Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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schofel, adj.

schofel, adj.
schlecht, armselig, erbärmlich, von dingen, abgetragen, vom anzuge; von menschen mit bezug auf die gesinnung, schlecht, verächtlich, gemein, niedrig, niederträchtig, kleinlich, lumpig Adelung. Krünitz 147, 604. eigentlich jüdischdeutsches wort, aus dem hebr. (rabbinischen) לפֵשָׁ (schâfêl, in jüdischer aussprache schôfel und schaufel) stammend, s. Avé-Lallemant 4, 475. 603. Weigand 2, 628. in mundartlicher rede weit verbreitet, s. Hunziker 229. Seiler 262ᵇ. Schmeller 2, 386. Castelli 250. Schöpf 643. Lexer 225. Albrecht 209ᵃ. Spiesz 225. Jecht 99ᵃ. Kleemann 20ᵃ. Bernd 274. Frommann 5, 292 (Fallersleben). Stürenburg 232ᵇ. ten Doornkaat Koolman 3, 130ᵃ. im engl. zu schowful entstellt Andresen volksetymol.⁴ 45. in der nhd. schriftsprache etwa seit mitte des vorigen jahrh., vgl. noch Kluge studentenspr. 123ᵇ f. von den wörterbüchern zuerst bei Adelung aufgeführt als 'in der gemeinen sprechweise einiger gegenden üblich'. belege aus der litteratur: dieses (das gefolge Geszlers) war sonst vom volkshumor ziemlich schofel und wild, und besonders der tyrann sehr fratzenhaft und lächerlich dargestellt worden. Keller 1, 362; das fräulein bemerkte freundlich, dasz sie ihre eigene und beste leibgewandung herüber gebracht und das ältere zeug jenseits gelassen habe, um auf dem fremden gebiete nicht allzu schofel zu erscheinen. 2, 109; dasz der general Chanzy ein gründlicher Preuszenfeind ist, wuszte man längst; aber man hatte ihn eines so schofeln ausfalls doch nicht für fähig gehalten. neue preusz. zeitung 1872, 128 s. 2ᵃ;
als Bavs, des reimers, liebchen
in letzter nacht
ein abgestandnes bübchen
zur welt gebracht,
so rief Pasquin: o schande,
der schofle mann!
er bringt auch nichts zu stande,
das leben kann.
Pfeffel poet. vers. 3, 137.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1439, Z. 41.

schofel, m., substantiviertes adj.

schofel, m., substantiviertes adj.,
schofele dinge, waren, schofeles zeug Campe. Weigand 2, 628. Bernd 274, schoufl ausschuszware Lexer 225, abschaum Albrecht 206ᵃ, etwas schlechtes in seiner art Dähnert 411ᵃ: ich will dir allen schofel und alle guten waaren, die ... herauskommen, bekannt machen. Schultz alm. der bellettristen vorw. 1782; es ist ganz unglaublich, was für eine menge schofel schon wieder eingelaufen ist. Bürger briefe 2, 353; an diesen bildern (von Lionardo u. a.) freut sich schon das kind .. den schofel an den wänden der andern stube beachtet es nicht. Niebuhr leben 2, 349; galerie Luxembourg. ist das schofel! süszigkeiten und übertreibungen, grau in grau gemalt. Grillparzer⁴ 16, 54; 'meine brüder', sagte Heinrich Dietrich, 'diese perle des weins auf die gröszte perle deutscher dichtkunst (Göthes Faust), Bürger, du und ihr alle, die ihr euch perlen nennt, seid schofel und quark gegen das!' Oppermann 100 jahre 2, 35;
mög' ich scheinen vielmehr ein verrückter und alberner schriftling,
wenn nur mich mein schofel belustiget, oder doch teuschet;
als klug sein und mich härmen!
Voss Horaz. br. 2, 2, 127;
verstärkt tausend-schofel:
es schleppten mich die widerwärt'gen juden,
die schacherjuden, um in ihrem sacke,
worein sie allen tausend-schofel luden.
Rückert (1882) 3, 141 (edelst. u. perle 8).
mehr abstract gewendet: von auslassung der beiträge ist eben so wenig durchgehends auf schofel, als von der aufnahme mancher stücke auf güte, vortrefflichkeit und vollendung zu schlieszen. Bürger 335ᵇ; eben so gewisz erlebten Homer und Ossian eine zeit, da der armseligste kritler sie der mittelmäszigkeit, oder gar des schofels mit recht beschuldigt hätte. 336ᵃ. — seltener von menschen: abgerissenes, unbrauchbares, unanständiges subject Sallmann 48, geizhals, trinker 18; vgl. auch:
nicht so unleidlicher gesichter schofel, pafel,
womit die eszlust mir benimmt die gastwirthstafel.
Rückert weish. des brahm. 4, 304.
für schofel in der Pfalz auch schofelmatheis, schofelmasematten Klein 2, 139.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1896), Bd. IX (1899), Sp. 1439, Z. 75.

schuffeln, schüffeln, verb.

