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ratlos

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung rat-los
Wortzerlegung Rat -los
Wortbildung  mit ›ratlos‹ als Erstglied: Ratlosigkeit
eWDG

Bedeutung

sich keinen Rat wissend
Beispiele:
ganz, völlig ratlos sein
ratlos dasitzen, umherlaufen, schweigen
einer Sache ratlos gegenüberstehen
jmdn. ratlos anblicken
ratlos den Kopf schütteln
ein ratloses (= bestürztes) Gesicht machen
daß ich mich noch ganz gut des ratlosen Entsetzens erinnern kann [ BahrHimmelfahrt308]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Rat · ratlos · ratsam · Ratgeber · Rathaus · Ratschlag · ratschlagen · beratschlagen
Rat m. ‘Empfehlung, Vorschlag, gemeinsame Überlegung, Beratung’ (vgl. mit sich zu Rate gehen ‘gründlich nachdenken’, zu Rate ziehen ‘befragen, konsultieren’, mit Rat und Tat), ferner ‘Abhilfe, Ausweg, beratendes, beschließendes Gremium’, ahd. (8. Jh.), mhd. mnd. rāt ‘Rat(schlag), Lehre, Überlegung, Entschluß, beratende Versammlung, Für-, Vorsorge, Vorrat, Nahrungsmittel, Hilfe’ (mhd. auch ‘Entbehrung, Verzicht’), asächs. rād ‘Rat, Hilfe, Vorteil’, mnl. raet, nl. raad ‘Rat(schluß)’, aengl. rǣd ‘Rat, Vorteil, Macht’, anord. rāð ‘Rat, Entschluß, Lage, Haushalt, Heirat’, schwed. råd ‘Rat, Ausweg, Mittel’ gehört als Abstraktum (germ. *rēda-) zu dem unter raten (s. d.) dargestellten Verb. Rat bezeichnet ursprünglich ‘alles, was für Ernährung und Erhaltung eines Haushalts vorsorgend anzuschaffen ist’ (s. Hausrat, Vorrat, Gerät) und ‘die Beschaffung, Besorgung dieser Mittel und Vorräte’ (s. Heirat, eigentlich ‘Hausbesorgung’), dann auch ‘Ausweg, Hilfe, Abhilfe’ (vgl. Rat schaffen, Rat wissen, kommt Zeit, kommt Rat) und ‘gutgemeinter Vorschlag, Empfehlung, Unterweisung’ (vgl. einen Rat erteilen). Schon im Ahd. steht rāt auch für ‘Beratung’ und daran anschließend für ‘(beratende) Versammlung, Ratsversammlung’, später für ‘Gremium, Behörde, Organ’ (vgl. Familien-, Staats-, Stadtrat, Ratsbeschluß, -sitzung). Aus der Bezeichnung für das einzelne Mitglied eines solchen Gremiums entwickeln sich entsprechende Titel (vgl. Geheim-, Regierungs-, Schulrat). – ratlos Adj. ‘keinen Rat wissend’, ahd. rātelōs ‘unberaten, unentschlossen’ (um 1000), frühnhd. ratlos ‘ohne Sorge, Pflege, Rat und Beistand’ (16. Jh.). ratsam Adj. ‘empfehlenswert, nützlich’ (16. Jh.), anfangs auch ‘Rat erteilend’. Ratgeber m. ‘wer einen Rat gibt, Berater’, mhd. rātgeber; vgl. ahd. rātgebo ‘Berater’ (um 800), mhd. rātgebe, auch ‘Mitglied eines Rates’. Rathaus n. ‘Amtsgebäude der Stadtverwaltung’, mhd. rāthūs. Ratschlag m. ‘Empfehlung, Vorschlag, Rat’ (15. Jh.), anfangs auch ‘Beratung, Beschluß’; ratschlagen Vb. (schwach flektierend) ‘eine Beratung abhalten, gemeinsam überlegen, besprechen, beraten’, ahd. rātslagōn ‘erraten, vermuten’ (Hs. 12. Jh.), mhd. rātslagen ‘beraten’; dafür heute präfigiertes beratschlagen Vb. (16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

