Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
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Bedeutungen

1.
etw., jmdn., sich kennenüber etw., jmdn. durch eigene Wahrnehmung und Erfahrung Bescheid wissen
Beispiele:
eine Stadt, das Gebirge kennen
er kennt die Schönheiten seiner Heimat
wir kennen die Gegend aus eigener Anschauung
umgangssprachlichetw. wie seine Hosentasche (= ganz genau) kennen
die Gefahren der Seefahrt kennen
die Welt, Menschen kennen
sie kennen ihn als einen hilfsbereiten Menschen
ich kannte seine Vorzüge, Schwächen
von dieser Seite kenne ich ihn noch gar nicht
sie kennen sich bis ins Innerste (= ganz genau)
das werde ich niemals tun, ich kenne mich
da kennst du mich aber schlecht (= da irrst du dich aber in mir)
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn [ GoetheLehrjahre7,167]
Bald kannte man einander bis in die letzte Falte [ Feuchtw.Tag47]
sich nicht (mehr) kennenaußer sich sein
Beispiele:
sich vor Zorn, Entrüstung nicht mehr kennen
[das junge Volk] das … sich nicht kennt vor Geschrei [ GaiserSchlußball39]
etw., jmds. Namen wissen
Beispiele:
sie kennen hier ein gutes Geschäft, ein nettes Lokal
ein Mittel gegen Rheuma kennen
jmds. Namen, Alter, Beruf kennen
etw. durch Studium in sein Wissen aufgenommen haben, über ein Wissen verfügen
Beispiele:
wir kennen Schillers Balladen, Beethovens Sinfonien
der Meister kennt (= versteht) sein Handwerk
umgangssprachlichich kenne das Buch in- und auswendig (= gründlich)
etw. von Grund auf, zur Genüge kennen
umgangssprachlichetw. von A bis Z kennen
seinen Platz im Leben kennen (= wissen, wohin man gehört)
Alaska kennt harte, lange Winter (= Alaska hat harte, lange Winter)
das Schachspiel kennt (= beherrscht) er aus dem Effeff [ F. WolfGrenze5,104]
übertragen drückt eine Unbedingtheit, Grenzenlosigkeit aus
Grammatik: mit einschränkenden oder negierenden Wörtern
Beispiele:
er kennt nur seine vier Wände (= lebt völlig zurückgezogen)
sie kennt nichts als ihre Arbeit (= sie geht ganz in ihrer Arbeit auf)
keine Furcht kennen (= furchtlos sein)
sie kennen keine Rücksicht, Schonung (= sie gehen rücksichtslos, schonungslos vor)
kein Maß, Ziel kennen (= maßlos, ziellos handeln)
keine Unterschiede, Schranken kennen (= sich über alle Unterschiede, Schranken hinwegsetzen)
die Begeisterung kannte keine Grenze (= war sehr groß)
eine Katastrophe in noch nie gekanntem Ausmaße (= wie sie überhaupt noch nicht da war)
saloppdie Wirtschaft, den Laden, Rummel, Dreh kennen (= sich nicht täuschen lassen)
saloppdas kennen wir schon! (= diese Ausflüchte sind nichts Neues!)
sprichwörtlichJugend kennt keine Tugend
sprichwörtlichwas der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht
saloppDen Schmus kannte man [ M. WalserHalbzeit103]
salopper … ließ es [das Bier] sich von seiner Ordonnanz servieren, er kannte da nichts (= er ließ sich davon nicht abhalten) [ EisenreichUrgroßvater33]
2.
jmdn., sich kennenmit jmdm., miteinander (näher) bekannt sein, (näheren) Umgang, Verkehr haben
Beispiele:
wir kennen diesen jungen Mann
ich habe ihn gut gekannt
jmdn. genau, kaum, kurz, näher, persönlich kennen
jmdn. mit Namen, schon lange, von früher her, vom Sehen, vom Hörensagen kennen
gehobenjmdn. von Angesicht zu Angesicht kennen
sie wollen uns nicht mehr kennen (= sie wollen unsere Bekanntschaft verleugnen)
ich kenne hier keine Menschenseele (= ich kenne hier gar niemanden)
saloppich kenne hier kein Aas (= ich kenne hier gar niemanden)
sich erst wenige Wochen, nur flüchtig, seit Jahren kennen
3.
jmdn., etw. (an etw.) kennenjmdn., etw. (an etw.) erkennen, identifizieren
Beispiele:
jmdn. am Schritt, an der Stimme kennen
der Musiker kennt jedes einzelne Instrument am Klang
kennt ihr uns noch?
Deutschland / Wird nicht mehr zu kennen sein [ BrechtGedichte98]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
kennen · verkennen · Kenner · kennerisch · Kennerblick · Kennermiene · kenntlich · Kenntnis · Kennwort · Kennzeichen · kennzeichnen
kennen Vb. ‘wissen, gehört oder gesehen haben’, ahd. kennen (9. Jh.; bi-, irkennen, 8. Jh., s. bekennen, erkennen), mhd. mnd. kennen asächs. -kennian (in antkennian ‘erkennen’), aengl. cennan ‘unterrichten, kundtun’, anord. kenna ‘bekanntmachen, wahrnehmen, genießen’, schwed. känna ‘kundtun, erkennen, kennen’, got. kannjan ‘bekanntmachen’ stellen sich als kausative jan-Verben zum Präs. Sing. (germ. *kann-) des unter können (s. d.) behandelten präteritopräsentischen Verbs. – verkennen Vb. ‘nicht richtig erkennen, falsch beurteilen’ (17. Jh.). Kenner m. ‘wer Bescheid weiß, zuständig ist’ (16. Jh.). kennerisch Adj. ‘wissend’ (18. Jh.). Kennerblick m. (18. Jh.), Kennermiene f. (19. Jh.). kenntlich Adj. ‘erkennbar, deutlich’, mhd. kentlich, kantlich ‘erkennbar, bekennend, geständig’; vgl. auch mhd. kennelich ‘kennbar, offenkundig, bekannt’. Kenntnis f. ‘Wissen, Erfahrung’, mhd. kantnisse, kentnisse ‘Kenntnis, Erkenntnis’. Kennwort n. ‘für ausführliche Angaben stehendes vereinbartes Wort, Losung, Parole’ (20. Jh.). Kennzeichen n. ‘charakterisierendes, heraushebendes Merkmal’ (16. Jh.), dazu kennzeichnen Vb. ‘charakterisieren, markieren’ (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(jemandem) bekannt sein · Kontakt haben (zu jemandem) · kennen · mit jemandem in Verbindung stehen · zu jemandes Umfeld gehören
Assoziationen

