Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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saugen, verb.

saugen, verb.
sugere, lactere, lingere.
I.
Formales: gemeingermanisches, im goth. nicht bezeugtes, aber sicher vorhanden gewesenes verbum, altnord. sjúga, ags. sûgan und sûcan, ahd. sûgan, mhd. sûgen, niederl. zuigen; urverwandt zu lat. sugere, lett. suzu gleicher bedeutung. Kluge⁴ 291ᵇ; starker conjugation (mhd. prät. souc, sugen, nhd. sog, sogen), woneben sich aber, vom factitivum säugen aus, das sich in den formen mehrfach mit saugen berührt (lactare sugen und saugen neben seugen, söigen Dief. 315ᵇ), auch schwache zeigt und bis auf jetzt üblich geblieben ist: derhalben pfeyff auf bruder, ich lig auch gern im luder, ich saugts von meiner muter, die trank es nur bey fuder. Garg. 49ᵃ; saugte gierig aus jedem einzelnen umstand .. gift. Klinger 5, 13; sie hat .. ihren mann sammt seinem knaben durch geheime verzehrende mittel zu tode gesaugt. Göthe 42, 222; säuglinge, die an den todten brüsten ihrer mütter saugten. Schiller 8, 176;
wenn nicht so viel
blutigel saugten an dem mark des landes.
12, 70.
bei Göthe starke und schwache form unmittelbar neben einander:
emsig waren drauf die bienen
hinterher, und saugten fleiszig;
kam der schmetterling geschäftig,
auch ein tröpfchen zu erhaschen;
selbst die ungestalte spinne
kroch herbei und sog gewaltig.
2, 175.
verwechselung von saugen und säugen, so dasz letzteres für ersteres steht (über den umgekehrten fall vgl. säugen): die von einem ehrenschänder sich hintergehn liesz, die hier ein säugendes kind hat. Wagner kindermörderin 78 neudruck; den kleinen, am reh säugenden knaben. Göthe 39, 68;
gott segne dich, junge frau
und den säugenden knaben
an deiner brust.
2, 176.
dazu gehört nicht, wenn die form der 2. 3. sing. des präsens in älterer sprache als säugst, säugt erscheint (bei Steinbach 2, 599 ich sauge, du säugst, seugst, er säugt, seugt), wo der lautgesetzliche, in dieser conjugationsclasse nur oft aufgehaltene umlaut vorliegt: da er zu Bethlehem in der krippen liegt und an der mutter brüsten säuget. Luther tischr. 1, 36; das feuer arbeit on unterlasz, seugt und zeucht die materien zusammen. Mathesius Sar. 30ᵃ; zeucht und seugt wie ein seugling an der mutter brüsten. 159ᵃ; was von huren seuget, ist zu huren geneyget. Garg. 29ᵇ;
verwirff das schöne gifft, so aus der geilheit säugt.
noch bei Göthe, wobei freilich eher die annahme einer verwechselung mit säugen statt hat (s. oben): der knabe, indem er säugt. 39, 68.
II.
Bedeutung.
1)
in eigentlichem sinne, eine flüssigkeit aus etwas ziehen, und zwar entweder nur langsam entfernend oder auch zugleich in sich aufnehmend.
a)
vom saugen der muttermilch, sowol des thieres wie des menschen.
α)
ohne nähere bestimmung:
und saugente kind und melkent ammen,
die dink fügen alle wol zusammen.
fastn. sp. 708, 16;
Halton wider lasset saugen
tausent bunte kälberlein.
Spee trutzn. 327;
das feinste gift ist milch, die heimlich arge lüste
und immer um so mehr aus jeder ader spült,
je mehr das arme weib durch feingesogne brüste
die wärmste leidenschaft im tiefsten marke fühlt.
Withof acad. ged. 1, 257;
auch groszeutrige kühe, gemelkt und mit saugenden kälbern.
Voss 2, 219;
es (das kind) saugt voll gier, dasz mir erschmerzt die brust. Arnim päpstin Johanna 11.
β)
