Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

käfich, käfig, f., m. und n.

käfich, käfig, f. m. und n.
cavea, gefängnis, für thiere und menschen; vom ursprung s. käfe cavea. das g, an stelle des j in mhd. kevje, tritt im 15. jh. auf, kebge (b für mhd. v, s. u. käfe), dann kebige, käfige, auch schon kefich Diefenb. 108ᵃ (auch kybgen das.), das e der endung gieng verloren. Geschlecht und schreibung schwanken sehr, jetzt ist käfig masc. vorherschend, käficht wars im 18. jh. (Göthe, Schiller); das alte fem. noch im 16. jh., aber auch n., das auch die schles. dichter und noch im 18. jh. süddeutsche brauchen: isne (eiserne) kefig. Keisersb. bilg. 101ᵇ; die weil das vöglin in einer keffig gefangen ist. ders. Mariä himelfart 10ᵇ; wie ein eichhörnlin in einer kefig. Finkenritter Bijᵃ; habt ihr auch je einen vogel gesehen, wenn er ausz der keffich oder bawer hat können entrinnen, der es zuvor seinem herrn angesagt? Alberus 3ᵇ; ein fraw die hat ein atzel in einer kefig. buch d. liebe 286ᵃ; dann die brotvergaukelung (transsubstantiation) ist ihr bester vogel im käfig. Fischart bienenk. 1588 93ᵇ; die katz ist dem vogel ufs käfig gesetzt. Lehmann flor. 1, 952;
dan weil sich Straszburg hoch thet halten,
als wan sies römisch reich verwalten ...
man must ein kaz aufs keffig sezen (sie einschüchtern).
Stöbers Alsatia 1858 s. 71;
das (die sonderbare achseltracht) können die studenten zu Paris dem hofgesind mit papir so fein nachmachen, dʒ man sie in die kefich schlieszt. Fischart Garg. 113ᵇ (Scheible 203), vielleicht studentisch für carcer; aber het derselb bischof das maul nicht bald gestopft ... man wolt ihm gleich zur stund ein solch loch und käffig weisen, darinn er anders het dichten und singen lernen. bienenk. (1588) 41ᵇ, in beiszendem doppelsinn, wie u. käfe. Aber auch in allem ernste für gefängnis: die gefangenen wurden in den kefichen fleiszig behört. Wurstisen Basler chron., Frisch 1, 496ᵃ. denn der beliebte volksscherz ward auch amtlich ausgeführt, man machte gefängnisse in form von vogelkäfigen (RA. 726), z. b. im j. 1409 setzte man vier päderasten in Augsburg in ain fogelhaus uszan an dem Berlachduren (thurm) und schmit si darein zuͦsamen, sie wurden zum verhungern aufgehängt. Mone anz. 6, 375. solche eiserne käfige für schwere verbrecher kommen noch im 18. jh. vor, wie für den juden Süsz Oppenheimer, und noch heute ist wol ein rest dieser sitte 'brummen müssen' u. ähnliche verwendung von singen, pfeifen:
dann möchten die damen auf ewig
mir ihre gnaden entziehn, in einen eisernen kefig
mich sperren.
Wieland Amadis (1771) 1, 237;
aber Don Quischott war doch ein narr, der in einem käficht eingesperrt zu werden verdiente? ders., werke 9, 265 (man machte das mit wahnsinnigen). Jetzt hauptsächlich für wilde thiere und vögel, auch bildlich:
man läszt die lewen nicht leicht aus dem käficht springen.
A. Gryphius 1, 101;
weil seine grimmigkeit ein hölzern keficht klemmt.
Wiedemann aug. 69. 89, wol n.;
ich hüpfe sonder sorgen
im kefich hin und her.
mein papchen, sei nicht so betrübt
dasz nun ein käficht dich umgiebt.
Zachariä (1761) 433;
so zieht sich jeder aus einem so beschwerlichen kefigt heraus. Möser patr. ph. 1778 1, 200, bildl. von der stadt; je nu, ich will es machen, wie du sprichst, dasz es die vögel machen. 'gut, und eben deswegen werde ich dich ins käficht sperren'. Lessing 3, 34, nach Plaut. captiv., wo cavea in gleichem doppelsinn; Gottfried. du bist fix. Georg. wie der vogel aus dem käfig. Göthe 42, 147, s. aber käfichtlaube; der sturm ist hinüber gezogen, und ich — musz mich wieder in meinen käfig sperren. 16, 100, eine bauernstube, in die sich Werther vor dem unwetter geflüchtet hat; was für ein thor ich war dasz ich ins käficht zurück wollte! Schiller räuber 1, 2 gegen ende (einbänd. ausg. 110ᵇ käfig), als n., wie bei S. Geszner das schöne keficht 3, 104.
den rechten ton wol träf ich
als vöglein ihr im käfig.
Voss (1825) 4, 88;
o vogel, der nach freiheit girret
und den des leibes käfich irret.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 1 (1864), Bd. V (1873), Sp. 25, Z. 17.

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Zitationshilfe
„kafich“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/k%C3%A4fich>.

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