch wegen der ähnlichkeit gewisse zähne des pferdes, franz. crochets: bei den pferden folgen nach den back- oder stockzähnen zuerst die haken, dann kommen die eckzähne, hierauf die mittelzähne, endlich die zangen. Nemnich 3, 322. auch der hirsch hat haken: gränel, haken, die zwei stumpfen zähne zu beiden seiten oben im maule eines hirsches. 2, 971.
6)
haken für winkel oder krümmung, mehrfach in technischer sprache; in der kriegsbaukunst bezeichnet es die wendung im laufgraben (Jacobsson 2, 189ᵇ); bei den bergleuten eine krümmung im schacht: wenn der gang aus seiner stunde (richtung) absetzet, so spricht man, der gang wirft einen hacken. bergw.-lex. 281ᵇ. das ist auch sonst gebräuchlich:
darumb er auch im hui erregt
mit plötzlicher ankunft zum scherz
hauptmans Mustibibacis herz,
dasz er ein hacken warf, auch sich
wendet, und von der wahlstadt wich.
Fuchs mückenkr. 2, 727.
in der jägersprache heiszt es, wenn der hase durch seitensprünge den hunden zu entkommen sucht, er schlage haken. s. hakenschlagen.
7)
haken, ein bis in das 17. jahrh. gebräuchliches schweres feuergewehr, mit einem haken am schaft, mittels dessen es auf einem besonderen gestelle befestigt ward. ihrer grösze nach wurden sie eingetheilt in doppelhaken (2, 1264), ganze haken und halbe haken: als hab ich mich .. mit einem faustrohr (sintemal ich keinen halben hacken zu tragen vermag) .. wider den erbfeind beweisen wöllen. B. Ringwald l. w. A 4ᵇ; und also hauszhalten, dasz .. ein halber hack und langer spiesz (das wir des bettelstabs und krucken geschweigen) nicht ihr beszter hauszrath sei. Mathes. Sar. 26ᵇ; dasz hinfürder khein hauptmann kheines abgestorbenen khnechts wer, rüstung, hagen, khlaider, oder paarschaft zu seinen handen neme. Mone anzeiger 1839 sp. 174 (von 1583); ein jung weib hat ein todt kind bracht, ehe es aber gar von ihr kommen, hat es einen knal inn ihrem leib gethan, als wenn man einen hacken abschusse, ist das fewer mit heraus gefahrn. Nigrinus papist. inquis. 682;
die knecht thetten sie zwacken (im kampf)
trieben sie von der wer
mit iren halben hacken.
Soltau volksl. 328 (v. 1529);
der hacken dunkler blitz, der stücken trübe glut.
Fleming 591;
wenn nun die hacken begönnen zu grüszen,
dasz sich die wolken entsetzt und zurissen;
wenn der cartaunen blitz donner und krachen
lustig erknallet: wer wolte nicht lachen?
A. Gryphius 1663 s. 468 (1698 1, 617).
8)
sprichwörtliche redensarten fuszen auf der allgemeinen bedeutung 1 des wortes. verbreitet und alt ist das sprichwort was ein haken werden will, krümmt sich bei zeiten, es meint nicht den künstlichen haken, sondern den gewachsenen hakenartigen ast des baumes: mhd.
swaʒ zeime haggen wërden sol,
daʒ krümbet sich vil vrüeje.
troj. kr. 6400.
nhd. man sagt, was ein gut hack will werden,
das krümt sich zeitlich bei der erden.
B. Waldis Esop 4, 6, 45;
was auch ein guhter hak, herr Dreier, werden will,
der wird bei zeiten krumm.
Rist Parn. 120.
In andern wendungen ist der haken das bild nicht nur des hindernisses, widerstandes, aufenthaltes, sondern auch der widerhaarigken und bedenklichkeit: ein mann voll juristischer und publicistischer haken, bissig und pedantisch. Stein bei Pertz 3, 358; die sache hat einen haken, ist nicht glatt und ohne bedenken: ha! das musz einen haken haben. avantur. 1, 219; aber die sache hat noch einen andern haken. Wieland (1840) 23, 186 (Aristipp);
Fl. das ist das schönste pferd, das ich im leben
gesehn; mich wundert sehr, dasz es die herrn
nicht besser schätzen. W. das hat seinen haken.
Tieck kais. Octavian 2, 1. aufz.
ein schwedischer fluch der ungeduld ist för tusan hakar!; ferner es ist mit alledem so ein kleiner haken zwischen den beiden. Lenz 1, 303, ein kleiner zwiespalt. — Haken auch als bildlicher ausdruck für anhalt: er sucht einen haken, um von der sache Ios zu kommen; an einem orte haken anschlagen, sich dort festsetzen, wie man durch den enterhaken auf einem schiffe festen fusz faszt:
er kan dergleichen nicht vertragen,
dasz ich in Andalus hab hacken angeschlagen,
und so viel lands besiegt.
Greflinger Cid B viijᵇ;
niederd. en haken anslan (Schütze 2, 90, Dähnert 168ᵇ), was meist von einem heiratslustigen gesagt wird, der in eine familie kommen will. haken dient endlich, wie sparren als bezeichnung eines beeinträchtigten, nicht völlig klaren verstandes: er hat einen haken, ist nicht ganz klar im kopfe, im niederd. braucht man dieselbe wendung hai heäd en hâken für er ist trunken. Fromm. 5, 72.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1868), Bd. IV,II (1877), Sp. 177, Z. 1.

hake, f.

hake, f.
pforte vor einem hofe oder umzäunten landstücke, die gewöhnlich durch einen schwebenden oder hängenden, drehbaren querbalken gebildet wird; dann überhaupt auch ein gartenthor. ein niederdeutsches wort (Fromm. 2, 313): es kann aller aufmerksamkeit ungeachtet geschehen, dasz ein reisender oder nachlässiges gesinde die so genante hake offen lässt, da denn die auf dem verschlossenen hofe laurenden schweine .. ins feld laufen. der mann dem die schweine gehören, empfindet den schaden am mehrsten, weil seine ländereien zunächst an der hake liegen und das vieh zuerst hierauf fallen wird. Möser patr. phant. 3, 217.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1868), Bd. IV,II (1877), Sp. 179, Z. 64.

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Zitationshilfe
„hake“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/hake>.

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