mit näherer bestimmung: selig ist der leib, der dich getragen hat, und die brüste, die du gesogen hast. Luc. 11, 27; han auch sunst nie kein frowen milch gsogen. Th. Platter 4 Boos; da die löwin also empfande ausz jhrer tutten zu saugen, bote sie jm die allererst recht in sein mündlein, auff dasz es desto sanffter saugen möcht. buch d. liebe 5ᶜ; man probire es nur und lasse eine junge ziege an einem schaafe saugen .. hergegen lasse man ein lamb an einer ziege saugen. Schuppius 478; und wann das kind an ihren brüsten eine zeit lang gehangen und gesogen. ebenda;
wär' ich ein wetterhahn, der ihm die freude macht,
wenn er ein frauenbild durch seine list betrogen,
so wär' ich werth, dasz mich die mutter umgebracht,
eh' ich die erste milch aus ihrer brust gesogen.
Günther bei Steinbach 2, 599;
der dich erwählt hat und gewollt
an deinen brüsten saugen.
wunderhorn 1, 208;
ich war noch ein kleiner compan und hatte die brüste
kaum zu saugen verlernet.
Göthe 40, 67.
b)
von sonstigem saugen.
α)
von belebten wesen, mit und ohne nähere bestimmung: er wird der ottern galle saugen, und die zunge der schlangen wird jn tödten. Hiob 20, 16; han also durch ein hörenlin, wie im land der bruch ist, wen man die kinder entwent, miesse kiemilch sugen. Th. Platter 4 Boos; der bär sauget seine pfoten im winter, ursus tempore hyberno pedum suctu vivit. Stieler 1690; ach des durstes! fände ich nur laub, so söge ich daran. Klopstock 9, 367; bienen saugen an den blüten, saugen honig aus blüten; daher vom bienenstachel:
ein junger held vom muntern heere,
das nur der sonnenschein belebt,
und das mit saugendem gewehre
nach ruhm gestochner beulen strebt.
Lessing 1, 109;
von einem kinde:
da saugts (das kind an einem lutschelappen) und zutscht denn um sein leben,
will ihm aber keine sättigung geben.
Göthe 13, 73.
in den verbindungen wunden saugen, blut saugen, jemandem die wunde, das blut saugen: hat man aber das auch nit, so soll man eynen menschen bestellen, der die wund saug. Celsus von Khüffner 80ᵇ; ach! eine wunde! soll ich sie saugen? Klopstock 10, 214;
trocknet die wunden der streitenden!
sauget, mütter und weiber, das schöne blut der schlacht!
8, 84;
Herman ruht jetzt und läszt die wunden saugen. 103; einst saugt sie dem säugling die wunde. 9, 232; wir wollten ihm das blut saugen, aber er wollts nicht haben. 8, 161.
β)
von unbelebten wesen, erde, pflanzen: die erde saugt das wasser; der schwamm saugt die flüssigkeit in sich; die wurzeln saugen die nässe der erden, radices attrahunt terrae uliginem. Stieler 1690; etlichs gewechs als der beume früchte quellen und werden grösser, wenn die würtzelein der erden safft an sich ziehen oder saugen. Mathesius Sar. 35ᵃ; die wälder liegen saugend am himmel, und trunken von wolken stehen alle gipfel in stiller wollust fest. J. Paul Hesp. 2, 246;
nun müssen bach und klee genug
verliebter zähren saugen.
Bürger 7ᵃ.
2)
allgemeiner, etwas in sich aufnehmen.
a)
von belebten wesen und ihren organen: er hat gift gesogen, venenum ei datum est, veneno potionibus indito interiit Stieler 1690;
mir stiesz ein lüftchen auf, als sollt' ich kühle saugen,
so lieblich, wie die rose blüht.
Withof acad. ged. 1, 273;
der krankenluft nie in sich sog,
weil er gesunde nur zu seinen freunden wählte.
Gotter 1, 315;
auf meiner zunge schwebt noch manches wort,
noch manchen laut möcht' ich von ihren lippen saugen.
Schiller 6, 383;