außer Fassung · entgeistert · fassungslos · ratlos · schockiert · verständnislos · wie vom Schlag getroffen  ●  (ganz) aufgelöst ugs. · (ganz) durcheinander ugs., fig. · (ganz) von den Socken ugs. · (jemandem) bleibt die Spucke weg ugs., fig. · (jemanden) trifft der Schlag ugs., fig. · Schnappatmung (bekommen) ugs., übertreibend · dazu fällt jemandem nichts mehr ein ugs. · die Welt nicht mehr verstehen ugs. · entsetzt ugs., übertreibend · geschockt ugs. · konsterniert geh. · verdattert ugs. · wie vor den Kopf geschlagen ugs.
Assoziationen
  • durcheinander · entgeistert · fassungslos · konfus · neben sich stehen · verstört · verwirrt  ●  derangiert geh., franz. · neben der Rolle sein ugs. · tüdelig ugs. · von allen guten Geistern verlassen ugs.
  • erstaunen · frappieren · in Erstaunen setzen · verblüffen · verdutzen · verwundern · überraschen  ●  für Überraschung sorgen mediensprachlich · (jemanden) wundern ugs. · (jemanden) wundernehmen geh.
  • ratlos · sich nicht sicher · unentschieden · unentschlossen · unschlüssig  ●  (auch) nicht wissen, wie es weitergeht ugs. · indifferent geh.
  • (das ist ja) (ein) dolles Ding ugs. · (ja) ist denn das die Möglichkeit!? ugs. · Da wird der Hund in der Pfanne verrückt! ugs., Spruch, variabel · Ist nicht wahr! ugs., salopp, Spruch · Mich laust der Affe! ugs., Spruch · das darf nicht wahr sein! ugs. · das gibt's doch nicht! ugs. · das kann doch einfach nicht wahr sein! ugs. · das kann doch wohl nicht wahr sein! ugs. · du glaubst es nicht! ugs. · du kriegst die Motten! ugs., Spruch · du kriegst die Tür nicht zu! ugs., Spruch · ich (glaub ich) werd zum Elch! ugs., Spruch · ich fress 'en Besen! ugs., Spruch · ich glaub, es geht los! ugs., Spruch · ich glaub, ich spinne! ugs. · ich glaub, ich steh im Wald! ugs., Spruch · ich glaub, mich holn'se ab! ugs. · ich krieg die Motten! ugs., Spruch · ich werd' verrückt! ugs. · ja isset denn möglich!? ugs. · jetzt brat mir (aber) einer einen Storch! ugs., Spruch · jetzt brat mir einer 'en Storch ugs., veraltet · man glaubt es nicht! ugs. · wie (...) ist das denn!? ugs., jugendsprachlich · wie isset denn möglich?! ugs.
  • (etwas) nicht fassen können · (etwas) nicht glauben wollen · (völlig) überrascht (sein) · erstaunt (sein) · nicht bedacht haben · nicht eingestellt (gewesen) sein (auf) · nicht gerechnet haben (mit) · nicht vorbereitet (gewesen) sein (auf) · überrascht werden (von)  ●  (etwas) nicht auf dem Zettel (gehabt) haben ugs., fig. · (für jemanden / jemandem) sehr plötzlich kommen ugs. · (jemandem) bleibt die Spucke weg ugs., fig. · (jemandem) fällt die Kinnlade herunter ugs., salopp · (jemandem) klappt die Kinnlade herunter ugs., salopp · aus allen Wolken fallen ugs., fig. · kalt erwischt werden ugs. · mit etwas überhaupt nicht gerechnet haben ugs. · nicht auf dem Schirm (gehabt) haben ugs., fig.
  • die Welt nicht mehr verstehen · fragend · stutzig · verständnislos · verwirrt
  • (jemand) weiß nichts mehr zu sagen · (jemandem hat es) die Sprache verschlagen · (jemandem) fehlen die Worte · (jemandem) gehen die Worte aus · (jemandem) verschlägt es die Sprache · jemand sagt nichts mehr (zu) · nichts mehr einfallen (zu) · sprachlos sein · verstummen  ●  (jemandem) bleibt (da) die Spucke weg ugs., fig. · (jemandem) fällt nichts mehr ein (zu) ugs. · Gö, jetzt bist stad! ugs., österr.
  • wie angewurzelt stehenbleiben · wie erstarrt sein  ●  zur Salzsäule erstarren ugs.
  • (erst einmal) nichts zu sagen wissen · (jemanden) groß ansehen · (sehr) erstaunt sein · bestaunen · bewundern · kaum glauben wollen (was man sieht) · kaum glauben wollen (was man zu hören bekommt) · mit großen Augen ansehen · mit offenem Mund dastehen · seinen Augen nicht trauen (wollen) · seinen Ohren nicht trauen (wollen) · sich wundern · staunen (über) · verwundert anstarren  ●  aus dem Staunen nicht mehr herauskommen Verstärkung · nicht schlecht staunen Verstärkung · (den) Mund nicht mehr zubekommen ugs. · (jemanden) anstarren wie ein Wesen vom anderen Stern ugs., variabel · (jemanden) anstarren wie einen Marsmenschen ugs. · Bauklötze staunen ugs., Verstärkung · Glotzaugen machen ugs. · Kulleraugen machen ugs. · Stielaugen bekommen ugs., fig. · angaffen ugs. · doof gucken ugs. · große Augen machen ugs. · gucken wie ein Auto ugs., veraltend · wer beschreibt mein Erstaunen (als) geh., literarisch, variabel, veraltend, floskelhaft
  • erstaunt · perplex · platt · sprachlos · verblüfft · verdattert · verdutzt · verwundert  ●  (echt) von den Socken ugs. · baff ugs. · bass erstaunt geh., veraltend, Verstärkung · erstaunten Auges (adverbial) geh., scherzhaft, altertümelnd · geplättet ugs., fig. · platt wie 'ne Flunder ugs., Verstärkung · platt wie eine Briefmarke ugs.
  • nicht glauben können, was geschieht · nicht wissen, wie einem geschieht  ●  (jemandem) wankt der Boden unter den Füßen fig. · (jemandem) vergeht Hören und Sehen ugs. · nicht (mehr) wissen, ob man Männchen oder Weibchen ist ugs. · nicht mehr wissen, wo vorne und hinten ist ugs., übertreibend
  • (eine) böse Überraschung erleben · (für jemanden eine) böse Überraschung (sein) · eine unangenehme Überraschung erleben · unangenehm überrascht sein  ●  (sich) fühlen wie vor den Kopf geschlagen ugs. · wie vor den Kopf geschlagen sein ugs.
  • am Ende (sein) · aufgeschmissen · ausgespielt haben · erledigt · geliefert · verloren  ●  mattgesetzt fig. · am Arsch derb · gefickt vulg. · im Arsch derb · um jemanden ist es geschehen geh., veraltend · verratzt ugs.
  • befremdet · irritiert · verdutzt  ●  bewildert geh., veraltet, Anglizismus · konsterniert geh.
  • einen Schock (bekommen) haben  ●  unter Schock stehen fig.