schuffeln, schüffeln, verb.
1)
nebenformen zu schaufeln, besonders nd. und md. (vergl. das vorige), schuffelen Schiller-Lübben 4, 145ᵇ, schuffeln Bernd 277, schüffeln Schütze 4, 76. Dähnert 416ᵃ. Danneil 188ᵇ. Schambach 186ᵇ. Frommanns zeitschr. 6, 481 (Lippe), schüffeln, schiffeln, schöffeln Frischbier 2, 271ᵃ, aber auch oberd., so appenz. schufla Tobler 401ᵇ. aarg. schufle Hunziker 232 hat wol dem subst. entsprechend langes u, ebenso das im brem. wb. 4, 703 angeführte schüfeln. die bedeutung 'mit der schaufel arbeiten, bearbeiten, etwas verrichten', die gewöhnliche von schaufeln, die an den obigen stellen für diese nebenformen verzeichnet ist, scheint auch in den folgenden belegen aus älteren quellen vorzuliegen: es sol menglichen das hor (den schmutz), das vor seinem huse und gesäsze uff dem pflaster ligt, allweg wenn des not beschicht, an ainen huffen schüffeln und söllen es dann der statt karren usz füren als dick des not würde. d. städtechr. 5, 146, anm. 3 (Augsburg, anfang des 15. jahrh.); damit der her nit erzörnet werdt, so soll ein jeder gehöffener dem hern darfür einen tag schiffeln. weisth. 2, 540 (linksrheinisch, Gondenbret bei Prüm); zum andern als vil das weisstumb betreffen den ehrw. hern abt zu Hemmeroth des Schonfelder walds halber, welcher binnent bezeichneten marcken leidt, so jemandts das land in selbigem mit schiffelen, pflugen oder anders gewinnen woldt, wie sich derselbig lehnsmann halten soll? 3, 801 (Ohrenhofen bei Trier 1550); dass für etlichen verlittenen iahren die von Capellen und der halfman zum Hann edtliche heidt haben understanden zu verlehnen und zu schifflen. 4, 764, 12 (linksrheinisch, Miel bei Ollheim, nachher: wa dess aber nicht geschegh, sollen sie der heiden nicht mehr mit schefflen und umbreisen gebrauchen); und haben die von Dagstull im allerwenigsten nichts da zu suchen, es sei im roden, schiffeln, und ackerniesung. 6, 471 (linksrheinisch, Steinberg). in den aus den weisthümern angeführten stellen, die alle éinem sprachgebiet angehören, ist offenbar eine bearbeitung des bodens mit der schaufel, dem spaten gemeint (vgl. niederl. schuyffelen, pala radere sive verrere Kilian), vielleicht das gleiche besonders verfahren, das nach Hanssen agrarhist. abhandl. (1880) 119 bei den bodengenossenschaften der gegend von Trier noch in neuerer zeit schiffeln heiszt. es besteht darin, dasz im anschlusz an die holz- und lohnutzung nach dem abtrieb im herbst der rasen zwischen den stöcken abgeschält (mit der schaufel abgestochen), in haufen gesetzt und verbrannt, dann die asche ausgebreitet und der so gedüngte boden zu winterroggen bestellt wird. die stelle weisth. 4, 764, 12 läszt aber wahrscheinlich erscheinen, dasz dasselbe oder ein ähnliches verfahren nicht nur auf waldboden, sondern auch sonst zur urbarmachung angewandt wurde. vgl. das moorbrennen nördlicher gegenden. damit im zusammenhang steht wol der bei Schröder d. rechtsgesch. 412 anm. 3 angeführte ausdruck schiffelländerei zur bezeichnung des gebiets solcher bodengenossenschaften.
2)
dem unter schaufeln 3, b oben theil 8, 2341 erwähnten, besonders auf nd. sprachgebiete verbreiteten gebrauch von schüffeln als scharrend, schleifend gehen ist das mundartliche schuffeln, gleiten (auf dem eise) Vilmar 371. Hertel thür. sprachsch. 222 (auch mit romanischer endung schuflieren ebenda), schufeln Stalder 2, 353 sinnverwandt. ob es unmittelbar an 1 angeknüpft werden darf, erscheint zweifelhaft. näher liegt zusammenstellung mit schupfen, in schwankender, schaukelnder bewegung sein, neben dem auch in gleichem sinne schuffen erscheint Lexer mhd. handwb. 2, 826. auch dies ist ja mit schieben verwandt, wie schaufel, aber die enge beziehung zum letzteren fehlt, wie sie in 1 vorliegt, das wol als denominativ dazu gelten musz. vgl. ndl. schuyffelen, labi, prolabi Kilian. dem transit. schüpfen, schupfen, durch stoszen in schaukelnde bewegung versetzen, stoszen, schleudern, neben dem gleichfalls schuffen begegnet Lexer 2, 826. 827. cimbr. wb. 229ᵇ, steht dür. schüffeln (schifele), steine übers wasser springen lassen Hertel sprachschatz 222, schweiz. schufeln, gleiten machen Stalder 2, 353 nahe. ähnlich bezeichnet in Ost- und Westpreuszen schiffeln und schuffeln die bewegung, mit der die kinder beim böhnchenspiel die bohne mit dem gebogenen zeigefinger ins loch schnellen Frischbier 2, 271ᵃ. hierher gehört vielleicht altmärk. schüffeln als name eines knabenspiels mit stecknadeln Danneil 188ᵇ. vergl. 2 des vorigen und unten schupfen, schüpfen.
3)
über schuffen in der gaunersprache s. schuften 2.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1897), Bd. IX (1899), Sp. 1834, Z. 28.

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Zitationshilfe
„schuffeln“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/schuffeln>.

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