saugt begierig den kühl erfrischenden hauch des abends.
Geibel (1883) 1, 22;
freier:
o warum entbehret mein gesicht
jenen strahl aus deinem himmelsauge,
den ich dürftig nur im geiste sauge.
Bürger 89ᵇ;
gesogen hab ich strahl auf strahl
ins herz den kurzen tag.
Geibel 1, 12;
(ach, dasz dürfte) saugen mein ohr zerknirschter sünder gewinsel! Schiller Fiesko 5, 13; wenn er so einige stunden mit schöpfendem auge und saugendem herzen gewandelt war. J. Paul Hesp. 1, 167.
b)
von unbelebten wesen: der laue flatternde äther des frühlings sog an den blüthen sich voll düfte und trug sie wie honig in die brust des menschen. J. Paul Hesp. 3, 231;
deine nelken saugen süszen duft
aus verwesung, deine quellen weinen
aus dem becken einer menschengruft.
Schiller 1, 295;
wie an der mutter brust hängt alles wesen
an deinem umkreis, saugend deinen strahl.
3)
in mannigfacher bildlicher verwendung, anlehnend an 1 und 2, frischer oder verblaszter stehend.
a)
in allgemeinen bildern: das du solt milch von den heiden saugen. Jes. 60, 16; so war er jetzo alles, was um ihn war, die lindenblüthen, die bienen, die luna. wie duftete, wie sog, wie glänzte sein leben. J. Paul komet 1, 82;
so schweifte mein gefühl mit wechselndem gewinste
durch berg und thal, den bienen gleich, und sog
sich voll.
Thümmel 4, 240.
b)
in vergleichen, die das küssen bezeichnen:
wie sein rubinenmund nach meinen äpffeln lächset
und als ein saugend kind an den granaten zeucht.
Lohenstein rosen 25;
die anmuthsveilgen sind hier nicht der wespen kost,
nein, denn hier sieht man nur die wollustbienen saugen
den zucker aus dem mund und flammen aus den augen.
87;
drückt sie mit festem schlusz
an seine brust, und saugt den längsten kuss,
den sehnsucht je geküszt, aus ihren warmen lippen.
Wieland 21, 345;
liebe schlieszet fester sie zusammen,
thränen mischen sich in ihre lust,
gierig saugt sie seines mundes flammen.
Göthe 1, 247.
c)
mit der muttermilch saugen, von kindheit an in sich aufnehmen, vergl. dazu einsaugen 3, theil 3, 265 fg.: als hette Faustus von seinen eltern gesogen ... nemlich, sie haben jm allen mutwillen in der jugend zugelassen. volksbuch von dr. Faust 12;
seit, mit der ammennahrung,
er jenen milden glauben in sich sog.
Gotter 1, 400;
ich .. der mit der milch der amme
den alten erbhasz in sich sog.
Schiller 15², 439.
ein kind kan leicht aus böser gesellschaft ein laster saugen, puer ex mala conversatione vitium contrahere potest. Steinbach 2, 599.
d)
saugen, entziehend schädigen; eines besitz, vermögen: der untertahnen schweisz und blut saugen, inhiare subditorum bonis. Stieler 1690;
weil obrigkeiten seugen sollen,
wie kümts denn, dasz sie saugen wollen?
Logau 3, 25, 8;
bist du es nicht, der ...
den armen frasz und an dem reichen saugte?
Schiller 5¹, 15;
der kaiser wär' nicht arm, wenn nicht so viel
blutigel saugten an dem mark des landes.
12, 70.
leben, gesundheit, kraft: sie hat ihren mann sammt ihrem knaben durch geheime verzehrende mittel zu tode gesaugt. Göthe 42, 22; mag es die saugende märzluft oder sonst äuszeres einwirken sein, was mich wohl nicht krank, doch wehe und unlustig machte. Göthe briefw. mit Zelter 1, 396;
soll mir der harm das blut aus allen adern saugen?
Opitz 2, 28;
du hast mich mächtig angezogen,
an meiner sphäre lang gesogen.
Göthe 12, 34;
wie man zu einem mädchen fliegt,
das lang an unserm blute sog
und endlich treulos uns betrog.