ratlos · sich nicht sicher · unentschieden · unentschlossen · unschlüssig  ●  (auch) nicht wissen, wie es weitergeht ugs. · indifferent geh.
Assoziationen

(sich) keinen Rat wissen · achselzuckend dastehen · hilflos (sein) · mit den Achseln zucken · ratlos  ●  keine Idee haben, wie es weitergehen soll ugs. · nicht wissen, wie es weitergehen soll ugs.
Assoziationen
  • (auch) nicht (mehr) weiterwissen · (es ist) keine Lösung in Sicht (für) · (sich) keinen Rat wissen · (sich) nicht mehr zu helfen wissen · keine Lösung (parat) haben · mit seiner Weisheit am Ende sein · nicht wissen, was man machen soll · nicht wissen, was zu tun ist · passen müssen · ratlos sein  ●  (Da) ist guter Rat teuer. sprichwörtlich · keine Antwort(en) haben auf fig. · (dastehen / aussehen) wie eine Kuh wenn's donnert ugs. · (sich) die Haare raufen ugs., fig. · (zu etwas) fällt einem nichts (mehr) ein ugs. · Was tun, sprach Zeus. ugs., Spruch · kein Patentrezept haben ugs., fig. · mit seinem Latein am Ende (sein) ugs., fig. · nackt in den Erbsen stehen ugs., fig. · sein Pulver verschossen haben ugs., fig. · und da(nn) verließen sie ihn ugs., Spruch · und jetzt? ugs., variabel
  • (sich) keinen Rat wissen · (sich) nicht zu helfen wissen · (völlig) hilflos dastehen · hilflos wie ein (kleines) Kind (sein) · hilflos wie ein neugeborenes Baby (sein) · nicht wissen, was man machen soll  ●  verloren (sein) fig.
  • am Ende (sein) · aufgeschmissen · ausgespielt haben · erledigt · geliefert · verloren  ●  mattgesetzt fig. · am Arsch derb · gefickt vulg. · im Arsch derb · um jemanden ist es geschehen geh., veraltend · verratzt ugs.

Typische Verbindungen zu ›ratlos‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›ratlos‹.

Verwendungsbeispiele für ›ratlos‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Mein Vater blickte mich ratlos an, meine Mutter erstaunlich ruhig. [Reich-Ranicki, Marcel: Mein Leben, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1999, S. 252]
Neben uns weinten die beiden Frauen und wir saßen uns alle ratlos gegenüber. [Langhoff, Wolfgang: Die Moorsoldaten, Stuttgart: Verl. Neuer Weg 1978 [1935], S. 59]
Nachdem wir etwas von Spielen erzählt hatten, wurde auch er etwas ratlos. [C’t, 1999, Nr. 21]
Dann schließt er sich wieder, und man schaut etwas ratlos zur Decke. [Die Zeit, 18.11.1999, Nr. 47]
Sooft das geschah, war man ratlos wie bei dem ersten Mal. [Lichtenstein, Alfred: Der Selbstmord des Zöglings Müller. In: Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1913], S. 35497]
Zitationshilfe
„ratlos“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/ratlos>.

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