(jemandem) etwas sagen · (jm.) bekannt (sein) · kennen
Unterbegriffe
  • (für jemanden) kein Neuland sein · (für jemanden) nichts Unbekanntes sein · (jemandem) nicht unbekannt sein  ●  (mit etwas) was am Hut haben ugs., fig. · etwas anfangen können (mit) ugs. · sich (mit etwas) ein bisschen auskennen ugs.

(jemanden) kennen (der etwas erledigen kann) · über entsprechende Kontakte verfügen  ●  (jemanden) an der Hand haben ugs.

(jemandem) nicht unbekannt sein · Erfahrungen haben (mit)  ●  Bekanntschaft gemacht haben (mit) fig. · (nur allzu gut) kennen ugs. · (von etwas) ein Lied singen können ugs., fig.

(die) Tradition will (dass) · (es) ist Tradition (dass) · (schon) kennen · (so) üblich sein · Tradition haben  ●  (etwas) immer so machen ugs. · immer so sein ugs.

(etwas / jemanden) kennen (von / aus) · (jemandem) bekannt sein (von ... her) · wissen, wie (jemand / etwas) aussieht

Typische Verbindungen zu ›kennen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›kennen‹.

Verwendungsbeispiele für ›kennen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Viele der Gäste kennen einander, andere stellen sich selber vor. [Schwarz, Peter-Paul (Hg.), Gepflegte Gastlichkeit, Wiesbaden: Falken-Verl. Sicker 1967, S. 217]
Ich kenne aber kaum eine Kamera, die es nicht wäre. [Spoerl, Alexander: Mit der Kamera auf du, München: Piper 1957, S. 116]
Er kennt nur die Lust der Entspannung, nicht die Lust der Spannung. [Goldstein, Kurt: Der Aufbau des Organismus, Den Haag: Nijhoff 1934, S. 210]
Das Dasein kennt die flüchtige Zeit aus dem »flüchtigen« Wissen um seinen Tod. [Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen: Niemeyer 1986 [1927], S. 424]
Alle kennen meine Lieder, aber in Geld hat sich das nicht ausgedrückt. [Der Spiegel, 12.04.1993]
Zitationshilfe
„kennen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/kennen>.

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