56, 24;
schon seh' ich in die zukunft,
schon seh' ich sie, zwo ungeheuere schlangen,
furcht und verdacht, an deiner seele saugen.
Schiller 5¹, 17;
und die angst mit vampyrrüssel
saugt das blut aus meinen adern,
aus dem kopfe das gehirn.
schädliches finden und aufdecken überhaupt: und lauere nicht auf ein jedes wort, etwas böses daraus zu saugen. persian. baumgarten 7, 85; man ist einmal wider mich eingenommen, man kann an allen worten saugen, kritteln und deuteln. J. v. Müllers werke supplem. 2, 149.
e)
etwas aus den fingern saugen, erdenken, ersinnen, ohne weiteren anhalt hinstellen: ich hab es nicht aus den fingern gesogen, non haec ex me ipso finxi, ut aranea telam. Stieler 1690; ich habe sie nicht aus dem kleinen finger gesogen noch blosz allein aus meinem eigenen gehirn ersonnen. Zesen Assenat 6ᵇ;
ich kan es aus den fingern saugen,
dasz er das fräulein hertzlich liebt,
dieweil er ihr bald auf die augen,
bald auf den mund ein mäulgen giebt.
Picander 2, 446;
ihr meint, ich hätt' mich gewaltig betrogen;
habs aber nicht aus den fingern gesogen.
Göthe 2, 244.
f)
saugen, mit der nebenbedeutung des kräftegewinnens und groszwerdens: dann mit diesem einigen wort hat e. majestät sechshundert lügen ihrer hofräthe widerleget, die eine aus der andern gleichsam gesogen. Schuppius 404; es waren vor allen die gläubigen der anglikanischen kirche, welche, wie jede konfession, aus der verfolgung, die sie erfuhr, neue kräfte saugte. Ranke engl. gesch. 4, 5;
verwirf das schöne gift, so aus der geilheit säugt.
saugen, vom sammeln der kenntnisse: und weil sie wie das epos, bald mitten, bald hinten anfängt, kann der mann nichts daraus citieren und saugt sich elend voll kenntnisse. J. Paul leben Fibels 26;
darumb ich mit begihr
hab deine lehr in mich als mit dem mund gesogen.
und wenn es möglich ist, so bring durch zauberei
sie (die wissenschaft) einer schönen magd in mandelsuppen bei,
damit das arme kind, dem keine bücher taugen,
die künste spielend kann aus süszen lippen saugen.
B. Neukirch ged. 133.
vom sammeln und schöpfen der freude, gehobenheit, des trostes u. s. w.: er liest nicht vor, kritisiert zu werden, wie kluge schriftsteller thun, sondern sich voll lobsprüche zu saugen. Ramler dichtk. des Hor. 143;
(da) ein ganzes volk mit allen sinnen
vergnügen in sich sog.
Gotter 1, 190;
Agathon, aus dessen schwarzen augen
männer freundschaft, mädchen liebe saugen.
84;
dasz Phanias ein liebliches vergessen
.. aus schönen augen sog.
Wieland 9, 61;
nur einmal noch berühren seinen leib,
den edlen leib, so voll von warmem leben,
von seinem munde saugen rat und trost.
Grillparzer 6, 100.
der sorge, des argwohns u. s. w.: ich bitte warlich mit vleisz für euch und thut mir wehe, das jr die sorge so gierig wie der wasserigel das blut in euch sauget und mein gebet so krafftlos machet. Luther 5, 40ᵃ;
aus allem saug' ich argwohn.
Gotter 2, 277;
er verlor das ganze aus den augen und saugte gierig aus jedem einzelnen umstande alle das gift, das er mit sich führte, oder das ihm sein eigner schwarzer groll beilegte. Klinger 5, 13; warum ich allein die hölle saugen aus den freuden des himmels? Schiller 2, 117 (räuber 3, 2);
o werft es von euch, diesz unselige
verwünschte bildnisz! euer auge sauge
kein tötlich gift aus dieser mordgestalt.
13, 360 (Turandot 1, 3).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1888, Z. 18.

saugen, n.

saugen, n.
der inf. als subst., suctio, linctus, suctus Maaler 343. Stieler 1691; das saugen der bienen, des blutigels, des säuglings: das ist eyn volck in Libya, die ärtzen den schlangenbisz mit saugen der wunden. Celsus von Khüffner (1531) 80ᵇ;
der engen lippen süszes saugen.
Hagedorn versuch einiger ged. 107.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1891, Z. 56.

säugen, verb.

säugen, verb.
lactare, factitiv zu saugen, ahd. sougen, mhd. sougen, söugen, ags. sŷcan, gesŷcan, prät. gesûhte, mnd. sogen, auch sugen, mnl. sooghen, holl. zoogen, zuweilen mit saugen verwechselt (vgl. auch bei diesem): ir nio in aldere ni lâsut, bidui uuanta fon munde kindô intî sûgentorô thuruhfremitâstû lob? Tatian 117, 4; (sie) saugete das kind. Zimm. chron. 3, 183, 34;
mit schmertzen sie die schrifft besicht,
hab ich dich bracht ans tages liecht,
an meinen brüsten dich gesogn,
mit groszer gefahr aufferzogn.
Joh. Sommer Cornelius relegatus 1, 1.
wie in einigen fällen saugen unmittelbar neben einander im eigentlichen sinne und für säugen steht: in der nacht ir saugendt kündt usser der wiegen genommen und saugen wellen. Zimm. chron. 3, 183, 8. 9; ach lasen mich mit friden und das arm kündt saugen! dann sie nit anders gewist, das sie sauge das kundt. 183, 28. 29. säugen steht
1)
eigentlich, in der bedeutung 'saugen lassen, zu saugen geben'.
a)
von thieren: ein drache ist ein böses tier, gleichwol säuget und ernehret er seine jungen selbst. Schuppius 478; wahrscheinlich ist sie es, die den knaben der säugenden hinde untergelegt. Göthe 39, 69; das starre bewusztlose staunen des säugenden geschöpfes, die bewegliche bewuszte thätigkeit des gesäugten stehen in dem herrlichsten contrast. 286; solch ein tier war barmherziger als die menschen und säugte den schmachtenden Schmerzenreich der heiligen Genoveva. H. Heine 3, 51;
schaff und rinder nun verschnauffen
auf den wiesen wolgerüst,
da der schöne säugend hauffen
ründet seine flache brüst.
Spee trutzn. 327;
und bei dem thier ein narr um kunde wirbt,
das friszt und sprieszt, das zeugt und säugt und stirbt.
Lenau 2, 103.
b)
von menschen: sâligê sint umberente inti uuambûn thiede ni bârun inti brusti thiôde ni sougitun. Tatian 201, 3;
so ther antdag sih tho ougta   thaʒ siu daʒ kind sougta.
Otfried 1, 14, 1;
fon reue iʒ ni irougta,   mit brustin ouh ni sougta.
4, 26, 38;
mit der wibis milche, diu einiu sun souge. Pfeiffer arzneib. 1, 6; item kranck lüt und frawen die do mit kinden gond und kind söigen. Keisersberg post. 2, 2ᵇ; warum bin ich mit brüsten gesäuget? Hiob 3, 12; hand iren die brist we than, das sy mich nit hat mögen seigen. Th. Platter 4 Boos; was? unterweiset nicht die natur uns selber, dasz die mutter daszjenig, so sie geboren, auch zu seugen und zu nehren schuldig. Fischart ehez. O 5; ihr mütter, übel handelt ihr an euren kindern, wann ihr sie nicht selbst säuget. Schuppius 478; denn gewisz ist eine, die ein kind säuget, ob sie schon die sechswochen ausgehalten hat, noch nicht auszer gefahr. unvors. hebamme 798; mit dem kleinen Echion an der säugenden brust. J. Paul Tit. 2, 52;
(wie oft musz die säugamme) den säugling von dem wust
reinigend mit bloszer brust
in der gröszten kältin säugen.
ward ehmals Rem- und Romulus
von süszer wolffsmilch grosz gesäuget.
Picander sat. ged. 2, 369;
ich säug' es selbst und säug' es mir zur lust,
deswegen habe ich diese brust.
Gellert 1, 186;
gebier, o mutter, und säug in ruh.
Klopstock 9, 231;
euch trug eine edle mutter,
aber eine böse amme
(denn das zeugen eure reden)
säugte euch mit schlechter milch.
Herder z. litt. 5, 110 (Cid 22);
soll der mir tot sein, dessen leben eins
mit meinem ist, den meine brust gesäugt?
Uhland werke (1882) 2, 94.
2)
übertragen, nahrung geben, pflege angedeihen lassen, mit etwas erfüllen, kraft verleihen: dhea chisaughida gotes wordes. Isidor 39 (9, 10); und der könige brüste sollen dich seugen. Jes. 60, 16; damit das reich und wort Jesu Christi reichlich könne gepredigt und auszgebreitet werden und damit die könige nach Esaie weissagung mit iren brüsten, so inen gott durch der unterthanen schweisz und blut füllet, die arme kirche seugen, speisen, trencken, schutz halten. Mathesius Sar. 46ᵇ; ich wünschte, die damen säugten mit arabischen und hamiltonschen märchen die alten seelen der matten herren. J. Paul litt. nachlasz 4, 69;
weil obrigkeiten seugen sollen,
wie kümts denn, dasz sie saugen wollen?
Logau sinnged. 3, 25, 8;
von der freiheit gesäugt wachsen die künste empor.
Schiller 11, 80;
hat in fieberhitze sie gereimet,
die dich an der Seine strand gesäugt.
1, 221;
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1891, Z. 62.

säugen, n.

säugen, n.
der inf. als subst., nutricatus, nutricatio, nutricium, lactatio Stieler 1691: es hangen einer frauen die brüste nahe am herzen, damit sie unter dem säugen ihre hertzliche liebe den kindern mit ihrer milch gleichsam eingieszen. Schuppius 477; das säugen ist eine thierische function und bei vierfüszigen tieren von groszer anmuth. Göthe 39, 286.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1892, Z. 67.

seuge, f.

seuge, f.,
s. oben seige sp. 196; hierher auch hohe seuge, ein ort in Danzig?
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1900), Bd. X,I (1905), Sp. 707, Z. 14.

seuge, f.

seuge, f.
fischerboot, s. oben theil 8, sp. 1887, ferner zweites seige.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1900), Bd. X,I (1905), Sp. 707, Z. 16.

seuge, f.

seuge, f.
säugerin, scherzhafte bildung bei Rachel zur verspottung der puristen, denen mutter zu sehr ans lateinische anklingt:
wenn euer pflantzherr (der vater) wolt,
und eure seuge mir so zugethan und holdt
noch heute könte seyn.
sat. ged. 104.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1900), Bd. X,I (1905), Sp. 707, Z. 18.

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„seuge“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/seuge>.

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